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Die Guanoinsel auf Bird Rock (14. Folge)

Das Lebenswerk eines Mannes, der durch Fleiß, Ausdauer und den Glauben an seine Idee endlich zum Erfolg gelangt
Claudia Reiter
ADOLF WINTER: DER ERFINDER KUNSTLICHER GUANOINSELN

Kapitel 6 (Teil 1/2)

Wer aber war dieser findige Adolf Winter, der mit seiner Erfindung im damaligen Sudwestafrika soviel Aufsehen erregt hatte?

Hier folgt sein Lebenslauf, der zum größten Teil der „Familien-chronik Schlumbohm“ entnommen wurde.

Karl Heinrich Adolf Winter wurde am 23. April 1881 in Eschenau bei Heilbronn in Württemberg als Sohn eines Schlossermeisters geboren. Er hatte 16 Geschwister, 4 jedoch von seiner Stiefmutter, denn seine eigene starb schon mit 44 Jahren. Von seinen Geschwistern starben viele im Kindesalter. Sein Vater besaß zwar ein eigenes Haus, auch etwas Ackerland, eine Wiese und einen kleinen Weinberg. Aber bei der großen Kinderzahl und seinem geringen Einkommen war das Leben sehr ärmlich. Adolf erzählte selbst, wie er als kleiner Junge bereits morgens um 6 Uhr, also längst vor der Schulzeit, barfuß Brötchen austragen mußte, selber aber nur selten eins zu essen bekam. Ja, wenn die Kinder nachmittags Hunger hatten und um Brot baten, woran es fehlte, so legte der Vater ihnen nahe, Wasser zu trinken, damit der Magen sich beruhige und dann ins Bett zu gehen. Adolfs Vater muß ein tüchtiger Handwerksmeister gewesen sein. Noch nach 60 Jahren konnten Adolf und Frieda Winter in Eschenau einige seiner Werke bewundern, z.B. das eiserne Friedhofstor. Aber die aufkommende Stahlindustrie produzierte Massenanfertigungen so billig, daß die Handwerker Not litten.

Die kleine Volksschule in Eschenau konnte Adolf nicht viel bieten. Mit 14 Jahren kam er zu einem benachbarten, hartherzigen Tischlermeister in die Lehre, der ihn oft peinigte und seine Arbeitskraft ausnutzte. Der Vater hatte den Lehrvertrag ohne jeden Argwohn unterschrieben, und nun bekam Adolf trotz bester Leistungen selbst im letzten Lehrjahr, nicht einen Pfennig Entgelt, so daß er auch jetzt noch bitterarm war.

Nachdem er die Gesellenprüfung abgelegt hatte, ging er sogleich auf Wanderschaft, bekleidet mit seinem viel zu kurzen und zu eng gewordenen Konfirmationsanzug. In der Tasche hatte er nur 1 Mark und 50 Pfennige, die ihm seine ältere Schwester geschenkt hatte. Es war schwer, Arbeit zu finden, um das Notwendigste zum Leben zu verdienen. Von seinem ersten Geld kaufte er sich eine gute Mundharmonika und einen neuen Anzug. Als er mehr als 50 Jahre später wieder deutschen Boden betrat, besorgte er sich in Hamburg als erstes eine gute Hohner-Mundharmonika. Auf ihr spielte er gerne abends im Familienkreise Volkslieder und frohe Weisen, wie einst als Junge. Es bereitete ihm großen Spaß, wenn seine beiden Hunde ihn dabei mit ihrem Gejaule begleiteten.

Auf seiner Wanderschaft lernte er viele deutsche Städte und Gegenden kennen. Er arbeitete in recht verschiedenen Betrieben, unter anderem auch bei der Firma „Krupp“, bei „Blohm & Voß“ und in einer Klavierfabrik, also nicht nur in seinem erlernten Fach. Stets hatte er die Augen offen, überall bildete er sich weiter. So besuchte er in Hamburg abends Fortbildungskurse in Deutsch, Geschichte und Volkswirtschaftslehre. Dadurch gewann er ein sachlich gut fundiertes Wissen. In Hamburg heiratete er dann Anna Petri; in dieser Ehe wurde eine Tochter, Edith, geboren.

Gelegentliche Streiks seiner organisierten Arbeitskollegen hielt er für sinnlos. Sie trugen mit dazu bei, daß er 1911 beschloß, nach Südwestafrika auszuwandern, um sich dort eine neue Existenz zu gründen. Zunächst liß er Frau und Kind mit seinem Ersparten in Deutschland zurück, weil er einen ungewissen Anfang in der Fremde voraussah. Bevor er ausreiste, kaufte er sich das beste Handwerkszeug, das er auftreiben konnte. Das war sein einziges Reisegepäck.

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BU Mit 30 Jahren wanderte Adolf Winter nach Südwestafrika aus.

Als das Schiff bei Swakopmund vor Anker ging, hatte er nur noch 15 Mark in der Tasche. Am Vormittag kam er an, am Nachmittag stand er bereits an einer Hobelbank. Das war ein recht bescheidener Anfang, aber durch Tüchtigkeit, Fleiß und Ausdauer faßte er hier Boden und blieb Swakopmund treu bis an sein Lebensende. Bereits 1912 ließ er seine Frau und das Kind nachkommen. Er kaufte 1913 ein Grundstück mit einem kleinen Haus und haute dort eine eigene Werkstatt auf mit alten Maschinen, die er „abstottern“ mußte.

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Aber schon 1914 trugen die Engländer den Ersten Weltkrieg auch in die deutschen Kolonien. Adolf diente bei der deutschen Schutztruppe, und da Swakopmund beschossen wurde, wurden alle Frauen und Kinder nach Windhoek evakuiert. Als die Deutschen dann 1915 kapitulierten, ging es nach Hause zurück. Aber wie fanden sie Haus und Werkstatt vor? Alles war ein Trümmerfeld, alle Fenster, Türen, Möbel und Geschirr waren zertrümmert oder verschleppt. So mußten sie wieder von vorn anfangen. Adolf kaufte zunächst Altholz und ging an die Arbeit. Er lernte auch Englisch, da die Engländer als Besatzungsmacht viele Auftrage erteilten. So konnte er seine Werkstatt nach und nach wieder aufbauen.

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Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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