Die etwas andere Reparaturwerkstatt von Ennerdale
Auf der Fahrt von Ennerdale nach Johannesburg kommt man an einem Wohngebiet vorbei, das keine festen Häuser, sprich gemauerte Steinhäuser hat. Diese Gegenden heißen im Volksmund "Informelle Siedlungen". Das ist nichts Anderes als die unsäglichen Squattersiedlungen der Ärmsten der Armen, immer am Rand einer größeren Stadt zu finden. In diesen informellen Siedlungen gibt es keinen Stacheldraht, Grenzmauern, Zäune, Video-Überwachung oder sonstige Sicherheitsvorkehrungen. Von "Slums" zu reden, wäre andererseits nicht richtig, denn selbst in diesen Armensiedlungen gibt es eine, wenn auch auf Sparflamme, funktionierende Struktur. So haben hier findige Menschen aus der Not eine Tugend gemacht . Beispiel gefällig: Das "Autostoßstangenreparatur-Duo John Maddei (36) und Johannes Mawkwene (39).
Die beiden "Self-made"-Mechaniker arbeiten die ganze Woche über am Straßenrand einer großen Ausfallstraße von Ennerdale nach Johannesburg und reparieren bzw. ersetzen Autostoßstangen. Sie erledigen ihren Job sehr zur Zufriedenheit ihrer Kunden. Selbstverständlich kommt bei Ihnen nicht die "Upper-Class" vorbei, aber Autos aus der immer stärker werdenden Mittelschicht werden bei John, er ist der eigentliche Chef, repariert. Die Stoßstangen stehen aufgereiht und von der Straße gut einsehbar hinter einem Drahtzaun bereit, neue Besitzer zu finden.
John Maddei, er gehört zum Volksstamm der Xhosa (sprich Kosa und vor dem "K" ein Zungenschnalzlaut, der wird mit einem "!" geschrieben, also sprich: "!Kosa"), hat einen sehr niedrigen Schulabschluss, nämlich Standard drei, das entspricht der fünften Schulklasse. Dreisprachigkeit ist bei den Schwarzen nichts Ungewöhnliches. John spricht seine Muttersprache Xhosa, dazu noch Englisch und Afrikaans. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne im Alter von zehn und vier Jahren. Auf die WM angesprochen meint John: "Die brachte mir gar nichts, weil wir unser Geschäft zu weit weg von Johannesburg haben (Anmerkung: 15-20 Minuten bei etwa 40 km). Für das Land Südafrika mag die WM vielleicht etwas gebracht haben, für uns da draußen, wie gesagt, nichts. Ich verlasse mich da lieber auf meine Stammkundschaft hier in Ennerdale", entfernt sich und macht sich mit einer Axt an einem Baumstamm zu schaffen. Mit einem anderen Helfer zerkleinern sie den Stamm, machen Holzstücke daraus und bringen diese in die Hütte, gleich hinter den senkrecht aufgestellten Stoßstangen, damit seine Frau etwas Warmes zum Abendessen machen kann.
Johns Firmenpartner von "Bumper Repairs" ist Johannes Mawkwene (39). Er ist ein Sotho-Angehöriger, verheiratet, hat drei Kinder im Alter von 15, elf und neun Jahren. Johannes' Schulabschluss ist Standard zehn, also der höchste im Lande. Man merkt es ihm auch irgendwie bei der Unterhaltung an, denn er ist sehr gesprächig und selbstverständlich auch dreisprachig: Sotho, Afrikaans und Englisch. "Seit 15 Jahren arbeite ich mit John zusammen. Das geht gut, obwohl John ein Xhosa ist". Nicht immer verstehen sich die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen so wie diese beiden, John und Johannes. Das liegt in deren jeweiligen Bantu-Traditionen.
Sieben Autos müssen sie in der Woche mindestens bearbeiten, um einigermaßen überleben zu können. Das macht ein Auto pro Tag, also eine Stoßstange. Die Stoßstangen holen sie von überall zu sich, von Unfall- oder Altautos. Der Reparaturpreis inklusive "Second-hand"-Stoßstange beträgt je nach Arbeitszeit und Stangenqualität zwischen zwei- und dreihundert Rand (20 bis 30 â?¬). "Du musst wissen, wir haben zusammen vier schulpflichtige Kinder. Schulgeld müssen wir zwar nicht bezahlen, aber die Schuluniformen kosten uns sehr viel Geld, auch wenn wir die Uniformen gebraucht gekauft haben". Johannes begleitet uns redselig zu unserem Auto, hat sich über unseren nicht alltäglichen Besuch gefreut und verabschiedet sich. Winkt...
Dieter Widmann
Die beiden "Self-made"-Mechaniker arbeiten die ganze Woche über am Straßenrand einer großen Ausfallstraße von Ennerdale nach Johannesburg und reparieren bzw. ersetzen Autostoßstangen. Sie erledigen ihren Job sehr zur Zufriedenheit ihrer Kunden. Selbstverständlich kommt bei Ihnen nicht die "Upper-Class" vorbei, aber Autos aus der immer stärker werdenden Mittelschicht werden bei John, er ist der eigentliche Chef, repariert. Die Stoßstangen stehen aufgereiht und von der Straße gut einsehbar hinter einem Drahtzaun bereit, neue Besitzer zu finden.
John Maddei, er gehört zum Volksstamm der Xhosa (sprich Kosa und vor dem "K" ein Zungenschnalzlaut, der wird mit einem "!" geschrieben, also sprich: "!Kosa"), hat einen sehr niedrigen Schulabschluss, nämlich Standard drei, das entspricht der fünften Schulklasse. Dreisprachigkeit ist bei den Schwarzen nichts Ungewöhnliches. John spricht seine Muttersprache Xhosa, dazu noch Englisch und Afrikaans. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne im Alter von zehn und vier Jahren. Auf die WM angesprochen meint John: "Die brachte mir gar nichts, weil wir unser Geschäft zu weit weg von Johannesburg haben (Anmerkung: 15-20 Minuten bei etwa 40 km). Für das Land Südafrika mag die WM vielleicht etwas gebracht haben, für uns da draußen, wie gesagt, nichts. Ich verlasse mich da lieber auf meine Stammkundschaft hier in Ennerdale", entfernt sich und macht sich mit einer Axt an einem Baumstamm zu schaffen. Mit einem anderen Helfer zerkleinern sie den Stamm, machen Holzstücke daraus und bringen diese in die Hütte, gleich hinter den senkrecht aufgestellten Stoßstangen, damit seine Frau etwas Warmes zum Abendessen machen kann.
Johns Firmenpartner von "Bumper Repairs" ist Johannes Mawkwene (39). Er ist ein Sotho-Angehöriger, verheiratet, hat drei Kinder im Alter von 15, elf und neun Jahren. Johannes' Schulabschluss ist Standard zehn, also der höchste im Lande. Man merkt es ihm auch irgendwie bei der Unterhaltung an, denn er ist sehr gesprächig und selbstverständlich auch dreisprachig: Sotho, Afrikaans und Englisch. "Seit 15 Jahren arbeite ich mit John zusammen. Das geht gut, obwohl John ein Xhosa ist". Nicht immer verstehen sich die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen so wie diese beiden, John und Johannes. Das liegt in deren jeweiligen Bantu-Traditionen.
Sieben Autos müssen sie in der Woche mindestens bearbeiten, um einigermaßen überleben zu können. Das macht ein Auto pro Tag, also eine Stoßstange. Die Stoßstangen holen sie von überall zu sich, von Unfall- oder Altautos. Der Reparaturpreis inklusive "Second-hand"-Stoßstange beträgt je nach Arbeitszeit und Stangenqualität zwischen zwei- und dreihundert Rand (20 bis 30 â?¬). "Du musst wissen, wir haben zusammen vier schulpflichtige Kinder. Schulgeld müssen wir zwar nicht bezahlen, aber die Schuluniformen kosten uns sehr viel Geld, auch wenn wir die Uniformen gebraucht gekauft haben". Johannes begleitet uns redselig zu unserem Auto, hat sich über unseren nicht alltäglichen Besuch gefreut und verabschiedet sich. Winkt...
Dieter Widmann
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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