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Das Kaokoveld: Arides Eden zwischen Hege, Nutzung und Raubwirtschaft

Kaokoveld - der riesige nordwestliche Landesteil Namibias lockt Nostalgiker und ist Reiseziel auserlesener Abenteuersafaris. Wilddiebe sind seltener geworden. - Soweit die touristische Sicht mit dem Klischee traditionell gekleideter Ovahimba, die auf Postkarten eine Art afrikanische Zeitlosigkeit suggerieren, die sich jedoch als Illusion herausstellt. Die Kolonialzeit deutscher und südafrikanischer Prägung sowie zwei Jahrzehnte des souveränen Namibias sind über diese faszinierende Wüsten-, Savannen- und Berglandschaft mit seinen ausgeprägten Menschen nicht spurlos hinweggegangen und haben das Land und seine Einwohner und den zumeist geschundenen Wildbestand jeweils neu berührt, positiv und negativ. Das Kaokoveld ist noch nicht "gerettet", genauso wenig wie sich die gesamte Gesellschaft Namibias als "sicher" wähnen kann. Vor kurzem haben Bilder drei vergifteter Wüstenlöwen am Hoarusib die Öffentlichkeit schockiert und daran erinnert, dass Landnutzung, Wildhege und Viehzucht in enger Nachbarschaft sowie Sozialverpflichtung in diesem Landstrich tagesaktuelle Themen bleiben werden.
Kein anderer wäre mehr berufen, diese Fragen aus eigener Erfahrung subjektiv, persönlich und daher authentisch zu behandeln und mit seinem Namen dazu zu stehen als Garth Owen-Smith. Als sozial engagierter Ökologe und Autodidakt, zuweilen Abenteurer und politischer Dissident unter den Apartheidsregierungen Südwestafrikas, Südafrikas und selbst im umkämpften Rhodesien/Simbabwe 1977 war er stets der Weidewirtschaft und dem Naturschutz verbunden, aber sein Augenmerk lag konsequent auf dem Kaokoveld.

Im April dieses Jahres hat er den Staub der großen Provinz Kaoko abgeschüttelt und sich mit seiner Gefährtin Dr. Margret Jacobsohn, ehemals Ethnologin unter den Ovahimba, zur Ruhe gesetzt, aber gleichzeitig sein Lebenswerk veröffentlicht, woraus staatliche Planer der Landnutzung, lokale Gemeinschaften, interessierte Fremdenführer und Touristen sowohl Zugriff zu praktischen Erfahrungen erhalten als auch sich einen zusammenhängenden Einblick in die Chronologie des verlockenden und leider immer wieder ausgemergelten Landstrichs verschaffen können.

Owen-Smith schreibt in mehreren Lagen und Schichten. Packend ist der persönliche Lebenslauf aufs Engste mit dem letztendlichen Hauptthema verwoben - die nachhaltige Nutzung des Wildes, der Weide und anderer natürlicher Ressourcen unter direkter Einbindung der angestammten Lokalbevölkerung. Der persönliche Weg vom gelangweilten Tsumeber Bergmann (wahrscheinlich ungelernt) - im Alter von 23 Jahren, den sein erster Besuch im August 1967 im Kaokoveld "auf immer" verändert hat, zum Mittsechziger, der nach 43 Jahren aktiven Engagements im Wildschutz, der Weidewirtschaft und der Sozialkontakte in drei Ländern des südlichen Afrika gewirkt hat, ist eine ökologisch soziale Odyssee. Auf dem Weg lagen Namibia, Südafrika (Natal), Simbabwe und ab Ende der siebziger Jahre wieder Namibia, wo er zunächst im Sperrgebiet Fuß fasst, bis er endlich ins Damaraland/Kaokoveld zurückkehren kann, wo er anfangs zu seiner Lebensaufgabe inspiriert wurde. Dort wird die ehemalige Farm Wêreldsend bei den Nashornschützern auf längere Zeit sein Quartier.

Die Apartheidsära, wie sie sich auch in den weißen Naturschutzbehörden Südafrikas und Südwestafrikas niedergeschlagen hatte, das im Buschkrieg belagerte Simbabwe, der Anlauf auf Namibias Unabhängigkeit sowie der namibische Neuanfang nach 1990 mit gewonnenen und verspielten Chancen bilden die historische Kulisse des Autoren und verleihen seiner Schrift mehr Glaubwürdigkeit. Dabei lenkt er auch den Blick auf die Belastung, die sein wechselhaftes Leben für seine erste Frau und zwei Söhne mit sich gebracht hat. Garth Owen-Smith als Aussteiger - von Tsumeb ist er mit dem Fahrrad bis nach Botswana gefahren -, als politischen Dissidenten und ökologischen Verfechter zu beschreiben, reicht nicht aus, aber von alledem hat er etwas.

Der namibische Leser findet in diesem Werk viele bekannte Namen aus dem früheren Naturschutz - Stoffel Rocher, Bernabé de la Bat, Eugene Joubert usw. mit denen er sich arrangiert oder gerauft hat. Dazu die Öko- und Nashorn-Aktivisten von Wêreldsend im Damaraland, mit denen er nicht immer in ruhigen Gewässern war; dazu Jagdkonzessionäre wie Volker Grellmann von Anvo Hunting Safaris, mit denen er sich abzustimmen hatte. Und schließlich die Ovahimba-, Ovaherero- sowie Dama-Führer, darunter Munimohoro Kapika, um deren Kooperation er sich bemüht hat. Somit ist das Buch einmal eine subjektive und daher höchst authentische Chronik der Wildnutzung und Weidewirtschaft von Natal, über Rhodesien/Simbabwe, ins namibische Sperrgebiet, zum Etoscha- Nationalpark und schließlich in sein geliebtes Kaokoveld. Dem Leser verabreicht er dabei manch theoretische Abhandlung. Die Rechtschreibung deutscher und schwedischer Namen ist nicht des Autoren Stärke. Obwohl der Buchtitel bildlich, werbewirksam und nostalgisch vom "Arid Eden" spricht, bleibt die Nordostregion weit vom Paradies entfernt, wie die kürzlich vergifteten Löwen wieder gezeigt haben. Aber das Plädoyer und die Durchsetzung des Konzepts, dass die jeweilige Lokalbevölkerung in einem Wildnisgebiet direkt, selbstbewusst, verantwortlich und nutznießend in Hege, Jagd und Tourismus eingebunden wird, derweil auch Viehzucht - mit gewissen Risiken - möglich sein muss, sollte sich nicht nur für die Gegenwart, sondern dauerhaft für die Zukunft bewähren. Namibia und das Kaokoveld haben darin tatsächlich eine Vorbildfunktion für andere Staaten Afrikas gewonnen. Garth Owen-Smith hat einen wesentlichen Anteil daran. Eberhard Hofmann

An Arid Eden - A personal Account of Conservation in the Kaokoveld, Garth Owen-Smith. Jonathan Ball Publishers, Johannesburg und Kapstadt , 2010. Broschürter und mit vielen originellen Fotos illustrierter Band, 610 Seiten. ISBN: 978-1-86842-363-7. Unverbindlicher Richtpreis: 290 N$

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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