Diamanten an der Waterfront
Schon die alten Griechen wussten, dass ein Diamant unvergänglich ist. Sein verheißungsvoller Name entstammt den griechischen Wörtern diaphainein (durchscheinend) und adamas, was so viel wie unbezwingbar, sprich unzerstörbar, bedeutet. Damit schien das antike Wissen über den edelsten aller Edelsteine allerdings erschöpft zu sein - die hellen Steine wurden für die Tränen der Götter gehalten.
Kapstadt-Besucher können sich neuerdings umfassend über Diamanten informieren: im Cape Town Diamond Museum an der berühmten V&A Waterfront wird ihre Entstehung und die Geschichte ihrer Entdeckung in Südafrika dargestellt. Natürlich funkeln und glitzern auch Replikas der berühmtesten Diamanten in einer Vitrine.
Vor 150 Jahren ahnte noch niemand, welche ungeheuren Schätze in Südafrika unter dem Boden schlummerten - und nur wenige hatten eine Vorstellung, wie ein Rohdiamant eigentlich aussah. Dann kam das Jahr 1867. In der nördlichen Kap-Provinz, in der Nähe von Hopetown, sammelt Erasmus Jacobs auf der Farm seines Vaters am Oranje zum Zeitvertreib "Klippies". Ein Nachbar wird auf die glänzenden Steinchen aufmerksam. Er leiht sich bei Erasmus ein besonders schönes Exemplar und gibt es einem befreundeten Händler mit, der den Stein seinerseits den Kaufleuten in Hopetown zeigt. Es könnte ein Topaz sein, meint einer. Dann wird die Probe gemacht, ob der Stein Glas ritzen kann, und schließlich wird er mit ganz normaler Post in einem Briefumschlag zu einem Edelsteinkenner nach Grahamstown geschickt. Dieser erste Diamant aus Südafrka wog 21,19 Karat und wurde später als der Eureka bekannt. Der damalige Gouverneur der Kap-Provinz kaufte ihn für 500 Pfund, und der Kolonialsekretär erklärte: "Der künftige Erfolg von Südafrika wird von diesem Diamanten ausgehen".
Auf der Farm Zandfontein, ebenfalls nahe Hopetown, wurde ein Jahr später der Star of South Africa (83,5 ct) entdeckt. Doch das große Diamantfieber brach erst 1871 aus, als die niederländischen Brüder Johannes und Diederik De Beer auf ihrer Farm Vooruitzicht Diamanten fanden. In kürzester Zeit wurden sie von Schürfern förmlich überrannt und verkauften das Land. Obgleich sie selbst mit Diamanten nichts zu tun haben wollten, ist ihr Name durch Diamanten weltberühmt geworden. Tausende hoffnungsvolle Schürfer trugen zunächst den Hügel mit dem diamanthaltigen Eruptivschlot auf Vooruitzicht ab und schaufelten sich dann immer weiter in die Tiefe. So entstand in Kimberley das größte von Menschen geschaffene Loch der Welt. Es ist 240 Meter tief und hat einen Durchmesser von 463 Metern. Ab 1871 arbeiteten dort gut 40 Jahre lang etwa 50000 Schürfer - und förderten 2,7 Tonnen Diamanten zu Tage. Die Kimberley Mine unter dem Big Hole wurde einen Kilometer tief in die Erde getrieben.
Bereits 1880 stammten 95% aller Diamanten der Welt aus Kimberley. Innerhalb von zehn Jahren hatte sich das Diamantangebot verzehnfacht. Bald wurden auch Diamantvorkommen im Transvaal entdeckt. Aus der Premier Mine auf der Farm Elandsfontein, die der Prospektor Thomas Cullinan nach geduldigem Warten gekauft hatte, weil er dort mit guten Funden rechnete, stammt der berühmteste aller Schmuckdiamanten, der Cullinan: Er wog sagenhafte 3106,75 Karat (621,35 g). Die beiden größten der 105 Stücke, in die er zerlegt wurde, sind der Cullinan I (530,2 ct) und Cullinan II (317,4 ct) - auch Stern von Afrika genannt. Diese beiden und die sieben nächstgrößten Teile befinden sich im britischen Kronschatz. Als der fast lupenreine Riesendiamant im Januar 1905 entdeckt wurde, hielt es der Ministerpräsident des Transvaal, Louis Botha, für angezeigt, ihn dem König von England zu schenken.
Der vermutlich zweitgrößte Diamant ist der Excelsior, der 1893 mit einem Rohgewicht von 995,2 ct in der Jagersfontein Mine mit einer Schaufel voll Schotter aufgelesen wurde. Aus derselben Mine stammt der außergewöhnliche bernsteinfarbene Golden Jubilee (755 ct roh), den thailändische Geschäftsleute 1997 zum 50. Krönungsjubiläum ihres Monarchen kauften. Mit 545,67 ct ist es derzeit der größte geschliffene Diamant der Welt. Der zweitgrößte modern geschliffene lupenreine Diamant ist der Centenary (599 ct roh), der 1986 aus der Premier Mine zu Tage gefördert wurde. Die Diamantengesellschaft De Beers hielt den Fund fast zwei Jahre lang geheim und stellte den geschliffenen Stein (273 ct) zu ihrer Einhundertjahrfeier 1988 vor.
Auf 4Cs kommt es bei Diamanten an: carat, colour, clarity, cut. Oder anders ausgedrückt, auf Gewicht, Farbe, Reinheit und Schliff. Der Schliff ist die Kunst, die höhere Mathematik erfordert, denn es gilt, dem Stein durch perfekte Symmetrie und Proportionen Brillianz, Feuer und Ausstrahlung zu verleihen. Heutzutage erleichtern 3D-Laserscanning und Computersimulierung die schwierige Aufgabe und bieten zugleich die Voraussetzung, neue Schlifftypen zu entwickeln. Der runde Brillantschliff ist weiterhin der beliebteste von allen. Von Brillant darf erst die Rede sein, wenn der Diamant mindestens 58 Facetten aufweist. Der Brillant 10 hingegen hat 71 Facetten, die von unten gesehen ein Muster von zehn perfekten Herzen ergeben und von oben gesehen ein Muster aus zehn Pfeilen.
Bei aller Faszination, die Schmuckdiamanten ausüben, sollte nicht übersehen werden, dass Diamanten durch ihre industrielle Verwendung als Schneidstoff eine viel höhere wirtschaftliche Bedeutung haben. Dank ihrer Härte, Verschleißfestigkeit und ihr Wärmeleitvermögen sind sie vielseitig einsetzbar und so unentbehrlich, dass die verfügbare Menge durch künstliche Diamanten ergänzt wird.
Diamanten sind reine kristallisierte Kohlenstoffe. Sie entstehen unter hohem Druck und bei enormen Temperaturen in einer Tiefe von 150 bis 200 Kilmometern. Während der gesamten Erdgeschichte kam es immer wieder zur Diamantbildung. Die jüngsten Diamanten sind 300 Millionen Jahre alt.
All das und mehr erfährt man im Diamantenmuseum in Kapstadt. Es befindet sich im Eingangsgebäude auf der Clock-Tower-Seite der V& A Waterfront und ist täglich ab 9 Uhr geöffnet.
Kapstadt-Besucher können sich neuerdings umfassend über Diamanten informieren: im Cape Town Diamond Museum an der berühmten V&A Waterfront wird ihre Entstehung und die Geschichte ihrer Entdeckung in Südafrika dargestellt. Natürlich funkeln und glitzern auch Replikas der berühmtesten Diamanten in einer Vitrine.
Vor 150 Jahren ahnte noch niemand, welche ungeheuren Schätze in Südafrika unter dem Boden schlummerten - und nur wenige hatten eine Vorstellung, wie ein Rohdiamant eigentlich aussah. Dann kam das Jahr 1867. In der nördlichen Kap-Provinz, in der Nähe von Hopetown, sammelt Erasmus Jacobs auf der Farm seines Vaters am Oranje zum Zeitvertreib "Klippies". Ein Nachbar wird auf die glänzenden Steinchen aufmerksam. Er leiht sich bei Erasmus ein besonders schönes Exemplar und gibt es einem befreundeten Händler mit, der den Stein seinerseits den Kaufleuten in Hopetown zeigt. Es könnte ein Topaz sein, meint einer. Dann wird die Probe gemacht, ob der Stein Glas ritzen kann, und schließlich wird er mit ganz normaler Post in einem Briefumschlag zu einem Edelsteinkenner nach Grahamstown geschickt. Dieser erste Diamant aus Südafrka wog 21,19 Karat und wurde später als der Eureka bekannt. Der damalige Gouverneur der Kap-Provinz kaufte ihn für 500 Pfund, und der Kolonialsekretär erklärte: "Der künftige Erfolg von Südafrika wird von diesem Diamanten ausgehen".
Auf der Farm Zandfontein, ebenfalls nahe Hopetown, wurde ein Jahr später der Star of South Africa (83,5 ct) entdeckt. Doch das große Diamantfieber brach erst 1871 aus, als die niederländischen Brüder Johannes und Diederik De Beer auf ihrer Farm Vooruitzicht Diamanten fanden. In kürzester Zeit wurden sie von Schürfern förmlich überrannt und verkauften das Land. Obgleich sie selbst mit Diamanten nichts zu tun haben wollten, ist ihr Name durch Diamanten weltberühmt geworden. Tausende hoffnungsvolle Schürfer trugen zunächst den Hügel mit dem diamanthaltigen Eruptivschlot auf Vooruitzicht ab und schaufelten sich dann immer weiter in die Tiefe. So entstand in Kimberley das größte von Menschen geschaffene Loch der Welt. Es ist 240 Meter tief und hat einen Durchmesser von 463 Metern. Ab 1871 arbeiteten dort gut 40 Jahre lang etwa 50000 Schürfer - und förderten 2,7 Tonnen Diamanten zu Tage. Die Kimberley Mine unter dem Big Hole wurde einen Kilometer tief in die Erde getrieben.
Bereits 1880 stammten 95% aller Diamanten der Welt aus Kimberley. Innerhalb von zehn Jahren hatte sich das Diamantangebot verzehnfacht. Bald wurden auch Diamantvorkommen im Transvaal entdeckt. Aus der Premier Mine auf der Farm Elandsfontein, die der Prospektor Thomas Cullinan nach geduldigem Warten gekauft hatte, weil er dort mit guten Funden rechnete, stammt der berühmteste aller Schmuckdiamanten, der Cullinan: Er wog sagenhafte 3106,75 Karat (621,35 g). Die beiden größten der 105 Stücke, in die er zerlegt wurde, sind der Cullinan I (530,2 ct) und Cullinan II (317,4 ct) - auch Stern von Afrika genannt. Diese beiden und die sieben nächstgrößten Teile befinden sich im britischen Kronschatz. Als der fast lupenreine Riesendiamant im Januar 1905 entdeckt wurde, hielt es der Ministerpräsident des Transvaal, Louis Botha, für angezeigt, ihn dem König von England zu schenken.
Der vermutlich zweitgrößte Diamant ist der Excelsior, der 1893 mit einem Rohgewicht von 995,2 ct in der Jagersfontein Mine mit einer Schaufel voll Schotter aufgelesen wurde. Aus derselben Mine stammt der außergewöhnliche bernsteinfarbene Golden Jubilee (755 ct roh), den thailändische Geschäftsleute 1997 zum 50. Krönungsjubiläum ihres Monarchen kauften. Mit 545,67 ct ist es derzeit der größte geschliffene Diamant der Welt. Der zweitgrößte modern geschliffene lupenreine Diamant ist der Centenary (599 ct roh), der 1986 aus der Premier Mine zu Tage gefördert wurde. Die Diamantengesellschaft De Beers hielt den Fund fast zwei Jahre lang geheim und stellte den geschliffenen Stein (273 ct) zu ihrer Einhundertjahrfeier 1988 vor.
Auf 4Cs kommt es bei Diamanten an: carat, colour, clarity, cut. Oder anders ausgedrückt, auf Gewicht, Farbe, Reinheit und Schliff. Der Schliff ist die Kunst, die höhere Mathematik erfordert, denn es gilt, dem Stein durch perfekte Symmetrie und Proportionen Brillianz, Feuer und Ausstrahlung zu verleihen. Heutzutage erleichtern 3D-Laserscanning und Computersimulierung die schwierige Aufgabe und bieten zugleich die Voraussetzung, neue Schlifftypen zu entwickeln. Der runde Brillantschliff ist weiterhin der beliebteste von allen. Von Brillant darf erst die Rede sein, wenn der Diamant mindestens 58 Facetten aufweist. Der Brillant 10 hingegen hat 71 Facetten, die von unten gesehen ein Muster von zehn perfekten Herzen ergeben und von oben gesehen ein Muster aus zehn Pfeilen.
Bei aller Faszination, die Schmuckdiamanten ausüben, sollte nicht übersehen werden, dass Diamanten durch ihre industrielle Verwendung als Schneidstoff eine viel höhere wirtschaftliche Bedeutung haben. Dank ihrer Härte, Verschleißfestigkeit und ihr Wärmeleitvermögen sind sie vielseitig einsetzbar und so unentbehrlich, dass die verfügbare Menge durch künstliche Diamanten ergänzt wird.
Diamanten sind reine kristallisierte Kohlenstoffe. Sie entstehen unter hohem Druck und bei enormen Temperaturen in einer Tiefe von 150 bis 200 Kilmometern. Während der gesamten Erdgeschichte kam es immer wieder zur Diamantbildung. Die jüngsten Diamanten sind 300 Millionen Jahre alt.
All das und mehr erfährt man im Diamantenmuseum in Kapstadt. Es befindet sich im Eingangsgebäude auf der Clock-Tower-Seite der V& A Waterfront und ist täglich ab 9 Uhr geöffnet.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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