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Die Grabstätte der Familie von Erckert in Bad Freienwalde

Eberhard Hofmann
Erst schändeten 1945 nämlich Soldaten der Roten Armee die Gräber, dann ließen eifrige SED-Funktionäre Grabinschriften und -tafeln entfernen, die man „Junkern“ oder „reaktionär gesinnten Zeitgenossen“ zuordnete, wobei leider viele Zerstörungen angerichtet wurden. Weil aber etliche der Nachkommen entweder selbst nicht mehr lebten oder in den Westen flüchteten, verfiel so manche Grabstätte und wurde von Efeu überwuchert - und so stehen sie noch heute da. Wir wussten, dass auf dem Friedhof auch die Gruft der adligen Familie von Erckert existiert, die aus der Gegend von Bad Freienwalde stammte. Also suchten wir und fanden sie schließlich.
Hauptmann Friedrich von Erckert hatte 1908 als Offizier der Schutztruppe von Deutsch-Südwestafrika die (7.) Kamelreiter-Kompanie aufgebaut, um damit die letzten aufständischen Nama unter ihrem Bandenführer Simon Kopper in die Kalahari-Wüste verfolgen können. Bei einem Gefecht mit den Rebellen jenseits der Grenze in Britisch-Betschuanaland fand er am 16. März 1908 den Heldentod. Seine Leiche wurde im Wüstensand beigesetzt und sollte später nach Südwestafrika überführt werden, was aber nie geschah. Stattdessen errichtete man auf dem Friedhof in Gochas, wo die Kompanie stationiert war, eine Gedenksäule und einen Grabstein für ihn. Auf letzterem war ursprünglich über den Namen des Hauptmanns Friedrich von Erckert und des mit ihm gefallenen Leutnants Oskar Ebinger zu lesen „Hier ruhen“. Diese Inschrift wurde später – bis heute sichtbar – übermalt, da die sterblichen Überreste beider Offiziere nie vom Schlachtfeld bei Seatsub, wo man sie provisorisch begraben hatte, hierher verbracht worden waren.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Hauptmann von Erckert insbesondere der Jugend als Vorbild vermittelt, und so ergänzte man 1938 der Familiengrabstätte in Bad Freienwalde um eine Tafel für ihn. Wie wir nun beim Besuch des Friedhofs feststellen konnten, war diese Gedenktafel offensichtlich schon vor längerer Zeit entfernt worden, wahrscheinlich im Rahmen der „antifaschistischen Grabsäuberungen“ nach 1945. Die marmornen Grabtafeln seiner Eltern existieren zwar noch, zeigen aber deutliche Spuren einer gewaltsamen Einwirkung, während eine dritte Grabtafel (nach dem Photo von 1938 zu urteilen, wohl einer Tante) ebenfalls fehlt. Dieses Photo zeigt die damalige Einweihung der Gedenktafel für Hauptmann von Erckert, flankiert von zwei Angehörigen der Hitlerjugend (HJ).
Mich persönlich interessierte die Grabstätte vor allem auch deshalb, weil ein Großonkel von mir seinerzeit als Soldat der Schutztruppe die Kamelreiter-Kompanie mit aufgebaut und dann an eben jenem Feldzug 1908 teilgenommen hatte. Er hat später oft mit großer Hochachtung von seinem einstigen Kompaniechef von Erckert gesprochen und auch erwähnt, wie er dem sterbenden Hauptmann auf dem Schlachtfeld noch einen letzten Schluck Wasser zu trinken gab, um dann doch seinen Tod mit ansehen zu müssen.
Für den gleichzeitig mit von Erckert gefallenen Leutnant Ebinger wurde an dessen Familiengrabstätte auf dem Friedhof von Luckau (auch in Brandenburg) ebenfalls ein Gedenkstein errichtet, den wir im Rahmen unserer nächsten Reise in die Region aufsuchen möchten. Und schließlich befindet sich in der Nähe, nämlich in Hohenjesar, einem Ortsteil der Gemeinde Zeschdorf im Amt Lebus (nördlich von Frankfurt an der Oder) auch das Grab des am 4. Oktober 1904 von einem Witbooi-Nama erschossenen Bezirkshauptmanns Henning von Burgsdorff. Es gibt also noch genügend zu entdecken…

Wolfgang Reith, Neuss/Kapstadt

Suche nach Gefechtsfeld,
Gräbern
Der Safari-Unternehmer Carsten Möhle (Bwana Tucke-Tucke) hat 2011 und 2015 eine Suchexpedition mit historischen Interessenten nach dem Grab von Friedrich von Erckert unternommen. Das Grab wurde nicht gefunden. Hier ein Ausschnitt über die erste Expedition:
„Im Rahmen einer gemischten Tier-Forschungsexpedition wurde vom 1.-11. November für fünf Tage ein Basiscamp an der Sesatzwe-Pfanne aufgebaut. Jeder der Teilnehmer marschierte im Rahmen einer Suchkette mit 25 m Abstand zueinander insgesamt 50 km im strammen Schritt. Es wurden verschiedene Theorien und Kilometerangaben überprüft, aber das Gefechtsfeld wurde nicht gefunden.
Das System Suchkette wurde an zwei bekannten Lagerplätzen validiert, es wurden weitere Dosen gefunden. Es konnten dafür sicher bestimmt werden:

Das heutige Grootkolk ist das alte Geinab. Paulskolk / Klipkolk.
Die Kamelreitstation Kowes. Warum wir mit diesen weiteren Echtpunkten dann das Gefechtsfeld nicht gefunden haben, ist uns ein Rätsel und eine frustrierende Erfahrung. Das gemeinsame Suchen und Lagerleben hat allen Beteiligten einen riesigen Spaß gemacht, es war also nur ein klitzekleiner Wermutstropfen. Zwei Tage vor Beginn der November-Expedition erhielten wir Space-Shuttle Rohdaten - Aufnahmen dieses Gebietes mit dem wir jetzt auch vom Lehnsessel aus wieder relevante Gefechtsfeldplätze am Computerbildschirm auswählen können, die wir dann vor Ort überprüfen werden.“
Weitere Quellen zur Kamelreitertruppe und Hauptmann Friedrich von Erckert
Wikipedia Eintrag Friedrich von Erckert
Anders, Ernst: -Hauptmann Friedrich von Erckert Ein Lebensbild , in: Militärwochenblatt 1910
Dornseif, Golf: Als die Kamelreiter-Truppe Simon Kopper jagte
Grunow, W.: Entstehung und Einsatz des Kamelreiterkorps der kaiserlichen Schutztruppe für DSWA, in: „Die Zinnfigur“ Heft 3/1974
Massmann, U.: Kamele in Südwestafrika, Namib und Meer 9:31-45 Swakopmund 1981
Ohlemann, Julius: Beim Kamelreiterkorps des Hauptmann von Erckert, in: „Auf weiter Fahrt“ Band VI, 1909
Schöfert, Arne: Der chilenische Orden des Hauptmann Friedrich von Erckert
Termeulen, Jakob:
Als die Kamelreiter-Truppe Simon Kopper jagte Wülfing, Walther:Im Morgengrauen gegen Kopper Glanz & Gloria Verlag, Windhoek, November 2010
Eine Dienstreise zu den Kamelreitern Quelle: Jungdeutschlands Flotten - und Kolonial Kalender 1915, von rado by jadu 2003
Kamelritt in die Kalahari Quelle: Unsere Kolonien, Hase und Koehler 1938, von rado jadu 2001
Der Kgalagadi Transfrontier Park Geschichte und Karte und als Peace Park

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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