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Das war's! WM-Notizen vom Abschlusswochenende in Südafrika

Auch wettertechnisch hätte das durchaus gelten können, denn zum Glück hatte der Winter seinen Einzug in Kapstadt, wo der Juni durchaus verregnet sein kann, für die Zeit nach die WM aufgespart und uns nur beim Italien-Paraguay-Spiel daran erinnert, was noch auf uns zukommt.

Südafrika schien sich am Donnerstag und Freitag, nach den Niederlagen von Deutschland und Uruguay, vom Kater der vergangenen Wochen zu erholen, um fürs Spiel um den dritten Platz und das Finale am Sonntag wieder frisch zu sein. Die Vuvuzelas schwiegen die meiste Zeit und Deutschland- und Uruguay-Fans trauerten noch der verpassten Chance eines Einzugs ins Finale hinterher. Martina, eine der Gastgeberinnen des "Private Viewing" aus der Aintreestraße, die in Kapstadts Innenstadt arbeitet, erzählt: "Jeder drückt mir sein Mitleid aus. Die jüdische Cafébesitzerin, wo ich morgens meinen Take-away-Kaffee hole, hatte fast Tränen in die Augen, weil sie gehofft hatte, dass die Deutschen weiterkommen. Und auch die Straßenhändler aus Somali versuchten mich aufzuheitern: 'Dann beim nächstem Mal! Dein Team hat's verdient!'"

Anja, die das Western-Cape-Büro der Deutsch-Südafrikanischen Handelskammer leitet, sieht dem Spiel um den dritten Platz am Samstag mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie heißt mit Nachname Tambusso-Ferraz, ihr Mann Miguel kommt aus Uruguay. Wenigstens müssen diesmal ihre kleinen Mädchen bei Spielende nicht weinen, denn ein Team wird auf jeden Fall gewinnen.
Uns geht es ähnlich wie Philipp Lahm direkt nach dem Spiel gegen Spanien, wir haben nicht richtig Lust auf das kleine Finale. Wir beschließen, das Spiel zu Hause zu sehen und unsere kleine Tochter nach dem Ausnahmezustand der letzten Wochen zur Abwechslung mal wieder selber ins Bett zu bringen. Fanpark ist ohnehin keine Option, nicht nur in Port Elizabeth regnet es in Strömen. Es scheint, als denken Viele ähnlich, denn wie Freunde berichten, ist auch das Paulaner Brauhaus an der Waterfront nicht so brechend voll wie bei bisherigen Deutschland-Spielen.

Deutschland gewinnt und die Kiste im Hausflur mit WM-Artikeln zum Einmotten bis zur nächsten EM oder WM wird um ein paar Flaggen und Schals reicher. Die Kamerun-Jacken und -Ärmel fürs letzte Gruppenspiel gegen Holland sowie die Portugal-Flagge aus dem Achtelfinale in Kapstadt waren Fehlanschaffungen. Die Südafrika-Perücken und -Trikots machten sich immer gut, wenn man kein Team unterstützte. Die Holland-Mütze aus dem Halbfinale gegen Uruguay schenken wir zum Finale unserem Freund und Halb-Holländer Finn.

Sonntagnachmittag: In Johannesburg sind die meisten Fans mit Spieltickets bereits unterwegs. Es wurde empfohlen, sich mindestens sechs Stunden vor Spielbeginn auf den Weg zu machen. Auch der Fanpark auf Kapstadts Grand Parade füllt sich. Die Tribünenplätze sind schon seit ein paar Tagen ausverkauft, wer fürs Finale zum Public Viewing will, muss früh da sein und wird mit Livebands wie Prime Circle fürs lange Warten belohnt.

Rot-gelb dominiert auf dem Platz, die Mehrheit der Südafrikaner scheint sich entschlossen zu haben, Spanien zu unterstützen. Ein Fanartikelverkäufer mit Zahnlücke meint, seine Spanienschals wären schon alle weg, er hätte nur noch Holland im Angebot. Ein Kongolese mit Deutschlandschal steht vor seinem Verkaufsstand und pfeift seine kleinen Kinder zurück, die mit seiner Ware davonlaufen wollen. Er hat den Spaniern nicht verziehen, dass sie die Deutschen aus dem Turnier geschossen haben, und unterstützt jetzt Holland. Sein kleiner Sohn springt im orangenen T-Shirt herum. Andere Kleinunternehmer malen Fans für fünf Rand Flaggen auf die Wangen.

Kurz nach halb fünf ist der Fanpark voll. Vor den Eingängen reißt die Schlange nicht ab. Kapstadt schmeißt eine Riesenparty mit Stelzenläufern, Livebands und Radiomoderator Solly Philander auf der Bühne, der die gelb-orange-rote Masse anheizt. Viele Pärchen und Gruppen haben sich ihre Fanzugehörigkeit aufgeteilt, die einen tragen die spanische, die anderen die holländische Flagge um den Hals, so gewinnt immer mindestens einer. Aber eigentlich ist es fast egal, wer Weltmeister wird, denn Südafrika hat schon vor langer Zeit beschlossen, der Gewinner zu sein, Vorrunde hin oder her.

Und so ist es dann auch. Als Spanien den Pokal hebt und sich Soccercity in einen Feuertopf verwandelt, meint man, Sepp Blatter, Danny Jordan, Jacob Zuma und das gesamte Organisationskomitee (LOC) kollektiv aufatmen zu hören. Es ist vollbracht, wir haben es geschafft. Die erste Fußball-Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent ist erfolgreich und ohne große Zwischenfälle abgelaufen. Jetzt kommt das große Danach. Die ersten E-Mails und Aufrufe an die Bevölkerung, das WM-Fieber noch weiterzutragen und die Flaggen in Einheit oben zu halten, machen seit mehr als einer Woche die Runde. Wie lange es wohl dauern wird, bis die Südafrikaner ihre Fähnchen und Spiegelflaggen von den Autos nehmen?

Am Montagmorgen sind die Weltmeister 2010 bereits in der Luft auf dem Weg nach Madrid, während das deutsche Team sich im Landeanflug auf Frankfurt/M. befindet. Südafrika hofft auf die Rückkehr der internationalen Teams, ihrer Familien, Freunde und Fans, um mit ihnen immer wieder Afrikas Menschlichkeit und auch Gastfreundschaft zu feiern - damit das Vermächtnis der Fußball-WM 2010 nicht nur das einer Weltklasse-Veranstaltung mit hohem Preisschild sein wird. Ke Nako!

Angela Naumann, Kapstadt

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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