Die Katzenretter
Es gibt zu viele Katzen in Namibia und zu wenige Leute, die sich um sie kümmern. Zum Glück ist da Ronja Lyhs und die Cat Protection Society, die versuchen, die Zahl der Streuner in Windhoek klein zu halten, und bemüht sind, den Tieren ein Zuhause zu geben. Das ist nicht...
Von Evelyn Rosar, Windhoek
Es geht um Katzen. Um elf. Oder 15? Ronja Lyhs muss überlegen, denn so genau weiß sie das gerade nicht. Sie sitzt in ihrem Garten in Windhoek-Eros und zählt vor sich hin. Sie kommt schließlich auf 17 Katzen, die gerade durch Haus und Hof tigern. Viele sind nur auf Besuch. Zumindest hofft die 41-jährige Übersetzerin das. Eine Frau und 17 Katzen. Ach ja, und sieben Hunde - die gibt es auch noch. Drei davon sind nur zu Besuch.
So sicher ist sich Lyhs da aber auch nicht. Sie liebt zwar alle Tiere, die ihr diesen Morgen um die Beine sausen, besonders die Katzen, da die unabhängig sind und ihr eigenes Ding machen. Aber ihr Plan war dennoch nicht, einem Zoo Konkurrenz zu machen. Jetzt hat sie einen. Mit Cindy, der Katzenoma, mit der alles anfing. Mit Kathrinchen, die sich unter ihrem Auto versteckt hatte, um mitgenommen zu werden, Charlie, den sie an dem Tag, als der Tierarzt ihren Malteser Annabel eingeschläfert hatte, aus der Praxis mitnahm, bis zu den drei Neuzugängen Blake, Sheldon und Taylor, die sie erst vor ein paar Wochen von der Straße gerettet hat.
Zuerst war es ein Hobby, jetzt ist es ihr tägliches Leben. Lyhs ist die Tierretterin. Sie geht fast jeden Morgen nach dem Fitnessstudio und vor der Arbeit am Goethe-Institut zur „Windhoek Technical High School“ (HTS). Dort streunen Katzen. Zu viele, als dass die Stadt sich um sie kümmern kann. „Oder will?“, fragt sich Lyhs oft. Zusammen mit anderen Freiwilligen bei der „Cat Protection Society of Namibia (CPS)“ (Namibische Katzenschutzgesellschaft) fängt sie die Tiere ein, lässt sie kastrieren oder sterilisieren. „Die sehr jungen Katzen, die erst wenige Wochen alt sind, haben Chancen, vermittelt zu werden“, sagt die Katzenliebhaberin „kurz darauf finden viele die Streuner nicht mehr niedlich, keiner will sie haben, obwohl sie erst ab der zwölften Woche zur Adoption freigegeben werden.“ In dem Fall werden sie nach dem Eingriff wieder ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen, was Lyhs sehr ungern tut. Auf dem Schulhof gibt es viele Kinder, die sie ärgern, zudem sind viele Tiere extrem unterernährt. Das ist der Punkt, an dem Lyhs oft schwach wird. „Deshalb leben so viele Katzen bei mir zu Hause“, erklärt sie, „bevor ich sie hierlasse, hole ich sie oft mit.“
Aber jetzt sei Schluss damit, meint sie, und versucht ihr Vorhaben heute umzusetzen. Heute will sie hart bleiben, wenn sie sich mit einem Käfig ausgestattet auf dem Schulgelände auf die Pirsch begibt. Neunzehn Katzen laufen, wälzen und zanken sich auf einer Wiese abseits der Klassenräume. Eine frisst jetzt hoffentlich das Futter, das Lyhs in ihren Käfig packt. Viele sind zu leicht, die Klappe fällt nicht runter, obwohl das Tier drin ist. Heute hat sie Glück. Klappe ist zu, Katze ist drin. Mit der fährt sie nun zur Cat Protection Society nach Pionierspark. Einmal im Monat ist dort „Spay Day“, Katzen werden für einen kleinen Preis sterilisiert. Heute ist so ein Tag.
Bevor man sie sieht, hört man die 28 Katzen aus ihren Boxen miauen. Alle warten auf Dr. Ian Baines. 20 von ihnen behandelt er umsonst, für jede weitere kommt CPS auf. Etwa 15 Minuten braucht Baines pro Tier, Akkordarbeit. Die Vorsitzende des Vereins, Inger Preis, erklärt: „Der Spay Day soll helfen, die Katzenpopulation einzudämmen. Halter, die wenig Geld haben, zahlen bei uns 350 statt die sonst üblichen 2000 Dollar für eine Sterilisation.“ Der Nachteil der gut gemeinten Aktion: viele Besitzer fahren mit Mercedes vor, setzen ihre wertvolle Maine Coon-Katze hier ab. Dem Erscheinungsbild nach zu urteilen, könnten sie sich die Standardbehandlung in der Tierarztpraxis leisten. „Wir lehnen niemanden ab“, sagt Preis. Sie zuckt mit den Schultern, seufzt und sagt schließlich: „Am Ende geht es ja schließlich um die Tiere, nicht um die Halter, nicht wahr?“
Eine Halterin setzt ihren zehnjährigen schwarzen Kater heute auch ab. Er hat eine Wunde auf der Nase. Sie sagt, er habe Krebs, müsse eingeschläfert werden. „Das ist kein Krebs, er ist kerngesund“, stellt Dr. Baines beim ersten Anblick fest. Er hält den Kater auf dem Arm, schaut sich die Wunde nochmal an. „Das ist ein Infekt, übertragen von Moskitos. Der Junge braucht Kortison, dann ist er wieder fit.“ Davon will die Halterin nichts hören. Sie will ihn nicht mehr, sagt sie.
„Nein, nein. ‚Jetzt ist Schluss‘, habe ich gesagt“, wiederholt sich Lyhs an diesem Morgen. Solche Szenen erleben sie und das Team oft. „Es ist auffällig, dass Tiere um Feiertage wie Weihnachten eingeschläfert werden sollen, dabei sind sie kerngesund. Nur die Besitzer wollen ein paar Tage verreisen, sie wissen nicht wohin mit dem Tier“, sagt eine der Ehrenamtlichen, Angélique Theron. Sie hilft seit zwei Jahren beim Spay Day. Sie, Lyhs und eine weitere Helferin, Christiane Paetow, schauen sich an. Jede schüttelt den Kopf, keine will mehr eine Katze aufnehmen. „Ich habe zehn zuhause, weil ich genau solche Szenen zehnmal miterlebt habe“, sagt Theron. „Bei mir dasselbe“, schließt sich Paetow an. Dr. Baines mischt sich ein und macht den Vorschlag: „Wir geben die Katze zu den Medizin-Studenten, die können sie erst einmal aufpeppen.“ Ein Happy End. Zumindest vorläufig an diesem Tag.
Es geht um Katzen. Um elf. Oder 15? Es geht um alle Cindys, Kathrinchens und Charlies Namibias. Und darum, dass die Cat Protection Society Unterstützung braucht. „Wir sind 15 Freiwillige, alle helfen unentgeltlich, manche täglich. Ohne Spenden privater Leute oder Firmen könnten wir nicht existieren“, meint die Vorsitzende. Das Tierheim (SPCA) kann oft nicht helfen, auch ihre Mitarbeiter haben mehr Arbeit als Möglichkeiten. Ein Antrag bei der Stadt für einen Grundstückerwerb wurde abgelehnt. Die Katzenhelfer sind also weiterhin auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Ihr nächstes Projekt: aus einem Privatgrundstück ein Katzenparadies zu machen.
Cat Protection Society
Bank Windhoek
Maerua 483872
Savings Account Number: 2000188285
Kontakt: 081 243 6894, [email protected]
Es geht um Katzen. Um elf. Oder 15? Ronja Lyhs muss überlegen, denn so genau weiß sie das gerade nicht. Sie sitzt in ihrem Garten in Windhoek-Eros und zählt vor sich hin. Sie kommt schließlich auf 17 Katzen, die gerade durch Haus und Hof tigern. Viele sind nur auf Besuch. Zumindest hofft die 41-jährige Übersetzerin das. Eine Frau und 17 Katzen. Ach ja, und sieben Hunde - die gibt es auch noch. Drei davon sind nur zu Besuch.
So sicher ist sich Lyhs da aber auch nicht. Sie liebt zwar alle Tiere, die ihr diesen Morgen um die Beine sausen, besonders die Katzen, da die unabhängig sind und ihr eigenes Ding machen. Aber ihr Plan war dennoch nicht, einem Zoo Konkurrenz zu machen. Jetzt hat sie einen. Mit Cindy, der Katzenoma, mit der alles anfing. Mit Kathrinchen, die sich unter ihrem Auto versteckt hatte, um mitgenommen zu werden, Charlie, den sie an dem Tag, als der Tierarzt ihren Malteser Annabel eingeschläfert hatte, aus der Praxis mitnahm, bis zu den drei Neuzugängen Blake, Sheldon und Taylor, die sie erst vor ein paar Wochen von der Straße gerettet hat.
Zuerst war es ein Hobby, jetzt ist es ihr tägliches Leben. Lyhs ist die Tierretterin. Sie geht fast jeden Morgen nach dem Fitnessstudio und vor der Arbeit am Goethe-Institut zur „Windhoek Technical High School“ (HTS). Dort streunen Katzen. Zu viele, als dass die Stadt sich um sie kümmern kann. „Oder will?“, fragt sich Lyhs oft. Zusammen mit anderen Freiwilligen bei der „Cat Protection Society of Namibia (CPS)“ (Namibische Katzenschutzgesellschaft) fängt sie die Tiere ein, lässt sie kastrieren oder sterilisieren. „Die sehr jungen Katzen, die erst wenige Wochen alt sind, haben Chancen, vermittelt zu werden“, sagt die Katzenliebhaberin „kurz darauf finden viele die Streuner nicht mehr niedlich, keiner will sie haben, obwohl sie erst ab der zwölften Woche zur Adoption freigegeben werden.“ In dem Fall werden sie nach dem Eingriff wieder ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen, was Lyhs sehr ungern tut. Auf dem Schulhof gibt es viele Kinder, die sie ärgern, zudem sind viele Tiere extrem unterernährt. Das ist der Punkt, an dem Lyhs oft schwach wird. „Deshalb leben so viele Katzen bei mir zu Hause“, erklärt sie, „bevor ich sie hierlasse, hole ich sie oft mit.“
Aber jetzt sei Schluss damit, meint sie, und versucht ihr Vorhaben heute umzusetzen. Heute will sie hart bleiben, wenn sie sich mit einem Käfig ausgestattet auf dem Schulgelände auf die Pirsch begibt. Neunzehn Katzen laufen, wälzen und zanken sich auf einer Wiese abseits der Klassenräume. Eine frisst jetzt hoffentlich das Futter, das Lyhs in ihren Käfig packt. Viele sind zu leicht, die Klappe fällt nicht runter, obwohl das Tier drin ist. Heute hat sie Glück. Klappe ist zu, Katze ist drin. Mit der fährt sie nun zur Cat Protection Society nach Pionierspark. Einmal im Monat ist dort „Spay Day“, Katzen werden für einen kleinen Preis sterilisiert. Heute ist so ein Tag.
Bevor man sie sieht, hört man die 28 Katzen aus ihren Boxen miauen. Alle warten auf Dr. Ian Baines. 20 von ihnen behandelt er umsonst, für jede weitere kommt CPS auf. Etwa 15 Minuten braucht Baines pro Tier, Akkordarbeit. Die Vorsitzende des Vereins, Inger Preis, erklärt: „Der Spay Day soll helfen, die Katzenpopulation einzudämmen. Halter, die wenig Geld haben, zahlen bei uns 350 statt die sonst üblichen 2000 Dollar für eine Sterilisation.“ Der Nachteil der gut gemeinten Aktion: viele Besitzer fahren mit Mercedes vor, setzen ihre wertvolle Maine Coon-Katze hier ab. Dem Erscheinungsbild nach zu urteilen, könnten sie sich die Standardbehandlung in der Tierarztpraxis leisten. „Wir lehnen niemanden ab“, sagt Preis. Sie zuckt mit den Schultern, seufzt und sagt schließlich: „Am Ende geht es ja schließlich um die Tiere, nicht um die Halter, nicht wahr?“
Eine Halterin setzt ihren zehnjährigen schwarzen Kater heute auch ab. Er hat eine Wunde auf der Nase. Sie sagt, er habe Krebs, müsse eingeschläfert werden. „Das ist kein Krebs, er ist kerngesund“, stellt Dr. Baines beim ersten Anblick fest. Er hält den Kater auf dem Arm, schaut sich die Wunde nochmal an. „Das ist ein Infekt, übertragen von Moskitos. Der Junge braucht Kortison, dann ist er wieder fit.“ Davon will die Halterin nichts hören. Sie will ihn nicht mehr, sagt sie.
„Nein, nein. ‚Jetzt ist Schluss‘, habe ich gesagt“, wiederholt sich Lyhs an diesem Morgen. Solche Szenen erleben sie und das Team oft. „Es ist auffällig, dass Tiere um Feiertage wie Weihnachten eingeschläfert werden sollen, dabei sind sie kerngesund. Nur die Besitzer wollen ein paar Tage verreisen, sie wissen nicht wohin mit dem Tier“, sagt eine der Ehrenamtlichen, Angélique Theron. Sie hilft seit zwei Jahren beim Spay Day. Sie, Lyhs und eine weitere Helferin, Christiane Paetow, schauen sich an. Jede schüttelt den Kopf, keine will mehr eine Katze aufnehmen. „Ich habe zehn zuhause, weil ich genau solche Szenen zehnmal miterlebt habe“, sagt Theron. „Bei mir dasselbe“, schließt sich Paetow an. Dr. Baines mischt sich ein und macht den Vorschlag: „Wir geben die Katze zu den Medizin-Studenten, die können sie erst einmal aufpeppen.“ Ein Happy End. Zumindest vorläufig an diesem Tag.
Es geht um Katzen. Um elf. Oder 15? Es geht um alle Cindys, Kathrinchens und Charlies Namibias. Und darum, dass die Cat Protection Society Unterstützung braucht. „Wir sind 15 Freiwillige, alle helfen unentgeltlich, manche täglich. Ohne Spenden privater Leute oder Firmen könnten wir nicht existieren“, meint die Vorsitzende. Das Tierheim (SPCA) kann oft nicht helfen, auch ihre Mitarbeiter haben mehr Arbeit als Möglichkeiten. Ein Antrag bei der Stadt für einen Grundstückerwerb wurde abgelehnt. Die Katzenhelfer sind also weiterhin auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Ihr nächstes Projekt: aus einem Privatgrundstück ein Katzenparadies zu machen.
Cat Protection Society
Bank Windhoek
Maerua 483872
Savings Account Number: 2000188285
Kontakt: 081 243 6894, [email protected]
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