Der Veilchenbaum (Securidaca longependunculata)
Der Veilchenbaum (Securidaca longependunculata)
Der Veilchenbaum ist in den Monaten Oktober – Dezember besonders gut zu erkennen, weil er dann über und über mit duftenden rosavioletten Blüten bedeckt ist. Sie haben etwa die Form kleiner Veilchen, duften ähnlich wie diese und erscheinen zusammen mit den ersten Blättern. Der deutsche und der englische Name dieses Baumes beziehen sich auf diese Blüten, während longependunculata auf den langen Blütenstiel hinweist. Die zahlreichen, einseitig geflügelten Früchte bleiben lange an dem Baum hängen. Sie bestehen aus einer runden Nuss, die meist deutlich geädert ist und einen 2 - 4 cm langen, einseitig geschwungenen, häutigen Flügel hat. Anfangs grün-violett, werden sie später strohfarben. Wenn die Sonne schräg auf den Baum fällt, reflektieren diese Flügel das Licht und machen damit auf den Baum aufmerksam. Der Gattungsname dieses Baumes stammt von dem lateinischen Wort „securis“, d.h.'Kriegsbeil', weil die Frucht mit ihrem Flügel in ihrer Form einem solchen ähnelt. Die Früchte des Tipubaumes (Tipuana tipu), der auch als ‚gelbe Jacaranda' bekannt ist - ein großer Baum mit gröber gefiederten Blättern als die Jakaranda, der in Windhoek und anderen Orten in Namibia häufig in Gärten und an Straßen angepflanzt ist - haben dieselbe Form.
Die Verbreitung des Veilchenbaumes reicht vom südlichen Afrika bis in den Senegal und nach Äthiopien. In Namibia kommt er im nordöstlichen Viertel des Landes, etwa ab einer Linie von Ruacana bis Buitepos weit verbreitet, aber in der Regel vereinzelt und nur auf tiefgründigem Sandboden vor. An der Straße von Rundu nach Divundu sieht man ihn gelegentlich. Auch auf dem Waterberg Plateau wächst er. In den Otavibergen sowie den Dolomithügeln bei Okaputa nördlich des Waterberges gibt es Inseln aus angewehtem rotem Sand, auf dem er ebenfalls gedeiht.
Der Baum wird bis zu zwölf Meter hoch und hat meist eine relativ schmale, hohe Krone. Laub und Früchte sind oft nicht leicht zu erreichen, weil der untere Teil des Stammes mit einem Gewirr aus trockenem, sprossdornigem Geäst bedeckt ist. Weiter oberhalb hat der Baum keine Dornen, jedoch manchmal verdornte Kurztriebe.
Die einfachen, graugrünen Blätter wachsen wechselständig oder gebüschelt an Kurztrieben. Sie werden 1 x 0.5 cm bis 5 x 2 cm groß.
Bemerkenswertes:
Das Laub des Veilchenbaumes wir von Kudus und Elefanten gefressen. Das blass lederfarbene Holz ist weich und schwammig. Im Querschnitt zeigt es viele konzentrische Ringe aus einem weichen Gewebe. Es wird gelegentlich als Feuerholz verwendet.
Laut „Medicinal Plants of Southern Africa“ von Ben-Erik van Wyk, Bosch van Oudtshoorn und Nigel Gericke, ist der Veilchenbaum vielleicht die beliebteste aller traditionellen Heilpflanzen im südlichen Afrika. Ein afrikanischer Name lautet: „Mutter aller Heilmittel“. Ein Auszug aus den Wurzeln wird bei Zahnschmerzen verwendet und auch in kleine Einschnitte über Entzündungen an den Beinen eingerieben. Die geschabte Wurzel riecht stark nach Wintergrünöl und gilt als Mittel gegen Rheuma und Arthritis. Am Waterberg habe ich im Volksmund die Bezeichnung „Vicksbaum“ gehört, weil die zerkleinerte Wurzel ähnlich riecht wie die bekannte Hustensalbe. Meinem Informanten zufolge wurde sie dort gegen Gelenkschmerzen gebraucht. Die Wurzel soll außerdem bei Verstopfung, Kopf- und Rückenschmerzen, Entzündungen und Geschlechtskrankheiten helfen, als Aphrodisiakum dienen und Schlangen vertreiben. Mit den Blättern können Schlangenbisse behandelt werden. Mit Salz gestampft und mit Wasser übergossen ergeben sie eine Hustenmedizin. Aus der Rinde kann man Seife herstellen sowie aus der starken Faser Fischnetze herstellen. In Dr. E. von Koenens Buch „Heil- Gift und Essbare Pflanzen in Namibia“ werden noch viele andere Anwendungsarten erwähnt.
Auf jeden Fall ist beim Umgang mit der Wurzel dieses Baumes Vorsicht geboten, denn sie ist sehr giftig. Getrocknet und pulverisiert verwenden Frauen in Sambia sie z.B. vaginal oder rektal als Mittel zum Selbstmord. Manchmal werden auch Wurzelstücke als Mordwaffe in die erwähnten Körperöffnungen eingeführt. Das Gift verursacht beschleunigten Puls, heftiges Erbrechen und führt innerhalb von 12 - 36 Stunden zum Tode. Trotz dieser allgemein bekannten Eigenschaften wird die Wurzel in Simbabwe und angrenzenden Ländern häufig mit üblen Folgen als Verhütungsmittel oder zum Abtreiben benutzt. Auf die richtige Dosierung kommt es eben an.
Weil vorwiegend die Wurzeln zu Heilzwecken verwendet werden, besteht die Gefahr, dass zu viele geerntet werden und der Baum infolgedessen abstirbt. Auch dafür konnte ich am Waterberg einen Beweis sehen.
Der Veilchenbaum lässt sich aus Samen vermehren, bildet aber sofort eine lange Pfahlwurzel. Wird diese beim Umpflanzen beschädigt, geht die Pflanze ein. Am besten sät man ihn in tiefen Sandboden an der Stelle, an der er stehen soll. In den ersten Jahren muss er vor Frost geschützt werden.
Namen: D. Veilchenbaum; E. Violet tree; A. Krinkhout; Ky. Omdiku; Nd. Omudhiku;
Luise Hoffmann
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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