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Das Robinson-Crusoe-Idyll im Nichts verliert seinen Charme
Das Robinson-Crusoe-Idyll im Nichts verliert seinen Charme

Das Robinson-Crusoe-Idyll im Nichts verliert seinen Charme

Stefan Fischer
Eigentlich ist die kleine Felseninsel St. Helena im Südatlantik weltweit als Verbannungsort von Napoleon bekannt. Es war hier, in einem der heute letzten Überbleibsel des britischen Empires, wo der französische Kaiser 1821 nach fast sechs Jahren im Exil verstarb - weitab vom Rest der Welt. Der nächste Ort auf dem afrikanischen Festland in Angola liegt mehr als 2000 Kilometer von St. Helena entfernt.

Alle drei Wochen kam deshalb bislang das alte Postschiff „RMS St Helena“ aus Kapstadt an den „verfluchten Fels“, wie Napoleon die Insel stets nannte - mit ein paar Passagieren, Lebensmitteln und anderer Fracht. Fünf Tage braucht der in die Jahre gekommene Kahn für die 3000 km lange Seereise vom Kap der guten Hoffnung. Kein Wunder, dass sich die rund 4000 verbliebenen Einwohner der Insel von ihrer Regierung in London seit langem einen Flughafen gewünscht hatten - nicht zuletzt, um endlich den Napoelon-Tourismus zu beleben.

Flugzeuge sollen demnach bis zu 30000 Gäste pro Jahr auf den Vulkanfels von der Größe Sylts vor der afrikanischen Küste bringen. Dies soll nicht nur die starke Abwanderung stoppen, sondern das ärmliche Eiland obendrein auch endlich von den Unterhaltszahlungen der britischen Regierung unabhängig machen. Gästehäuser und Autovermietungen sind längst eingerichtet. Und auch ein Hotel aus dem 18. Jahrhundert wurde für umgerechnet 2,5 Millionen Euro frisch renoviert.

Mitte 2016 sollte es eigentlich soweit sein: Nach vierjähriger Bauzeit war tatsächlich ein kompletter Flughafen auf der einsamen Insel fertiggestellt worden - mit Kontrollturm, Aussichtsplattform und Feuerwehrauto. Für die 1950 Meter lange Piste wurde deshalb eigens eine ganze Schlucht aufgefüllt. Fast eine halbe Million Lkw-Ladungen Schutt und Geröll waren dafür nötig.

Nach dem langen Vorlauf scheint es zur Freude der verbliebenen Insulaner nun aber verspätet wohl doch noch zu einem Happy end, sprich: regelmäßigem Flugverkehr kommen: Seit dieser Woche fliegt die private südafrikanische Regionalfluggesellschaft SA Airlink einmal pro Woche St. Helena von Johannesburg aus via Windhoek an. Sechs Stunden dauert der Flug - und wird gelegentlich sogar auf die zwei Flugstunden nördlich gelegene, ebenfalls zu Großbritannien gehörige Insel Ascension weitergeführt.

Zum Einsatz kommt dabei nun aber nun kein Touristenbomber wie eine Boeing 737, sondern nur eine kleinere aber dafür wendigere Embraer E190, von deren fast 100 Sitzen wegen Gewichtsbeschränkungen allerdings nur 76 verkauft werden können. Nach einem Bericht des britischen „Independent“ werden die Flugpreise deshalb mit jährlich fast zwei Millionen Pfund von der britischen Regierung subventioniert. Dies entspricht fast 500 Pfund je Sitzplatz. Wer nach einem Schnäppchen und ein wenig Nervenkitzel sucht, könnte hier auf seine Kosten kommen.

Mit der Eröffnung geht allerdings auch eine Ära zu Ende: Nach fast 30 Jahren auf See wird dann eines der letzten Postschiffe der britischen Krone ausgemustert. Dann ist das Robinson-Crusoe-Idyll auch nicht mehr das, was es seit seiner Entdeckung im Jahr 1502 immer war - und was ihm seinen besonderen Charme verliehen hatte: ein Haufen Nichts, umgeben von Nichts, irgendwo im Meer zwischen Afrika und Südamerika.

Wolfgang Drechsler, Kapstadt

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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