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Die Jagd bleibt ein hochemotionales Thema
Die Jagd bleibt ein hochemotionales Thema

Die Jagd bleibt ein hochemotionales Thema

WAZon-Redakteur
Spannung lag in der Luft des gut gefüllten Saals der Windhoeker Delta-Schule. Die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (NWG) und der namibische Berufsjagdverband NAPHA luden am Dienstag zu einem Diskussionsabend mit dem Titel „African Elephant: Coexistence and Conservation“ ein - ein Thema, bei dem Konflikte zwischen Jägern und Jagd-Gegnern vorprogrammiert sind. Hauptredner an diesem Abend war Naturschützer und NAPHA-Mitglied Kai-Uwe Denker.

Gleich zu Beginn seines Vortrages appellierte Denker an sein Publikum, einen realistischen Blick auf die Natur zu behalten und sich auch auf die Argumente der Gegenseite einzulassen. Er plädierte für einen möglichst nüchternen Umgang mit dem Thema Jagd und warnte vor „ideologischen Dramatisierungen“ - auch wenn er selbst diesem Anspruch nicht immer gerecht wurde.

Anlass für die Veranstaltung war der Abschuss eines Elefantenbullen, der als „Voortrekker“ bekannt und von den Behörden als Problemtier eingestuft worden war (AZ berichtete). In diesem Zusammenhang problematisierte Denker die Vermenschlichung der Dickhäuter als „sanfte, graue Riesen“. „Sie sind grau und sie sind groß, aber sanft sind sie mit Sicherheit nicht“, lautete das Fazit des Berufsjägers. Seine These unterstützte er durch Fotos von Elefanten mit abgebrochenen Stoßzähnen, die diese bei Kämpfen mit Rivalen verloren hätten. Aus seinem Buch las er eine Passage vor, in der er dramatisch und bilderreich beschreibt, wie ein Elefant, der sich in die Enge getrieben fühlt, einen Mann zu Tode trampelte. Als erfahrener Jäger und Naturschützer weiß Denker wie gefährlich Elefanten sein können, die sich durch die Anwesenheit von Menschen bedroht fühlen und so wirkten seine Ausführungen wie ein Versuch das Publikum mit einer Art Schocktherapie von seinem Standpunkt zu überzeugen. Die eindrucksvollen Bilder, die er mit seinen Beschreibungen in den Köpfen seines Publikums ausgelöst haben dürfte, sowie Ausführungen über die Ästhetik von Jagd-Trophäen, trugen an diesem Abend allerdings wenig zur Entemotionalisierung der Elefantenjagd bei.

Denker räumte mit weiteren Vorurteilen auf. Elefanten hätten im Verhältnis zu ihrem massigen Körper ein sehr kleines Gehirn. Studien hätten ein Zusammenhang zwischen der Größe des Gehirns und der Intelligenz eines Lebewesens belegt. Ferner erwähnte Denker das Kleinhirn, das im Falle von Elefanten stärker entwickelt sei. Mit diesem Argument, das eigentlich gegen die Vermenschlichung der Tiere sprechen sollte, begab sich Denker bei manchen Zuhörern auf dünnes Eis, da er die Attribute Sanftheit und Intelligenz zwar ablehnte, diese aber lediglich durch andere menschliche Eigenschaften wie Grausamkeit und Gewaltbereitschaft ersetzte.

Auch bei dem konkreten Fall des Elefantenbullen „Voortrekker“ scheute Denker vor Spekulationen nicht zurück. Im ersten Moment habe er zwar Zweifel gehabt, ob der Abschuss des Tieres umsichtig und ob der veranschlagte Preis hoch genug gewesen sei. Bei näherer Betrachtung wäre der Zweifel allerdings verflogen. Bilder, die den Elefantenbullen mit abgebrochenen Stoßzähnen zeigen, brachten ihn zu der Einschätzung, dass der Bulle möglicherweise im Kampf unterlegen gewesen und von seiner Herde verstoßen worden sei. Somit sei „Voortrekker“ trotz seines Alters möglicherweise langfristig weniger wichtig für die Population, als ein Jungbulle, der sich aktuell noch nicht im fortpflanzungsfähigen Alter befindet. Auf die angeblichen Schäden, die dazu geführt hatten, dass der Elefantenbulle überhaupt als Problemtier eingestuft worden war, ging Denker nicht ein. Vielmehr räumte er ein, das Tier nie persönlich gesehen und auch nicht mit den beteiligten Farmern gesprochen zu haben. Trotzdem lautete sein Fazit: „Ich kann mir gut vorstellen, dass der Elefant weg musste.“

Welche Rolle die nachhaltige Jagd für den Naturschutz spielt - dieser Frage ging Denker erst gegen Ende der Veranstaltung auf den Grund. Wenn es um die Bewahrung der Natur und der Elefanten geht, dürfe man nicht nur auf die Bestandszahlen achten, sondern müsste diese auch immer im Zusammenhang mit dem vorhandenen Lebensraum sehen. Die nachhaltige Jagd sei dabei eine der effektivsten Maßnahmen. Für diese Einschätzung erntete er viel Zustimmung aus dem Publikum - unter anderem von Dr. Malan Lindeque, dem ehemaligen Staatssekretär des Umweltministeriums. Denker plädierte außerdem dafür „durstigen Elefanten kein Wasser mehr anzubieten“, indem man ihnen künstliche Wasserquellen zugänglich macht. Namibia sei ein trockenes Land und könnte das im Umgang mit den Elefanten im Sinne einer natürlichen Dezimierung zu seinem Vorteil nutzen.

In der anschließenden Diskussion wurde der Fall „Voortrekker“ erneut aufgegriffen. Im Publikum herrschte Uneinigkeit darüber, ob die Regierung den Vorfall transparent genug behandelt habe. Allerdings wurden auch Stimmen laut, die Debatten um einen Einzelfall an sich in Frage stellten. Wenn man die rasant wachsende Zahl von Elefanten nicht in den Griff bekomme, gebe es bald nicht mehr genug Abende um alle Problem-Elefanten einzeln zu diskutieren, bemerkte einer der Gäste.

Auch wenn sich Jäger und Jagd-Gegner an diesem Abend nicht in allen Punkten einig geworden sind, dürfte besonders die offene und durchweg sachlich geführte Diskussion am Ende zu mehr Verständnis auf beiden Seiten geführt haben.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-08

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