Die Bafokeng und ihr königliches WM-Stadion
Sechs Spiele der Fußballweltmeisterschaft 2010 werden im Royal-Bafokeng-Stadion in Phokeng ausgetragen. Phokeng???
Das Städtchen Phokeng, nur 150 km nordwestlich von Johannesburg, liegt in schönster Bushveld Landschaft zwischen Bergen und Naturschutzgebieten in der Bonjanala-Region der Nordwest Provinz. Die offizielle Gastgeberstadt ist das benachbarte Rustenburg, das jedoch kein geeignetes Stadion hat.
Das Königliche Bafokeng-Stadion gehört dem Volk der Bafokeng (BaFokeng: Volk aus dem Tau), rund 300000 Menschen, von denen sich gut die Hälfte auf die 29 Dörfer im Stammland um Phokeng verteilt. Nur wenige Fahrminuten vom Stadion entfernt ist der Bafokeng Sports Campus, eine elegante neue Anlage mit allem Komfort, in der Abgeschiedenheit des Bushvelds und 1250 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Es wird gehofft, dass eine der WM-Mannschaften ihr Trainingslager im Campus aufschlägt. England ist im Gespräch.
Das Stadion, vielmehr der Royal Bafokeng Sports Palace, ist auf Rugby, Fußball und Leichtathletik eingerichtet. Für die WM wurde das zum Jahrtausendwechsel erbaute Stadion renoviert, erweitert und mit allen notwendigen technischen Raffinessen ausgestattet. Die Zahl der Zuschauersitze wurde von 38000 auf 42000 erhöht. Schon vor einem Jahr waren die Bauarbeiten abgeschlossen und sozusagen als Generalprobe fanden in Phokeng vier Spiele des Confederations Cup statt.
Fußball ist eine Leidenschaft der Bafokeng, aber auch Rugby, Korbball, Leichtathletik und asiatische Kampsportarten werden gefördert. "Kinder und Jugendliche brauchen ein Ventil für ihre Energie", sagt Sportsgeschäftsführer George Khunou. "Sport motiviert und macht wach". Die königlichen Bafokeng haben ein Fußball- und ein Rugbyteam in der Oberliga, die Platinum Stars und die Platinum Leopards. Und in den 32 Clubs des Fußballprojektes Samba wachsen unter brasilianischer Führung wohl ganze Horden von Nachwuchstalenten heran.
Vor mehr als zehn Jahren soll der damalige Kgosi Mollwane Molotlegi zu seinem Volke gesagt haben, es werde vor seiner Haustür die größte Fußballveranstaltung erleben, die je im Lande der Bafokeng gesehen wurde. Es heißt, dass keiner der Anwesenden mit dieser königlichen Vision etwas habe anfangen können - aber aus Respekt habe man höflich geschwiegen.
Die königliche Geschichte der Bafokeng lässt sich bis ins Jahr 1140 zurückverfolgen. Zweifellos ist der bedeutendste Kgosi (König) aber August Mokgatle, der von 1834 bis 1891 die Bafokeng führte und ihnen weitsichtig zu ihrem heutigen Reichtum verhalf. Nach der Entdeckung von Diamanten in Kimberley rückten landhungrige weiße Siedler weiter nach Osten vor. Mokgatle lernte, dass man nach europäischer Denkweise Land kaufen und besitzen musste, um es nutzen zu können. Um Geld zu verdienen, schickte er die jungen Männer seines Volkes in die Diamantminen von Kimberley. Die Löhne wurden in einer Gemeinschaftskasse gesammelt, und schließlich konnten die Bafokeng 1200 km2 ihres Ahnenlandes erwerben - mit der Hilfe von Missionaren, denn Landerwerb war für Schwarze verboten.
Was für ein prächtiges Stück Land der Ngosi seinem Volke gesichert hatte, konnte er schwerlich ahnen: im Rustenburg Tal entdeckte der Geologe Dr Hans Merensky* 1924 den Bushveld Eruptivkomplex. Nach Schätzungen enthält diese als Merensky Reef bezeichnete Lagerstätte 75 Prozent aller bekannten Platinablagerungen sowie auch andere Metalle der Platingruppe, wie Rhodium, Palladium und Ferrochrom. In den darauffolgenden 70 Jahren widersetzten sich die Bafokeng erfolgreich allen Enteignungsversuchen. Die wirtschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen mit den Bergbaugesellschaften und der jeweiligen Regierung des Tages endeten erst 1994 mit der Aufhebung aller Apartheidgesetze. Jetzt erhalten die Bafokeng Royalties aus dem Platinabbau und dürften das reichs-te Volk in Afrika sein.
Der jetzige König, Leruo T. Molotlegi (seit 2000), ist Architekt und Stadtplaner und weiß kulturelle Identität, traditionelle Führungsstrukturen und moderne Realitäten gekonnt zu verknüpfen. Er will die wirtschaftliche Grundlage für kommende Zeiten ohne Platin schaffen. Eine Bildungsreform, Lebensmittelversorgung und nachhaltige Stadtplanung sind seine obersten Prioritäten. Auch der Tourismus soll Teil der neuen wirtschaftlichen Grundlage werden. Zwar müssen noch genügend Gästebetten geschaffen werden, damit Besucher länger in der Bonjanala Region verweilen, um kulturelle Angebote der Bafokeng zu erleben, aber sonst sind die Voraussetzungen günstig: Phokeng liegt nicht nur in naturschöner Umgebung, sondern auch zwischen Reisezielen von Weltruf: Sun City und Lost City sowie Pilanesberg-Nationalpark.
Christina Rockstroh
Das Städtchen Phokeng, nur 150 km nordwestlich von Johannesburg, liegt in schönster Bushveld Landschaft zwischen Bergen und Naturschutzgebieten in der Bonjanala-Region der Nordwest Provinz. Die offizielle Gastgeberstadt ist das benachbarte Rustenburg, das jedoch kein geeignetes Stadion hat.
Das Königliche Bafokeng-Stadion gehört dem Volk der Bafokeng (BaFokeng: Volk aus dem Tau), rund 300000 Menschen, von denen sich gut die Hälfte auf die 29 Dörfer im Stammland um Phokeng verteilt. Nur wenige Fahrminuten vom Stadion entfernt ist der Bafokeng Sports Campus, eine elegante neue Anlage mit allem Komfort, in der Abgeschiedenheit des Bushvelds und 1250 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Es wird gehofft, dass eine der WM-Mannschaften ihr Trainingslager im Campus aufschlägt. England ist im Gespräch.
Das Stadion, vielmehr der Royal Bafokeng Sports Palace, ist auf Rugby, Fußball und Leichtathletik eingerichtet. Für die WM wurde das zum Jahrtausendwechsel erbaute Stadion renoviert, erweitert und mit allen notwendigen technischen Raffinessen ausgestattet. Die Zahl der Zuschauersitze wurde von 38000 auf 42000 erhöht. Schon vor einem Jahr waren die Bauarbeiten abgeschlossen und sozusagen als Generalprobe fanden in Phokeng vier Spiele des Confederations Cup statt.
Fußball ist eine Leidenschaft der Bafokeng, aber auch Rugby, Korbball, Leichtathletik und asiatische Kampsportarten werden gefördert. "Kinder und Jugendliche brauchen ein Ventil für ihre Energie", sagt Sportsgeschäftsführer George Khunou. "Sport motiviert und macht wach". Die königlichen Bafokeng haben ein Fußball- und ein Rugbyteam in der Oberliga, die Platinum Stars und die Platinum Leopards. Und in den 32 Clubs des Fußballprojektes Samba wachsen unter brasilianischer Führung wohl ganze Horden von Nachwuchstalenten heran.
Vor mehr als zehn Jahren soll der damalige Kgosi Mollwane Molotlegi zu seinem Volke gesagt haben, es werde vor seiner Haustür die größte Fußballveranstaltung erleben, die je im Lande der Bafokeng gesehen wurde. Es heißt, dass keiner der Anwesenden mit dieser königlichen Vision etwas habe anfangen können - aber aus Respekt habe man höflich geschwiegen.
Die königliche Geschichte der Bafokeng lässt sich bis ins Jahr 1140 zurückverfolgen. Zweifellos ist der bedeutendste Kgosi (König) aber August Mokgatle, der von 1834 bis 1891 die Bafokeng führte und ihnen weitsichtig zu ihrem heutigen Reichtum verhalf. Nach der Entdeckung von Diamanten in Kimberley rückten landhungrige weiße Siedler weiter nach Osten vor. Mokgatle lernte, dass man nach europäischer Denkweise Land kaufen und besitzen musste, um es nutzen zu können. Um Geld zu verdienen, schickte er die jungen Männer seines Volkes in die Diamantminen von Kimberley. Die Löhne wurden in einer Gemeinschaftskasse gesammelt, und schließlich konnten die Bafokeng 1200 km2 ihres Ahnenlandes erwerben - mit der Hilfe von Missionaren, denn Landerwerb war für Schwarze verboten.
Was für ein prächtiges Stück Land der Ngosi seinem Volke gesichert hatte, konnte er schwerlich ahnen: im Rustenburg Tal entdeckte der Geologe Dr Hans Merensky* 1924 den Bushveld Eruptivkomplex. Nach Schätzungen enthält diese als Merensky Reef bezeichnete Lagerstätte 75 Prozent aller bekannten Platinablagerungen sowie auch andere Metalle der Platingruppe, wie Rhodium, Palladium und Ferrochrom. In den darauffolgenden 70 Jahren widersetzten sich die Bafokeng erfolgreich allen Enteignungsversuchen. Die wirtschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen mit den Bergbaugesellschaften und der jeweiligen Regierung des Tages endeten erst 1994 mit der Aufhebung aller Apartheidgesetze. Jetzt erhalten die Bafokeng Royalties aus dem Platinabbau und dürften das reichs-te Volk in Afrika sein.
Der jetzige König, Leruo T. Molotlegi (seit 2000), ist Architekt und Stadtplaner und weiß kulturelle Identität, traditionelle Führungsstrukturen und moderne Realitäten gekonnt zu verknüpfen. Er will die wirtschaftliche Grundlage für kommende Zeiten ohne Platin schaffen. Eine Bildungsreform, Lebensmittelversorgung und nachhaltige Stadtplanung sind seine obersten Prioritäten. Auch der Tourismus soll Teil der neuen wirtschaftlichen Grundlage werden. Zwar müssen noch genügend Gästebetten geschaffen werden, damit Besucher länger in der Bonjanala Region verweilen, um kulturelle Angebote der Bafokeng zu erleben, aber sonst sind die Voraussetzungen günstig: Phokeng liegt nicht nur in naturschöner Umgebung, sondern auch zwischen Reisezielen von Weltruf: Sun City und Lost City sowie Pilanesberg-Nationalpark.
Christina Rockstroh
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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