Der Schlangenflüsterer von Windhoek
Ein Leben für die Erforschung von Schlangen
Von Katharina Moser, Windhoek
Es ist ein sonniger Morgen, und Theart ist, wie jeden Tag, auf dem Weg auf die Farm, wo er seine aktuellen Forschungen betreibt. „Wir untersuchen gerade die Auswirkungen einer Umsiedlung auf das Verhalten und die Gesundheit von Zebraschlangen“, erklärt uns Theart. Er studiert Management natürlicher Ressourcen, hilft nebenbei mit Umsiedlungen von Schlangen, die in Häusern und Gärten auftauchen und schreibt an einer weiteren Forschungsarbeit. „Wie ergeht es der Schlange, nachdem man sie aus ihren angestammten Bereich entfernt? Das wurde noch nie wirklich erforscht, ist aber wichtig zu wissen, wenn man den Schlange-Mensch-Konflikt durch Umsiedlungen lösen will.“ Zebraschlangen gehören mit Puffottern zu den am meisten in Windhoek angetroffenen Schlangen. Momentan arbeitet Francois und sein kleines Team aus Gleichgesinnten mit drei Zebraschlangen, die auf eine Farm außerhalb Windhoeks umgesiedelt wurden. Zebraschlangen sind giftig und gehören zu den spuckenden Schlangen. Ihr Gift ist cytotoxisch, hat also eine gewebezerstörende Wirkung. Sie sind etwa eineinhalb Meter lang, können aber noch länger werden. Die nachtaktiven Tiere sind defensiv und ihr Gift ist nicht tödlich.
Mithilfe von Tierärztin Marie Van Heerden wurden den Tieren Tracker eingesetzt, durch die Theart sie mit Telemetrie orten kann. Dafür fährt er jeden Morgen hinaus, sucht seine Schlangen und markiert ihre Standorte. „Wir haben schon große Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen beobachtet. Männchen bewegen sich viel weiter, manchmal 800m am Tag, oder gar über einen Kilometer. Weibchen hingegen nur etwa 300m. Dadurch sind Männchen nach einer Umsiedlung größeren Risiken ausgesetzt“, so Theart. Er untersucht die Schlangen bereits seit einigen Monaten.
Dabei steht dem Schlangenbegeisterten, der sich bereits seit dem zarten Alter von 13 Jahren mit den Reptilien beschäftigt, vor allem das Wohl der Tiere im Vordergrund. Die Tracker beispielsweise werden nach einem Jahr, wenn sie aufhören zu senden, wieder tierärztlich entfernt. Für alle seine Aktivitäten hat der Student eine Genehmigung des Umweltministeriums. „Mir geht es auch darum, ein Bewusstsein für die Tiere zu schaffen. Wir haben von vielen Schlangen ein falsches Bild. Dabei gibt es eigentlich gar keinen Grund zu Panik. Schlangenbisse sind höchst selten und finden eigentlich nur dann statt, wenn die Schlange das Gefühl hat, sich verteidigen zu müssen. Also meistens, wenn der Mensch versucht, sie zu fangen oder zu töten.“
In Namibia gibt es 86 Schlangenarten, 36 davon in Windhoek. Etwa 16 Prozent der in Namibia vorkommenden Schlangen sind giftig. Es wird geschätzt, dass in der Subsahara über 7 000 Menschen durch Schlangenbisse sterben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief bereits dazu auf, das Problem, das oft ignoriert wird, effektiver anzugehen. Problematisch ist auch, dass die meisten Menschen Schlangen bei einer Schlangenbegegnung aktiv suchen und töten wollen. Schlangen wiederum sind geneigt, menschliche Gebiete aufzusuchen, da sie dort in Gärten besseren Unterschlupf finden, Wasser leichter zugänglich ist und Müll als Nahrungsquelle dienen kann. In einer Studie, deren Koautor Theart ist, wurde ermittelt, dass zwischen August 2015 und Juli 2018 ganze 508 Schlangen aus 17 Spezies in und um Windhoek nach Begegnungen mit dem Menschen umgesiedelt werden mussten. Hauptsächlich Puffottern mit 32 Prozent, Zebraschlangen mit 27 Prozent, sowie die Braune Hausschlange (11 Prozent) und Boomslang (10 Prozent). Die meisten Schlangen mussten im Monat Januar umgesiedelt werden und tendenziell mehr in der Regenzeit als in der Trockenzeit. Interessanterweise gab es die meisten Fälle in Eros und Klein Windhoek, gefolgt von Avis und Ludwigsdorf. Auch Brakwater und Elisenheim sind überproportional betroffen. Zwar waren 76 Prozent der umgesiedelten Schlangen giftig, es kam in diesem Dreijahreszeitraum aber zu keinem einzigen Schlangenbiss.
„Die Daten, die wir sammeln, sollen helfen, den Konflikt zwischen Mensch und Schlange zu vermindern. Und sie sollen Aufschlüsse darüber geben, wie das Wohl der Schlangen bei Umsiedlungen womöglich in Gefahr ist, und wie man es sichern kann“, so Theart. Finanziert wird sein Projekt für zwei Jahre von der amerikanischen Botschaft. Er hat vor kurzem ein Buch über die Schlangen Namibias verfasst, das bald käuflich zu erwerben ist. Denn je mehr die Leute über Schlangen wissen, desto geringer ist die Gefahr von Fehlverhalten und Zusammenstößen – und desto mehr kann Theart auch andere für die faszinierenden Reptilien begeistern. Oftmals konnte Reptiliengift bereits für positive Zwecke genutzt werden: als Medikament oder in der Kosmetik. „Für jedes Problem, das wir haben, hat die Natur eine Lösung. Und daher ist es so wichtig, dass wir Schlangen erforschen. Denn sie können uns so viel bieten.“
Es ist ein sonniger Morgen, und Theart ist, wie jeden Tag, auf dem Weg auf die Farm, wo er seine aktuellen Forschungen betreibt. „Wir untersuchen gerade die Auswirkungen einer Umsiedlung auf das Verhalten und die Gesundheit von Zebraschlangen“, erklärt uns Theart. Er studiert Management natürlicher Ressourcen, hilft nebenbei mit Umsiedlungen von Schlangen, die in Häusern und Gärten auftauchen und schreibt an einer weiteren Forschungsarbeit. „Wie ergeht es der Schlange, nachdem man sie aus ihren angestammten Bereich entfernt? Das wurde noch nie wirklich erforscht, ist aber wichtig zu wissen, wenn man den Schlange-Mensch-Konflikt durch Umsiedlungen lösen will.“ Zebraschlangen gehören mit Puffottern zu den am meisten in Windhoek angetroffenen Schlangen. Momentan arbeitet Francois und sein kleines Team aus Gleichgesinnten mit drei Zebraschlangen, die auf eine Farm außerhalb Windhoeks umgesiedelt wurden. Zebraschlangen sind giftig und gehören zu den spuckenden Schlangen. Ihr Gift ist cytotoxisch, hat also eine gewebezerstörende Wirkung. Sie sind etwa eineinhalb Meter lang, können aber noch länger werden. Die nachtaktiven Tiere sind defensiv und ihr Gift ist nicht tödlich.
Mithilfe von Tierärztin Marie Van Heerden wurden den Tieren Tracker eingesetzt, durch die Theart sie mit Telemetrie orten kann. Dafür fährt er jeden Morgen hinaus, sucht seine Schlangen und markiert ihre Standorte. „Wir haben schon große Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen beobachtet. Männchen bewegen sich viel weiter, manchmal 800m am Tag, oder gar über einen Kilometer. Weibchen hingegen nur etwa 300m. Dadurch sind Männchen nach einer Umsiedlung größeren Risiken ausgesetzt“, so Theart. Er untersucht die Schlangen bereits seit einigen Monaten.
Dabei steht dem Schlangenbegeisterten, der sich bereits seit dem zarten Alter von 13 Jahren mit den Reptilien beschäftigt, vor allem das Wohl der Tiere im Vordergrund. Die Tracker beispielsweise werden nach einem Jahr, wenn sie aufhören zu senden, wieder tierärztlich entfernt. Für alle seine Aktivitäten hat der Student eine Genehmigung des Umweltministeriums. „Mir geht es auch darum, ein Bewusstsein für die Tiere zu schaffen. Wir haben von vielen Schlangen ein falsches Bild. Dabei gibt es eigentlich gar keinen Grund zu Panik. Schlangenbisse sind höchst selten und finden eigentlich nur dann statt, wenn die Schlange das Gefühl hat, sich verteidigen zu müssen. Also meistens, wenn der Mensch versucht, sie zu fangen oder zu töten.“
In Namibia gibt es 86 Schlangenarten, 36 davon in Windhoek. Etwa 16 Prozent der in Namibia vorkommenden Schlangen sind giftig. Es wird geschätzt, dass in der Subsahara über 7 000 Menschen durch Schlangenbisse sterben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief bereits dazu auf, das Problem, das oft ignoriert wird, effektiver anzugehen. Problematisch ist auch, dass die meisten Menschen Schlangen bei einer Schlangenbegegnung aktiv suchen und töten wollen. Schlangen wiederum sind geneigt, menschliche Gebiete aufzusuchen, da sie dort in Gärten besseren Unterschlupf finden, Wasser leichter zugänglich ist und Müll als Nahrungsquelle dienen kann. In einer Studie, deren Koautor Theart ist, wurde ermittelt, dass zwischen August 2015 und Juli 2018 ganze 508 Schlangen aus 17 Spezies in und um Windhoek nach Begegnungen mit dem Menschen umgesiedelt werden mussten. Hauptsächlich Puffottern mit 32 Prozent, Zebraschlangen mit 27 Prozent, sowie die Braune Hausschlange (11 Prozent) und Boomslang (10 Prozent). Die meisten Schlangen mussten im Monat Januar umgesiedelt werden und tendenziell mehr in der Regenzeit als in der Trockenzeit. Interessanterweise gab es die meisten Fälle in Eros und Klein Windhoek, gefolgt von Avis und Ludwigsdorf. Auch Brakwater und Elisenheim sind überproportional betroffen. Zwar waren 76 Prozent der umgesiedelten Schlangen giftig, es kam in diesem Dreijahreszeitraum aber zu keinem einzigen Schlangenbiss.
„Die Daten, die wir sammeln, sollen helfen, den Konflikt zwischen Mensch und Schlange zu vermindern. Und sie sollen Aufschlüsse darüber geben, wie das Wohl der Schlangen bei Umsiedlungen womöglich in Gefahr ist, und wie man es sichern kann“, so Theart. Finanziert wird sein Projekt für zwei Jahre von der amerikanischen Botschaft. Er hat vor kurzem ein Buch über die Schlangen Namibias verfasst, das bald käuflich zu erwerben ist. Denn je mehr die Leute über Schlangen wissen, desto geringer ist die Gefahr von Fehlverhalten und Zusammenstößen – und desto mehr kann Theart auch andere für die faszinierenden Reptilien begeistern. Oftmals konnte Reptiliengift bereits für positive Zwecke genutzt werden: als Medikament oder in der Kosmetik. „Für jedes Problem, das wir haben, hat die Natur eine Lösung. Und daher ist es so wichtig, dass wir Schlangen erforschen. Denn sie können uns so viel bieten.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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