Die klingenden Klippen von Karibib
Prachtvolle Lampenschirme, kunstvoll beklebt mit namibischen Gräsern, zieren den Stand von Margret Brockmann. Daneben hängen glitzernde Halsketten aus selbstgeschmolzenen Glasperlen. "Dafür sammle ich alte Flaschen, oder kaufe Buntglas auf dem Flohmarkt", erklärt die Windhoekerin, die in der Hauptstadt ein kleines Kunsthandwerkslädchen betreibt und in diesem Jahr zum ersten Mal in Karibib dabei ist. "Meine Schwester wohnt hier, und so kann ich die Ausstellung hier gleich mit einem Familienbesuch verbinden", freut sich die Künstlerin. Doch nicht nur deshalb genießt sie ihre Teilnahme in vollen Zügen. "Es ist einfach toll, mit den Leuten direkt ins Gespräch zu kommen, sie zu beraten, und von meiner Arbeit zu berichten." Über mangelnde Nachfrage kann sich Frau Brockmann an diesem Samstag wahrlich nicht beklagen - ihre Kreativkreationen aus Natur- und Recyclingmaterial stoßen besonders bei den älteren Besuchern auf reges Interesse. Sie betrachtet das Wochenende in Karibib deshalb in erster Linie "als wunderbare Möglichkeit, den Kundenstamm zu erweitern."
Und wenn sich gerade mal keine Käufer um ihren Tisch drängen, bietet sich die willkommene Gelegenheit für ein Schwätzchen mit Freundin Ulla Vollprecht, die ihren Stand gleich nebendran aufgebaut hat und schon ein alter Hase hier beim "Arts & Crafts Festival" ist. "Für mich ist das jedes Mal wieder ein Höhepunkt. Die familiäre Atmosphäre, der Austausch mit anderen Künstlern, der Gedanke der Nachwuchsförderung - darin ist das Festival von Karibib wirklich einzigartig in Namibia", gerät die quirlige Frau mit der üppigen Lockenpracht ins Schwärmen. "Ich möchte mit meiner Kunst vor allem auch junge Nachwuchstalente ermuntern, ihre Träume und Pläne zu verwirklichen." Inspiration für ihre fantasievoll verzierten Objekte wie Schmuckdosen, Spiegel oder Kerzenständer findet Ulla Vollprecht dabei in erster Linie in der Natur. "Ich liebe es, durch die Landschaft zu streifen und stoße so auf immer neue Ideen", erzählt sie. Bestes Beispiel hierfür: Üppige Muschelbilder, die als origineller Wandschmuck dienen, oder die Blumenvasen aus getrockneten Kürbissen.
Junge Künstler zum Schaffen ermutigen, das möchte nicht nur Ulla Vollprecht. In der Tat ist das Konzept der Nachwuchsförderung eines der zentralen Anliegen des Karibiber Festivals, das in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal in dem kleinen Städtchen stattfand. "Junge Menschen sollen bei uns die Chance bekommen, sich der Öffentlichkeit vorzustellen und vor Publikum aufzutreten", beschreibt Mitorganisator Armand Bräutigam die Philosophie der Veranstaltung. "Außerdem wollen wir mit dem Fest hier die Kunst aufs Land bringen, zu Menschen, die sonst wenig Alternativen haben, weil sie nicht in Windhoek oder Swakopmund leben." Zentral sei hierbei stets auch der Netzwerkgedanke. "Kunst ist Kommunikation, Kunst erfordert Austausch. Bei uns in Karibib kann der Bildhauer von den Erfahrungen des Fotografen profitieren und der Musiker bekommt Tipps vom Maler - das gibt es sonst nirgendwo!" Vernetzung soll es langfristig auch auf internationaler Ebene geben. "Unser ganz großer Traum ist ein Kulturzentrum hier im Ort, an dem namibische Künstler mit Künstlern aus aller Welt zusammentreffen können, die hier Workshops geben und gleichzeitig neue Impulse aus der afrikanischen Kunst- und Kulturszene schöpfen sollen", fasst Bräutigam die Vision der Karibiber Kunstliebhaber zusammen. Das Gelände hierfür habe die Gemeinde schon zugesichert, nun geht es darum, die nötigen Spender und Sponsoren zusammenzutrommeln.
Und auch, wenn das Festival seit Jahren ums Überleben kämpft, und sich in diesem Jahr sogar merklich weniger Künstler und Gäste in Karibib eingefunden haben, als etwa 2007, betrachtet man zumindest auf Veranstalterseite das Festival mittlerweile als "feste Größe im namibischen Kulturkalender." Deshalb ist man zuversichtlich, in Zukunft "sogar noch expandieren zu können" und etwa ausländische Reisegruppen in die kleine Ortschaft am Klippenberg zu locken.
Vom unermüdlichen Enthusiasmus der Organisatoren profitiert bereits in diesem Jahr Laura Callard. Die Schülerin aus Swakopmund ist mit ihren fünfzehn Jahren mit Abstand die jüngste Künstlerin auf dem Klippenberg - und eine der begehrtesten. Um ihren bescheidenen Klappstuhl, den sie im Schatten eines hohen Baumes aufgestellt hat, klebt bereits seit den Vormittagsstunden eine dicke Menschentraube. Jetzt, kurz vor Ende des Kunsthandwerksmarktes um achtzehn Uhr, ist es fast unmöglich, zu der eifrigen Malerin durchzudringen. Die gesamte Jugend des Ortes, so hat man den Eindruck, hat sich zusammengefunden, um sich von Laura zeichnen zu lassen. Über zweihundert Dollar hat die kreative Brünette mit ihren Porträts im Laufe des Tages bereits eingenommen - die will sie sparen, für eine Digitalkamera. "Anfangs habe ich meine Bilder für dreißig Dollar verkauft", erzählt sie. "Doch weil es meist Kinder sind, die kommen, bin ich jetzt auf zehn runtergegangen." Tangeni ist die letze Glückliche, die sich am heutigen Tage zum Kreis der von Laura verewigten Gesichter zählen darf. "Aber das ist wirklich das letzte Bild, was ich male", stellt die Nachwuchskünstlerin klar, bevor sie sich an die Arbeit macht. Schließlich wartet Mutter Susanne schon ungeduldig am Auto. Tangeni hingegen ist selig und hält ihr Gesicht unter dem kritischen Blick ihrer umstehenden Freunde bereitwillig der Zeichnerin entgegen. Am Ende sind alle begeistert: "Das sieht dir wirklich richtig ähnlich", freut sich die Gruppe lautstark im Chor.
Ähnlich gut ist die Stimmung auch im großen Bierzelt auf der unteren Festivalwiese. Neun verschiedene Bands sind hier bereits im Laufe des Nachmittags aufgetreten - glanzvoller Höhepunkt sicher der Auftritt der "Big Band Swakopmund" die mit ihren heiteren Melodien für entspannte Nachmittagsstimmung sorgte. Reggea und Hip-Hop hingegen sind die dominierenden Stilrichtungen des Abendprogramms. Doch was da gerade auf der Bühne geboten wird, ist fast schon egal, wartet die überwiegende Mehrheit hier ohnehin nur auf den vielfach angekündigten Höhepunkt des diesjährigen Wochenendes: Die R&B Girlgroup "Gal Level." Als Daphne und Frieda - in ihren silberfarbenen Kleidern in Netzoptik, die kaum eine Körperkurve unverhüllt lassen - um kurz nach halb zehn endlich die Bühne stürmen, gibt es im Zelt kein Halten mehr. Wurde nachmittags nur hin- und wieder ein kühles Bierchen zur Erfrischung getrunken, hat der Alkoholpegel mittlerweile beträchtliches Ausmaß angenommen und trägt dazu bei, die Stimmung weiter anzuheizen. Insbesondere die männliche Dorfjugend drängelt sich aufgeregt vor den langen Beinen der schlanken Sängerinnen, und wer ein Foto oder gar ein Autogramm von den Schönheiten ergattern konnte, wird wohl noch seinen Enkelkindern vorschwärmen von diesem musikalischen Ereignis im beschaulichen Karibib. Draußen auf dem Parkplatz stehen diejenigen, denen die fünfzig Dollar Eintritt zu teuer waren, die zumindest aber einen akustischen Eindruck der prominenten Mädels erhaschen wollten - und als am nächtlichen Klippenberg die letzten Töne verhallt sind, sind sich alle hier einig: So etwas bekommt man in Karibib nicht alle Tage zu sehen!
Und wenn sich gerade mal keine Käufer um ihren Tisch drängen, bietet sich die willkommene Gelegenheit für ein Schwätzchen mit Freundin Ulla Vollprecht, die ihren Stand gleich nebendran aufgebaut hat und schon ein alter Hase hier beim "Arts & Crafts Festival" ist. "Für mich ist das jedes Mal wieder ein Höhepunkt. Die familiäre Atmosphäre, der Austausch mit anderen Künstlern, der Gedanke der Nachwuchsförderung - darin ist das Festival von Karibib wirklich einzigartig in Namibia", gerät die quirlige Frau mit der üppigen Lockenpracht ins Schwärmen. "Ich möchte mit meiner Kunst vor allem auch junge Nachwuchstalente ermuntern, ihre Träume und Pläne zu verwirklichen." Inspiration für ihre fantasievoll verzierten Objekte wie Schmuckdosen, Spiegel oder Kerzenständer findet Ulla Vollprecht dabei in erster Linie in der Natur. "Ich liebe es, durch die Landschaft zu streifen und stoße so auf immer neue Ideen", erzählt sie. Bestes Beispiel hierfür: Üppige Muschelbilder, die als origineller Wandschmuck dienen, oder die Blumenvasen aus getrockneten Kürbissen.
Junge Künstler zum Schaffen ermutigen, das möchte nicht nur Ulla Vollprecht. In der Tat ist das Konzept der Nachwuchsförderung eines der zentralen Anliegen des Karibiber Festivals, das in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal in dem kleinen Städtchen stattfand. "Junge Menschen sollen bei uns die Chance bekommen, sich der Öffentlichkeit vorzustellen und vor Publikum aufzutreten", beschreibt Mitorganisator Armand Bräutigam die Philosophie der Veranstaltung. "Außerdem wollen wir mit dem Fest hier die Kunst aufs Land bringen, zu Menschen, die sonst wenig Alternativen haben, weil sie nicht in Windhoek oder Swakopmund leben." Zentral sei hierbei stets auch der Netzwerkgedanke. "Kunst ist Kommunikation, Kunst erfordert Austausch. Bei uns in Karibib kann der Bildhauer von den Erfahrungen des Fotografen profitieren und der Musiker bekommt Tipps vom Maler - das gibt es sonst nirgendwo!" Vernetzung soll es langfristig auch auf internationaler Ebene geben. "Unser ganz großer Traum ist ein Kulturzentrum hier im Ort, an dem namibische Künstler mit Künstlern aus aller Welt zusammentreffen können, die hier Workshops geben und gleichzeitig neue Impulse aus der afrikanischen Kunst- und Kulturszene schöpfen sollen", fasst Bräutigam die Vision der Karibiber Kunstliebhaber zusammen. Das Gelände hierfür habe die Gemeinde schon zugesichert, nun geht es darum, die nötigen Spender und Sponsoren zusammenzutrommeln.
Und auch, wenn das Festival seit Jahren ums Überleben kämpft, und sich in diesem Jahr sogar merklich weniger Künstler und Gäste in Karibib eingefunden haben, als etwa 2007, betrachtet man zumindest auf Veranstalterseite das Festival mittlerweile als "feste Größe im namibischen Kulturkalender." Deshalb ist man zuversichtlich, in Zukunft "sogar noch expandieren zu können" und etwa ausländische Reisegruppen in die kleine Ortschaft am Klippenberg zu locken.
Vom unermüdlichen Enthusiasmus der Organisatoren profitiert bereits in diesem Jahr Laura Callard. Die Schülerin aus Swakopmund ist mit ihren fünfzehn Jahren mit Abstand die jüngste Künstlerin auf dem Klippenberg - und eine der begehrtesten. Um ihren bescheidenen Klappstuhl, den sie im Schatten eines hohen Baumes aufgestellt hat, klebt bereits seit den Vormittagsstunden eine dicke Menschentraube. Jetzt, kurz vor Ende des Kunsthandwerksmarktes um achtzehn Uhr, ist es fast unmöglich, zu der eifrigen Malerin durchzudringen. Die gesamte Jugend des Ortes, so hat man den Eindruck, hat sich zusammengefunden, um sich von Laura zeichnen zu lassen. Über zweihundert Dollar hat die kreative Brünette mit ihren Porträts im Laufe des Tages bereits eingenommen - die will sie sparen, für eine Digitalkamera. "Anfangs habe ich meine Bilder für dreißig Dollar verkauft", erzählt sie. "Doch weil es meist Kinder sind, die kommen, bin ich jetzt auf zehn runtergegangen." Tangeni ist die letze Glückliche, die sich am heutigen Tage zum Kreis der von Laura verewigten Gesichter zählen darf. "Aber das ist wirklich das letzte Bild, was ich male", stellt die Nachwuchskünstlerin klar, bevor sie sich an die Arbeit macht. Schließlich wartet Mutter Susanne schon ungeduldig am Auto. Tangeni hingegen ist selig und hält ihr Gesicht unter dem kritischen Blick ihrer umstehenden Freunde bereitwillig der Zeichnerin entgegen. Am Ende sind alle begeistert: "Das sieht dir wirklich richtig ähnlich", freut sich die Gruppe lautstark im Chor.
Ähnlich gut ist die Stimmung auch im großen Bierzelt auf der unteren Festivalwiese. Neun verschiedene Bands sind hier bereits im Laufe des Nachmittags aufgetreten - glanzvoller Höhepunkt sicher der Auftritt der "Big Band Swakopmund" die mit ihren heiteren Melodien für entspannte Nachmittagsstimmung sorgte. Reggea und Hip-Hop hingegen sind die dominierenden Stilrichtungen des Abendprogramms. Doch was da gerade auf der Bühne geboten wird, ist fast schon egal, wartet die überwiegende Mehrheit hier ohnehin nur auf den vielfach angekündigten Höhepunkt des diesjährigen Wochenendes: Die R&B Girlgroup "Gal Level." Als Daphne und Frieda - in ihren silberfarbenen Kleidern in Netzoptik, die kaum eine Körperkurve unverhüllt lassen - um kurz nach halb zehn endlich die Bühne stürmen, gibt es im Zelt kein Halten mehr. Wurde nachmittags nur hin- und wieder ein kühles Bierchen zur Erfrischung getrunken, hat der Alkoholpegel mittlerweile beträchtliches Ausmaß angenommen und trägt dazu bei, die Stimmung weiter anzuheizen. Insbesondere die männliche Dorfjugend drängelt sich aufgeregt vor den langen Beinen der schlanken Sängerinnen, und wer ein Foto oder gar ein Autogramm von den Schönheiten ergattern konnte, wird wohl noch seinen Enkelkindern vorschwärmen von diesem musikalischen Ereignis im beschaulichen Karibib. Draußen auf dem Parkplatz stehen diejenigen, denen die fünfzig Dollar Eintritt zu teuer waren, die zumindest aber einen akustischen Eindruck der prominenten Mädels erhaschen wollten - und als am nächtlichen Klippenberg die letzten Töne verhallt sind, sind sich alle hier einig: So etwas bekommt man in Karibib nicht alle Tage zu sehen!
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Allgemeine Zeitung
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