Der Tag der schwarzen Sonne über Namibia
Das Naturschauspiel der totalen Sonnenfinsternis am 4. Dez. 2002 in Namibia, Angola, Botswana, Simbabwe und Südafrika ist das astronomische Ereignis des Jahres. Nur wenige Menschen haben in ihrem Leben die Gelegenheit, eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten. Das unvergessliche Schauspiel beginnt, sobald der Mond die Sonne völlig bedeckt. So ist der Unterschied einer partiellen Sonnenfinsternis, auch wenn der Mond die Sonne z.B. zu 90 Prozent bedeckt, bis zur totalen Finsternis nicht nur 10 Prozent, sondern eine Million, denn die Sonnenkorona ist eine Million mal dunkler als die Sonnenscheibe.
Der Kernschatten des Mondes bewegt sich zwar viele tausend Kilometer lang über die Erde, doch die Breite des Schattens ist sehr gering. Bei der Sonnenfinsternis am 4. Dez. 2002 ist die Totalitätszone im Caprivizipfel nur 68 km breit. Da die Sonnenfinsternis schräg durch den Caprivizipfel verläuft, ist die Distanz der Totalitätszone entlang der Straße im Caprivi allerdings etwas mehr als 68 km. Nur wer sich in diesem schmalen Streifen befindet, kann das Naturschauspiel bewundern: das Aufblitzen des so genannten Diamantrings, die Protuberanzen und die Korona.
Nicht nur das Schauspiel am Himmel, sondern auch die Tatsache, dass eine totale Sonnenfinsternis sehr selten in ein und derselben Region vorkommt, macht sie zu etwas ganz Besonderem. In Namibia kann man die nächste totale Sonnenfinsternis erst am 25. November 2030 erleben. Dann liegt sogar Windhoek in der Totalitätszone.
Eine Sonnen- oder Mondfinsternis kann nur dann stattfinden, wenn der Mond die Sonnenbahn am Himmel (die sog. Ekliptik) schneidet. Die Mondbahn ist gegenüber der Ekliptik um 5 Grad geneigt. Wäre das nicht der Fall, gäbe es bei jedem Vollmond eine Mondfinsternis und bei jedem Neumond eine Sonnenfinsternis. Die Sonne ist etwa 400 mal größer als der Mond, aber auch 400 mal so weit entfernt. Nur so ist zu verstehen, dass der "kleine" Mond die große Sonne vollständig verdecken kann. Da die Mondbahn um die Erde kein exakter Kreis ist, ändert sich auch der Abstand Erde-Mond. Ist der Mond etwas weiter von der Erde entfernt, von uns aus gesehen also kleiner, kann er die Sonne nicht ganz verdecken, und es kommt zu einer ringförmigen Sonnenfinsternis.
Wann und wo eine totale Sonnenfinsternis stattfindet oder stattgefunden hat, kann auf Sekunden genau berechnet werden. So konnten mit Hilfe historischer Finsternisse schon längst vergangene Ereignisse genau datiert werden. Vom All aus gesehen ist der Mondschatten auf der Erde ein kleiner dunkler Fleck, in diesem Falle 30 bis 90 Kilometer im Durchmesser, der mit etwa 3000 Kilometern pro Stunde über die Erde hinrast. Beobachten wir die Sonnenfinsternis von der Erde aus, so sehen wir zunächst nur eine kleine schwarze Delle am Sonnenrand. Langsam schiebt sich der Monde immer weiter vor die Sonnenscheibe bis nur noch eine schmale Sichel zu sehen ist, und dies bei einer merkwürdigen Beleuchtung. Exakt in der Totalitätszone der Finsternis sehen wir ein besonderes Naturschauspiel. Steht man auf einer Anhöhe, so kann man das Heranrasen des Mondschattens auf der Erde erkennen. Sind Berge oder Wolken im Nordwesten, so sieht man, wie der Schatten über sie hinweghuscht. Bevor die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Mond verschwinden, beobachten wir am Rande noch eine Reihe von Lichtpunkten wie eine Perlenkette. In den Tälern der Mondgebirge erstrahlt das Licht wie Diamanten. In wenigen Sekunden wird nun der Tag zur Nacht.
Da diese Sonnenfinsternis in der Morgenstunde stattfindet und die Tagestemperatur ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat, werden wir den sonst üblichen Temperatursturz kaum spüren. Bei der Sonnenfinsternis am 26. Juni im vergangen Jahr haben wir einen Temperaturnterschied von 11,6 Grad gemessen.
In den ersten und letzten Sekunden der totalen Finsternis können wir eine besondere Gasschicht auf der Sonne sehen, die Chromosphäre. Ihre rote Farbe stammt von leuchtenden Wasserstoffgasen.
Ist endlich auch die Chromosphäre verschwunden, so benötigt man keinen Filter mehr zum Schutze der Augen. Jetzt sieht man den Strahlenglanz der Sonne, die Millionen Grad heiße Korona. Am Sonnenrand gibt es noch etwas Bemerkenswertes, die Protuberanzen. Sie sehen aus wie Explosionen auf der Sonne. Diese Wolken aus rot leuchtendem Wasserstoffgas kann man jetzt mit dem bloßen Auge am Sonnenrand erkennen.
Sonnenflecken haben zwar nichts mit einer Sonnenfinsternis zu tun, doch bei dem Erlebnis Sonnenfinsternis gehören auch sie zu dem Bild des Naturschauspiels. Im Teleskop kann man gut beobachten, wie der Mond einen Sonnenflecken nach dem anderen verdeckt bzw. wieder freigibt. Je näher der Beobachter in der Mitte der Totalitätszone ist, desto länger kann er die totale Sonnenfinsternis erleben. In diesem Falle, im Caprivizipfel, zwischen 68 und 70 Sekunden.
Die Sonne steht in dieser Zeit im Sternbild Schlangenträger. Westlich der Sonne ist Antares im Sternbild Skorpion zu erkennen, östlich von ihr den Planeten Merkur. Fast im Zenit erstrahlt die helle Venus und auch Mars in der Jungfrau mit dem hellen Stern Spica. Südwestlich der Sonne steht im Meridian das Kreuz des Südens. Wenn man allerdings nicht besonders auf diese Sterne achtet, wird man sie leicht übersehen. Urplötzlich und unerwartet kommt die Sonne wieder hinter dem Mond zum Vorschein und nimmt nach und nach wieder ihre gewohnte runde Gestalt an.
Im Caprivizipfel geht die Sonne am 4. Dezember um 5.41 Uhr auf. Während der Totalität steht die Sonne 32 Grad über dem Horizont. Der 1. Kontakt zwischen Mond und Sonne (der Mond berührt die Sonnenscheibe) ereignet sich um 7.05 Uhr. Der 2. Kontakt (die Sonne verschwindet hinter dem Mond) ist um 8.07 Uhr, der 3. Kontakt (die Sonne kommt hinter dem Mond wieder zum Vorschein) um 8.08 Uhr. Um 9.19 Uhr ist der 4. Kontakt. Danach ist die Sonne wieder vollständig zu sehen, und das Schauspiel ist vorüber.
In den restlichen Teilen des Landes sieht man eine partielle Sonnenfinsternis, was bedeutet, dass die Sonne vom Mond nur teilweise verdeckt wird. Je man sich der Totalitätszone nähern, desto mehr bedeckt der Mond die Sonne. Der aufmerksame Beobachter kann bemerken, dass das Sonnenlicht schwächer wird. In Windhoek wird die Sonne zu 80 Prozent bedeckt und der 1. Kontakt wird um 7.14 Uhr sein. Die maximale Bedeckung ist in Windhoek etwa um 8.09 Uhr, der vierte Kontakt um 9.19 Uhr.
Eberhard v Grumbkow - Telefon 064 402025 E. Mail: [email protected]
Schutz der Augen
Man darf niemals direkt in die Sonne schauen, solange der Mond auch nur einen winzigen Teil der Sonne frei lässt. Gefahrlos kann man die Sonne so betrachten: Man projiziert sie hinter dem Okular eines fest montierten Fernglases auf ein Blatt Papier und stellt sie durch Drehen am Okular scharf. Dann kann man die schmaler werdende Sonnensichel beobachten. Oder man befestigt eine oder mehrere Schichten Rettungsfolie (rescue blanket) vor der Brille, dem Fernglas oder dem Teleskop so, dass sie auch von einem Windstoß nicht weggeweht werden kann.
Der Kernschatten des Mondes bewegt sich zwar viele tausend Kilometer lang über die Erde, doch die Breite des Schattens ist sehr gering. Bei der Sonnenfinsternis am 4. Dez. 2002 ist die Totalitätszone im Caprivizipfel nur 68 km breit. Da die Sonnenfinsternis schräg durch den Caprivizipfel verläuft, ist die Distanz der Totalitätszone entlang der Straße im Caprivi allerdings etwas mehr als 68 km. Nur wer sich in diesem schmalen Streifen befindet, kann das Naturschauspiel bewundern: das Aufblitzen des so genannten Diamantrings, die Protuberanzen und die Korona.
Nicht nur das Schauspiel am Himmel, sondern auch die Tatsache, dass eine totale Sonnenfinsternis sehr selten in ein und derselben Region vorkommt, macht sie zu etwas ganz Besonderem. In Namibia kann man die nächste totale Sonnenfinsternis erst am 25. November 2030 erleben. Dann liegt sogar Windhoek in der Totalitätszone.
Eine Sonnen- oder Mondfinsternis kann nur dann stattfinden, wenn der Mond die Sonnenbahn am Himmel (die sog. Ekliptik) schneidet. Die Mondbahn ist gegenüber der Ekliptik um 5 Grad geneigt. Wäre das nicht der Fall, gäbe es bei jedem Vollmond eine Mondfinsternis und bei jedem Neumond eine Sonnenfinsternis. Die Sonne ist etwa 400 mal größer als der Mond, aber auch 400 mal so weit entfernt. Nur so ist zu verstehen, dass der "kleine" Mond die große Sonne vollständig verdecken kann. Da die Mondbahn um die Erde kein exakter Kreis ist, ändert sich auch der Abstand Erde-Mond. Ist der Mond etwas weiter von der Erde entfernt, von uns aus gesehen also kleiner, kann er die Sonne nicht ganz verdecken, und es kommt zu einer ringförmigen Sonnenfinsternis.
Wann und wo eine totale Sonnenfinsternis stattfindet oder stattgefunden hat, kann auf Sekunden genau berechnet werden. So konnten mit Hilfe historischer Finsternisse schon längst vergangene Ereignisse genau datiert werden. Vom All aus gesehen ist der Mondschatten auf der Erde ein kleiner dunkler Fleck, in diesem Falle 30 bis 90 Kilometer im Durchmesser, der mit etwa 3000 Kilometern pro Stunde über die Erde hinrast. Beobachten wir die Sonnenfinsternis von der Erde aus, so sehen wir zunächst nur eine kleine schwarze Delle am Sonnenrand. Langsam schiebt sich der Monde immer weiter vor die Sonnenscheibe bis nur noch eine schmale Sichel zu sehen ist, und dies bei einer merkwürdigen Beleuchtung. Exakt in der Totalitätszone der Finsternis sehen wir ein besonderes Naturschauspiel. Steht man auf einer Anhöhe, so kann man das Heranrasen des Mondschattens auf der Erde erkennen. Sind Berge oder Wolken im Nordwesten, so sieht man, wie der Schatten über sie hinweghuscht. Bevor die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Mond verschwinden, beobachten wir am Rande noch eine Reihe von Lichtpunkten wie eine Perlenkette. In den Tälern der Mondgebirge erstrahlt das Licht wie Diamanten. In wenigen Sekunden wird nun der Tag zur Nacht.
Da diese Sonnenfinsternis in der Morgenstunde stattfindet und die Tagestemperatur ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat, werden wir den sonst üblichen Temperatursturz kaum spüren. Bei der Sonnenfinsternis am 26. Juni im vergangen Jahr haben wir einen Temperaturnterschied von 11,6 Grad gemessen.
In den ersten und letzten Sekunden der totalen Finsternis können wir eine besondere Gasschicht auf der Sonne sehen, die Chromosphäre. Ihre rote Farbe stammt von leuchtenden Wasserstoffgasen.
Ist endlich auch die Chromosphäre verschwunden, so benötigt man keinen Filter mehr zum Schutze der Augen. Jetzt sieht man den Strahlenglanz der Sonne, die Millionen Grad heiße Korona. Am Sonnenrand gibt es noch etwas Bemerkenswertes, die Protuberanzen. Sie sehen aus wie Explosionen auf der Sonne. Diese Wolken aus rot leuchtendem Wasserstoffgas kann man jetzt mit dem bloßen Auge am Sonnenrand erkennen.
Sonnenflecken haben zwar nichts mit einer Sonnenfinsternis zu tun, doch bei dem Erlebnis Sonnenfinsternis gehören auch sie zu dem Bild des Naturschauspiels. Im Teleskop kann man gut beobachten, wie der Mond einen Sonnenflecken nach dem anderen verdeckt bzw. wieder freigibt. Je näher der Beobachter in der Mitte der Totalitätszone ist, desto länger kann er die totale Sonnenfinsternis erleben. In diesem Falle, im Caprivizipfel, zwischen 68 und 70 Sekunden.
Die Sonne steht in dieser Zeit im Sternbild Schlangenträger. Westlich der Sonne ist Antares im Sternbild Skorpion zu erkennen, östlich von ihr den Planeten Merkur. Fast im Zenit erstrahlt die helle Venus und auch Mars in der Jungfrau mit dem hellen Stern Spica. Südwestlich der Sonne steht im Meridian das Kreuz des Südens. Wenn man allerdings nicht besonders auf diese Sterne achtet, wird man sie leicht übersehen. Urplötzlich und unerwartet kommt die Sonne wieder hinter dem Mond zum Vorschein und nimmt nach und nach wieder ihre gewohnte runde Gestalt an.
Im Caprivizipfel geht die Sonne am 4. Dezember um 5.41 Uhr auf. Während der Totalität steht die Sonne 32 Grad über dem Horizont. Der 1. Kontakt zwischen Mond und Sonne (der Mond berührt die Sonnenscheibe) ereignet sich um 7.05 Uhr. Der 2. Kontakt (die Sonne verschwindet hinter dem Mond) ist um 8.07 Uhr, der 3. Kontakt (die Sonne kommt hinter dem Mond wieder zum Vorschein) um 8.08 Uhr. Um 9.19 Uhr ist der 4. Kontakt. Danach ist die Sonne wieder vollständig zu sehen, und das Schauspiel ist vorüber.
In den restlichen Teilen des Landes sieht man eine partielle Sonnenfinsternis, was bedeutet, dass die Sonne vom Mond nur teilweise verdeckt wird. Je man sich der Totalitätszone nähern, desto mehr bedeckt der Mond die Sonne. Der aufmerksame Beobachter kann bemerken, dass das Sonnenlicht schwächer wird. In Windhoek wird die Sonne zu 80 Prozent bedeckt und der 1. Kontakt wird um 7.14 Uhr sein. Die maximale Bedeckung ist in Windhoek etwa um 8.09 Uhr, der vierte Kontakt um 9.19 Uhr.
Eberhard v Grumbkow - Telefon 064 402025 E. Mail: [email protected]
Schutz der Augen
Man darf niemals direkt in die Sonne schauen, solange der Mond auch nur einen winzigen Teil der Sonne frei lässt. Gefahrlos kann man die Sonne so betrachten: Man projiziert sie hinter dem Okular eines fest montierten Fernglases auf ein Blatt Papier und stellt sie durch Drehen am Okular scharf. Dann kann man die schmaler werdende Sonnensichel beobachten. Oder man befestigt eine oder mehrere Schichten Rettungsfolie (rescue blanket) vor der Brille, dem Fernglas oder dem Teleskop so, dass sie auch von einem Windstoß nicht weggeweht werden kann.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen