Der steinige Weg zur Emanzipation
Zehn Jahre nach dem Ende der Apartheid und dem politischen Gezeitenwechsel
in Südafrika versucht der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) der schwarzen Bevölkerungsmehrheit nun auch wirtschaftlich den Rücken zu
stärken.
Das Schlagwort heißt "Black Empowerment".
Präsident Thabo Mbeki weiß, dass die Zukunft des neuen Südafrika zum Gutteil auf ökonomischem Terrain entschieden wird. Aus diesem Grund drängt seine Regierung die Unternehmen immer mehr, die schwarze Bevölkerung verstärkt in die einzelnen Wirtschaftszweige, namentlich den Bergbau, das Bankwesen oder die Ölindustrie, zu integrieren.
Symptomatisch für diesen Trend ist die letzte Woche erfolgte Ankündigung der landesweit größten Bankengruppe Absa, einen Aktienanteil von zehn Prozent an ein Konsortium zu veräußern, das von dem schwarzen Geschäftsmann Tokyo Sexwale angeführt wird. Fast zeitgleich verkündete der weltweit viertgrößte Goldproduzent Gold Fields, eine endgültige Übereinkunft über einen Teilverkauf mit der ebenfalls von Sexwale kontrollierten Mvelaphanda Holdings gefunden zu haben. Demnach wird Gold Fields ein Aktienpaket von 15 Prozent für vier Milliarden Rand an Mvelaphanda verkaufen, dass seinerseits bislang nur über eine Marktkapitalisierung von kaum zwei Milliarden Rand verfügte.
Sicherlich gibt es angesichts der Ungerechtigkeiten in der Vergangenheit gute Gründe für gewisse Korrekturen durch den Staat. Würde sich die Regierung allein auf die Marktkräfte verlassen, käme dies dem zynischen Versuch gleich, weiße Privilegien festzuschreiben. Dennoch sind viele Wirtschaftsexperten wie etwa Azar Jammine von der Beratungsfirma Econometrix der Ansicht, dass sich die Diskussion weniger um die Frage drehen sollte, ob solch weitreichende Eingriffe des Staats in die Wirtschaft gerechtfertigt sind, sondern vielmehr darum, ob sie den langfristigen Interessen des Landes dienen.
Skeptiker beklagen, dass es durch das bloße Hin- und Herschieben großer Aktienpakete von weißen in schwarze Hände wie jüngst im Fall von Absa oder Gold Fields noch lange nicht zu einer neuen Wertschöpfung kommen würde wie sie Südafrika braucht. Dies erklärt auch, weshalb es dem Land bislang nicht gelungen ist, das Los der breiten schwarzen Masse nachhaltig zu bessern. Natürlich haben einige Schwarze vom Kapitaltransfer profitiert: Eine Reihe von ihnen, die gute Kontakte in die Politik und weiße Geschäftswelt haben, sind in Rekordzeit märchenhaft reich geworden. Allerdings handelt es sich dabei fast ausschließlich um Mitglieder der gut ausgebildeten schwarzen Mittelklasse, also jener Gruppe, die bereits am Ende der Apartheid gut positioniert war und nun daraus Kapital schlägt.
"Statt auf eine allmähliche Besserung der Verhältnisse hinzuarbeiten und sich in Geduld zu üben, hat der ANC auf dem Weg zur wirtschaftlichen Emanzipation der Schwarzen gefährliche Abkürzungen eingeschlagen und damit begonnen, die Privatwirtschaft für seine Zwecke einzuspannen" meint John Kane Berman vom Institute for Race Relations in Johanneburg. In der Tat hat die Regierung nach vorsichtigem Auftakt das Tempo beim Umbau der Wirtschaft wegen der als zu gering empfundenen Fortschritte zuletzt drastisch forciert. Ein spezielles Gesetz zum "Black Empowerment" soll den Unternehmen in Kürze klare Zielvorgaben machen und gleichzeitig der staatlichen Interventionspolitik im Wirtschaftsleben eine Rechtsgrundlage verleihen.
Als Trendsetter gilt dabei die Bergbau-Charta. Sie soll gewährleisten, dass von Schwarzen geführte Unternehmen bis 2012 zu 26 Prozent an allen Minen des Landes beteiligt sind. In leicht abgewandelter Form hat der ANC dieses Modell inzwischen auch auf den Banksektor übertragen. Die Mitte Oktober von Branchenverbänden zusammen mit der Regierung für den Sektor verabschiedete Charta sieht vor, bis zum Jahr 2010 ein Viertel der südafrikanischen Bank- und Versicherungsaktien in den Besitz schwarzer Investoren zu überführen. Zudem sollen bis 2008 ein Viertel der oberen und bis zu 50 Prozent der unteren Führungspositionen von Schwarzen bekleidet werden. Im Prinzip ist die Erfüllung der Quoten freiwillig, doch müssen die Unternehmen, die sich nicht daran halten, damit rechnen, bei der Vergabe staatlicher Aufträge übergangen zu werden.
Welche Gefahren mit solch massiven Eingriffen verbunden sind, hat ein erster radikaler Entwurf der später abgemilderten Bergbaucharta gezeigt, die viele Anleger zunächst in Panik versetzte. Aus Angst vor einer schleichenden Verstaatlichung des Sektors hatten die Minenwerte letztes Jahr binnen weniger Tage rund 50 Milliarden Rand an Börsenkapital verloren - und haben sich bis heute nicht ganz davon erholt.
Für Unruhe sorgt insbesondere die Frage, wie die Beteiligung Schwarzer an Minen oder Banken finanziert werden soll. Schließlich handelt es sich bei den dafür ins Visier genommenen Unternehmen um riesige Konzerne - und der Erwerb eines Anteils von 20 oder 25 Prozent würde bei einem fairen Marktpreis, wie ihn die Aktionäre erwarten, entsprechend kostspielig sein.
in Südafrika versucht der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) der schwarzen Bevölkerungsmehrheit nun auch wirtschaftlich den Rücken zu
stärken.
Das Schlagwort heißt "Black Empowerment".
Präsident Thabo Mbeki weiß, dass die Zukunft des neuen Südafrika zum Gutteil auf ökonomischem Terrain entschieden wird. Aus diesem Grund drängt seine Regierung die Unternehmen immer mehr, die schwarze Bevölkerung verstärkt in die einzelnen Wirtschaftszweige, namentlich den Bergbau, das Bankwesen oder die Ölindustrie, zu integrieren.
Symptomatisch für diesen Trend ist die letzte Woche erfolgte Ankündigung der landesweit größten Bankengruppe Absa, einen Aktienanteil von zehn Prozent an ein Konsortium zu veräußern, das von dem schwarzen Geschäftsmann Tokyo Sexwale angeführt wird. Fast zeitgleich verkündete der weltweit viertgrößte Goldproduzent Gold Fields, eine endgültige Übereinkunft über einen Teilverkauf mit der ebenfalls von Sexwale kontrollierten Mvelaphanda Holdings gefunden zu haben. Demnach wird Gold Fields ein Aktienpaket von 15 Prozent für vier Milliarden Rand an Mvelaphanda verkaufen, dass seinerseits bislang nur über eine Marktkapitalisierung von kaum zwei Milliarden Rand verfügte.
Sicherlich gibt es angesichts der Ungerechtigkeiten in der Vergangenheit gute Gründe für gewisse Korrekturen durch den Staat. Würde sich die Regierung allein auf die Marktkräfte verlassen, käme dies dem zynischen Versuch gleich, weiße Privilegien festzuschreiben. Dennoch sind viele Wirtschaftsexperten wie etwa Azar Jammine von der Beratungsfirma Econometrix der Ansicht, dass sich die Diskussion weniger um die Frage drehen sollte, ob solch weitreichende Eingriffe des Staats in die Wirtschaft gerechtfertigt sind, sondern vielmehr darum, ob sie den langfristigen Interessen des Landes dienen.
Skeptiker beklagen, dass es durch das bloße Hin- und Herschieben großer Aktienpakete von weißen in schwarze Hände wie jüngst im Fall von Absa oder Gold Fields noch lange nicht zu einer neuen Wertschöpfung kommen würde wie sie Südafrika braucht. Dies erklärt auch, weshalb es dem Land bislang nicht gelungen ist, das Los der breiten schwarzen Masse nachhaltig zu bessern. Natürlich haben einige Schwarze vom Kapitaltransfer profitiert: Eine Reihe von ihnen, die gute Kontakte in die Politik und weiße Geschäftswelt haben, sind in Rekordzeit märchenhaft reich geworden. Allerdings handelt es sich dabei fast ausschließlich um Mitglieder der gut ausgebildeten schwarzen Mittelklasse, also jener Gruppe, die bereits am Ende der Apartheid gut positioniert war und nun daraus Kapital schlägt.
"Statt auf eine allmähliche Besserung der Verhältnisse hinzuarbeiten und sich in Geduld zu üben, hat der ANC auf dem Weg zur wirtschaftlichen Emanzipation der Schwarzen gefährliche Abkürzungen eingeschlagen und damit begonnen, die Privatwirtschaft für seine Zwecke einzuspannen" meint John Kane Berman vom Institute for Race Relations in Johanneburg. In der Tat hat die Regierung nach vorsichtigem Auftakt das Tempo beim Umbau der Wirtschaft wegen der als zu gering empfundenen Fortschritte zuletzt drastisch forciert. Ein spezielles Gesetz zum "Black Empowerment" soll den Unternehmen in Kürze klare Zielvorgaben machen und gleichzeitig der staatlichen Interventionspolitik im Wirtschaftsleben eine Rechtsgrundlage verleihen.
Als Trendsetter gilt dabei die Bergbau-Charta. Sie soll gewährleisten, dass von Schwarzen geführte Unternehmen bis 2012 zu 26 Prozent an allen Minen des Landes beteiligt sind. In leicht abgewandelter Form hat der ANC dieses Modell inzwischen auch auf den Banksektor übertragen. Die Mitte Oktober von Branchenverbänden zusammen mit der Regierung für den Sektor verabschiedete Charta sieht vor, bis zum Jahr 2010 ein Viertel der südafrikanischen Bank- und Versicherungsaktien in den Besitz schwarzer Investoren zu überführen. Zudem sollen bis 2008 ein Viertel der oberen und bis zu 50 Prozent der unteren Führungspositionen von Schwarzen bekleidet werden. Im Prinzip ist die Erfüllung der Quoten freiwillig, doch müssen die Unternehmen, die sich nicht daran halten, damit rechnen, bei der Vergabe staatlicher Aufträge übergangen zu werden.
Welche Gefahren mit solch massiven Eingriffen verbunden sind, hat ein erster radikaler Entwurf der später abgemilderten Bergbaucharta gezeigt, die viele Anleger zunächst in Panik versetzte. Aus Angst vor einer schleichenden Verstaatlichung des Sektors hatten die Minenwerte letztes Jahr binnen weniger Tage rund 50 Milliarden Rand an Börsenkapital verloren - und haben sich bis heute nicht ganz davon erholt.
Für Unruhe sorgt insbesondere die Frage, wie die Beteiligung Schwarzer an Minen oder Banken finanziert werden soll. Schließlich handelt es sich bei den dafür ins Visier genommenen Unternehmen um riesige Konzerne - und der Erwerb eines Anteils von 20 oder 25 Prozent würde bei einem fairen Marktpreis, wie ihn die Aktionäre erwarten, entsprechend kostspielig sein.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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