Da, wo es Hunde und Katzen regnet

Regen ist so ein Ding. Wenn er fehlt, wünscht man ihn sich herbei, ist er aber da, darf er gerne verschwinden. Der Regen und seine Allgegenwärtigkeit im Smalltalk verbinden Namibia und Deutschland. „Es regnet nun schon seit Tagen!“ steht gegen „Ich hatte gestern Abend 25mm!“.

Im Englischen gibt es den Ausdruck „It's raining cats and dogs“ für wenn es wirklich schüttet. Ein Bild, so absurd und bizarr, dass eine Gruppenausstellung in der National Art Gallery es sich als Titel und Leitmotiv gewählt hat. Es geht um die Auflösung der Grenzen zwischen Fiktion und Realität sowie zwischen Deutschland und Namibia. Die Künstler der Gruppenausstellung haben deswegen nach Themen gesucht, die die beiden Staaten verbindet – zum Beispiel die explodierenden Wohnkosten in den Staaten. Oder sie haben Projekte initiiert, die eine Kooperation ermöglichen, ja erfordern.

So wie Carola Rümper. Auch sie wurde von Kirsten Wechselberger nach Windhoek eingeladen, um an „It's raining cats and dogs“ teilzunehmen. Eines der beiden Projekte besteht aus Briefmarken, die von deutschen und namibischen Künstlern entworfen wurden. „Die Deutsche Post bietet das als Service an. Es gibt aber von jedem Motiv nur zwei Exemplare“, erklärt Rümper. Der nächste Schritt des Projekts: Auch die namibische Post soll die Briefmarken drukken und es sieht gut aus, dass das klappt. „Briefmarken spiegeln auch immer die Identität eines Landes wider. Gerade wegen der kolonialen Vergangenheit war es mir deshalb wichtig, dass namibische und deutsche Künstler gleichberechtigt nebeneinander stehen.“ Der Grundgedanke von „Stamp Alive“ ist die Kommunikation. Deswegen geht die Arbeit auch über die Briefmarken hinaus: „Die Korrespondenz mit den 30 Künstlern in Deutschland und Namibia gehört genauso dazu wie die mit der Post“, sagt sie.

Ihr zweites Projekt sind die Rümpiens. Kleine Wesen, die ein wenig aussehen wie Gespenstschrecken. Sie sind fiktiv aber wenn Carola Rümper darüber spricht, klingt es, als halte sie einen wissenschaftlichen Vortrag. „Rümpiens sammeln sich unter Wolken. Salamander tun das auch, ich gehe deswegen davon aus, dass auch sie Amphibien sind.“ Ein Teil ihres Rümpiens-Projekts will die Berlinerin auch in Namibia fortführen: „Man kann sich bei uns Ferngläser ausleihen. Wer mag, kann sich dabei fotografieren, wie er nach Rümpiens Ausschau hält und damit Teil meines Projekts werden kann.“

Andere Arbeiten der Ausstellung, die noch bis zum 3. März zu sehen ist, zeigen andere absurde Dinge. Zum Beispiel die kleinen Kritzeleien, die Niina Turtola auf ihre Notizzettel gemalt halt, während sie in einem Meeting mit hochrangigen Regierungsvertretern saß. Oder die Schachbretter mit Figuren darauf, die so gar nicht passen wollen, was aber erst auf den zweiten Blick überhaupt auffällt. Hiermit will Kirsten Wechselberger die Rolle des Staates hinterfragen.

Insgesamt wirkt „It's raining cats and dogs“ sehr durchdacht. Viele der Arbeiten fügen sich nahtlos in das Gesamtkonzept, auch wenn etwa die Arbeiten von Peter Möller herauszufallen scheinen. Der Berliner zeigt seine Zeichnungen aus Hellersdorf, einem Stadtteil der deutschen Hauptstadt. Hier möchte sich der Namibiabezug nicht sofort zeigen. Allerdings leben auch diese Zeichnungen von ihrem surrealistischen Charakter und damit dem Spiel mit Realität und Fiktion.

Die Ausstellung schüttet jedenfalls einen ganzen Kübel Kunst auf ihre Besucher, die auf unprätentiöse, teilweise ironische Weise zum Denken anregt und durchaus Spaß macht.



Robert Hofmann