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Das Recht auf eine gesicherte Wasserversorgung

Claudia Reiter
Mitte dieses Jahres wurde der gemeinnützige Verein Common Waters gegründet, dessen Ziel es ist, in den kommenden Jahren die Wasserversorgung der Nama-Gemeinschaften im Nama-Homeland zu sanieren.

Guido von Wietersheim ist vor Ort. Der gebürtige Namibier lebt mit seiner Familie auf der Farm Namseb, knapp zehn Kilometer nordwestlich von Maltahöhe in der Hardap-Region. „Wasser ist in Namibia immer ein wichtiges Thema“, erklärt der Farmer. Anfang des Jahres kaufte von Wietersheim im Namaland Ziegen für seine Farm. Dabei registrierte er die großen Probleme der Landbevölkerung, an frisches Wasser zu gelangen. Oftmals müssen zu Fuß kilometerweite Strecken zurückgelegt werden, um zu einer intakten Wasserstelle zu gelangen.

Das Namaland liegt in der Hardap-Region und hat eine Fläche von knapp 21 700 km². Es ist Teil der Namibwüste mit entsprechend wenig Niederschlägen. Trotzdem versuchen die Nama mit Ziegen und Schafen auf diesem kargen Land ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aufgrund der anhaltenden Dürre in den vergangenen Jahren ist ein großer Teil des Nutzviehs verdurstet. Viele Nama haben ihr zugeteiltes Land verlassen. Sie sind in die Städte abgewandert um sich Arbeit zu suchen und auf ein besseres Leben zu hoffen.

In der Gegend von Maltahöhe sind auf einem Gebiet von 100 x 100 Kilometer über 450 Viehtränken (Posten) verteilt. An jedem Posten befindet sich ein Bohrloch. Der Grundwasserspiegel liegt in einer Tiefe zwischen 50 und 200 m. Mit Hilfe einer Dieselpumpe oder einem Windrad wird das Wasser von dort aus an die Oberfläche befördert, um in die Viehtränke oder die Wasserkanister der Anwohner zu füllen. An diesen ehemaligen Farmposten haben sich seit Jahrzehnten ein bis zwei Familien angesiedelt. „Ich bemerkte, dass sich viele Posten in einem desolaten Zustand befanden“, erzählt von Wietersheim. Das lag zum Teil daran, dass entweder die Windradpumpen defekt waren oder es seit längerem windstill war und die Windräder deshalb kein Wasser fördern konnten. Viele der Posten haben kein oder ein zerstörtes Wasserbassin. In diesen Bassins wird das Wasser gespeichert, das in den windreichen Monaten gefördert wurde. Hin und wieder gibt es Wassertanks mit einer Kapazität von 25 000 Litern, doch während einer windstillen Zeit können sie nicht durch die Windräder befüllt werden. Ist die Dieselpumpe defekt, fehlt es meist am Geld, die benötigten Ersatzteile zu besorgen. Oft ist kein Geld da, um Diesel zu kaufen oder er wird nach Gebrauch der Pumpe, wieder in einen Kanister gefüllt, damit kein anderer auf dem Posten den Treibstoff verbraucht.

„In den vergangenen zehn Jahren hat sich in der Entwicklung der Solartechnik viel getan“, sagt von Wietersheim. „Mir kam die Idee, die maroden Posten mit Solarpumpen auszustatten, damit Mensch und Vieh ausreichend mit Wasser versorgt werden“.

Über die sozialen Projekte des Augsburger Kirchenkreises wurde Horst Erhardt aus Königsbrunn bei Augsburg auf diese Situation aufmerksam. Er sammelte und koordiniert Spenden mit seinem im März 2021 neu geründeten Verein CommonWaters e.V. für die Sanierung von Bohrlöchern im Namaland. Diese war ausreichend um zwölf neue Bohrlöcher zu schlagen und vorhandene Bohrlöcher wieder funktionstüchtig zu machen.

Von Wietersheim kontaktierte Basson Keeja, den Verwaltungsdirektor für ländliche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung für die Hardap Region, sowie Carlo Cloete, den leitenden technischen Beamter des Ministeriums, in Mariental. Beide waren der von der Idee begeistert, Posten mit Solartechnik auszustatten. „Wenn man eine Anfrage an dieses Ministerium stellt dauert es normalerweise zwischen drei bis vier Monate, bis darauf reagiert wird, den deren Kapazitäten sind sehr eingeschrängt“, sagt von Wietersheim. Doch in diesem Fall kam bereits am darauffolgenden Tag eine Delegation aus Mariental, um sich vor Ort das Projekt erläutern zu lassen.

Vom Wasserwesen der Hardap-Region wurden zu Beginn fünf Posten vorgeschlagen, die permanent Probleme mit der Wasserförderung hatten und dringend einer Sanierung bedurften. „Es war bestimmt nicht einfach für die leitenden Beamten zu entscheiden, wer zuerst von dem Projekt profitieren durfte“, meint von Wietersheim. Bevor er mit den Sanierungsarbeiten beginnen konnte, musste erst die Genehmigung zu Helfen vom Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und Bodenreform erteilt werden. Zwischenzeitlich besorgte von Wietersheim das notwendige Material wie Solarpanelen, -pumpe, PVC-Leitungen und Wassertanks aus Windhoek. Auch musste er Überlegungen anstellen, die Anlagen gegen Vandalismus und Diebstahlt zu sichern.

Im Juni endlich kam das Okay aus Windhoek und der Farmer konnte, zusammmen mit seinen lokalen Helfern, sich an die Arbeit machen. Bis Ende August hatte er die Anlagen von neun Posten mit Hilfe der dortigen Bewohner, komplett saniert und insgesamt neun Solarpumpen installiert. Somit ist in Zukunft deren Wasserversorgung gesichert.

„Es wartet noch sehr viel Arbeit auf uns“, erklärt von Wietersheim, der sich alle Kenntnisse über Solarpumpen und deren Installation selbst angelernt hat. Von Fachleuten aus Windhoek erhält er immer wieder wertvolle Tips und Unterstützung.

Mehrere Punkte hat sich Common Waters zum Ziel gesetzt:

- Förderung der Wasserressourcen im Namareservat.

- Bestehende desolate Wasserstellen durch Reinigung und Vertiefung von Bohrlöchern wieder funktionstüchtig zu machen.

- Veraltete Installationen und Anlagen, zum Beispiel Tanks, Tränken und Leitungen zu ersetzten und zu modernisieren.

- Neue Bohrlöcher schlagen um ungenutztes Weideland erschließen zu können.

- Reinigung und Entsalzung von kontaminiertem Wasser.

- Säubern und sanieren bestehender Dämme, um Regenwasser aufzufangen.

- Anlegen neuer Dämme zur Erhöhung des Grundwasserspiegels.

- Junge Nama sollen geschult und ausgebildet werden, Brunnenpumpen zu warten und zu reparieren.

Um einen Posten komplett zu erneuern kostet es im Schnitt 68 000 N$ (4000 Euro). Daher ist der gemeinnützige Verein Common Waters auf weitere Spenden angewiesen, damit alle Nama, die im Homeland leben Zugang zu Wasser für sich und ihre Tiere haben.

Mehr Information über den gemeinnützigen Verein Common Waters gibt es auf der Internetseite: www.commonwaters.de oder direkt bei Guido von Wietersheim unter: [email protected]

Info

Seit dem 28. Juli 2010 ist der Zugang zu sauberem Wasser von der UN-Vollversammlung als Menschenrecht anerkannt worden. Es fehlt an Umsetzung. Einschließlich Namibia, haben in 34 afrikanischen Staaten etwa die Hälfte der Bewohner keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu sauberen Wasser und Sanitäranlagen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-16

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