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Die lebenden Museen - mit der Vergangenheit eine Zukunft haben
Die lebenden Museen - mit der Vergangenheit eine Zukunft haben

Die lebenden Museen - mit der Vergangenheit eine Zukunft haben

Auch wenn die Living Culture Fundation Namibia (LCFN) mit der Schließung des Nharo-Museums bei Windhoek einen Rückschlag erleben musste, sind sich Sebastian Dürrschmidt und Werner Pfeifer von der LCFN sicher, dass das Konzept funktioniert. Allerdings sollten die Rahmenbedingungen dafür stimmen und die Gruppe das Museum als Gemeinschaftsprojekt ansehen, dass nur durch sie selbst getragen werden kann. Mittlerweile sind in allen anderen Lebenden Museen zirka 150 Menschen beschäftigt, die damit wiederum ihre Familien ernähren können und somit zirka 500 Menschen von den Museen profitieren. Ein Lebendes Museum ist ein kleines Dorf außerhalb der eigentlichen Wohnstätte. Die Hütten, Kleidung, Werkzeug, all die Sachen vergangener Tage müssen die Bewohner selbst herstellen. Außerdem arbeiten sie das Wissen um ihre alte Lebensweise auf und zeigen den Besuchern dann unter anderem, wie sie früher gejagt und Schmuck hergestellt haben. Dadurch wird das Museum zu ihrem Arbeitsplatz und zu ihrem eigenen Betrieb, den sie führen und dessen Gewinne sie in der Gemeinschaft aufteilen können.
Die Arbeit der LCFN in Namibia steht auch im kommenden Jahr nicht still. So soll beispielsweise zirka zehn Kilometer von Rundu entfernt bei den Mbunza (Untergruppe der Kavango) ein lebendes Museum entstehen. "Wir wollen schon seit einigen Jahren dort ein Museum initiieren. Am Anfang war es sehr schwer, denn die lokale Bevölkerung braucht manchmal etwas länger, bis sie die Ideen der Museen verinnerlicht und letztendlich dazu bereit ist, diese umzusetzen", so Dürrschmidt. Seit 2008 arbeitet die LCFN allerdings mit einer Gruppe zusammen, die das Projekt des Lebenden Museums ernsthaft verfolgt. Doch es dauerte wiederum zwei Jahre, bis sich jetzt die ersten sichtbaren Erfolge zeigen. "Der größte Faktor für ein erfolgreiches Gelingen ist der Aufbau von Vertrauen und das grundlegende Verständnis des anfangs recht abstrakten Konzeptes des Lebenden Museums - und das braucht Zeit", so Pfeifer. Im November bereiste Sebastian Dürrschmidt erneut die Mbunza und konnte feststellen, dass sich dort einiges positiv verändert hat. Mittlerweile steht die Gruppe unter Leitung eines jungen Mannes, der das Konzept verstanden und verinnerlicht hat. "Die Dorfhierarchie dort ist sehr ausgeprägt und anfangs wollten die Dorfältesten ihm nicht erlauben, dieses Projekt zu leiten. Es hat lange gedauert, bis er sich durchsetzten konnte." Mittlerweile haben die Mbunza ihr Museum am Samsitu-See zu 85 Prozent vollendet. Teilweise muss noch an der Kleidung gearbeitet werden, aber Schmuck, Reusen und Bastkörbe sind bereits von guter Qualität. Die traditionellen Tänze bedürfen zwar noch etwas Übung, doch die Gruppe ist motiviert. Um die Fertigkeiten und Fähigkeiten zu festigen, wird es Anfang 2011 einen Workshop geben, bei dem die Älteren der Mbunza den jungen Akteuren grundlegendes Basiswissen über das Töpfern, Schmieden, Holzschnitzen und Fischen beibringen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Museum Mitte 2011 eröffnen können", so Dürrschmidt.
Die ersten Schritte der Himba
Auch bei den Himba ist schon seit längerer Zeit ein Lebendes Museum in Planung. Bisher scheiterten jedoch alle Versuche, sie von der Idee zu begeistern. "Es ist auch für mich schwierig, wenn ich mit Touristen in das Dorf komme und dabei jedesmal in die Privatsphäre der Himba eindringe. Auch wenn sich diese dazu bereiterklärt haben, ist ein offener Umgang zwischen Besuchern und Bevölkerung nicht möglich. Die Erwartungshaltung auf beiden Seiten ist einfach zu verschieden. Ein Lebendes Museum wäre die Arbeitsstätte der Himba und nicht ihr privates Haus, in das Besucher kommen. So würde sich für beide Seiten die Atmosphäre zum Positiven verändern", ist Werner Pfeifers Meinung.
Bei einem erneuten Besuch Ende des Jahres zeigten die Himba allerdings starkes Interesse am Aufbau eines Lebenden Museums. Gemeinsam suchten sie einen Platz dafür aus und hatten Ideen, wie sie sich das Museum vorstellten. Im angeregten Austausch kamen jedoch viele Fragen auf, die noch geklärt werden müssen. "Jede Gruppe hat bei der Umsetzung eines Lebenden Museums eine andere Vorgehensweise. Es ist ein Lernprozess, den wir nur begleiten und unterstützen können." Trotzdem gibt es grundsätzliche Dinge, die jeder Gruppe erklärt werden müssen, um eine gewisse Qualität der Lebenden Museen sicher zu stellen. Zu den so genannten "do's" und "dont's" eines Lebenden Museums gehören beispielsweise, dass traditionelle Kleidung ohne Plastik und Stoff auskommen muss. Unterstützung finden die Gruppe der Himba bei drei Himba Guides und dem Kaoko Information Centre in Opuwo. Hier könnte beispielsweise ein Koordinationspunkt für Buchungen und Planung entstehen. Da keiner in den Himba-Dörfern Englisch spricht, wäre es vorstellbar, dass diese drei Guides lokale englisch sprechende Guides ausbilden. "Es ist sicher noch ein langer Weg, aber der Anfang ist schon gemacht. Jetzt müssen wir sehen, was die Himba in nächster Zeit auf die Beine stellen können", so Dürrschmidt.
Nama-Kultur wieder beleben
Die Kultur der Nama ist zum Großteil in Vergessenheit geraten. Ein wichtiger Punkt, warum die LCFN auch bei dieser Bevölkerung versucht, ein Lebendes Museum zu initiieren. Bisher hat eine Gruppe aus Hoachanas, aus Gaichanas und Gibeon Interesse bekundet. "Alle drei Treffen waren vielversprechend und wir hoffen, dass wenigstens eine Gruppe es schafft, ein Nama Lebendes Museum aufzubauen", sagt Kathrin Dürrschmidt von der LCFN. Dadurch, dass viel der traditionellen Lebensweise inzwischen vergessen wurde, bedarf es allerdings intensiver Nachforschungen diese zu rekonstruieren. "Für uns heißt es jetzt auf Rückmeldungen aus den Dörfern zu warten, um die nächsten Schritte gemeinsam angehen zu können", so Kathrin Dürrschmidt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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