Das Rad nicht neu erfinden

Wer es in Namibia wagt, irgendeinen Arbeitsvorgang, eine Methode oder eine Vorgehensweise, die aus der Zeit vor der Unabhängigkeit stammt, als funktionierende Lösung anpreist, sieht sich beizeiten unnötig schnell dem Vorwurf ausgesetzt, dass er oder sie entweder in der Vergangenheit lebt oder nicht einsieht, dass sich die Zeiten geändert haben. Dass allerdings nicht allen Gewohnheiten und Ansätzen aus jener Zeit, die verwerfliche Ideologie aus der Vergangenheit zugrunde liegt, darf ruhig einmal ehrlich gesagt sein. Eine offene Einstellung zu bestehenden Methoden und Institutionen, die wiederholt zu Erfolgen führten und damals wie heute als Grundlage einer Lösung für sich ähnelnde Herausforderungen dienen könnten, sollten ehrlich und ohne Groll betrachtet werden. Eine unbeschwerte Akzeptanz sich kaum ändernder Grundsätze, kann die Suche nach unzähligen Lösungen erleichtern und Ansätze liefern, die nur den modernen Anforderungen angepasst werden brauchen.

Dies trifft auf die Strategien der Landwirtschaft sowie Wasser- und Stromversorgung als auch Bildung und einem Dutzend anderer Prinzipien in Namibia zu. Dazu gehören auch die geplanten Nachbarschaftswachen für Farmgemeinschaften.

Nachdem die brutale Ermordung des Botma-Ehepaars in lange nicht mehr dagewesener Weise die Farmer des Südens zusammengeschweißt hat und sie sich gemeinsam mit der Polizei erfolgreich auf die Suche nach den vermeintlichen Mördern begaben, ist es doppelt erfreulich, wenn die Polizei diese Zusammenarbeit nun in ihre Strategie zur Bekämpfung der Kriminalität aufnimmt.

Bei der Bildung von Nachbarschaftswachen bleibt zu hoffen, dass dies kein Ego-Trip einzelner Teilnehmer wird. Stattdessen könnten zumindest ansatzweise die alt-bewährten Kommando-Strukturen für die Verständigung (anhand von Funkgeräten und Handys) sowie für die Nachbarschaftshilfe - im Unglücksfall oder bei Überfällen -, schnell und einfach eingeführt werden. Damit wäre den Farmern sowie der Polizei sofort gedient.

Von Frank Steffen