Das Rätsel der gepunkteten Elefanten
Von Elke Reinauer, Windhoek
Joe Walter steigt seit 1969 jedes Jahr auf den Brandberg und bewundert dort die Felsmalereien. „Ich kenne diese Region wie meine Hosentasche.“ Er wandert gerne und da liegt es nahe, dass er in viele abgelegene Gegenden kommt. „Am Brandberg gibt es so viele Zeichnungen, es ist wie in einer Galerie“, sagt er.
Walter war als Vermessungsingenieur tätig und arbeitete nach seiner Pensionierung als Tourguide, beides Berufe, in denen er viel herumkam und zu Fuß unterwegs sein musste. Mit seiner damaligen Frau erkundete er die Gegend um Twyfelfontein und entdeckte unter einem Felsüberhang zwei Zeichnungen von gepunkteten Elefanten, die aber schon bekannt waren. 8,5 Kilometer nördlich gibt es einen Platz mit Höhlenmalereien, darunter auch wieder gepunktete Elefanten, wusste er. „Das hat mich nachdenklich gemacht. Zuhause habe ich dann eine Vermessungskarte herausgeholt und die Gegend zwischen den Zeichnungen untersucht.“ Dazwischen gibt es einen Platz, der an ein Amphitheater erinnert. Walter hatte die Eingebung, dass es dort ebenfalls Felsmalereien geben müsste und begab sich im Jahr 2009 mit seiner damaligen Frau wieder auf Exkursion. Erst haben sie keine Bilder gefunden, doch dann gingen sie noch einmal hin und seine Vermutung wurde bestätigt: Er fand zwei Meter große Gravuren in einem Felsen. Wieder gepunktete Elefanten. Diese hatte vor ihm noch kein Mensch entdeckt.
Er wandte sich dann an die Universität in Köln. „Tilman Lenssen-Erz, ein bekannter Felsbildforscher, reiste an. Er machte Fotos, stellte Fragen, aber dann geschah lange Zeit nichts mehr.“ Walter hat aber nicht locker gelassen, „denn die Gravuren sind wichtig für mich“, sagt er.
Schließlich holte man Joe Breunig von der Uni Frankfurt ins Boot. Der Archäologe forschte bereits in Westafrika und seit 1980 auch in Namibia. „Breunig reiste mit Studenten an, tat sich mit der UNAM zusammen. Ich zeigte ihnen die Gravuren und sie schlugen dort ein Lager auf. Machten Fotos und ließen Drohnen über das Gebiet fliegen. Studenten entdeckten dann noch weitere Gravuren, die Giraffen darstellen.“ Doch das seien erst die Vorstudien gewesen.
Warum haben die Elefanten Punkte? „Fragen Sie mich nicht, was sich der Künstler dabei gedacht hat“, meint Walter. Ich weiß es nicht, das hat man noch nicht herausgefunden und wird es wahrscheinlich auch nicht. Vielleicht hatten die Elefanten Masern“, scherzt er.
Die Punkte auf den Elefanten werden wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben. Aber über den Zweck der Felsmalereien und Gravuren gibt es etliche Vermutungen und Theorien. Warum und für wen wurden die Bilder hergestellt?
Felsbilder entstammen einer Symbolsprache, schreibt Joe Breunig in seinem Buch „Archäologischer Reiseführer Namibia“. In dem Führer geht er auf die verschiedenen Theorien über den Sinn und Zweck der Bilder ein: Da gibt es die San-Trance-Theorie.Der Kern der Theorie besteht darin, dass die Bilder die Glaubensvorstellungen und religiösen Praktiken der San wiedergeben. Sie sollen auch Eindrücke aus Trance-Zuständen darstellen.
Tilman Lenssen-Erz studierte die Bilder auf ihre soziale Funktion hin. Einer der Kerngedanken der Studie ist, dass die Bilder Sätzen gleichen und wie ein Text gelesen werden können. Die Bilder besaßen also eine nützliche Aufgabe und sollten eine soziale Funktion haben. Außerdem sollten sie Wissen vermitteln und bewahren, so die Studie von Lenssen-Erz.
Doch zurück zu den Elefanten mit den Punkten. Wie alt sind diese Gravuren? „Fragen Sie mich nicht nach dem Alter. Das zu erforschen ist schwierig. Zwischen 7000 und 46000 Jahre alt“, meint Walter.
Manche Garvierungen haben eine Patina-Schicht. Patina, das sind Einlagerungen von Sandkörnern, die anfangen zu rosten. „Wenn es eine Methode gäbe, um herauszufinden, wie lange der Sand braucht, um zu patinieren, könnte man die Zeichnungen datieren; leider gibt es diese noch nicht“, erklärt Walter.
Vergangenes Jahr im September schlug Breunig wieder ein Camp vor den gepunkteten Elefanten auf. „Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Walter. „Die Forscher arbeiteten an Statistiken; wie oft werden welche Tiere dargestellt? Später kamen dann Archäobotaniker hinzu, die Holzkohle untersuchen und sagen können, was das einmal für eine Pflanze war.“ Es wird also spannend bleiben, welche Untersuchungen dort noch angestellt werden.
Was fasziniert ihn persönlich an den gepunkteten Elefanten und den Felsmalereien? „Es ist beeindruckend, dass es zu diesen Zeiten schon solche Kulturen gab. Es zeugt auch von einem tiefen Verhältnis zur Natur und zu Tieren“, findet Walter.
Das Gebiet ist allerdings für Besucher noch nicht erschlossen. „Zu deren Sicherheit sollten sie nicht auf eigene Faust losziehen, um die Zeichnungen zu sehen“, so Walter. Er wird im April ein Filmteam aus Deutschland durch diese Region begleiten und herumführen. Es soll ein Dokumentarfilm über die Zeichnungen und Gravuren gedreht werden.
Die gepunkteten Elefanten werden jedoch weiterhin Fragen aufwerfen. Man darf gespannt sein, ob das Rätsel um sie jemals gelöst wird.
Joe Walter steigt seit 1969 jedes Jahr auf den Brandberg und bewundert dort die Felsmalereien. „Ich kenne diese Region wie meine Hosentasche.“ Er wandert gerne und da liegt es nahe, dass er in viele abgelegene Gegenden kommt. „Am Brandberg gibt es so viele Zeichnungen, es ist wie in einer Galerie“, sagt er.
Walter war als Vermessungsingenieur tätig und arbeitete nach seiner Pensionierung als Tourguide, beides Berufe, in denen er viel herumkam und zu Fuß unterwegs sein musste. Mit seiner damaligen Frau erkundete er die Gegend um Twyfelfontein und entdeckte unter einem Felsüberhang zwei Zeichnungen von gepunkteten Elefanten, die aber schon bekannt waren. 8,5 Kilometer nördlich gibt es einen Platz mit Höhlenmalereien, darunter auch wieder gepunktete Elefanten, wusste er. „Das hat mich nachdenklich gemacht. Zuhause habe ich dann eine Vermessungskarte herausgeholt und die Gegend zwischen den Zeichnungen untersucht.“ Dazwischen gibt es einen Platz, der an ein Amphitheater erinnert. Walter hatte die Eingebung, dass es dort ebenfalls Felsmalereien geben müsste und begab sich im Jahr 2009 mit seiner damaligen Frau wieder auf Exkursion. Erst haben sie keine Bilder gefunden, doch dann gingen sie noch einmal hin und seine Vermutung wurde bestätigt: Er fand zwei Meter große Gravuren in einem Felsen. Wieder gepunktete Elefanten. Diese hatte vor ihm noch kein Mensch entdeckt.
Er wandte sich dann an die Universität in Köln. „Tilman Lenssen-Erz, ein bekannter Felsbildforscher, reiste an. Er machte Fotos, stellte Fragen, aber dann geschah lange Zeit nichts mehr.“ Walter hat aber nicht locker gelassen, „denn die Gravuren sind wichtig für mich“, sagt er.
Schließlich holte man Joe Breunig von der Uni Frankfurt ins Boot. Der Archäologe forschte bereits in Westafrika und seit 1980 auch in Namibia. „Breunig reiste mit Studenten an, tat sich mit der UNAM zusammen. Ich zeigte ihnen die Gravuren und sie schlugen dort ein Lager auf. Machten Fotos und ließen Drohnen über das Gebiet fliegen. Studenten entdeckten dann noch weitere Gravuren, die Giraffen darstellen.“ Doch das seien erst die Vorstudien gewesen.
Warum haben die Elefanten Punkte? „Fragen Sie mich nicht, was sich der Künstler dabei gedacht hat“, meint Walter. Ich weiß es nicht, das hat man noch nicht herausgefunden und wird es wahrscheinlich auch nicht. Vielleicht hatten die Elefanten Masern“, scherzt er.
Die Punkte auf den Elefanten werden wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben. Aber über den Zweck der Felsmalereien und Gravuren gibt es etliche Vermutungen und Theorien. Warum und für wen wurden die Bilder hergestellt?
Felsbilder entstammen einer Symbolsprache, schreibt Joe Breunig in seinem Buch „Archäologischer Reiseführer Namibia“. In dem Führer geht er auf die verschiedenen Theorien über den Sinn und Zweck der Bilder ein: Da gibt es die San-Trance-Theorie.Der Kern der Theorie besteht darin, dass die Bilder die Glaubensvorstellungen und religiösen Praktiken der San wiedergeben. Sie sollen auch Eindrücke aus Trance-Zuständen darstellen.
Tilman Lenssen-Erz studierte die Bilder auf ihre soziale Funktion hin. Einer der Kerngedanken der Studie ist, dass die Bilder Sätzen gleichen und wie ein Text gelesen werden können. Die Bilder besaßen also eine nützliche Aufgabe und sollten eine soziale Funktion haben. Außerdem sollten sie Wissen vermitteln und bewahren, so die Studie von Lenssen-Erz.
Doch zurück zu den Elefanten mit den Punkten. Wie alt sind diese Gravuren? „Fragen Sie mich nicht nach dem Alter. Das zu erforschen ist schwierig. Zwischen 7000 und 46000 Jahre alt“, meint Walter.
Manche Garvierungen haben eine Patina-Schicht. Patina, das sind Einlagerungen von Sandkörnern, die anfangen zu rosten. „Wenn es eine Methode gäbe, um herauszufinden, wie lange der Sand braucht, um zu patinieren, könnte man die Zeichnungen datieren; leider gibt es diese noch nicht“, erklärt Walter.
Vergangenes Jahr im September schlug Breunig wieder ein Camp vor den gepunkteten Elefanten auf. „Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Walter. „Die Forscher arbeiteten an Statistiken; wie oft werden welche Tiere dargestellt? Später kamen dann Archäobotaniker hinzu, die Holzkohle untersuchen und sagen können, was das einmal für eine Pflanze war.“ Es wird also spannend bleiben, welche Untersuchungen dort noch angestellt werden.
Was fasziniert ihn persönlich an den gepunkteten Elefanten und den Felsmalereien? „Es ist beeindruckend, dass es zu diesen Zeiten schon solche Kulturen gab. Es zeugt auch von einem tiefen Verhältnis zur Natur und zu Tieren“, findet Walter.
Das Gebiet ist allerdings für Besucher noch nicht erschlossen. „Zu deren Sicherheit sollten sie nicht auf eigene Faust losziehen, um die Zeichnungen zu sehen“, so Walter. Er wird im April ein Filmteam aus Deutschland durch diese Region begleiten und herumführen. Es soll ein Dokumentarfilm über die Zeichnungen und Gravuren gedreht werden.
Die gepunkteten Elefanten werden jedoch weiterhin Fragen aufwerfen. Man darf gespannt sein, ob das Rätsel um sie jemals gelöst wird.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen