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Die geplagte Partei geht in sich

Eberhard Hofmann
Etliche Genossen entsagen der Solidarität und dem Opferwillen, weil sie die Swapo-Partei als Trittbrett zum Selbstgewinn nutzen und nicht, was sie für die Partein tun können.“ So spricht Omupräsidente III, Comräd !Gôahesab Hage Gottfried Geingob, wenn er mit seiner Partei in sich geht, Nachlese übt und ein „post mortem“ übt. Dabei dürfen die Comräds jedoch nich zu sehr auf die letztere Bezeichnung eingehen, denn das hieße wörtlich ja, dass man eine Leichenschau abhält. Und die politische Nachlese zu den Parlaments- und Präsidentschaftswahl am vergangenen Wochenende sollte toch gerade dazu dienen, der Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält, neues Leben einzuhauchen. Denn während der Wahlen im vergangenen Jahr hat die Volksorganisation mit dem kolonialen SWA-Kürzel mos paar Federn lassen müssen, als sie in der Nationalversammlung 14 Sitze weniger als bei der vorletzen Wahl erobern konnte und der Präsident von der schwindelerregenden Höhe von 86% der Präsidialstimme vor fünf Jahren mit 30% eingekürzt wurde.

Eine solche Wählerquittung hat die Partei im Wahlgang seit1989 noch nie einstecken müssen. Eins ham die Genossen, die der Vergangenheit der hohen Wahlergebnisse nachtgrauern, net noch nich begriffen. Zeiten und Wählerstimmung ändern sich über Jahrzehnte. Die freigeborene Wählergeneration is mit dem Struggle-Epos und Helden-Mythos allein nich mehr zu gewinnen.

Per Wunsch und Befehl von Parteichef Hage lassen sich die beiden Parteilager Team Harambee und und Team Swapo auch nich sommer so beseitigen. Denn Team Harambee mit der Außenministerin Meme Nandi Netumbo-Ndaitwah und der Parteisekretärin Sophia Shaningwa und anderen Steigbügelhaltern kann sich nich in Wohlgefallen auflösen genauso wie Team Swapo, das aus den Hartgesottenen wie Omushamane Jerry Ekandjo, Miesies Pendukeni Ithana und Altpremier und Parteikämpen Nahas Angula besteht, sich nich im Morgennebel auflöst. Hage Geingob hat als politischer Stratege nochall das Richtige getan und Nahas Angulas Parteikritik aus der Zeitung ausgeschnitten und in die Nachlese eingebracht. Und er warnt gegen die Dämonen und üblen Geister in der Partei, die dem Tribalismus und der Zersplitterung frönen. Auch hier überrascht Hage, indem er seine Parteigenossen davoriswarnt, sich gegenseitig schlecht zu machen und ihre Querelen öffentlich auszutragen, weil sich die Oppositionsparteien daran ergötzen und Redakteure und sonstige Schreiberlinge das wüst enjoyen.

Die Nachlese, so Comräd Hages Vernunftapell im Ton therapeutischer Erneuerung, müsse als heilender Vorgang und als kathartische Übung durchgeführt werden. Unter Karthasis verstehen Mediziner sowie Kunstschaffende, Psychologen auch, die abführende Reinigung, einmal das Entschlacken und Entgiften - detox! - des Körpers und zum Anderen die Reinigung des Gemüts von Vorurteilen und Dünkel. Jong, das is ´n wüst großer Vorsatz in einer Gesellschaft, in der stief egoistisches Anspruchdenken in allen Schichten vorherrscht. Das und noch mehr wird Hages ganzes Geschick und Überlebenstricks fordern. Und dann steht die Stinkfisch-Untersuchung im eigenen Haus noch vor der Tür.

Inzwischen werden die Tage länger und der Temparatur-Unterschied zwischen Tag und Nacht klafft immer weiter auseindander. Aber Biltong trocknet jetzt gut und deftiges Rauchfleisch is angesagt.

Virus lauert in den Ecken.

Vorsicht lindert falsche Schrecken.

Die Zeit kurzen Nächt anbricht.

Nun wird es wärmer oder nicht.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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