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Die Guanoinsel auf Bird Rock (3. Folge)

Das Lebenswerk eines Mannes, der durch Fleiß, Ausdauer und den Glauben an seine Idee endlich zum Erfolg gelangt
Claudia Reiter
GUANO: EIN HOCHWERTIGES NATURPRODUKT

Die Geschichte der Guanowirtschaft an der Küste Namibias – Kapitel 1 (Teil2/2)

Die Geschichte der Guanowirtschaft an der afrikanischen Küste begann am 6. Oktober 1828 mit der Entdeckung der reichen Guanolager auf der Namibia vorgelagerten Insel Ichaboe durch den amerikanischen Kapitän Benjamin Morrell.

Morrell beschrieb die Erfahrungen, die er auf seinen weltweiten Reisen gesammelt hatte, in seinem Buch „A Narrative of Four Voyages“. Er erkannte den Handelswert der Robben und des Guanos, der das südliche Afrika den Seefahrern bot. So ermutigte er andere Schiffskapitäne, mitunter auch durch seine Publikation, Reisen dorthin zu unternehmen.

Die Kunde der neuentdeckten Guanolager auf den afrikanischen Küsteninseln folgte der Zeit des Guanorausches in Peru. Da der Guano Perus von einem Monopol beherrscht wurde, begann nun ein Ansturm auf die afrikanischen Inseln. Es wurde ein regelrechter Raubbau getrieben, so daß der Guanovorrat, einige hunderttausend Tonnen, bald erschöpft war. Im Jahre 1844 ankerten einmal 300 Schiffe gleichzeitig vor diesen Inseln, um den wertvollen Stoff zu laden. Der meiste Guano wurde zwischen 1843 und 1845 abgebaut. Während dieser Periode wurde das Leben der Vogel auf den Inseln ernsthaft gestört, und sie haben dort wahrscheinlich nicht wie gewohnt gebrütet. Auch hat das Abtragen der Guanoablagerungen die Topografie und somit die vorhandenen Niststätten der Inseln völlig verändert.

Im Jahre 1866 annektierte England diese neun vorgelagerten Küsteninseln. Nach dem anfänglichen Raubbau wurde der Abbau des Guanos endlich Gesetzen unterworfen. Als die südafrikanische Regierung die Abbaurechte der frischen Guanoablagerungen übernahm, ließ sie die Inseln zum Schutze der Vögel bewachen. Die Regierung gab die Abbaurechte per Kostenvoranschlag in private Hände. Jedoch nicht alle Inseln eignen sich zur Guanogewinnung, da sie durch stürmische See und steile Küstenlinien schwer erreichbar sind. Der Guanoabbau auf natürlichen Inseln ist ein recht schwieriges Unterfangen, da die Oberfläche sehr uneben ist und jeglicher Transport zum Festland per Boot geschehen muß. Heute gehören diese Inseln zu Namibia.

Auch am Kreuzkap (Cape Cross) hinterließen ungeheure Kormoranschwärme über Jahrtausende hinweg riesige Guanolager. Im Jahre 1900 bemerkte ein englischer Matrose namens Matthews diese eigenartigen weißen Berge an Land. Zusammen mit dem Norweger Ehlers marschierte er zu FuB von Swakopmund zum Kreuzkap, wo sie diese Hügel als reiche Guanolager erkannten. Wieder in England angekommen, gründete er die Damara Guano Company, welche über die nächsten fünf Jahre diese Guanoberge abbaute und nach Europa verschiffte. In dieser trostlosen, normalerweise unbewohnten Küstengegend herrscht jener Zeit ein buntes Treiben. Selbst ein Postamt und eine Polizeistation wurden dort errichtet. Heute zeugt nur noch die im Sande liegende rote Spur der einstigen Schienenstränge von dieser damaligen Betriebsamkeit.

Die letzten Überreste der Guanovorräte am Kreuzkap enthielten fast keinen Stickstoff mehr und wurden daher nicht mehr entfernt. Als der Guanoabbau eingestellt wurde, ließen sich die Vögel wieder auf ihren alten Brutplätzen nieder, aber man hatte den Guano zu tief abgetragen, so daß der frische Guano nun durch das aufsteigende Salzwasser verdorben wurde und daher nicht gewonnen werden konnte. Heute brüten am Kreuzkap kaum noch Seevögel auf natürlichen Stätten. Auch die riesigen Vogelschwärme der alten Zeit verschwanden allmählich. Dies war höchstwahrscheinlich eine Folge der Versandung der einstigen Bucht, der Sierrabai. Diese Bucht bestand noch im Jahre 1930, aber schon sechs Jahre später war sie zu einer Lagune geworden.

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Die sechs Sandbänke in der Lagune Sandwichhafens waren auch einstmals eine Brutstätte der Kormorane und somit eine reiche Guanoquelle. Dieser Guano enthielt aber viel Sand, und daher war die Qualität entsprechend gering. Seit 1910 baute die Deutsche Kolonialgesellschaft alljährlich diese Guanoablagerungen ab und verschiffte sie zuerst nach Deutschland und nach dem ersten Weltkrieg nach Kapstadt. Seit 1923 ging die Guanokonzession in Sandwichhafen durch mehrere Hände, bis sie 1937 von der Firma Fisons Albetros Fertilizers Ltd., Durban, übernommen wurde. Da fünf dieser Inseln mit jeder Ebbe vom Festland aus zugänglich waren, wurden die Vögel von den Schakalen dermaßen gestört, daß immer weniger Vögel dort nisteten und der Guanoabbau sich nicht mehr lohnte. So beschloß Fisons, die einzige wahre Insel der Lagune, die Long Island, mit Sand aufzubauen und zu vergrößern. Bis Ende 1942 wurde die Insel von weniger als einem Hektar bis zu einer Größe von etwa acht Hektar aufgefüllt. Nun bot sie viel mehr Vögeln Sitzplatz, und die Guanoernte stieg dementsprechend. Aber schon 1943 setzte die Versandung der Lagunenmündung ein, wodurch der Wasserstand in der Lagune immer niedriger wurde und auch Long Island allmählich mit dem Festland verbunden wurde. Fisons wollte schon die Mündung mit Dynamit sprengen, als ihnen die Natur zu Hilfe kam und eine Springflut die Mündung wieder öffnete. Dasselbe Ereignis wiederholte sich noch einmal. Ende 1947 jedoch war die Mündung gänzlich versandet. Dies bedeutete das Ende der Guanowirtschaft in Sandwichhafen. Die Lagune enthielt nun keine Inseln mehr, folglich gaben die Vögel diese Brutstätte auf und wanderten ab. Heutzutage ist aus der Lagune beinahe wieder eine Bucht geworden, die jedoch keine Inseln enthält. Außerdem wurde Sandwichhafen mit seinem sensiblen Ökosystem inzwischen zum Naturschutzgebiet erklärt, und Aktivitäten wie Guanogewinnung wären fehl am Platze und sind heute verboten.

Nachdem die alten Guanolager an der namibischen Küste alle abgebaut waren, befaßte man sich mit der Idee, den Vögeln künstliche Brut- und Raststätten zu errichten, um somit periodisch frischen Guano gewinnen zu können. Auf der Landzunge Pelican Point bei Walvis Bay wurden Stellagen errichtet, und auch am Nordstrand von Swakopmund wurden mehrstöckige Vogelhäuser gebaut. Die Vögel jedoch nahmen diese ihnen zugedachten Behausungen nicht an, da die Erbauer ihre Gewohnheiten nicht beachtet hatten. Sie brüten nur auf vom Wasser umgegebenen Plätzen. Es war schließlich Adolf Winter, der im Jahre 1930 mit seiner im Meer errichteten Plattform bei Walvis Bay (Bird Rock) Erfolg hatte und anderen nun den Weg zur Errichtung künstlicher Guanoinseln bahnte. Die Lagunen am Kreuzkap waren für diesen Zweck sehr geeignet, und es entstanden dort in den dreißiger Jahren einige Holzstellagen. Diese waren natürlich wesentlich leichter zu errichten als jene in der offenen See. Die Vögel ließen sich auch auf diesen Stellagen nieder, und so nahm die Guanowirtschaft am Kreuzkap ihren Anfang. Seltsamerweise mieden die Vögel eine dieser Plattformen aus unbekannten Gründen. Später wurde auf den Salzfeldern etwas nördlich von Swakopmund eine große Plattform gebaut, die sich auch als Erfolg erwies.

Jährlich wird an der namibischen Küste Guano auf vier künstlichen Inseln abgebaut: auf Bird Rock, den Swakopmunder Salzfeldern und zwei Plattformen am Kreuzkap. Der Abbau auf einer künstlichen Stellage ist wesentlich einfacher als der auf einer natürlichen Insel, da die Guanoschicht sich auf einer geraden, sauberen Oberfläche ansammelt.

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Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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