Der Waterberg - ein historischer Platz, der viele Besucher anlockt
außergewöhnliche Pflanzen, hier herrscht der "König aller Tiere" in seinem Reich. Eine Namibia-Reise ohne "Etoscha" sei wie eine Suppe ohne Salz - sagen die Einen. Und der Waterberg? "Mit der einzigartigen Flora und den vielen Tieren lockt auch er immer mehr Touristen an," bestätigte uns Götz Vahle aus Swakopmund, der seit vielen Jahren als Reiseführer unterwegs ist.
Aber wie sah es vor 30 Jahren am Waterberg aus? Vahle erinnert sich:
Auch schon damals hatte der Waterberg, mit den in vielen Farben leuchtenden Felsen und dem roten Sand auf seiner Kuppe, der aus der Kalahari rüberwehte, seine Reize. Nur der Tourismus blühte damals noch nicht so wie in der heutigen Zeit. Alles wirkte gelassen, unberührt die Natur, wenig Motorengeräusch, kein Stimmengewirr, keine Hektik, eine himmlische Ruhe. Und damals gab es noch keine festen Unterkünfte.
Wo wir übernachteten? Bei Mutter Natur, unter freiem Himmel auf dem satten grünen Rasen gegenüber der heutigen Tankstelle. Dort hatten wir unsere Decken ausgebreitet - eine Luftmatratze war Luxus. Immerhin gab es zu der damaligen Zeit schon eine kleine bescheidene Dusche, eine Toilette, jedoch keine offene Feuerstelle. In unserem Gepäck hatten wir beschmierte Stullen und Getränke, doch auch mit Obst hatten wir uns reichlich eingedeckt.
Leichter Nebel zog am Morgen unterhalb des Bergmassiv an uns vor über. Wir rieben uns noch den Schlaf aus den Augen, da stand er plötzlich vor uns: Groß, schlank, gepflegt und höflich. Sein Name sei August, er wäre ein Herero und führe hier die "Gäste" über den Waterberg, den er bestens kenne. Hier sei er aufgewachsen und übe diesen Job schon etliche Jahre aus. Unsere Gruppe bestand aus neun Personen, gerade noch überschaubar. Er sprach recht gut englisch und einige Brocken deutsch. Es gab also keine Verständigungsschwierigkeiten.
Die ehemalige PolizeistationEine halbe Stunde später brachen wir auf. Dann, ganz überraschend, wie aus dem Nichts, tauchte keine 500 Meter vor uns zwischen den Bäumen und Büschen ein imposantes Gebäude aus Mauersteinen auf. "Ihr könnt euch das Haus ruhig aus der Nähe ansehen, es ist unbewohnt," höre ich meinen Schwager Klaus sagen, "hier war während der deutschen Kolonialzeit im damaligen Deutsch Südwestafrika 1910 am Südhang des Waterberg-Plateaus ein Polizeipos-ten eingerichtet,"
Das Gebäude habe später während der südafrikanischen Mandatszeit die Naturschutzbehörde genutzt. "Und warum steht das jetzt leer?", wollen wir wissen. Klaus ist gut informiert: "Das soll später einmal zu einem Restaurant umgebaut werden." Er sollte recht behalten: Neun Jahre später, 1989 wurde dieses Restaurant eingeweiht.
"In der Zeit von 1995 bis heute war ich achtmal auf dem Waterberg, immer mit Freunden aus Deutschland", erzählt Vale. "Was sich seit damals nicht geändert hat, sind die Paviane, die ihre Nasen bis in die Unterkünfte stecken und vor nichts zurückschrecken".
In dieser Zeit lernte ich verschiedene Touristenführer am Waterberg kennen, habe viele Tierarten beobachten können. Es gab schon zur damaligen Zeit zum Beispiel weit über 200 Rappenantilopen. Jeder Touristenführer konnte mir genau sagen, welche Tiere die Besucher auf ihrer Pirschfahrt antreffen: Eland, Kudu, Oryx, Giraffen, Büffel, ja, sogar Nashörner, wenn man Glück hatte. Man spricht von rund 90 Säugetierarten, die sich auf dem Waterbergplateau tummeln. Vom buschigen Lavendelgras bis hin zum Feigenbaum gibt es hier ebenfalls vielerlei Pflanzenarten.
Und was Vahle schon damals alles mit der Kamera festgehalten? Bilder wie von Malerhand geschaffen sind die glühenden Sonnenuntergänge. Ein Anblick, der jeden Besucher des Waterberges, der sich aus der Dornbuschsavanne heraushebt, verzaubert: Immer dann, wenn die Abendsonne die steilen Felsen des Plateaus ins Visier nimmt, wird alles in ockergelbes bis violettes Licht getaucht. Das Pas-tellblau des Himmels macht die Farbpalette komplett.
Die Besonderheit des tafelbergartigen Massivs ist sein Wasserreichtum. An 15 Stellen sickert das Wasser aus Quellen in den porösen Sandstein. Das erklärt, dass hier eine einzigartige Flora gedeiht und hier so viele Tiere leben. Das Bestehen des Waterberges wird auf rund 2,5 Millionen Jahre geschätzt. Er ist 48 Kilometer lang und 16 Kilometer breit. Als höchste Stelle werden 1800 Meter über dem Meeresspiegel angegeben.
Heutzutage gibt es für die Touristen einen modernen Campingplatz, ein großes Schwimmbad, ein Kiosk und gleich nebenan ein kleiner Laden und ein Restaurant, das von den Gästen ebenso gern besucht wird, wie die gemütliche Bar davor.
Groß ist auch die Auswahl der Unterkünfte.: So gibt es zum Beispiel ein komplettes Haus mit vier Betten, acht Räume der "gehobenen Klasse" mit jeweils zwei Betten und zwölf Räume der normalen Klasse mit zwei Betten Außerdem gibt es 34 Doppelzimmer. Vor einiger Zeit wurden allerdings die beliebten Grillplätze abgeschafft, was für viele Waterberg-Gäste enttäuschend ist.
In die Zukunft blickenAuch heute ist der Krieg von 1904 immer noch ein beherrschendes Thema nicht nur bei den Herero sondern auch bei vielen Deutschen. "Aber es wird allerhöchste Zeit," so eine junge Herero-Frau die mit einer Deutschen ins Gespräch kam: "Ich, und damit stehe ich nicht allein da, hege keinen Groll mehr gegen die ehemaligen Kolonialmächte. Das sollen unsere Väter allein unter sich auszumachen. Wir jungen Menschen blicken in die Zukunft und nicht zurück".Und was sagt eine junge deutsche Tou-ristin zu diesem Thema? "Ich interessiere mich für die wunderschöne Landschaft in Namibia. Was damals in der Kolonialzeit passierte, ist Geschichte. Es mag viel Unrecht passiert sein, aber das liegt weit zurück. Es gib genug Unfrieden auf dieser Welt, da muss man doch die Vergangenheit nicht immer wieder ausgraben."
Wo einst gekämpft wurde, tummeln sich heute Touristen. Der Groll auf beiden Seiten ist verflogen, so jedenfalls sieht es die junge Generation. Am Fuß des Waterberges erinnert nur noch ein Soldatenfriedhof an die gefallenen Deutschen. Und hin und wieder legen auch Hererofrauen ein paar Blumen nieder
Aber wie sah es vor 30 Jahren am Waterberg aus? Vahle erinnert sich:
Auch schon damals hatte der Waterberg, mit den in vielen Farben leuchtenden Felsen und dem roten Sand auf seiner Kuppe, der aus der Kalahari rüberwehte, seine Reize. Nur der Tourismus blühte damals noch nicht so wie in der heutigen Zeit. Alles wirkte gelassen, unberührt die Natur, wenig Motorengeräusch, kein Stimmengewirr, keine Hektik, eine himmlische Ruhe. Und damals gab es noch keine festen Unterkünfte.
Wo wir übernachteten? Bei Mutter Natur, unter freiem Himmel auf dem satten grünen Rasen gegenüber der heutigen Tankstelle. Dort hatten wir unsere Decken ausgebreitet - eine Luftmatratze war Luxus. Immerhin gab es zu der damaligen Zeit schon eine kleine bescheidene Dusche, eine Toilette, jedoch keine offene Feuerstelle. In unserem Gepäck hatten wir beschmierte Stullen und Getränke, doch auch mit Obst hatten wir uns reichlich eingedeckt.
Leichter Nebel zog am Morgen unterhalb des Bergmassiv an uns vor über. Wir rieben uns noch den Schlaf aus den Augen, da stand er plötzlich vor uns: Groß, schlank, gepflegt und höflich. Sein Name sei August, er wäre ein Herero und führe hier die "Gäste" über den Waterberg, den er bestens kenne. Hier sei er aufgewachsen und übe diesen Job schon etliche Jahre aus. Unsere Gruppe bestand aus neun Personen, gerade noch überschaubar. Er sprach recht gut englisch und einige Brocken deutsch. Es gab also keine Verständigungsschwierigkeiten.
Die ehemalige PolizeistationEine halbe Stunde später brachen wir auf. Dann, ganz überraschend, wie aus dem Nichts, tauchte keine 500 Meter vor uns zwischen den Bäumen und Büschen ein imposantes Gebäude aus Mauersteinen auf. "Ihr könnt euch das Haus ruhig aus der Nähe ansehen, es ist unbewohnt," höre ich meinen Schwager Klaus sagen, "hier war während der deutschen Kolonialzeit im damaligen Deutsch Südwestafrika 1910 am Südhang des Waterberg-Plateaus ein Polizeipos-ten eingerichtet,"
Das Gebäude habe später während der südafrikanischen Mandatszeit die Naturschutzbehörde genutzt. "Und warum steht das jetzt leer?", wollen wir wissen. Klaus ist gut informiert: "Das soll später einmal zu einem Restaurant umgebaut werden." Er sollte recht behalten: Neun Jahre später, 1989 wurde dieses Restaurant eingeweiht.
"In der Zeit von 1995 bis heute war ich achtmal auf dem Waterberg, immer mit Freunden aus Deutschland", erzählt Vale. "Was sich seit damals nicht geändert hat, sind die Paviane, die ihre Nasen bis in die Unterkünfte stecken und vor nichts zurückschrecken".
In dieser Zeit lernte ich verschiedene Touristenführer am Waterberg kennen, habe viele Tierarten beobachten können. Es gab schon zur damaligen Zeit zum Beispiel weit über 200 Rappenantilopen. Jeder Touristenführer konnte mir genau sagen, welche Tiere die Besucher auf ihrer Pirschfahrt antreffen: Eland, Kudu, Oryx, Giraffen, Büffel, ja, sogar Nashörner, wenn man Glück hatte. Man spricht von rund 90 Säugetierarten, die sich auf dem Waterbergplateau tummeln. Vom buschigen Lavendelgras bis hin zum Feigenbaum gibt es hier ebenfalls vielerlei Pflanzenarten.
Und was Vahle schon damals alles mit der Kamera festgehalten? Bilder wie von Malerhand geschaffen sind die glühenden Sonnenuntergänge. Ein Anblick, der jeden Besucher des Waterberges, der sich aus der Dornbuschsavanne heraushebt, verzaubert: Immer dann, wenn die Abendsonne die steilen Felsen des Plateaus ins Visier nimmt, wird alles in ockergelbes bis violettes Licht getaucht. Das Pas-tellblau des Himmels macht die Farbpalette komplett.
Die Besonderheit des tafelbergartigen Massivs ist sein Wasserreichtum. An 15 Stellen sickert das Wasser aus Quellen in den porösen Sandstein. Das erklärt, dass hier eine einzigartige Flora gedeiht und hier so viele Tiere leben. Das Bestehen des Waterberges wird auf rund 2,5 Millionen Jahre geschätzt. Er ist 48 Kilometer lang und 16 Kilometer breit. Als höchste Stelle werden 1800 Meter über dem Meeresspiegel angegeben.
Heutzutage gibt es für die Touristen einen modernen Campingplatz, ein großes Schwimmbad, ein Kiosk und gleich nebenan ein kleiner Laden und ein Restaurant, das von den Gästen ebenso gern besucht wird, wie die gemütliche Bar davor.
Groß ist auch die Auswahl der Unterkünfte.: So gibt es zum Beispiel ein komplettes Haus mit vier Betten, acht Räume der "gehobenen Klasse" mit jeweils zwei Betten und zwölf Räume der normalen Klasse mit zwei Betten Außerdem gibt es 34 Doppelzimmer. Vor einiger Zeit wurden allerdings die beliebten Grillplätze abgeschafft, was für viele Waterberg-Gäste enttäuschend ist.
In die Zukunft blickenAuch heute ist der Krieg von 1904 immer noch ein beherrschendes Thema nicht nur bei den Herero sondern auch bei vielen Deutschen. "Aber es wird allerhöchste Zeit," so eine junge Herero-Frau die mit einer Deutschen ins Gespräch kam: "Ich, und damit stehe ich nicht allein da, hege keinen Groll mehr gegen die ehemaligen Kolonialmächte. Das sollen unsere Väter allein unter sich auszumachen. Wir jungen Menschen blicken in die Zukunft und nicht zurück".Und was sagt eine junge deutsche Tou-ristin zu diesem Thema? "Ich interessiere mich für die wunderschöne Landschaft in Namibia. Was damals in der Kolonialzeit passierte, ist Geschichte. Es mag viel Unrecht passiert sein, aber das liegt weit zurück. Es gib genug Unfrieden auf dieser Welt, da muss man doch die Vergangenheit nicht immer wieder ausgraben."
Wo einst gekämpft wurde, tummeln sich heute Touristen. Der Groll auf beiden Seiten ist verflogen, so jedenfalls sieht es die junge Generation. Am Fuß des Waterberges erinnert nur noch ein Soldatenfriedhof an die gefallenen Deutschen. Und hin und wieder legen auch Hererofrauen ein paar Blumen nieder
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Allgemeine Zeitung
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