Der Sternenhimmel über Namibia
Vor allem jetzt zur kalten Jahreszeit haben Hobby- und Profi-Astronomen Hochkonjunktur, denn für die kommenden Monate ist der Nachthimmel besonders klar und ohne störende Wolken. Einzig bei Vollmond bleibt ihnen Zeit zum Luftholen.
Erst vor kurzem haben die Astrophysiker Dr. Ansgar Gaedke und seine Frau Lynette zu einem Stargazing-Wochenende im Tsauchab River Camp eingeladen. An diesem haben über 40 Erwachsene und Kinder teilgenommen. Das zeigt, dass ein großes Interesse darüber herrscht, den namibischen Sternenhimmel näher zu kommen und zu erkunden. Unter dem Namen Stargazing Adventure Namibia können die beiden Profi- und Hobby-Astronomen zusammen mit ihrer Ausrüstung gebucht werden.
Auch der gebürtige Schotte Robert Johnstone ist ein Mann, der ebenfalls erfolgreich nach den Sternen greift. Das ganze Wissen über Raum, Sterne und Galaxien hat Johnstone sich selbst angeeignet, als er seine Liebe zum Kosmos nach dem Erscheinen des Halleyschen Kometen, im Jahre 1986 entdeckte.
Inzwischen bietet er auf verschiedenen Lodges, wie Gocheganas, Le Mirage Desert Lodge & Spa sowie auf der Sossuvlei Desert Lodge Abende, an denen er sein umfassendes Wissen und seine Teleskope zur Verfügung stellt.
Lediglich zwei Autostunden von Windhoek entfernt, oberhalb des Gamsbergpasses, liegt die Gästefarm Hakos. Sie hat sich seit 1998 einen Namen vor allem bei den Amateurastronomen gemacht. Seit sechs Jahren stehen diesen sogar zwei Observatorien zur Verfügung, in denen sie ihre Himmelsstudien betreiben können.
Seit wenigen Wochen erst ist es auch auf der Onjala Lodge, die lediglich 75 km außerhalb Windhoeks in nordöstlicher Richtung liegt, möglich, den namibischen Sternenhimmel zu erkunden. Dazu wurde Anfang Mai ein Observatorium eröffnet unter dessen Kuppel die Gäste vor Wind geschützt auf „Sternen-Wanderungen“ gehen können.
„In diesem Jahr gibt es eine Besonderheit an unserem Nachthimmel zu beobachten“, freut sich Hobby-Astronom Rob Johnstone. Ab Juli bis Jahresende soll der Komet Ison zu sehen sein. Die NASA hat das Weltraumteleskop Hubble auf Ison angesetzt. Sein Kometenschweif soll bereits jetzt schon knapp 90000 Kilometer lang sein.
Am namibischen Sternenhimmel gibt es so viel zu entdecken, dass eine einzige Nacht gar nicht ausreicht, alles zu erkunden. Neben Heldengestalten vor allem aus der griechischen Mythologie gibt es Sternbilder, die vor allem der Orientierung dienen. Allen voran das Kreuz des Südens, mit dessen Hilfe sich Seefahrer im Mittelalter den Weg in Richtung Süden bahnten. Zwar zählt es zu den kleinsten Sternbildern, doch dafür ist es nicht nur auffällig, sondern auch eines der bekanntesten Sternbilder, dessen vier hellste Sterne ein markantes Kreuz inmitten der Milchstraße bilden.
Auch Orion, der vor allem an seinem hellen Gürtel zu erkennen ist, zählt zu den bekannten Bildern. Über diesen Jäger gibt es verschiedene Sagen. Doch eines haben alle gemeinsam, seine ständige Flucht vor dem Skorpion, der immer dann am östlichen Himmel seinen Auftritt hat, wenn Orion diesem im Westen verlässt.
Ein weiteres Sternenbild, dessen Schönheit mit bloßem Auge jedoch nicht zu erkennen ist, ist das Schmuckkästchen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten offenen Sternhaufen. Er ist deshalb so auffällig, da man blassblaue und orangene Sterne darin erkennen kann. Er wurde von John Herschel in den 1830er Jahren entdeckt. Es erinnerte ihn an edelsteinbesetzten Schmuck. Dieses Schatzkästchen befindet sich im Sternbild „Kreuz des Südens“. Es ist 6400 Lichtjahre von der Erde entfernt und ungefähr 16 Millionen Jahre alt.
Ein Paradoxon ist, dass manche die Zukunft aus den Sternen lesen. „Tatsächlich ist ein Blick in den Sternenhimmel ein Blick in die Vergangenheit“, erklärt der Astronom Wolfgang Paech von der Uni Hannover, der unlängst auf Onjala das Observatorium mit aufbaute. „Selbst wenn die Lichtgeschwindigkeit mit 300000 Kilometern pro Sekunde für uns Erdenbürgern sehr hoch erscheint, ist diese Geschwindigkeit bei den immensen Entfernungen im All ziemlich relativ. Allein das Licht unserer Sonne, die etwa 150 Mio. Kilometer von uns entfernt ist, braucht um die acht Minuten, bis es auf die Erde trifft.“
Andere Sterne sind noch weiter von unserer Erde entfernt, ihr Licht benötigt also mehrere Jahre. Galaxien, die wir als Magelan-Wolken kennen, sind sogar einige Millionen Lichtjahre entfernt. Mit unserer modernen Technik konnte errechnet werden, dass das Licht der entferntesten Sonnen über zehn Milliarden Jahre gebraucht hat, um auf unsere Erde zu treffen. Das bedeutet, dass wir das Universum heute so sehen, wie es vermutlich vor Urzeiten tatsächlich ausgesehen hat. Viele Sterne, die wir in der Nacht betrachten, existieren schon seit zig-tausend Jahren nicht mehr.
Doch ob sie ihr Licht noch immer ausstrahlen oder nicht, schmälert keinesfalls die Schönheit des namibischen Nachthimmels.
Wiebke Schmidt
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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