Deutsche Braukunst in Namibia
Exklusives Festbier für das Oktoberfest unter Afrikas Sonne
Von Eva-Marie Born, Windhoek
Der Anlass war die Heirat des Prinzregenten Ludwig von Bayern (später König Ludwig I) mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen am 17. Oktober 1810. Es wurde eine ganze Woche lang getanzt, gegessen und getrunken, und zum krönenden Abschluss fand ein großes Pferderennen statt, bei dem ganz München die Vermählung mitfeierte. Die Festlichkeiten fanden auf einer großen Wiese statt, der heutigen Theresienwiese, benannt nach der Braut. Daher kommt auch der Begriff „Wiesn“, welcher in Bayern synonym zu „Oktoberfest“ verwendet wird. Im Jahr darauf wurde das Oktoberfest mit der landwirtschaftlichen Leistungsschau zusammengelegt. Die Besucherzahlen stiegen nun von Jahr zu Jahr. Es kamen Bierzelte einzelner Brauereien dazu sowie Fahrgeschäfte und die berühmten Hendlbratereien.
Das Münchner Oktoberfest findet immer Anfang September statt - ganz einfach, weil dann das Wetter in Deutschland noch besser ist. Die Windhoeker Variante ist immer am letzten Oktoberwochenende.
Auch unter der Sonne Afrikas erfreut sich die Feierlichkeit auf dem Gelände des Sport Klub Windhoek (SKW) jedes Jahr größerer Beliebtheit. Zum 61. Mal kommen Menschen aus dem ganzen Land und viele internationale Gäste zusammen, um bei zünftiger Musik, gutem Essen und natürlich jeder Menge Bier die bayerische Tradition zu feiern. Die Firmengruppe Ohlthaver & List (O&L) hat in diesem Jahr die Planung des Festes übernommen, unter anderem wurden der Bezahlprozess optimiert, die Theke um zehn Meter verlängert und das Speisenangebot um ein Vielfaches erweitert.
Seit 2011 braut die O&L Tochter-Namibia Breweries Limited für diesen Anlass nun ein eigenes Festbier. Christian Müller, der verantwortliche Braumeister, hat auch in diesem Jahr mit seinem Team zusammen ein exklusives, etwas höherprozentiges Bier gebraut: „Dies ist das Beste, was eine Brauerei herstellen kann.“ Der sympathische Braumeister hat seinen Beruf in Deutschland gelernt, unter anderem im Kölner Hofbräu „Früh“, in Bamberg, der „wahren Hauptstadt des Bieres“, und natürlich in München. Müller legt großen Wert auf das Brauen nach dem Rezept des deutschen Reinheitsgebots.
Deshalb wird auch bei der Herstellung des Festbiers für Namibias größtes Oktoberfest nichts dem Zufall überlassen. Von der Auswahl der Zutaten, welche dem Reinheitsgebot entsprechend nur Hopfen, Malz und reines Wasser beinhalten, bis hin zur Filtration und Lagerung wird jedem Arbeitsschritt größtmögliche Aufmerksamkeit geschenkt. Festbier an sich wird hier in Namibia nur einmal im Jahr gebraut, denn der Begriff ist an bestimmte Kriterien gebunden. So muss es zum Beispiel eine bestimmte Stammwürze und Alkoholgehalt haben.
Der erste Schritt im Brauprozess des Festbieres ist das Mälzen. Der Malzzucker dient später als Nahrung für die Hefekulturen, welche den Alkohol bilden. Namibia Breweries verwendet Malz aus Europa. Das Gerstenkorn wird zum Keimen gebracht und bildet so das Malz. Es wird geschrotet, damit es besser löslich ist. Zusammen mit Wasser kommt das Malz dann in den Maischbottich: hier wird es eingemaischt. Die Stärke aus dem Malz löst sich in Zucker, Eiweiß und Gerbstoffe auf und bildet Malzextrakt. Es folgt das sogenannte Läutern. Die Maische wird gefiltert und die flüssige „Würze“ von den festen Stoffen, den „Trebern“ getrennt. Treber werden häufig als Viehfutter weiterverwendet.
Anschließend wird die entstandene Würze gemeinsam mit Hopfen eingekocht - je mehr Hopfen zugegeben wird, desto herber das Bier. Außerdem bestimmt das Verdampfen des Wassers die spezielle Stammwürze welche wiederum für den Alkoholgehalt des Biers verantwortlich ist. So hat ein klassisches Festbier in der Regel eine Stammwürze von 13 Prozent, was einem Alkoholgehalt von 5,8 bis 6,3 Prozent entspricht. Anschließend wird die Würze durch Rotation in einem großen Topf von übrig gebliebenen festen Bestandteilen getrennt.
Es folgt die alkoholische Gärung. Diese erfolgt in einem Gärtank durch die Zugabe von Brauhefe. Die Hefe wandelt den Zucker des Malzes in Alkohol und Kohlendioxid um. Christian Müller und sein Team haben dem Festbier 2019 besonders lange Zeit gegeben zu gären. Ist der Malzzucker vergoren, sinkt die Hefe und wird geerntet. Hefe an sich wird im Brauprozess nach dem Reinheitsgebot übrigens nicht als Zutat gesehen. Die Braumeister wussten vor einigen hundert Jahren noch nicht, was Hefe ist, da es keine Mikroskope gab, um die Einzeller zu untersuchen. Sie war einfach ein kleines, mysteriöses Wunder.
Der achte Schritt der Bierherstellung ist die Lagerung. Das junge Festbier wird im Lagertank bei Temperaturen von unter null Grad Celsius bis zu sechs Wochen gelagert. Bevor das Bier dann abgefüllt werden kann, wird es gefiltert. Es erhält seine endgültige Färbung und Klarheit. 35 Hektoliter Bier wurden für das hiesige Oktoberfestwochenende in 70 Fässern à 50 Liter abgefüllt. Ausgeschenkt wird das Bier exklusiv im Rahmen des Oktoberfests auf dem SKW-Gelände.
„Das Festbier ist auch dieses Jahr wieder besonders gut gelungen“, sagt Braumeister Müller stolz. Zum symbolischen Fassanstich - das erste Bier aus diesem Fass ist traditionell Freibier - am Freitag wird auch die bayerische Bierkönigin Veronika Ettstaller aus Deutschland eingeflogen kommen. Sie landet am Freitag und bleibt über das Wochenende in Namibia, um fernab der Heimat die bayrische Gemütlichkeit zu feiern.
Der Anlass war die Heirat des Prinzregenten Ludwig von Bayern (später König Ludwig I) mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen am 17. Oktober 1810. Es wurde eine ganze Woche lang getanzt, gegessen und getrunken, und zum krönenden Abschluss fand ein großes Pferderennen statt, bei dem ganz München die Vermählung mitfeierte. Die Festlichkeiten fanden auf einer großen Wiese statt, der heutigen Theresienwiese, benannt nach der Braut. Daher kommt auch der Begriff „Wiesn“, welcher in Bayern synonym zu „Oktoberfest“ verwendet wird. Im Jahr darauf wurde das Oktoberfest mit der landwirtschaftlichen Leistungsschau zusammengelegt. Die Besucherzahlen stiegen nun von Jahr zu Jahr. Es kamen Bierzelte einzelner Brauereien dazu sowie Fahrgeschäfte und die berühmten Hendlbratereien.
Das Münchner Oktoberfest findet immer Anfang September statt - ganz einfach, weil dann das Wetter in Deutschland noch besser ist. Die Windhoeker Variante ist immer am letzten Oktoberwochenende.
Auch unter der Sonne Afrikas erfreut sich die Feierlichkeit auf dem Gelände des Sport Klub Windhoek (SKW) jedes Jahr größerer Beliebtheit. Zum 61. Mal kommen Menschen aus dem ganzen Land und viele internationale Gäste zusammen, um bei zünftiger Musik, gutem Essen und natürlich jeder Menge Bier die bayerische Tradition zu feiern. Die Firmengruppe Ohlthaver & List (O&L) hat in diesem Jahr die Planung des Festes übernommen, unter anderem wurden der Bezahlprozess optimiert, die Theke um zehn Meter verlängert und das Speisenangebot um ein Vielfaches erweitert.
Seit 2011 braut die O&L Tochter-Namibia Breweries Limited für diesen Anlass nun ein eigenes Festbier. Christian Müller, der verantwortliche Braumeister, hat auch in diesem Jahr mit seinem Team zusammen ein exklusives, etwas höherprozentiges Bier gebraut: „Dies ist das Beste, was eine Brauerei herstellen kann.“ Der sympathische Braumeister hat seinen Beruf in Deutschland gelernt, unter anderem im Kölner Hofbräu „Früh“, in Bamberg, der „wahren Hauptstadt des Bieres“, und natürlich in München. Müller legt großen Wert auf das Brauen nach dem Rezept des deutschen Reinheitsgebots.
Deshalb wird auch bei der Herstellung des Festbiers für Namibias größtes Oktoberfest nichts dem Zufall überlassen. Von der Auswahl der Zutaten, welche dem Reinheitsgebot entsprechend nur Hopfen, Malz und reines Wasser beinhalten, bis hin zur Filtration und Lagerung wird jedem Arbeitsschritt größtmögliche Aufmerksamkeit geschenkt. Festbier an sich wird hier in Namibia nur einmal im Jahr gebraut, denn der Begriff ist an bestimmte Kriterien gebunden. So muss es zum Beispiel eine bestimmte Stammwürze und Alkoholgehalt haben.
Der erste Schritt im Brauprozess des Festbieres ist das Mälzen. Der Malzzucker dient später als Nahrung für die Hefekulturen, welche den Alkohol bilden. Namibia Breweries verwendet Malz aus Europa. Das Gerstenkorn wird zum Keimen gebracht und bildet so das Malz. Es wird geschrotet, damit es besser löslich ist. Zusammen mit Wasser kommt das Malz dann in den Maischbottich: hier wird es eingemaischt. Die Stärke aus dem Malz löst sich in Zucker, Eiweiß und Gerbstoffe auf und bildet Malzextrakt. Es folgt das sogenannte Läutern. Die Maische wird gefiltert und die flüssige „Würze“ von den festen Stoffen, den „Trebern“ getrennt. Treber werden häufig als Viehfutter weiterverwendet.
Anschließend wird die entstandene Würze gemeinsam mit Hopfen eingekocht - je mehr Hopfen zugegeben wird, desto herber das Bier. Außerdem bestimmt das Verdampfen des Wassers die spezielle Stammwürze welche wiederum für den Alkoholgehalt des Biers verantwortlich ist. So hat ein klassisches Festbier in der Regel eine Stammwürze von 13 Prozent, was einem Alkoholgehalt von 5,8 bis 6,3 Prozent entspricht. Anschließend wird die Würze durch Rotation in einem großen Topf von übrig gebliebenen festen Bestandteilen getrennt.
Es folgt die alkoholische Gärung. Diese erfolgt in einem Gärtank durch die Zugabe von Brauhefe. Die Hefe wandelt den Zucker des Malzes in Alkohol und Kohlendioxid um. Christian Müller und sein Team haben dem Festbier 2019 besonders lange Zeit gegeben zu gären. Ist der Malzzucker vergoren, sinkt die Hefe und wird geerntet. Hefe an sich wird im Brauprozess nach dem Reinheitsgebot übrigens nicht als Zutat gesehen. Die Braumeister wussten vor einigen hundert Jahren noch nicht, was Hefe ist, da es keine Mikroskope gab, um die Einzeller zu untersuchen. Sie war einfach ein kleines, mysteriöses Wunder.
Der achte Schritt der Bierherstellung ist die Lagerung. Das junge Festbier wird im Lagertank bei Temperaturen von unter null Grad Celsius bis zu sechs Wochen gelagert. Bevor das Bier dann abgefüllt werden kann, wird es gefiltert. Es erhält seine endgültige Färbung und Klarheit. 35 Hektoliter Bier wurden für das hiesige Oktoberfestwochenende in 70 Fässern à 50 Liter abgefüllt. Ausgeschenkt wird das Bier exklusiv im Rahmen des Oktoberfests auf dem SKW-Gelände.
„Das Festbier ist auch dieses Jahr wieder besonders gut gelungen“, sagt Braumeister Müller stolz. Zum symbolischen Fassanstich - das erste Bier aus diesem Fass ist traditionell Freibier - am Freitag wird auch die bayerische Bierkönigin Veronika Ettstaller aus Deutschland eingeflogen kommen. Sie landet am Freitag und bleibt über das Wochenende in Namibia, um fernab der Heimat die bayrische Gemütlichkeit zu feiern.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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