Der Lenz is da in Ovenduka
Wärme und Hitze nehmen zu. Woll- und Dornkätzchen vom Hakendorn und die Vanillebausche vom Wurmrindenbaum - der Letztere ohne Dornen, bitte schön - sind jetzt nich mehr zu überbieten. In Ovenduka is der Lenz eingezogen. Bei Windstille wirste abends oder morgens betörende Düfte bemerken, denn irgendwo verströmt ein Jasmin Parfüm, das Dir nochall in den Kopp steigt. So gibt´s ein Gemisch an einheimischen und zugezogenen Büschen, Ranken und Bäumen, die nacheinander versetzt bis in den Oktober hinein Frühling feiern, als ob er aus der Mode gehen könnte.
In den Rivieren und an den Hängen von Otjomuise stehen sie, die blühenden Akazien, bevor sie ihre gefiederten Blättchen nachschieben, derweil die Jakaranda an den Straßen ihr Lila und Weiß, wie zwischen der Windhoek High School und dem Tintenpalast, erst im Oktober ausrufen, um zu signalisieren, dass Schüler und Studenten jetzt mit Examen-Stress fertig werden müssen. Auch der Kameldorn treibt frisch, aber seine gelben Tropfbällchen kommen erst biekie später. Die Bougainvilla wetteifert an den Hecken jetzt überschwänglich in Lila, Rot, auch in Weiß, hier und da gar in Kaskaden. Aber langsam, die hängenden Gärten der Königin von Saba sind´s noch nich, aber se können´s noch werden, wenn wir mit der Wassergewinnung und dem Recycling gut weitermachen und mehr Abfluss von unseren Dächern speichern.
Sag net nich, man könnte bei uns keinen Frühling erfahren oder verspüren! Das jobbt nur biekie anders als in Europa. Nach dem Ausbruch der Blüte der Kratzbüsche und des Baums, dessen Rinde als Arznei Würmer vertreibt, kommt die Sommerhitze gewiss. Nich wie in Europa, wo nach dem Frühling häufig mehrere Monate lang net kein Sommer kommt. Also bei uns kommt er, aber oft ohne Regen, so dass nach den Lenzblüten erstmal drei, vier Hitze- und Durstmonate ins Jahr gehen. Oder es sind 15 (fuffz´n) Durstmonate zu überstehen, weil der Regen eine Saison ganz wegbleibt. Aber der Optimismus der Kratzbüsche is nich totzukriegen. Auch wenn die Regenzeit so gut wie ganz ausgefallen is, schlagen die vor der angesagten nächsten dennoch mit Kätzchen aus, als gäb´s keine Dürre.
Nirgendwo stellt sich der Frühling jetzt deutlicher ein als dort beim Tintenpalast, wo die Glücksperlenbäume rot ausschlagen, als wär´ mit Revoluzzern schon oder nochmal Roter Oktober zu feiern. Die roten Blüten triefen vor Nektar und locken Leckerschnäbel an, genannt Rotschulterglanzstar (lamprotornis nitens). Die kriegen net nich genuch vom Genuss. Das hörste am Tirilieren und solltest Du Deine Tjorry im ausladenden Schatten unter den Bäumen am Palast geparkt haben, machste das jetzt im August nur einmal. Der Nektar regt die Verdauung der Piepols an, dasse stief und gleichmäßig jede Handbreit unter dem Baum beklecksen, also auch Scheiben und Dach von Deinem Otjiauto, wenn Du´s noch nich erfahren hast. An anderen Bäumen labt sich wiederum der Lappenstar, so genannt, weil der wrachtach Hängebacken hat, die an Lappies erinnern. Sowahr ein besonderes Federvölkchen die Stare.
Und der Maskenweber als Lenzbote is schon beim fünften oder sechsten Nest, das er fleißig und emsig entweder am Kameldorn oder am Omumborongbonga säuberlich, eins wie´s andere, herrichtet. Auch in diesem Jahr muss er wieder mit seinem kiebigen Weibsen fertigwerden, das ihm mehrere Nester wieder runterreißt. Von Geschlechtergleichheit is hier keine Rede. Das gefiederte Mannsbild webt und baut, und das Weibsen reißt die Nester wieder ab, bis ihr endlich eins gefällt, in das sie Eier legt und die Nachzucht ausbrütet.
Der namibische Lenz bringt Hoffnung, hat aber auch seine Härten!
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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