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Der April-Mythos

Während der ersten Jahre nach der Unabhängigkeit haben Swapo und die Regierung die blutigen Apriltage von 1989 ignoriert. Seit etwa drei Jahren greift das NBC-Fernsehen das Thema jeweils am 1. April rückblickend auf, wie zu Beginn dieser Woche.

Die NBC tut dies nicht, um der Menschen zu gedenken, die bei der sinnlosen Grenzüberschreitung bewaffneter Swapo-Kräfte - Peoples Liberation Army of Namibia, PLAN - während der ersten Apriltage zu Hunderten ihr Leben lassen mussten. Die NBC tut dies als Instrument der Macht habenden Partei, um diffuse Schuldzuweisung zu verbreiten, von Verrat zu sprechen und Swapo-Führern das Wort zu erteilen, die zeitlebens nicht mehr im Stande sein dürften, das April-Debakel selbstkritisch aufzuarbeiten.


Die Swapo/NBC-Version sieht kurz gefasst wie folgt aus: Bewaffnete Swapo-Kräfte "innerhalb Namibias" wollten sich bei UNO-Stellen melden und ihre Waffen niederlegen. Infolge Verrats seien sie jedoch dem Mündungsfeuer der "Koevoet" (der Guerilla-Abwehr der Polizei) und der südafrikanischen Armee ausgeliefert worden. -


Die einseitige Darstellung der NBC beruht auf der teils berechtigten Annahme, dass die Öffentlichkeit nur ein kurzes Gedächtnis habe. Und teils beruht sie auf der Überheblichkeit, mit der die TV-Politredaktion und Swapo ihr Publikum für unbedarft, ignorant oder eben für dumm halten.


Über 1600 Plan-Kräfte haben in voller Kampfmontur und in Trupps von 16 bis 20 Mann die Nordgrenze Namibias von Angola her auf einer Breite von 400 Kilometern in der Nacht vom 31. März zum 1. April 1989 überschritten. Nachweislich befanden sie sich in den letzten Märztagen nicht innerhalb Namibias, wie es die NBC unterstellt. Die Grenze haben sie sorgfältig und zeitlich koordiniert zum ersten Tag der internationalen Friedens- und Schlichtungsaktion (UN-Resolution 435, 1978) überquert. Es war keineswegs ein spontaner Einfall.


Die Grenzüberschreitung verletzte den UN-Lösungsplan auf flagrante und kriegerische Art. Wie hätte der UN-Sicherheitsrat sonst die neuerliche Mobilmachung von bereits planmäßig kasernierten Soldaten und paramilitärischen Polizisten unter südafrikanischem Befehl gutheißen können? Das Ungeheuerliche geschah. Polizisten und Soldaten unter dem Befehl des Erzfeinds Südafrika wurden ausdrücklich zum Instrument der UNO, den status quo ante - den Zustand vom 31. März 1989 - wieder herzustellen, mit Hilfe einiger verspätet eingetroffener UN-Blauhelme und des Internationalen Roten Kreuzes. Die überlebenden Swapo-Kräfte wurden gesammelt, entwaffnet, in Zivilkleidung gesteckt und nach Angola zurückgebracht, von wo sie vier Monate später - wieder in Zivil - mit anderen Exilanten zur Repatriierung antraten. So hatte es die gemeinsame militärpolitische Kommission der Angolaner, Kubaner und Südafrikaner am 7. und 8. April 1989 im Beisein der sowjetischen und US-amerikanischen Sonderbotschafter beschlossen. Sind das in den Augen der Swapo alle Verräter?


Der Sachverhalt ist für die NBC zu komplex, um darauf einzugehen und für die Swapo zu brisant, denn sie müsste dann die schmerzliche Frage stellen, wer in ihren Reihen für den törichten Befehl des Einmarschs zum 1. April 1989 heute noch die Verantwortung zu übernehmen hat.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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