Den Skeptiker widerlegen
Selbst wenn das Sozialexperiment "Basic Income Grant (BIG) - Otjivero" fehlschlagen sollte, können die Initiatoren bis dato dennoch einen Erfolg verbuchen. Noch selten haben derart viele Instanzen, Organisationen und Amtsträger aktiv oder wenigstens durch moralische Unterstützung an einem nationalen Sozialprojekt mitgewirkt, nämlich: der Namibische Kirchenrat (CCN), darunter führend die ELCRN von Bischof Zephania Kameeta, der Dachverband namibischer (parteihöriger) Gewerkschaften, der Dachverband nichtstaatlicher Organisationen NANGOF und die nationale HIV/Aids-Koalition NANASO. Dazu, wenn auch nicht auf dem Briefkopf der "BIG-Koalition", das Namibische Arbeitsforschungsinstitut und die Friedrich-Ebert-Stiftung.
Auch an renommiertem Zuspruch von auswärts fehlt es nicht. Siehe die Grußbotschaften vom Generalsekretär des Lutherischen Weltbunds, Dr. Ishmael Noko, sowie von Alt-Bischof Desmond Tutu in Südafrika, derweil lutherische Partnerkirchen das Projekt auch aus Deutschland verfolgen. Diese Mobilmachung hat eine Eigendynamik gewonnen, die die BIG-Betreiber vorteilhaft nutzen können.
Nun kommt es darauf an, ob die derzeitige Welle der Wohlwollens und des Interesses am Spendenfluss bis Ende 2009 durchhält, um das Experiment gezielter und "akademisch beobachteter" Armutsbekämpfung im abgesteckten Zeitrahmen konsequent abzuschließen.
In dieser Rechnung gibt es zwei unbekannte, unberechenbare Faktoren. Erstens hat sich das Verhalten der Empfänger, beziehungsweise ihr Lebensstil zu ändern. Wie konnten in einer Squattergemeinschaft von etwa 1200 Seelen sechs Shebeens (die Dunkelziffer besagt mehr als das Doppelte) bestehen, bevor es eine Grundzahlung gab? Seit der BIG-Zahlung hat noch keine Shebeen geschlossen. Immerhin sind jetzt zwei kleine neue Lebensmittelgeschäfte geöffnet. Die Empfänger der monatlichen Existenzbeihilfe in Otjivero, inklusive ihrer Gäste und Angehörigen, stehen nun in der Pflicht, die Nothilfe tatsächlich zur Besserung ihrer Lebensumstände anzuwenden und seltener in die Shebeens zu tragen. Sie sind Nutznießer einer einzigartigen Bewegung der Nächstenliebe, der sie zum Erfolg verhelfen oder zum Scheitern bringen können.
Neben dem unberechenbaren Verhalten der Hilfsempfänger ist - im erhofften Erfolgsfall des Sozialexperiments - der autoritäre Eigenwille der SWAPO-Regierung die zweite Unwägbarkeit in diesem Pilot-Projekt. Abgesehen von der Unterstützung einzelner Regierungsmitglieder, darunter Speaker Theo-Ben Gurirab und SWAPO-Einpeitscher Hage Geingob, gibt es keinerlei kollektive Zusage. Um mit der landesweiten Armutsbekämpfung Ernst zu machen, müsste die Macht habende Partei einige ihrer verhätschelten Prestige-Objekte einschränken, darunter das bodenlose Fass Air Namibia und der prahlerische Präsidentenkomplex. Diesen Schritt hat sie in 18 Jahren nicht geschafft. Bisher rangiert der Eigenprunk stets vor der Armutsbekämpfung.
Auch an renommiertem Zuspruch von auswärts fehlt es nicht. Siehe die Grußbotschaften vom Generalsekretär des Lutherischen Weltbunds, Dr. Ishmael Noko, sowie von Alt-Bischof Desmond Tutu in Südafrika, derweil lutherische Partnerkirchen das Projekt auch aus Deutschland verfolgen. Diese Mobilmachung hat eine Eigendynamik gewonnen, die die BIG-Betreiber vorteilhaft nutzen können.
Nun kommt es darauf an, ob die derzeitige Welle der Wohlwollens und des Interesses am Spendenfluss bis Ende 2009 durchhält, um das Experiment gezielter und "akademisch beobachteter" Armutsbekämpfung im abgesteckten Zeitrahmen konsequent abzuschließen.
In dieser Rechnung gibt es zwei unbekannte, unberechenbare Faktoren. Erstens hat sich das Verhalten der Empfänger, beziehungsweise ihr Lebensstil zu ändern. Wie konnten in einer Squattergemeinschaft von etwa 1200 Seelen sechs Shebeens (die Dunkelziffer besagt mehr als das Doppelte) bestehen, bevor es eine Grundzahlung gab? Seit der BIG-Zahlung hat noch keine Shebeen geschlossen. Immerhin sind jetzt zwei kleine neue Lebensmittelgeschäfte geöffnet. Die Empfänger der monatlichen Existenzbeihilfe in Otjivero, inklusive ihrer Gäste und Angehörigen, stehen nun in der Pflicht, die Nothilfe tatsächlich zur Besserung ihrer Lebensumstände anzuwenden und seltener in die Shebeens zu tragen. Sie sind Nutznießer einer einzigartigen Bewegung der Nächstenliebe, der sie zum Erfolg verhelfen oder zum Scheitern bringen können.
Neben dem unberechenbaren Verhalten der Hilfsempfänger ist - im erhofften Erfolgsfall des Sozialexperiments - der autoritäre Eigenwille der SWAPO-Regierung die zweite Unwägbarkeit in diesem Pilot-Projekt. Abgesehen von der Unterstützung einzelner Regierungsmitglieder, darunter Speaker Theo-Ben Gurirab und SWAPO-Einpeitscher Hage Geingob, gibt es keinerlei kollektive Zusage. Um mit der landesweiten Armutsbekämpfung Ernst zu machen, müsste die Macht habende Partei einige ihrer verhätschelten Prestige-Objekte einschränken, darunter das bodenlose Fass Air Namibia und der prahlerische Präsidentenkomplex. Diesen Schritt hat sie in 18 Jahren nicht geschafft. Bisher rangiert der Eigenprunk stets vor der Armutsbekämpfung.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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