Delfinrettung in Walvis Bay: "Du gehörst in die Freiheit - ich helfe Dir"
Die Nachricht verbreitet sich an der Küste wie ein Lauffeuer: "18 Delfine in der Lagune bei den Salzfeldern von Walvis Bay gestrandet." Viele Hafenstadt-Bewohner ließen alles stehen und liegen und fuhren dorthin - nicht nur aus Neugierde, sondern, um die Delfine zu retten.
"Es ist schon erstaunlich, wie schnell so eine Nachricht die Runde machte und wie viele Freiwillige sich in den dicken Schlick begaben, ohne Rücksicht auf ihre Kleidung", berichtete der Vogelschützer John Patterson, "nach Erhalt der Nachricht habe ich mich richtig beeilt, doch als ich ankam, waren schon einige Helfer im Wasser".
15 erwachsene Tiere und drei Babydelfine hatten sich aus unerklärlichen Gründen in der Lagune zu weit vorgewagt, sind dort immer mehr ins seichtere Wasser geraten und steckten im Endeffekt wegen der Ebbe im Schlamm fest. Die meisten der Delfine lagen ganz still im Wasser, nur gelegentlich schlugen sie mit dem Schwanz, immer wieder prusteten die Tiere durch ihr Luftloch. Die Säugetiere kommunizierten mit Pfeiftönen, während die Helfer mit nassen Handtüchern und Wasserflaschen die Haut der Delfine nass hielten.
Patterson habe schon vorab mal einen Delfin berührt, dennoch empfand er auch diesmal den Kontakt als einmalig. "Der Meeressäuger hat eine interessante Haut, sie ist aalglatt", sagte er, " dieses Tier sieht für mich eher wie ein Gummifisch aus". Der Mensch habe das Bedürfnis, einen Delfin anfassen zu müssen, wahrscheinlich weil er einem so sympathisch ist, "dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass es sich immer noch um ein wildes Tier handelt, das die Berührung einer Menschenhand nicht kennt", teilte er mit. So sehr Patterson den Einsatz der vielen Helfer schätzte, er glaubt, die Tiere wurden neben der Überlebens-Strapaze durch die Anwesenheit der Menschen in eine zusätzliche Stresssituation versetzt.
Während die Helfer neben den Tieren im Wasser ausharrten und immer wieder Wasserflaschen füllten, um damit die Haut des Delfins zu benetzten, nutzten die Meeresforscher die Gelegenheit, die Daten der Meeressäuger zu erfassen. Ein kleines Baby überlebte diese Anstrengung des Tages nicht.
Der Schüler Stefan Daiber hatte ebenfalls die Nachricht empfangen und sich auf dem Weg zu den Delfinen gemacht. "Anfangs wollte ich nur gucken, aber dann habe ich gesehen, dass noch zu wenig Menschen da waren, um die Tiere nass zu halten. Da bin ich halt mit ins Wasser", berichtete er.
Auch Daiber habe mal auf einem Skiboot die Gelegenheit gehabt, mit ausgestrecktem Arm einen Delfin im Wasser zu berühren, diese Begebenheit sei jedoch für ihn zu einem einmaligen Erlebnis geworden. "Das war was ganz anderes", erzählte er. Wenn man einen Delfin unter diesen Umständen begegne, dann komme ganz automatisch das Gefühl hinzu, "du gehörst in die Freiheit und ich werde dir helfen".
Der Südwestwind fegte an diesem Tag über die Lagune hinweg und öfter verschwand die Sonne hinter dem anschleichenden Nebel. "Es war angenehmer im Meerwasser als an der Luft, da aber mein Körper wie der der Delfine zur Hälfte herausragte, fing ich ganz schön an zu schlottern", bemerkte er, "aber ich habe mir gedacht, das ziehe ich jetzt durch. Ich war so auf die Delfine fixiert". Seine Mutter brachte ihm etwas später eine Neopren-Jacke und auch jede Menge heißen Kaffee. Spontan teilte der Junge den Kaffee mit seinesgleichen, er stapfte durch den rutschigen Schlick und versorgte die anderen mit einem heißen Schluck. Derweil ließ sich auch Melanie van Wyk vom Catering-Unternehmen "Spot-on Catering" nicht lumpen. Sie brachte mehrere Tabletts mit belegten Brötchen für den inzwischen hungrig gewordenen Rettungstrupp.
Von elf bis 19 Uhr harrten sie zusammen mit den gestrandeten Delfinen in dem Tümpel aus und beobachteten, wie sich der Wasserpegel mit hereinkommender Flut endlich wieder anhob. Dann begann ihr Einsatz. Gemeinsam haben sie die Delfine zurück ins Meer geleitet. Nur ein Tier wollte nicht und stellte sich quer. Laute Ruftöne ließen ahnen, dass es das Muttertier des verstorbenen Babies sein musste. Die Meeresforscher hatten das tote Tier inzwischen aus der Lagune entfernt. "Ich denke es war ein Fehler", sagte Patterson, "die Mutter hatte sich nicht von ihrem Kleinen verabschieden können".
Am anderen Morgen sah ein Jogger, wie erneut ein Delfin an der gleichen Stelle im Schlamm feststeckte. Noch einmal wurden die Retter informiert, auch diesmal war Patterson mit dabei. Es wurde entschieden, den Delfin per Landweg zurück ins Meer zu bringen. Die Helfer rollten den Meeressäuger auf eine Plane und zogen mit vereinten Kräften das Tier über den Schlick zu der Ladefläche eines Allradwagens. Immer wieder wurde darauf geachtet, dass der Meeressäuger aufrecht liegt, "damit die Lungen nicht zusammenfallen", so Patterson. Mit Warnblinkanlage fuhren sie durch Walvis Bay zum nördlich gelegenen Independence-Strand. Dort wurde das Tier vorsichtig wieder ins Wasser gelassen. Mit einem Schwanzschlag hat es sich von seinen Rettern verabschiedet und war verschwunden.
"Wir haben sie gestern bei Sandwichhafen gesichtet, sie sind wohlauf", ist Pattersons letzte Nachricht über den Verbleib von 17 geretteten Delfinen.
"Es ist schon erstaunlich, wie schnell so eine Nachricht die Runde machte und wie viele Freiwillige sich in den dicken Schlick begaben, ohne Rücksicht auf ihre Kleidung", berichtete der Vogelschützer John Patterson, "nach Erhalt der Nachricht habe ich mich richtig beeilt, doch als ich ankam, waren schon einige Helfer im Wasser".
15 erwachsene Tiere und drei Babydelfine hatten sich aus unerklärlichen Gründen in der Lagune zu weit vorgewagt, sind dort immer mehr ins seichtere Wasser geraten und steckten im Endeffekt wegen der Ebbe im Schlamm fest. Die meisten der Delfine lagen ganz still im Wasser, nur gelegentlich schlugen sie mit dem Schwanz, immer wieder prusteten die Tiere durch ihr Luftloch. Die Säugetiere kommunizierten mit Pfeiftönen, während die Helfer mit nassen Handtüchern und Wasserflaschen die Haut der Delfine nass hielten.
Patterson habe schon vorab mal einen Delfin berührt, dennoch empfand er auch diesmal den Kontakt als einmalig. "Der Meeressäuger hat eine interessante Haut, sie ist aalglatt", sagte er, " dieses Tier sieht für mich eher wie ein Gummifisch aus". Der Mensch habe das Bedürfnis, einen Delfin anfassen zu müssen, wahrscheinlich weil er einem so sympathisch ist, "dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass es sich immer noch um ein wildes Tier handelt, das die Berührung einer Menschenhand nicht kennt", teilte er mit. So sehr Patterson den Einsatz der vielen Helfer schätzte, er glaubt, die Tiere wurden neben der Überlebens-Strapaze durch die Anwesenheit der Menschen in eine zusätzliche Stresssituation versetzt.
Während die Helfer neben den Tieren im Wasser ausharrten und immer wieder Wasserflaschen füllten, um damit die Haut des Delfins zu benetzten, nutzten die Meeresforscher die Gelegenheit, die Daten der Meeressäuger zu erfassen. Ein kleines Baby überlebte diese Anstrengung des Tages nicht.
Der Schüler Stefan Daiber hatte ebenfalls die Nachricht empfangen und sich auf dem Weg zu den Delfinen gemacht. "Anfangs wollte ich nur gucken, aber dann habe ich gesehen, dass noch zu wenig Menschen da waren, um die Tiere nass zu halten. Da bin ich halt mit ins Wasser", berichtete er.
Auch Daiber habe mal auf einem Skiboot die Gelegenheit gehabt, mit ausgestrecktem Arm einen Delfin im Wasser zu berühren, diese Begebenheit sei jedoch für ihn zu einem einmaligen Erlebnis geworden. "Das war was ganz anderes", erzählte er. Wenn man einen Delfin unter diesen Umständen begegne, dann komme ganz automatisch das Gefühl hinzu, "du gehörst in die Freiheit und ich werde dir helfen".
Der Südwestwind fegte an diesem Tag über die Lagune hinweg und öfter verschwand die Sonne hinter dem anschleichenden Nebel. "Es war angenehmer im Meerwasser als an der Luft, da aber mein Körper wie der der Delfine zur Hälfte herausragte, fing ich ganz schön an zu schlottern", bemerkte er, "aber ich habe mir gedacht, das ziehe ich jetzt durch. Ich war so auf die Delfine fixiert". Seine Mutter brachte ihm etwas später eine Neopren-Jacke und auch jede Menge heißen Kaffee. Spontan teilte der Junge den Kaffee mit seinesgleichen, er stapfte durch den rutschigen Schlick und versorgte die anderen mit einem heißen Schluck. Derweil ließ sich auch Melanie van Wyk vom Catering-Unternehmen "Spot-on Catering" nicht lumpen. Sie brachte mehrere Tabletts mit belegten Brötchen für den inzwischen hungrig gewordenen Rettungstrupp.
Von elf bis 19 Uhr harrten sie zusammen mit den gestrandeten Delfinen in dem Tümpel aus und beobachteten, wie sich der Wasserpegel mit hereinkommender Flut endlich wieder anhob. Dann begann ihr Einsatz. Gemeinsam haben sie die Delfine zurück ins Meer geleitet. Nur ein Tier wollte nicht und stellte sich quer. Laute Ruftöne ließen ahnen, dass es das Muttertier des verstorbenen Babies sein musste. Die Meeresforscher hatten das tote Tier inzwischen aus der Lagune entfernt. "Ich denke es war ein Fehler", sagte Patterson, "die Mutter hatte sich nicht von ihrem Kleinen verabschieden können".
Am anderen Morgen sah ein Jogger, wie erneut ein Delfin an der gleichen Stelle im Schlamm feststeckte. Noch einmal wurden die Retter informiert, auch diesmal war Patterson mit dabei. Es wurde entschieden, den Delfin per Landweg zurück ins Meer zu bringen. Die Helfer rollten den Meeressäuger auf eine Plane und zogen mit vereinten Kräften das Tier über den Schlick zu der Ladefläche eines Allradwagens. Immer wieder wurde darauf geachtet, dass der Meeressäuger aufrecht liegt, "damit die Lungen nicht zusammenfallen", so Patterson. Mit Warnblinkanlage fuhren sie durch Walvis Bay zum nördlich gelegenen Independence-Strand. Dort wurde das Tier vorsichtig wieder ins Wasser gelassen. Mit einem Schwanzschlag hat es sich von seinen Rettern verabschiedet und war verschwunden.
"Wir haben sie gestern bei Sandwichhafen gesichtet, sie sind wohlauf", ist Pattersons letzte Nachricht über den Verbleib von 17 geretteten Delfinen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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