Denkmal-Debatte schwelt weiter
Von Marc Springer, Windhoek
„Ich würde empfehlen, dass die Stadt Windhoek beurteilt, ob das Monument einen historischen oder wirtschaftlichen Wert besitzt, bzw. als Sehenswürdigkeit z.B. für Touristen erhalten bleiben soll“, sagte sie vergangene Woche auf Fragen des SWANU-Abgeordneten Usutuaije Maamberua in der Nationalversammlung. Gleichzeitig hob sie hervor, die daraus abgeleitete Bedeutung des Standbildes gelte es gegen die schmerzhafte Vergangenheit Namibias abzuwägen, an die sich viele Namibier durch Monumente wie die Curt-von-François-Statue ungern erinnert fühlten.
Diese Feststellung relativierte sie anschließend mit dem Hinweis darauf, die Statue des ehemaligen Befehlshabers der deutschen Schutztruppe sei nicht während dessen Wirkens in Namibia errichtet, sondern erst am 18. Oktober anlässlich des 75. Jubiläums der Gründung von Windhoek aufgestellt worden. Als solches symbolisiere sie auch nicht „ein Zelebrieren kolonialer Gräueltaten“, sondern sei bestenfalls Ausdruck der „fehlgeleiteten Annahme, dass von François der Gründer von Windhoek war“.
In diesem Zusammenhang gab die Ministerin Maamberua in dessen Überzeugung Recht, dass nicht von François sondern Jonker Afrikaner um 1840 mit seinen Gefolgsleuten /Ai//Gams besiedelt und damit deutlich vor der Ankunft des deutschen Majors Windhoek begründet habe. Gleichzeitig jedoch hob sie hervor, dass auch die Nachfahren kolonialer „Siedler“ Teil der namibischen Nation seien und das gemeinsame Erbe sowohl positive als auch negative Aspekte der Vergangenheit reflektieren müsse.
Obwohl dies keine „Verzerrung der Geschichte“ rechtfertige und sie die Forderung Maamberuas nach einer Demontage der Statue durchaus nachvollziehen könne, müsse der Umgang mit kolonialen Relikten dennoch besonnen und systematisch sein. „Wir leben in einem Rechtsstaat und können nicht einfach eines Morgens beschließen, willkürlich Statuen zu beseitigen“, unterstrich sie.
Des Weiteren relativierte Himarwa die Darstellung Maamberuas, wonach die Von-François-Statue bewusst mit Blick nach Berlin zeige, um „Gefolgschaft an das Kaiserreich zum Ausdruck zu bringen“. Die geographische Ausrichtung des Monuments möge für die ehemalige Kolonialmacht von Bedeutung gewesen sein, habe aber „keine Relevanz in unserer heutigen Gesellschaft“.
Gleichzeitig stellte sie klar, Namibia dürfe nicht blind Entwicklungen in Südafrika folgen, wo zuletzt Denkmäler demontiert und verunziert worden seien. Obwohl die Curt-von-François-Statue, die Maamberua als „Abscheulichkeit“ beschrieben hatte, nicht als Denkmal registriert sei und folglich problemlos entfernt werden könne, dürfe dies nicht beliebig geschehen.
Maamberua hatte eine Beseitigung der Von-François-Statue gefordert, weil diese nicht nur eine historische Verfälschung über die Gründung von Windhoek repräsentiere, sondern in Person des ehemaligen Befehlshabers der deutschen Schutztruppe den „von ihm eingeleiteten Genozid in Namibia“ verherrliche.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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