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Der Mann fürs Grobe sucht ein neues Image
Der Mann fürs Grobe sucht ein neues Image

Der Mann fürs Grobe sucht ein neues Image

Stefan Fischer
Das klang dann so: „Das Volk hat gesprochen - und die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes“, erklärte Mnangagwa am Mittwoch vor Tausenden von Anhängern nach seiner Rückkehr aus einem kurzen Exil in Südafrika, wohin er nach seiner Entlassung als Vizepräsident und anschließenden Morddrohungen vor zwei Wochen geflohen war. Simbabwe stehe am Beginn einer „neuen Demokratie“, ließ er weiter wissen. Und schließlich noch, dass seine „Regierung für Frieden, Wachstum und Arbeitsplätze“ sorgen wolle.

Der falsche Mann?

In die Geschichte eingehen könnte Mnangagwa nur dann, wenn er es wirklich schafft, Simbabwe im zweiten Anlauf auf den Weg der Demokratie zu führen. Auf den ersten Blick scheint er dafür der völlig falsche Mann zu sein, schon weil er dem Langzeitdiktator Robert Mugabe seit der Unabhängigkeit des Landes vor 37 Jahren als engster Vertrauter zur Seite gestanden und dessen desaströse Politik mit oft roher Gewalt abgestützt hat. Vielen galt er deshalb bis vor kurzem auch als Mugabes Ziehsohn, der ihn dereinst ersetzen würde.

Umso größer war die Verblüffung, als der Ziehvater ausgerechnet seinen treuen Sohn vom Posten des Vizepräsidenten feuerte und wenig später sogar aus der Partei warf, um stattdessen seine Frau Grace in einer Art Familiendynastie zu installieren. Zur Abwechslung wurde der Jäger diesmal nun selber zum Gejagten.

Wegen seiner Bereitschaft, zur Durchsetzung politischer Ziele jederzeit Gewalt anzuwenden, gilt Mnangagwa seit langem als Mann fürs Grobe. Die Angewohnheit, vor dem Zupacken erst einmal still abzuwarten, hat ihm daheim den wenig schmeichelhaftten Beinamen „das Krokodil“ beschert.

Bereits als Teenager schloss er sich dem Widerstand gegen das weiße Minderheitsregime um Ian Smith in Rhodesien an. Er sabotierte Bahnlinien und saß dafür zehn Jahre im Gefängnis. Dort lernte er auch Mugabe kennen, der als Chefideologe des schwarzen Widerstands fungierte. Mitte der 1970er Jahre wurde Mnangagwa dessen Assistent und Bodyguard und war im unabhängigen Simbabwe nach 1980 in jedem Kabinett verteten, unter anderem als Minister für Staatssicherheit, Verteidigung und Justiz. Er dürfte wie kein anderer wissen, in welchem Schrank in Simbabwe die Skelette lagern - im wörtlichen wie metaphorischen Sinn.

Für Massker mitverantwortlich

Unvergessen ist vor allem die unrühmliche Rolle, die Mnangagwa in den frühen 1980er Jahren als damaliger Geheimdienstchef im Kampf gegen die schwarze Opposition spielte. Viele machen ihn mitverantwortlich für die Massaker damals im Matabeleand, der Hochburg der Volksgruppe der Ndebele. Als es dort kurz nach der Unabhängigkeit zu Unruhen gegen Mugabe kam, schickte dieser seine in Nordkorea ausgebildete 5. Brigade in den Südwesten des Landes. Mehr als 20000 Ndebele starben.

Allerdings gilt Mnangagwa bei aller Ruchlosigkeit auch als der ultimative Pragmatist. Sichtbar ist dies auch daran, wie er sich nach dem Abgang Mugabes nun plötzlich als Retter der Nation vor einem Tyrannen stilisiert, dem er bis zuletzt sklavisch diente. Obwohl das nun gepflegte Image des Reformers mit Blick auf seine Vergangenheit wie blanker Hohn wirkt, betrachten ihn weite Teile der Bevölkerung tatsächlich als Hoffnungsträger. Anti-Mugabe-Demonstranten trugen bei ihren jüngsten Protesten jedenfalls sein Konterfei.

Kooperation und freie Wahlen

Anders als Mugabe sieht sich Mnangagwa nicht als eine Art Messias und hat anders als der Diktator deshalb auch nie seinen Realitätsbezug verloren. Er weiß, dass die Staatskasse geplündert ist und Simbabwe dringend Finanzhilfe von außen braucht, allen voran vom IWF. Auch hat er bereits die Fühler zur Opposition ausgestreckt. Einem kürzlich vorgestellten Plan zufolge will Mnangagwa fortan mit ihren Vertretern in einer Übergangsregierung zusammenarbeiten und bis Mitte nächsten Jahren auch freie Wahlen abhalten, die unter Mugabe zuletzt massiv manipuliert wurden. Auch hat er die weißen Farmer zur Rückkehr nach Simbabwe aufgerufen, die das Mugabe-Regime um die Jahrhundertwende mit verheerenden Folgen von ihrem Land vertrieben hatte. Von einstmals 4500 Farmen sind heute weniger als 200 noch auf ihrer Scholle.

Der langjährige Simbabwe-Kenner und Buchautor Geoff Hill ist deshalb optimistisch. So optimistisch, dass er den neuen Präsidenten bereits in einer Linie mit Südafrikas letztem weißen Präsidenten F.W. de Klerk und Michael Gorbatschow sieht, die ihrerseits zwei scheinbar unveränderbare Systeme knackten. Heute kehrt Mnangagwa triumphal ins Parlament in Harare zurück - als Hoffnungsträger, der bisher alles mitgemacht hat, aber nun alles anders machen muss.

Wolfgang Drechsler, Kapstadt

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-01-24

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