"Das Engagement lohnt sich auf jeden Fall"
AZ: Wie lange waren Sie jetzt hier?
C. Kalle: Ich bin im August 2002 nach Namibia gekommen, kannte das Land aber schon, weil ich in den 90er Jahren in der GTZ-Zentrale für Namibia verantwortlich war. Im Jahr 1990 war ich das erste Mal im Land und habe bis heute die Verbindung nicht verloren - und das möchte ich auch so beibehalten.
AZ: Warum gehen Sie und wohin?
C. Kalle: Mein Vertrag lief normalerweise bis Oktober 2008, aber ich hatte mich auf die ausgeschriebene Stelle zur Leitung des kaufmännischen und Finanzbereichs in der GTZ-Zentrale in Eschborn (bei Frankfurt/M.) beworben und bin angenommen worden. Dort fange ich am 1. Dezember 2007 an.
AZ: Ist die Nachfolge für Namibia schon geklärt?
C. Kalle: Ja, mein Nachfolger ist Axel Momber. Er ist derzeit GTZ-Landeskoordinator in Äthiopien und kommt im Januar 2008 nach Namibia.
AZ: Was waren rückblickend die Sternstunden Ihrer Tätigkeit?
C. Kalle: Eine davon war, dass die GTZ-Beratung im Landreform-Prozess in einen strategischen Plan gemündet ist (der so genannte PTT-Bericht, die Red.), der vom Kabinett bestätigt wurde. Das war ein absoluter Erfolg. Außerdem haben wir ein Programm für ökonomisches Wachstum aufgestellt - dieses Konzept soll eine integrierte Privatwirtschaftsförderung gewährleisten und bald im Kabinett behandelt werden. Ein weiterer Erfolg ist die engere Verzahnung zwischen den Institutionen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - das, was wir gern als Entwicklungshilfe aus einem Guss bezeichnen.
AZ: Und was waren die Tiefschläge?
C. Kalle (überlegt lange): Mir fällt nur das Thema HIV/Aids ein. Das ist eine Sisyphusarbeit - und ein Wahnsinn, wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung anschaut.
AZ: Während sich andere Länder und Geber aus Namibia zurückziehen, wird die GTZ bleiben. Warum?
C. Kalle: Das Engagement lohnt sich auf jeden Fall, weil die Rahmenbedingungen ausgesprochen günstig sind. Die Nachfrage nach Kompetenzaufbau (Capacity Building) ist sehr hoch. Es gibt auch Länder, die wollen nur Geld, in Namibia aber sind personelle und technische Unterstützung sehr gefragt und helfen wirklich.
AZ: Haben Sie ein Problem mit dem Spagat ob der Finanzierung staatlicher Pflichtaufgaben (z.B. Bildung, Gesundheitswesen) durch westliche Geber, welche die Verschwendung namibischer Steuergelder (z.B. fürs Staatshaus) fördert?
C. Kalle: Wir arbeiten hier im Auftrag der Bundesregierung, deshalb sitzen dort die Entscheidungsträger. Es gibt hier bedauerliche Fehlzuordnungen, doch im afrikanischen Vergleich ist Namibia noch so etwas wie eine Insel der Glückseligen, was Demokratie, Rechtstaatlichkeit und politische Stabilität angeht. Dennoch gibt es hier auch Verbesserungsbedarf.
AZ: Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf in Namibia?
C. Kalle: Neben dem Kampf gegen HIV/Aids will ich das Entschlacken von unnötigen Regelwerken nennen, die das Unternehmertum behindern. Außerdem muss die Mikrofinanzierung ausgebaut werden - derzeit gibt es zwar ein Pilotprojekt, aber in diesem Bereich steckt noch viel Potenzial.
AZ: Fällt Ihnen der Abschied von Namibia schwer?
C. Kalle: Ja, ich gehe sehr ungern. Namibia wird meine zweite Heimat bleiben, deshalb komme ich mit Sicherheit zurück.
AZ: Danke für das Gespräch.
GTZ in Namibia
Die GTZ ist an sieben bilateralen Projekten in folgenden Bereichen beteiligt: Ressourcenschutz (3), Transportwesen, nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, HIV/Aids und Aufarbeitung der Geschichte des Widerstandes. Von Namibia aus werden auch zwei SADC-Projekte im Ressourcenschutz koordiniert, darüber hinaus befindet sich in Windhoek die Zentrale von ProKlima, die das weltweite GTZ-Projekt zum Schutz der Ozonschicht leitet.
Die Unterstützung der GTZ im Rahmen der deutsch-namibischen Entwicklungszusammenarbeit beträgt seit 1990 knapp 110 Mio. Euro bzw. ca. 1,067 Mrd. Namibia-Dollar (Quelle: Helmut Angula, Generalsekretär der Nationalen Planungskommission Namibias, August 2007).
Der Hauptsitz der GTZ befindet sich in Windhoek, John-Meinert-Straße 88, Tel. 061-222447, Fax: 061-222427, E-Mail: [email protected], Homepage: www.gtz.de
C. Kalle: Ich bin im August 2002 nach Namibia gekommen, kannte das Land aber schon, weil ich in den 90er Jahren in der GTZ-Zentrale für Namibia verantwortlich war. Im Jahr 1990 war ich das erste Mal im Land und habe bis heute die Verbindung nicht verloren - und das möchte ich auch so beibehalten.
AZ: Warum gehen Sie und wohin?
C. Kalle: Mein Vertrag lief normalerweise bis Oktober 2008, aber ich hatte mich auf die ausgeschriebene Stelle zur Leitung des kaufmännischen und Finanzbereichs in der GTZ-Zentrale in Eschborn (bei Frankfurt/M.) beworben und bin angenommen worden. Dort fange ich am 1. Dezember 2007 an.
AZ: Ist die Nachfolge für Namibia schon geklärt?
C. Kalle: Ja, mein Nachfolger ist Axel Momber. Er ist derzeit GTZ-Landeskoordinator in Äthiopien und kommt im Januar 2008 nach Namibia.
AZ: Was waren rückblickend die Sternstunden Ihrer Tätigkeit?
C. Kalle: Eine davon war, dass die GTZ-Beratung im Landreform-Prozess in einen strategischen Plan gemündet ist (der so genannte PTT-Bericht, die Red.), der vom Kabinett bestätigt wurde. Das war ein absoluter Erfolg. Außerdem haben wir ein Programm für ökonomisches Wachstum aufgestellt - dieses Konzept soll eine integrierte Privatwirtschaftsförderung gewährleisten und bald im Kabinett behandelt werden. Ein weiterer Erfolg ist die engere Verzahnung zwischen den Institutionen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - das, was wir gern als Entwicklungshilfe aus einem Guss bezeichnen.
AZ: Und was waren die Tiefschläge?
C. Kalle (überlegt lange): Mir fällt nur das Thema HIV/Aids ein. Das ist eine Sisyphusarbeit - und ein Wahnsinn, wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung anschaut.
AZ: Während sich andere Länder und Geber aus Namibia zurückziehen, wird die GTZ bleiben. Warum?
C. Kalle: Das Engagement lohnt sich auf jeden Fall, weil die Rahmenbedingungen ausgesprochen günstig sind. Die Nachfrage nach Kompetenzaufbau (Capacity Building) ist sehr hoch. Es gibt auch Länder, die wollen nur Geld, in Namibia aber sind personelle und technische Unterstützung sehr gefragt und helfen wirklich.
AZ: Haben Sie ein Problem mit dem Spagat ob der Finanzierung staatlicher Pflichtaufgaben (z.B. Bildung, Gesundheitswesen) durch westliche Geber, welche die Verschwendung namibischer Steuergelder (z.B. fürs Staatshaus) fördert?
C. Kalle: Wir arbeiten hier im Auftrag der Bundesregierung, deshalb sitzen dort die Entscheidungsträger. Es gibt hier bedauerliche Fehlzuordnungen, doch im afrikanischen Vergleich ist Namibia noch so etwas wie eine Insel der Glückseligen, was Demokratie, Rechtstaatlichkeit und politische Stabilität angeht. Dennoch gibt es hier auch Verbesserungsbedarf.
AZ: Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf in Namibia?
C. Kalle: Neben dem Kampf gegen HIV/Aids will ich das Entschlacken von unnötigen Regelwerken nennen, die das Unternehmertum behindern. Außerdem muss die Mikrofinanzierung ausgebaut werden - derzeit gibt es zwar ein Pilotprojekt, aber in diesem Bereich steckt noch viel Potenzial.
AZ: Fällt Ihnen der Abschied von Namibia schwer?
C. Kalle: Ja, ich gehe sehr ungern. Namibia wird meine zweite Heimat bleiben, deshalb komme ich mit Sicherheit zurück.
AZ: Danke für das Gespräch.
GTZ in Namibia
Die GTZ ist an sieben bilateralen Projekten in folgenden Bereichen beteiligt: Ressourcenschutz (3), Transportwesen, nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, HIV/Aids und Aufarbeitung der Geschichte des Widerstandes. Von Namibia aus werden auch zwei SADC-Projekte im Ressourcenschutz koordiniert, darüber hinaus befindet sich in Windhoek die Zentrale von ProKlima, die das weltweite GTZ-Projekt zum Schutz der Ozonschicht leitet.
Die Unterstützung der GTZ im Rahmen der deutsch-namibischen Entwicklungszusammenarbeit beträgt seit 1990 knapp 110 Mio. Euro bzw. ca. 1,067 Mrd. Namibia-Dollar (Quelle: Helmut Angula, Generalsekretär der Nationalen Planungskommission Namibias, August 2007).
Der Hauptsitz der GTZ befindet sich in Windhoek, John-Meinert-Straße 88, Tel. 061-222447, Fax: 061-222427, E-Mail: [email protected], Homepage: www.gtz.de
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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