Das neue Cañon Roadhouse: Dinieren zwischen Oldtimern
Ist das hier das Restaurant? Oder haben wir uns in ein Automuseum verlaufen? Hier und da stehen Tische und Stühle. Dort drüben erblicken wir eine Bar. So weit, so gut. Aber zwischen den Tischen stehen lauter Oldtimer, an den Wänden hängen ausgediente Straßen- und Hinweisschilder, hinten in der Ecke entdecken wir alte Werkzeuge und hinter der Bartheke ragen Benzin-Zapfsäulen aus längst vergangenen Tagen hervor. Insgesamt wirkt der riesige Raum mit seinem Betonfußboden und dem hohen Dach wie eine ehemalige Werkstatthalle, die nun als Automuseum dient. Und als Restaurant.
Wir sind zu Gast im Cañon Roadhouse, einer der vier Unterkünfte im Gondwana Cañon Park am Fischfluss-Canyon im Süden Namibias. An der Sandstraße zum Aussichtspunkt des Canyons gelegen, hat es sich seit seiner Öffnung vor mehr als zehn Jahren einen Ruf als gemütlicher Landgasthof mit uriger Atmosphäre und origineller Dekoration erworben. Nun wurde es renoviert, umgebaut und erweitert: Statt neun gibt es nun 24 Zimmer, alle mit Klimaanlage ausgestattet. Rezeption, Restaurant und Bar sind in ein neues Gebäude umgezogen; die alten Räume sind vorgesehen für ein umfangreiches Info-Zentrum mit Schautafeln zur Entstehung des Canyons, zur Geschichte der Gegend, zur Tier- und Pflanzenwelt sowie zum Gondwana Cañon Park mit seinen wieder angesiedelten Wildarten wie Spitzmaul-Nashorn, Kuhantilope, Streifengnu und Savannen-Zebra.
Hauptattraktion ist natürlich das neue Erlebnis-Restaurant, das sich in Gestalt und Dekoration ganz dem Motto des Roadhouse widmet. Schon an der Straßeneinfahrt werden Besucher von der verrosteten Karosserie eines uralten Lastwagens begrüßt; auf dem Weg zum Hauptgebäude geht man am Wrack eines Oldtimers vorbei, das aus dem Sandboden ragt und in dessen Motorraum ein mächtiger Köcherbaum wächst.
Trotz dieser Vorboten ist man überwältigt, wenn man das Gebäude betritt. Zehn weitere Oldtimer sind in der Halle verteilt, auf liebevolle und originell Weise hergerichtet und arrangiert: Ein Wagen steht voll beladen wie zur Abfahrt bereit, bei einem anderen wird scheinbar gerade ein kaputter Reifen gewechselt, ein dritter wächst halb aus der Wand und dient als Kamin, ein vierter stellt sich als völliges Phantasiegebilde heraus, das offenbar vom Dampfmobil Martin Luther bei Swakopmund inspiriert wurde. Überall im Raum gibt es etwas zu entdecken und zu schmunzeln. Über der Bar steht in großen Lettern Gelb auf Rot "Tankstelle / Pompstasie"; hinter der Theke ragen uralte Zapfsäulen mit Glaszylindern hervor, die nicht mit Benzin, sondern mit Bierflaschen gefüllt sind.
Kreativität, Verspieltheit und Humor, die sich in der Dekoration zeigen, haben Tradition im Roadhouse. Vor mehr als zehn Jahren bauten die damalige Manager Alain und Sonia Noirfalise, heute Teilhaber der Gondwana Collection, ein altes Farmhaus in eine Unterkunft um. Da sie nah an der Straße zum Canyon lag, nannten sie diese Cañon Roadhouse. Geld war knapp, so dass sie sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren mussten. Für die Dekoration war praktisch kein Budget vorhanden. Doch Not macht erfinderisch. Auf jeder Farm gibt es Gerümpel. Beim Säubern und Aufräumen des ehemaligen Farmgeländes fanden sie viel Schrott, darunter ausgediente Wagen und Autoteile. Und schon war eine Idee geboren, die dem Roadhouse später zum Kultstatus verhelfen sollte. Ein alter Lastwagen wurde an die Straßeneinfahrt geschleppt, mit Willkommens-Schild versehen und so zur Gallionsfigur umfunktioniert. Auf der Terrasse stellten Alain und Sonia eine alte Benzinpumpe auf und hängten ein verrostetes Moped am Rande des Schattendachs auf. Im Restaurant zierten viele alte Gebrauchsgegenstände die Wände; in eine Wand zum Innenhof mit dem überdachten Gang zu den Zimmern wurde das Rad eines Ochsenwagens eingelassen. Ihren Gipfel erreichte die Deko-Mania in der Old Wheelers Bar, in deren Rückwand die abgesägte Front eines alten Autos montiert wurde - die Scheinwerfer dienten als Leuchten, die Stoßstange als Verkleidung des Gläser-Regals. Von der originellen Dekoration angeregt, kamen später Nachbar-Farmer, Tourführer und andere Besucher mit alten Gerätschaften, die sie irgendwo aufgelesen hatten, oder mit Tipps, wo sie welche gesehen hatten. Mit jedem Stück wurde es uriger im Roadhouse.
Anfang des Jahres stand die Renovierung und Erweiterung an. Nach dem Erfolg der Oshebeena Bar im Etosha Safari Camp, einer Bar im Stile einer typischen afrikanischen Shebeen (Township-Pinte), kam sofort der Gedanke auf, auch im Roadhouse ein Erlebnis-Restaurant einzurichten - rund ums Thema Transport, mit der Atmosphäre einer Werkstatthalle, mit Oldtimern, Autoteilen, Straßen- und Nummernschildern sowie allen Gegenständen, die irgendetwas mit dem Thema Transport zu tun haben. Anders als damals stand nun ein Budget zur Verfügung. Gondwana-Geschäftsführer Manni Goldbeck ließ daraufhin keine Auktion aus und startete eine Anzeigen-Aktion ("Wir suchen Ihren Krempel.").
Die aufwändige Dekoration ist keinesfalls (nur) Spielerei. Durch das originelle Ambiente eines Auto- und Transportmuseums wird das Speisen nämlich zum ganz besonderen Erlebnis - wenn nicht gar zur Nebensache. Und das will bei der exquisiten A-la-Carte-Küche und ihrem bereits legendären Amarula Cheese Cake etwas heißen! So mancher Besucher mag sich an seinen ersten Wagen erinnern oder darüber grübeln, wofür der eine oder andere Gegenstand wohl einmal gut gewesen war.
Doch mit dem kleinen Museum nicht genug. Nebenan, in den ehemaligen Räumen von Restaurant und Bar, entsteht ein Info-Zentrum. Mehr als 20 Schautafeln informieren auf unterhaltsame Weise über Geologie, Klima, Flora, Fauna und Geschichte der Gegend. Man erfährt nicht nur, wie der zweitgrößte Canyon der Welt entstanden ist, sondern auch, welch tragische Schicksale und lustige Begebenheiten sich mit ihm verbinden. Wie ist die Geschichte zum einsamen Grab des deutschen Offiziers Thilo von Trotha? Wie kommt die bunt bemalte Vespa in die gewaltige Schlucht? Woher stammen die Dattelpalmen bei den Schwefelquellen? Außerdem erfährt man im Zentrum viel über das Wüstensystem der Nama Karoo mit seinen typischen Pflanzen wie den Köcherbaum und über den Gondwana Cañon Park, das "Klein-Etoscha des Südens": Im Zuge seines erfolgreichen Wildprogramms wurden einst heimische Tierarten wie Kuhantilope, Savannen-Zebra und Streifengnu ausgesetzt - seit April leben sogar wieder vier Spitzmaul-Nashörner am Canyon.
Mit seinem nostalgischen Transport-Museum und dem spannenden Info-Zentrum ist das Cañon Roadhouse nun Dreh- und Angelpunkt der Gegend, kurz: das Tor (gateway) zum Canyon. Wer im Roadhouse nicht nur kurz stoppen, sondern auch übernachten möchte, dem steht ein gepflegtes Zimmer zur Verfügung, das mit einer energiesparenden Klimaanlage ausgestattet ist. Die Preise sind auch für Urlauber aus Namibia und Südafrika erschwinglich - vor allem mit der Gondwana Card, mit der man 50 bzw. 40 Prozent Rabatt auf Übernachtung und Frühstück erhält. Außerdem gibt es einen Campingplatz mit guten Toiletten- und Waschräumen. Eine frisch installierte Wasser-Aufbereitungsanlage sorgt dafür, dass künftig Rasenplätze angelegt und bewässert werden können.
Mehr zum Cañon Roadhouse und zum Gondwana Cañon Park im Internet (www.gondwana-collection.com).
Wir sind zu Gast im Cañon Roadhouse, einer der vier Unterkünfte im Gondwana Cañon Park am Fischfluss-Canyon im Süden Namibias. An der Sandstraße zum Aussichtspunkt des Canyons gelegen, hat es sich seit seiner Öffnung vor mehr als zehn Jahren einen Ruf als gemütlicher Landgasthof mit uriger Atmosphäre und origineller Dekoration erworben. Nun wurde es renoviert, umgebaut und erweitert: Statt neun gibt es nun 24 Zimmer, alle mit Klimaanlage ausgestattet. Rezeption, Restaurant und Bar sind in ein neues Gebäude umgezogen; die alten Räume sind vorgesehen für ein umfangreiches Info-Zentrum mit Schautafeln zur Entstehung des Canyons, zur Geschichte der Gegend, zur Tier- und Pflanzenwelt sowie zum Gondwana Cañon Park mit seinen wieder angesiedelten Wildarten wie Spitzmaul-Nashorn, Kuhantilope, Streifengnu und Savannen-Zebra.
Hauptattraktion ist natürlich das neue Erlebnis-Restaurant, das sich in Gestalt und Dekoration ganz dem Motto des Roadhouse widmet. Schon an der Straßeneinfahrt werden Besucher von der verrosteten Karosserie eines uralten Lastwagens begrüßt; auf dem Weg zum Hauptgebäude geht man am Wrack eines Oldtimers vorbei, das aus dem Sandboden ragt und in dessen Motorraum ein mächtiger Köcherbaum wächst.
Trotz dieser Vorboten ist man überwältigt, wenn man das Gebäude betritt. Zehn weitere Oldtimer sind in der Halle verteilt, auf liebevolle und originell Weise hergerichtet und arrangiert: Ein Wagen steht voll beladen wie zur Abfahrt bereit, bei einem anderen wird scheinbar gerade ein kaputter Reifen gewechselt, ein dritter wächst halb aus der Wand und dient als Kamin, ein vierter stellt sich als völliges Phantasiegebilde heraus, das offenbar vom Dampfmobil Martin Luther bei Swakopmund inspiriert wurde. Überall im Raum gibt es etwas zu entdecken und zu schmunzeln. Über der Bar steht in großen Lettern Gelb auf Rot "Tankstelle / Pompstasie"; hinter der Theke ragen uralte Zapfsäulen mit Glaszylindern hervor, die nicht mit Benzin, sondern mit Bierflaschen gefüllt sind.
Kreativität, Verspieltheit und Humor, die sich in der Dekoration zeigen, haben Tradition im Roadhouse. Vor mehr als zehn Jahren bauten die damalige Manager Alain und Sonia Noirfalise, heute Teilhaber der Gondwana Collection, ein altes Farmhaus in eine Unterkunft um. Da sie nah an der Straße zum Canyon lag, nannten sie diese Cañon Roadhouse. Geld war knapp, so dass sie sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren mussten. Für die Dekoration war praktisch kein Budget vorhanden. Doch Not macht erfinderisch. Auf jeder Farm gibt es Gerümpel. Beim Säubern und Aufräumen des ehemaligen Farmgeländes fanden sie viel Schrott, darunter ausgediente Wagen und Autoteile. Und schon war eine Idee geboren, die dem Roadhouse später zum Kultstatus verhelfen sollte. Ein alter Lastwagen wurde an die Straßeneinfahrt geschleppt, mit Willkommens-Schild versehen und so zur Gallionsfigur umfunktioniert. Auf der Terrasse stellten Alain und Sonia eine alte Benzinpumpe auf und hängten ein verrostetes Moped am Rande des Schattendachs auf. Im Restaurant zierten viele alte Gebrauchsgegenstände die Wände; in eine Wand zum Innenhof mit dem überdachten Gang zu den Zimmern wurde das Rad eines Ochsenwagens eingelassen. Ihren Gipfel erreichte die Deko-Mania in der Old Wheelers Bar, in deren Rückwand die abgesägte Front eines alten Autos montiert wurde - die Scheinwerfer dienten als Leuchten, die Stoßstange als Verkleidung des Gläser-Regals. Von der originellen Dekoration angeregt, kamen später Nachbar-Farmer, Tourführer und andere Besucher mit alten Gerätschaften, die sie irgendwo aufgelesen hatten, oder mit Tipps, wo sie welche gesehen hatten. Mit jedem Stück wurde es uriger im Roadhouse.
Anfang des Jahres stand die Renovierung und Erweiterung an. Nach dem Erfolg der Oshebeena Bar im Etosha Safari Camp, einer Bar im Stile einer typischen afrikanischen Shebeen (Township-Pinte), kam sofort der Gedanke auf, auch im Roadhouse ein Erlebnis-Restaurant einzurichten - rund ums Thema Transport, mit der Atmosphäre einer Werkstatthalle, mit Oldtimern, Autoteilen, Straßen- und Nummernschildern sowie allen Gegenständen, die irgendetwas mit dem Thema Transport zu tun haben. Anders als damals stand nun ein Budget zur Verfügung. Gondwana-Geschäftsführer Manni Goldbeck ließ daraufhin keine Auktion aus und startete eine Anzeigen-Aktion ("Wir suchen Ihren Krempel.").
Die aufwändige Dekoration ist keinesfalls (nur) Spielerei. Durch das originelle Ambiente eines Auto- und Transportmuseums wird das Speisen nämlich zum ganz besonderen Erlebnis - wenn nicht gar zur Nebensache. Und das will bei der exquisiten A-la-Carte-Küche und ihrem bereits legendären Amarula Cheese Cake etwas heißen! So mancher Besucher mag sich an seinen ersten Wagen erinnern oder darüber grübeln, wofür der eine oder andere Gegenstand wohl einmal gut gewesen war.
Doch mit dem kleinen Museum nicht genug. Nebenan, in den ehemaligen Räumen von Restaurant und Bar, entsteht ein Info-Zentrum. Mehr als 20 Schautafeln informieren auf unterhaltsame Weise über Geologie, Klima, Flora, Fauna und Geschichte der Gegend. Man erfährt nicht nur, wie der zweitgrößte Canyon der Welt entstanden ist, sondern auch, welch tragische Schicksale und lustige Begebenheiten sich mit ihm verbinden. Wie ist die Geschichte zum einsamen Grab des deutschen Offiziers Thilo von Trotha? Wie kommt die bunt bemalte Vespa in die gewaltige Schlucht? Woher stammen die Dattelpalmen bei den Schwefelquellen? Außerdem erfährt man im Zentrum viel über das Wüstensystem der Nama Karoo mit seinen typischen Pflanzen wie den Köcherbaum und über den Gondwana Cañon Park, das "Klein-Etoscha des Südens": Im Zuge seines erfolgreichen Wildprogramms wurden einst heimische Tierarten wie Kuhantilope, Savannen-Zebra und Streifengnu ausgesetzt - seit April leben sogar wieder vier Spitzmaul-Nashörner am Canyon.
Mit seinem nostalgischen Transport-Museum und dem spannenden Info-Zentrum ist das Cañon Roadhouse nun Dreh- und Angelpunkt der Gegend, kurz: das Tor (gateway) zum Canyon. Wer im Roadhouse nicht nur kurz stoppen, sondern auch übernachten möchte, dem steht ein gepflegtes Zimmer zur Verfügung, das mit einer energiesparenden Klimaanlage ausgestattet ist. Die Preise sind auch für Urlauber aus Namibia und Südafrika erschwinglich - vor allem mit der Gondwana Card, mit der man 50 bzw. 40 Prozent Rabatt auf Übernachtung und Frühstück erhält. Außerdem gibt es einen Campingplatz mit guten Toiletten- und Waschräumen. Eine frisch installierte Wasser-Aufbereitungsanlage sorgt dafür, dass künftig Rasenplätze angelegt und bewässert werden können.
Mehr zum Cañon Roadhouse und zum Gondwana Cañon Park im Internet (www.gondwana-collection.com).
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Allgemeine Zeitung
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