Der Mythos ist dehnbar (II) Teil 1
Betrifft: „Milliardenfrage steht noch aus“ (AZ, 27. 3. 20)
Betrachtet man die Genozidthese unter dem Gesichtpunkt was sie wirklich ist, nämlich ein Genozidmythos, wird einiges klarer. Wir haben darauf hingewiesen, daß der Genozidmythos historische Fakten verschleiert und z.B. juristische Einwände ignoriert. Es sollte jedoch auch berücksichtigte werden, dass im Falle des Genozidmythos der Eigenanteil der Hereros an ihrer eigenen mißlichen Situation vor einhundertsechzehn Jahren unterschlagen wird (das gleiche gilt übrigens auch für den Nama-Aufstand). Im Falle des Hereroauftstands hatte man es nämlich nicht mit einer wilden Horde preußischer Soldaten zu tun, die willkürlich nach Afrika entsandt wurde um „Neger zu erschießen“, sondern er hatte eine Vorgeschichte, an der die Hereros tatkräftig mitwirkten, bzw. die sich aus wirtschaftlichen, geographischen, politischen und kulturellen Umstände herleiteten, die z.T. bereits vor dem Auftreten des Dt. Reiches in DSWA vorherrschten:
Das vorkoloniale südwestliche Afrika ließ sich grob in Groß-Namaqualand (Süden), das Damaraland (Zentralnamia) und das Amboland (nördlich der Etoschapfanne und Südangola) aufgliedern. Das wasserlos-trockene Groß-Namaqualand wurde größtenteils von Nama bewohnt, das Damaraland von pastoralen, großviehhaltenden Herero, das Amboland bis weit nach Südangola hinein von einer Reihe vom Ambostämmen, die in der regenreicheren Region vom Ackerbau, dem Fischfang und der Rinderzucht lebten. Besonders die später aus der Kapkolonie eingewanderten Oorlamstämme lebten dahingegegen im Grunde vom Raub, da sie sich ihre aus der Kolonie mitgebrachten technologischen Vorzüge der Waffentechnik und der Reitkunst bedienten, um ein freies Warlord-Räuberleben auf Kosten der rinderreichen Hereros führen zu können. Man muß bedenken, daß gerade der Viehraub den Hauptaspekt der Subsistenzwirtschaft der Oorlam-Namas darstellte, der ihr Überleben überhaupt erst ermöglichte. Vieh diente damals als gängiges Zahlungsmittel im Handelsverkehr mit der Kapkolonie , und da die rinderhaltenden Herero über große Rinderherden verfügten, wurden sie davon von den Oorlam-Namas in den Jahren 1840-1893 regelmäßig „erleichtert“.
Die Rinder der Herero waren, obwohl sie deren Lebensinhalt schlechthin darstellten, gleichzeitig die Achillesferse der Herero. In guten Zeiten gediehen die Rinder, doch ließen Viehseuchen, Trockenheiten, Weidemangel, feindliche Raubzüge der Oorlams usw. die Rinderherden schrumpfen. Das Damaraland war für den Ackerbau ungeeignet, und es konnte auch kein Fischfang betrieben werden wie z.B. bei den Ambostämmen im Norden. Gerade in der Zeit vor dem Ausbruch des Hereroaufstands traten eine Reihe für die Ovaherero (eben nicht von Deutschen verursachte) ungünstige Umstände auf - die Rinderpest 1896, die Weigerung der Herero, ihre Rinder impfen zu lassen, Trockenheiten, dazu kamen Malaria, Typhusepedemien, die Weide vernichtende Heuschreckenplagen, usw. Wichtig ist, festzuhalten, daß die Wirtschaftsbasis der Herero eine einseitige, vom Rinderbesitz und großen Weidegebieten abhängigen Monokultur war, dadurch also extrem anfällig. Wollten sie sich einem stärkeren Gegner widersetzen als einigen Namabanden, z.B. dem Dt. Reich, sahen sie sich sehr schnell am Ende ihrer Möglichkeiten. Als daher das Dt. Reich ab 1884 auf der südwestafrikanischen Bühne auftrat, stellte es die Ovaherero in zunehmenden Maße vor ernste Probleme, die zum Großteil auf ihre wirtschaftliche Monokultur und ihren Appetit auf Konsumgüter zurückzuführen war. Der Einzug von Handelsgütern weckte jedoch Begierden, die im Grunde nur auf Kosten der Rinder befriedigt werden konnten: „Ihre Sucht nach Vorteil, nach Land und Vieh, lockte den Herero auf den gefahrvollen Boden der Verschuldung“ (Adolf Fischer). Das Dilemma lag darin, daß Konsumgüter - Kleidung, Stoffe, Waffen, Alkohol, Gebrauchsgegenstände - in Rindern bezahlt werden mußten. Doch Rinder wollten von den bereits verarmten Hereros nicht so recht hergegeben werden, also wurde auf Kredit verkauft. Das Kreditwesen uferte aus, und als sich die Händler ihre Kredite mit Land der Hereros bezahlen ließen, um es ihrerseits profitabel zu bewirtschaften, eskalierte die Situation und kam es schließlich zum Ausbruch des Hereroaufstands. Es sollte festgehalten werden, dass niemand die Hereros zum Kreditkauf gezwungen hatte. Auch sind gewissenslose Händler keine Neuerscheinung, sondern werden z.B. bereits in der Bibel erwähnt (Verjagung der Händler und Wucherer aus dem Tempel).
Dr. Andreas Vogt
Windhoek/Namibia
Der zweite Teil des Leserbriefes von Dr. Andreas Vogt erscheint in der morgigen Ausgabe.
Das vorkoloniale südwestliche Afrika ließ sich grob in Groß-Namaqualand (Süden), das Damaraland (Zentralnamia) und das Amboland (nördlich der Etoschapfanne und Südangola) aufgliedern. Das wasserlos-trockene Groß-Namaqualand wurde größtenteils von Nama bewohnt, das Damaraland von pastoralen, großviehhaltenden Herero, das Amboland bis weit nach Südangola hinein von einer Reihe vom Ambostämmen, die in der regenreicheren Region vom Ackerbau, dem Fischfang und der Rinderzucht lebten. Besonders die später aus der Kapkolonie eingewanderten Oorlamstämme lebten dahingegegen im Grunde vom Raub, da sie sich ihre aus der Kolonie mitgebrachten technologischen Vorzüge der Waffentechnik und der Reitkunst bedienten, um ein freies Warlord-Räuberleben auf Kosten der rinderreichen Hereros führen zu können. Man muß bedenken, daß gerade der Viehraub den Hauptaspekt der Subsistenzwirtschaft der Oorlam-Namas darstellte, der ihr Überleben überhaupt erst ermöglichte. Vieh diente damals als gängiges Zahlungsmittel im Handelsverkehr mit der Kapkolonie , und da die rinderhaltenden Herero über große Rinderherden verfügten, wurden sie davon von den Oorlam-Namas in den Jahren 1840-1893 regelmäßig „erleichtert“.
Die Rinder der Herero waren, obwohl sie deren Lebensinhalt schlechthin darstellten, gleichzeitig die Achillesferse der Herero. In guten Zeiten gediehen die Rinder, doch ließen Viehseuchen, Trockenheiten, Weidemangel, feindliche Raubzüge der Oorlams usw. die Rinderherden schrumpfen. Das Damaraland war für den Ackerbau ungeeignet, und es konnte auch kein Fischfang betrieben werden wie z.B. bei den Ambostämmen im Norden. Gerade in der Zeit vor dem Ausbruch des Hereroaufstands traten eine Reihe für die Ovaherero (eben nicht von Deutschen verursachte) ungünstige Umstände auf - die Rinderpest 1896, die Weigerung der Herero, ihre Rinder impfen zu lassen, Trockenheiten, dazu kamen Malaria, Typhusepedemien, die Weide vernichtende Heuschreckenplagen, usw. Wichtig ist, festzuhalten, daß die Wirtschaftsbasis der Herero eine einseitige, vom Rinderbesitz und großen Weidegebieten abhängigen Monokultur war, dadurch also extrem anfällig. Wollten sie sich einem stärkeren Gegner widersetzen als einigen Namabanden, z.B. dem Dt. Reich, sahen sie sich sehr schnell am Ende ihrer Möglichkeiten. Als daher das Dt. Reich ab 1884 auf der südwestafrikanischen Bühne auftrat, stellte es die Ovaherero in zunehmenden Maße vor ernste Probleme, die zum Großteil auf ihre wirtschaftliche Monokultur und ihren Appetit auf Konsumgüter zurückzuführen war. Der Einzug von Handelsgütern weckte jedoch Begierden, die im Grunde nur auf Kosten der Rinder befriedigt werden konnten: „Ihre Sucht nach Vorteil, nach Land und Vieh, lockte den Herero auf den gefahrvollen Boden der Verschuldung“ (Adolf Fischer). Das Dilemma lag darin, daß Konsumgüter - Kleidung, Stoffe, Waffen, Alkohol, Gebrauchsgegenstände - in Rindern bezahlt werden mußten. Doch Rinder wollten von den bereits verarmten Hereros nicht so recht hergegeben werden, also wurde auf Kredit verkauft. Das Kreditwesen uferte aus, und als sich die Händler ihre Kredite mit Land der Hereros bezahlen ließen, um es ihrerseits profitabel zu bewirtschaften, eskalierte die Situation und kam es schließlich zum Ausbruch des Hereroaufstands. Es sollte festgehalten werden, dass niemand die Hereros zum Kreditkauf gezwungen hatte. Auch sind gewissenslose Händler keine Neuerscheinung, sondern werden z.B. bereits in der Bibel erwähnt (Verjagung der Händler und Wucherer aus dem Tempel).
Dr. Andreas Vogt
Windhoek/Namibia
Der zweite Teil des Leserbriefes von Dr. Andreas Vogt erscheint in der morgigen Ausgabe.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen