Die Bereitschaft zur Versöhnung erneuern
Raimar von Hases Beitrag zum Gedenken 1904 - 2004 auf Ohamakari am vergangenen Samstag ist in die Dokumentation aufgenommen worden. Er war als Vertreter der deutschsprachigen Namibier anwesend, gehörte jedoch zu den acht (aus insgesamt 20) Teilnehmern, die auf dem Programm angegeben waren und die aus Zeitbedrängnis nicht mehr ans Wort kamen. Hier folgen wesentliche Auszüge der Rede:
Der heutige Tag treibt uns alle in widersprüchliche und extreme Emotionen.
Ich bin dankbar und tief bewegt, dass ich die Gelegenheit habe, heute zu Ihnen zu sprechen - nicht als Historiker, und auch nicht als Politiker, sondern als ein deutschsprachiger Namibier und Farmer und - noch wichtiger - als Ihr namibischer Landsmann.
Ich, als deutschsprachiger Namibier - sowie andere Deutsche, die in diesem Land leben und arbeiten - sehen und teilen heute den Schmerz unserer Landsleute. Wir trauern mit Ihnen um die namibischen Vorfahren, die von einer fremden militärischen Übermacht in ihrem eigenen Land getötet wurden. Den Überlebenden raubte man ihr Land, ihre Rinder und damit nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch ihre kulturelle Identität.
Wir, die wir heute in diesem Land leben, teilen diesen Schmerz mit Ihnen, weil wir Namibier sind wie Sie. Wir trauern mit Ihnen um die Toten. Wir neigen uns in Respekt vor allen, die vor 100 Jahren ihr Leben lassen mussten.
Unser Schmerz gilt auch unseren deutschen Vorfahren. Wir wissen, dass sie Tausenden von Namibiern großes Leid zugefügt haben und dass Zehntausende in diesem Land durch die deutsche Schutztruppe umgekommen sind. Dies zu wissen und auch zu akzeptieren und nicht schön zu reden, bedeutet auch für uns Schmerz und Trauer.
Wir trauern auch um alle Zivilisten, die in diesem Krieg getötet wurden sowie um die zahlreichen deutschen jungen Männer, die ihr Leben in der Fremde verloren, weil sie militärischen Befehlen gehorchen mussten. Und wir empfinden Dank gegenüber den Missionaren und Beamten, die den Mut hatten, dem öffentlichen Druck der Kolonialregierung zu widerstehen und viel taten, um das Leiden der Menschen in Konzentrationslagern und Gefängnissen zu mildern.
Wir dürfen heute aber auch dankbar und stolz sein. Wir dürfen dankbar sein, dass wir friedlich und in Freiheit als Namibier in diesem wunderbaren Land leben und arbeiten dürfen und dass wir uns mehr und mehr zu einer Nation entwickeln, in der die unterschiedlichen Kulturen gleichberechtigt nebeneinander existieren.
Am 11. Januar dieses Jahres sagte Bischof Kameeta während des 1904 Gedenkgottesdienstes, den er gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen Bischof Keding, hielt: "In der Tat ist es ein Wunder Gottes, dass wir heute gemeinsam zurückschauen können auf die schrecklichen Dinge, die vor 100 Jahren geschehen sind, und dass wir dabei einander bei der Hand fassen und als Schwestern und Brüder der Zukunft entgegenblicken.?
Dies ist möglich geworden, weil unsere namibischen Landsleute in den letzten 100 Jahren niemals die Geste der Versöhnung aufgegeben haben.
Sie, als Nachfahren der Opfer von 1904, haben gegenüber uns deutschsprachigen Namibiern keine Rachegefühle gezeigt.
Sie sind uns mit Respekt begegnet.
Sie haben uns die Hand zur Versöhnung ausgestreckt.
Sie sind uns gegenüber gesprächsbereit geblieben.
Dafür sind wir zutiefst dankbar und ich möchte heute diesen Dank aussprechen.
Die Botschaft dieses historischen Tages ist klar und deutlich: Wir müssen uns dem stellen, was 1904 geschah. Wir alle müssen dies tun, um durch die Erinnerung an 1904 uns und unsern Kindern die Botschaft mitgeben zu können, dass in unserm Land Konflikte und Auseinandersetzungen niemals wieder mit Waffen und Gewalt gelöst werden dürfen.
Wir blicken heute zurück. Doch solch ein Rückblick macht nur Sinn, wenn er uns auch den Weg in die Zukunft unseres Landes zeigt. Wir sind heute zusammengekommen, um unseren Schmerz zu teilen, aber wir sind auch zusammengekommen, um unserer gemeinsamen Geschichte der Versöhnungsbereitschaft zu gedenken.
Dieser Tag ist daher ein unübersehbares Zeichen dafür, dass wir die Probleme, die in diesem Land auf Grund seiner Geschichte noch immer bestehen, in gegenseitiger Achtung und in Freiheit und Frieden demokratisch lösen können.
Ich appelliere daher an alle meine deutsch-namibischen Mitbürger:
Lasst uns Orte des Dialogs finden, um von unseren namibischen Mitbürgern zu hören, wie wir ihnen helfen können, die Wunden der Vergangenheit zu heilen.
Lasst uns Institutionen gründen oder nutzen, möglicherweise mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland, um Wege zu finden einen Beitrag zur Entwicklung unseres Landes zu leisten, sei es im Erziehungs-, Landwirtschafts- oder Wirtschaftsbereich, oder wo immer wir etwas tun können.
Lasst uns das Gedenken an das Jahr 1904 zum Anlass nehmen, unsere Versöhnungsbereitschaft bewusst zu erneuern, eine Versöhnungsbereitschaft, die sowohl in unseren Worten als auch in unseren Taten deutlich sichtbar und wirksam wird.
Der heutige Tag treibt uns alle in widersprüchliche und extreme Emotionen.
Ich bin dankbar und tief bewegt, dass ich die Gelegenheit habe, heute zu Ihnen zu sprechen - nicht als Historiker, und auch nicht als Politiker, sondern als ein deutschsprachiger Namibier und Farmer und - noch wichtiger - als Ihr namibischer Landsmann.
Ich, als deutschsprachiger Namibier - sowie andere Deutsche, die in diesem Land leben und arbeiten - sehen und teilen heute den Schmerz unserer Landsleute. Wir trauern mit Ihnen um die namibischen Vorfahren, die von einer fremden militärischen Übermacht in ihrem eigenen Land getötet wurden. Den Überlebenden raubte man ihr Land, ihre Rinder und damit nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch ihre kulturelle Identität.
Wir, die wir heute in diesem Land leben, teilen diesen Schmerz mit Ihnen, weil wir Namibier sind wie Sie. Wir trauern mit Ihnen um die Toten. Wir neigen uns in Respekt vor allen, die vor 100 Jahren ihr Leben lassen mussten.
Unser Schmerz gilt auch unseren deutschen Vorfahren. Wir wissen, dass sie Tausenden von Namibiern großes Leid zugefügt haben und dass Zehntausende in diesem Land durch die deutsche Schutztruppe umgekommen sind. Dies zu wissen und auch zu akzeptieren und nicht schön zu reden, bedeutet auch für uns Schmerz und Trauer.
Wir trauern auch um alle Zivilisten, die in diesem Krieg getötet wurden sowie um die zahlreichen deutschen jungen Männer, die ihr Leben in der Fremde verloren, weil sie militärischen Befehlen gehorchen mussten. Und wir empfinden Dank gegenüber den Missionaren und Beamten, die den Mut hatten, dem öffentlichen Druck der Kolonialregierung zu widerstehen und viel taten, um das Leiden der Menschen in Konzentrationslagern und Gefängnissen zu mildern.
Wir dürfen heute aber auch dankbar und stolz sein. Wir dürfen dankbar sein, dass wir friedlich und in Freiheit als Namibier in diesem wunderbaren Land leben und arbeiten dürfen und dass wir uns mehr und mehr zu einer Nation entwickeln, in der die unterschiedlichen Kulturen gleichberechtigt nebeneinander existieren.
Am 11. Januar dieses Jahres sagte Bischof Kameeta während des 1904 Gedenkgottesdienstes, den er gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen Bischof Keding, hielt: "In der Tat ist es ein Wunder Gottes, dass wir heute gemeinsam zurückschauen können auf die schrecklichen Dinge, die vor 100 Jahren geschehen sind, und dass wir dabei einander bei der Hand fassen und als Schwestern und Brüder der Zukunft entgegenblicken.?
Dies ist möglich geworden, weil unsere namibischen Landsleute in den letzten 100 Jahren niemals die Geste der Versöhnung aufgegeben haben.
Sie, als Nachfahren der Opfer von 1904, haben gegenüber uns deutschsprachigen Namibiern keine Rachegefühle gezeigt.
Sie sind uns mit Respekt begegnet.
Sie haben uns die Hand zur Versöhnung ausgestreckt.
Sie sind uns gegenüber gesprächsbereit geblieben.
Dafür sind wir zutiefst dankbar und ich möchte heute diesen Dank aussprechen.
Die Botschaft dieses historischen Tages ist klar und deutlich: Wir müssen uns dem stellen, was 1904 geschah. Wir alle müssen dies tun, um durch die Erinnerung an 1904 uns und unsern Kindern die Botschaft mitgeben zu können, dass in unserm Land Konflikte und Auseinandersetzungen niemals wieder mit Waffen und Gewalt gelöst werden dürfen.
Wir blicken heute zurück. Doch solch ein Rückblick macht nur Sinn, wenn er uns auch den Weg in die Zukunft unseres Landes zeigt. Wir sind heute zusammengekommen, um unseren Schmerz zu teilen, aber wir sind auch zusammengekommen, um unserer gemeinsamen Geschichte der Versöhnungsbereitschaft zu gedenken.
Dieser Tag ist daher ein unübersehbares Zeichen dafür, dass wir die Probleme, die in diesem Land auf Grund seiner Geschichte noch immer bestehen, in gegenseitiger Achtung und in Freiheit und Frieden demokratisch lösen können.
Ich appelliere daher an alle meine deutsch-namibischen Mitbürger:
Lasst uns Orte des Dialogs finden, um von unseren namibischen Mitbürgern zu hören, wie wir ihnen helfen können, die Wunden der Vergangenheit zu heilen.
Lasst uns Institutionen gründen oder nutzen, möglicherweise mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland, um Wege zu finden einen Beitrag zur Entwicklung unseres Landes zu leisten, sei es im Erziehungs-, Landwirtschafts- oder Wirtschaftsbereich, oder wo immer wir etwas tun können.
Lasst uns das Gedenken an das Jahr 1904 zum Anlass nehmen, unsere Versöhnungsbereitschaft bewusst zu erneuern, eine Versöhnungsbereitschaft, die sowohl in unseren Worten als auch in unseren Taten deutlich sichtbar und wirksam wird.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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