Deutsch auf wackligen Füßen
Prekärer Status der Germanistik und des Faches Deutsch im südlichen Afrika
Prof. Marianne Zappen-Thomson von der Germanistik-Abteilung der Universität von Namibia (UNAM) hat letzthin bei der Dieter-Esslinger-Lehrertagung, die vom 19. Bis 21. Juli in Otjiwarongo einberufen war, die rund 85 Teilnehmer über den „prekären Status der Germanistik und des Faches Deutsch im südlichen Afrika“ informiert. Die gut organisierte Dieter-Esslinger-Fortbildungstagung war von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine (AGDS), dem Goethe-Institut Windhoek sowie von der Deutschabteilung der UNAM gestaltet.
Prof Zappen-Thomson erwähnte neun Grundschulen und fünf Oberschulen in Namibia, die Deutsch als Muttersprache lehren. Deutsch als Fremdsprache können Schüler an 52 Schulen des Landes belegen. Nach Schulabschluss können Studenten das Fach Deutsch an der UNAM, der International University of Management (IUM) sowie Einsteigerkurse am Goethe-Institut Windhoek wählen.
In Südafrika, so Zappen-Thomson, bieten acht der 25 Universitäten das Fach Deutsch an: die Universitäten von Kapstadt sowie Western Cape, Stellenbosch, Pretoria, Grahamstown (Rhodes), Witwatersrand/Johannesburg, North West University sowie Freistaat/Bloemfontein. Die Referentin hat jeweils die Zahl der Deutsch-bzw. Germanistik-Studenten an den genannten Universitäten aufgeführt. Im Allgemeinen steigen im ersten Studienjahr viele Anfänger ein, während die Zahl ab dem zweiten Studienjahr rapide abnimmt. Stellenbosch verzeichnet mit 300 Deutsch-Studenten das größte Interesse, unter denen sich drei für den Honneurs-Grad, vier für den Magistergrad und zwei zur Habilitierung eingetragen haben. An der Universität von Namibia zählt man ca 90 Studenten. Im Freistaat und an der Universität von Witwatersrand (Johannesburg) sind es jeweils 32 Studenten. Die Deutschabteilungen werden von höchstens drei Dozenten betreut und an einigen Universitäten noch von einer entsandten Lehrkraft des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) unterstützt.
Prof. Zappen-Thomson hat schließlich eine „Hochrechnung“ der Schwächen und Stärken der deutschen Sprach- und Bildungsarbeit hergezählt, nach dem englischen „SWOT“-Schema (Strengths, weaknesses, opportunities, threats).Unter den Stärken nennt sie die gute Zusammenarbeit der Hochschulen im südlichen Afrika sowie mit deutschen Universitäten. Im postgraduierten Abschnitt „mit hohem Niveau“ wächst die Zahl der Anwärter. Dennoch bleibt die Teilnahme hier sehr klein. Germanistik-Studenten profitieren allerdings von kleinen Klassen.
Die Belastung der Dozenten durch viele Lehrstunden beschreibt Zappen-Thomsen als hoch, und es erscheint schwierig qualifiziertes Personal anzuwerben. Die Beurteilung deutscher Sprachfertigkeit unterscheidet sich zwischen Namibia und Südafrika darin, dass die Frage „Wozu Deutsch“ in Namibia gern mit praktischer Anwendung beantwortet wird, während in Südafrika zuweilen nur der Wert der „Bildungssprache“ hervorgehoben wird. Es gibt auch Stimmen, die Deutsch als Kolonialsprache abtun.
Zu den bedrohlichen Faktoren zählt die Referentin im südlichen Afrika die Auswirkung des Konfuzius-Zentrums, bzw. der neuen Fremdsprachenkonkurrenz von chinesischer Seite. Dazu ist infolge der Sprachenpolitik an den Hochschulen das Interesse an Fremdsprachen generell zurückgegangen, z.B. an Französisch und Portugiesisch. Deutsch als Studienfach gilt mitunter als „zu teuer, zu weiß“ und ist zuweilen zu sehr vom Einsatz von Teilzeitkräften abhängig.
Als verheißungsvollen Ausblick zählt die Referentin neue Lehrpläne an Schulen und Universitäten auf. Deutsch-namibische Geschichte soll dabei mehr Beachtung finden. Auch neue Magisterprogramme stehen in Aussicht.
Die Fortbildungskurse der Lehrertagung befassten sich unter Anderem mit dem Schreiben von Liedertexten, „Zeilenschmiede“ - Kreatives Schreiben im Unterricht, Musik im Fremdsprachenunterricht und Rechtschreibstrategien. Neben Lehrkräften, die die Kurse anboten, hat eine Künstlergruppe von vier Mann aus Deutschland (Mattenheimer, Boese, von Wegen und Mitch Miller) in musikalischen Wortspielen für viel Abwechslung gesorgt.
Eberhard Hofmann
Prof Zappen-Thomson erwähnte neun Grundschulen und fünf Oberschulen in Namibia, die Deutsch als Muttersprache lehren. Deutsch als Fremdsprache können Schüler an 52 Schulen des Landes belegen. Nach Schulabschluss können Studenten das Fach Deutsch an der UNAM, der International University of Management (IUM) sowie Einsteigerkurse am Goethe-Institut Windhoek wählen.
In Südafrika, so Zappen-Thomson, bieten acht der 25 Universitäten das Fach Deutsch an: die Universitäten von Kapstadt sowie Western Cape, Stellenbosch, Pretoria, Grahamstown (Rhodes), Witwatersrand/Johannesburg, North West University sowie Freistaat/Bloemfontein. Die Referentin hat jeweils die Zahl der Deutsch-bzw. Germanistik-Studenten an den genannten Universitäten aufgeführt. Im Allgemeinen steigen im ersten Studienjahr viele Anfänger ein, während die Zahl ab dem zweiten Studienjahr rapide abnimmt. Stellenbosch verzeichnet mit 300 Deutsch-Studenten das größte Interesse, unter denen sich drei für den Honneurs-Grad, vier für den Magistergrad und zwei zur Habilitierung eingetragen haben. An der Universität von Namibia zählt man ca 90 Studenten. Im Freistaat und an der Universität von Witwatersrand (Johannesburg) sind es jeweils 32 Studenten. Die Deutschabteilungen werden von höchstens drei Dozenten betreut und an einigen Universitäten noch von einer entsandten Lehrkraft des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) unterstützt.
Prof. Zappen-Thomson hat schließlich eine „Hochrechnung“ der Schwächen und Stärken der deutschen Sprach- und Bildungsarbeit hergezählt, nach dem englischen „SWOT“-Schema (Strengths, weaknesses, opportunities, threats).Unter den Stärken nennt sie die gute Zusammenarbeit der Hochschulen im südlichen Afrika sowie mit deutschen Universitäten. Im postgraduierten Abschnitt „mit hohem Niveau“ wächst die Zahl der Anwärter. Dennoch bleibt die Teilnahme hier sehr klein. Germanistik-Studenten profitieren allerdings von kleinen Klassen.
Die Belastung der Dozenten durch viele Lehrstunden beschreibt Zappen-Thomsen als hoch, und es erscheint schwierig qualifiziertes Personal anzuwerben. Die Beurteilung deutscher Sprachfertigkeit unterscheidet sich zwischen Namibia und Südafrika darin, dass die Frage „Wozu Deutsch“ in Namibia gern mit praktischer Anwendung beantwortet wird, während in Südafrika zuweilen nur der Wert der „Bildungssprache“ hervorgehoben wird. Es gibt auch Stimmen, die Deutsch als Kolonialsprache abtun.
Zu den bedrohlichen Faktoren zählt die Referentin im südlichen Afrika die Auswirkung des Konfuzius-Zentrums, bzw. der neuen Fremdsprachenkonkurrenz von chinesischer Seite. Dazu ist infolge der Sprachenpolitik an den Hochschulen das Interesse an Fremdsprachen generell zurückgegangen, z.B. an Französisch und Portugiesisch. Deutsch als Studienfach gilt mitunter als „zu teuer, zu weiß“ und ist zuweilen zu sehr vom Einsatz von Teilzeitkräften abhängig.
Als verheißungsvollen Ausblick zählt die Referentin neue Lehrpläne an Schulen und Universitäten auf. Deutsch-namibische Geschichte soll dabei mehr Beachtung finden. Auch neue Magisterprogramme stehen in Aussicht.
Die Fortbildungskurse der Lehrertagung befassten sich unter Anderem mit dem Schreiben von Liedertexten, „Zeilenschmiede“ - Kreatives Schreiben im Unterricht, Musik im Fremdsprachenunterricht und Rechtschreibstrategien. Neben Lehrkräften, die die Kurse anboten, hat eine Künstlergruppe von vier Mann aus Deutschland (Mattenheimer, Boese, von Wegen und Mitch Miller) in musikalischen Wortspielen für viel Abwechslung gesorgt.
Eberhard Hofmann
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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