Der mutige Zaunkönig und die hochnäsige Hyäne
Es war einmal eine Hyäne, die sich auf den Weg machte, um ihren Onkel zu besuchen. Unterwegs kam sie an der Werft (Hof) des kleinen Vogels Zaunkönig vorbei. Die Vogeleltern waren ausgeflogen, um für ihre vielen Kinder Speisen zu sammeln. Die Hyäne verachtete die kleinen Vögel und statt sie zu grüßen, beschimpfte sie die zurückgebliebenen Kinder: "Ihr Sklaven, ihr esst ja nur Würmer in frischem Rindermist und Fliegen. Pfui!" Danach ging sie weiter zu ihrem Onkel.
Als die Eltern der jungen Zaunkönige nach Hause kamen, um sie zu füttern, weigerten sich die Kinder zu essen: "Die böse Hyäne hat sich über uns und unsere Speisen lustig gemacht. Wir essen nichts mehr, bis sie uns um Verzeihung gebeten hat. Lieber sterben wir vor Hunger." Voller Sorgen um ihre Kinder folgte die Vogelmutter den Spuren der Hyäne und traf sie vor dem Haus ihres Onkels.
"Gefährte, warum beschimpfst Du meine kleinen Kinder"? fragte sie die Hyäne freundlich. "Ich bin nicht euer Gefährte", blaffte die Hyäne gehässig. "Geh weg, du Sklave, und iss Würmer im Rindermist und Fliegen. Pfui!" Da wurde die Zaunkönigin wütend: "Du bist es, die hässlich stinkt und Leichen von Menschen aus Gräbern ausgräbt. Und wenn Du meine Kinder nicht um Verzeihung bittest, dann werden wir dich bekämpfen." Die Hyäne warf sich auf den Boden und erstickte fast vor Lachen: "Sklave, womit willst du mich bekämpfen? Mit deinem kleinen Fuß oder deinem kleinen Schnabel? Verschwinde, oder ich töte dich auf der Stelle!"
Da flog die Zaunkönigin zurück zur Werft. Als der Zaunkönig die feigen Worte der Hyäne vernommen hatte, rief er den Krieg aus und versammelte alle kleinen Tiere, die fliegen konnten. Der Schakal, der den Aufmarsch beobachtet hatte, ging zur Hyäne, um sie zu warnen: "Der Zaunkönig hat ein Kriegsaufgebot zustande gebracht und wenn du nicht aufpasst, dann wirst du im Schlaf überrumpelt." Verunsichert rief die feige Hyäne daraufhin das ganze wilde Getier mit vier Beinen zusammen und stellte selbst eine Streitmacht auf.
Der Zaunkönig aber ließ die Hyäne heimlich auskundschaften. Dadurch erfuhr er, dass der Schakal zum Kriegsführer ernannt worden war: Hob er seinen Schwanz, war dies das Zeichen dafür, dass die Truppen der Hyäne siegreich wären. Zog er jedoch den Schwanz ein, war es um seine Streitmacht schlecht bestellt. Die kleinen Tiere beratschlagten, was zu tun sei und beschlossen dann, dass die Bienen und die Wespen, die stechen können, voran fliegen - und den Schakal attackieren sollten.
Am Morgen machte sich das kleine fliegende Volk auf den Weg. Es traf auf den Schakal, der mit hoch erhobenem Schwanz seine Truppen den Kriegstanz tanzen ließ. Getreu dem Befehl des Zaunkönigs flog eine kleine Wespe zu ihm, setzte sich unter seinen Schwanz - und stach zu. Sie stach so lange zu, bis der Schakal vor Schmerzen aufschrie und seinen Schwanz einzog. Als seine Truppen sahen, dass der Schwanz ihres Anführers gesenkt war, glaubten sie, dass sie verloren hätten und flohen Hals über Kopf. Nur die Hyäne blieb verdattert zurück.
Schnell flogen alle Wespen auf sie zu, krochen unter ihren Schwanz und drohten ihr zuzustechen. Da konnte die Hyäne nicht anders und musste die ganze Familie des Zaunkönigs um Verzeihung bitten. Und die Zaunkönige verziehen ihr.
Seit jener Zeit aber weiß auch jeder große Mensch, dass ein kleines Wesen so seine Macht hat.
Weitere Erzählungen finden Sie im Beiheft 32 "Was Herero erzählten und sangen" von Ernst Dammann, Verlag Dietrich Reimer, Berlin 1987.
Als die Eltern der jungen Zaunkönige nach Hause kamen, um sie zu füttern, weigerten sich die Kinder zu essen: "Die böse Hyäne hat sich über uns und unsere Speisen lustig gemacht. Wir essen nichts mehr, bis sie uns um Verzeihung gebeten hat. Lieber sterben wir vor Hunger." Voller Sorgen um ihre Kinder folgte die Vogelmutter den Spuren der Hyäne und traf sie vor dem Haus ihres Onkels.
"Gefährte, warum beschimpfst Du meine kleinen Kinder"? fragte sie die Hyäne freundlich. "Ich bin nicht euer Gefährte", blaffte die Hyäne gehässig. "Geh weg, du Sklave, und iss Würmer im Rindermist und Fliegen. Pfui!" Da wurde die Zaunkönigin wütend: "Du bist es, die hässlich stinkt und Leichen von Menschen aus Gräbern ausgräbt. Und wenn Du meine Kinder nicht um Verzeihung bittest, dann werden wir dich bekämpfen." Die Hyäne warf sich auf den Boden und erstickte fast vor Lachen: "Sklave, womit willst du mich bekämpfen? Mit deinem kleinen Fuß oder deinem kleinen Schnabel? Verschwinde, oder ich töte dich auf der Stelle!"
Da flog die Zaunkönigin zurück zur Werft. Als der Zaunkönig die feigen Worte der Hyäne vernommen hatte, rief er den Krieg aus und versammelte alle kleinen Tiere, die fliegen konnten. Der Schakal, der den Aufmarsch beobachtet hatte, ging zur Hyäne, um sie zu warnen: "Der Zaunkönig hat ein Kriegsaufgebot zustande gebracht und wenn du nicht aufpasst, dann wirst du im Schlaf überrumpelt." Verunsichert rief die feige Hyäne daraufhin das ganze wilde Getier mit vier Beinen zusammen und stellte selbst eine Streitmacht auf.
Der Zaunkönig aber ließ die Hyäne heimlich auskundschaften. Dadurch erfuhr er, dass der Schakal zum Kriegsführer ernannt worden war: Hob er seinen Schwanz, war dies das Zeichen dafür, dass die Truppen der Hyäne siegreich wären. Zog er jedoch den Schwanz ein, war es um seine Streitmacht schlecht bestellt. Die kleinen Tiere beratschlagten, was zu tun sei und beschlossen dann, dass die Bienen und die Wespen, die stechen können, voran fliegen - und den Schakal attackieren sollten.
Am Morgen machte sich das kleine fliegende Volk auf den Weg. Es traf auf den Schakal, der mit hoch erhobenem Schwanz seine Truppen den Kriegstanz tanzen ließ. Getreu dem Befehl des Zaunkönigs flog eine kleine Wespe zu ihm, setzte sich unter seinen Schwanz - und stach zu. Sie stach so lange zu, bis der Schakal vor Schmerzen aufschrie und seinen Schwanz einzog. Als seine Truppen sahen, dass der Schwanz ihres Anführers gesenkt war, glaubten sie, dass sie verloren hätten und flohen Hals über Kopf. Nur die Hyäne blieb verdattert zurück.
Schnell flogen alle Wespen auf sie zu, krochen unter ihren Schwanz und drohten ihr zuzustechen. Da konnte die Hyäne nicht anders und musste die ganze Familie des Zaunkönigs um Verzeihung bitten. Und die Zaunkönige verziehen ihr.
Seit jener Zeit aber weiß auch jeder große Mensch, dass ein kleines Wesen so seine Macht hat.
Weitere Erzählungen finden Sie im Beiheft 32 "Was Herero erzählten und sangen" von Ernst Dammann, Verlag Dietrich Reimer, Berlin 1987.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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