Die Mission im Kongo bleibt im Ungefähren
Kannibalismus, Korruption, Ebola und Aids - das Bild der Europäer vom Kongo ist ein einziges Schreckgemälde. Seit der Schriftsteller Joseph Conrad das zentralafrikanische Riesenreich vor mehr als 100 Jahren in den düstersten Farben malte, hat sich seine Metapher vom "Herz der Finsternis" tief in das kollektive Bewusstsein gebrannt.
Nun sollen deutsche Soldaten im Rahmen eines EU-Auslandseinsatzes ausgerechnet in diese bedrohliche Ecke der Welt ziehen. Noch vor wenigen Jahren wäre nur die Vorstellung, die Bundeswehr in ein afrikanisches Bürgerkriegsland zu schicken und das Ganze mit nationalen Interessen zu begründen, unvorstellbar gewesen.
Mit dem nun auch vom Parlament gebilligten Einsatz ist die Fiktion Realität geworden. Daran lässt sich auch dann nicht rütteln, wenn nun beschwichtigend darauf verwiesen wird, dass das Mandat zeitlich und räumlich stark begrenzt sei - und die Mehrheit der Soldaten ohnehin im nahe gelegenen Gabun stationiert werde. Wer Soldaten in den Kongo schickt, um dort Stabilität zu schaffen, muss zu allem bereit sein - im schlimmsten Fall auch zu einem Kampfeinsatz.
Im Mittelpunkt der Debatte steht die Frage, was uns der Kongo angeht. Auf der einen Seite will sich niemand den Vorwurf einhandeln, beim Aufbau einer Demokratie im Kongo nicht aktiv geholfen zu haben. Kommt die frühere belgische Kolonie nicht zur Ruhe, gibt es in ganz Zentralafrika keinen Frieden und damit auch keine Entwicklung. Auf der anderen Seite bleibt die Frage, wie sich ein Einsatz ohne schlüssiges Konzept begründen lässt. Was passiert, wenn der Kongo, wie so oft in der Vergangenheit, erneut abstürzt, etwa weil die Wahlverlierer das Ergebnis in afrikanischer Manier nicht akzeptieren? Antworten darauf kann die deutsche Politik mit ihrem westlichen Demokratieverständnis nicht geben.
Angesichts der blutigen Vergangenheit des Kongo und ungezählter Rückschläge in den letzten fünf Jahrzehnten verwundern die im Bundestag erhobenen Rassismusvorwürfe gegenüber denen, die die Demokratiefähigkeit des Kongo anzweifeln. Dabei zeigt doch gerade ein Land wie Afghanistan, wie schwer sich die westliche Demokratie in ein völlig anderes Umfeld transplantieren lässt.
Genauso gut könnte der Rassismusvorwurf gegenüber jenen erhoben werden, die ihr Herz für das lange Leiden der Kongolesen nun ausgerechnet zu einem Zeitpunkt entdecken, da dort deutsche Soldaten stationiert werden. Jahrelang hat sich in Deutschland kaum jemand daran gestört, dass im Kongo seit 1998 bis zu vier Milliarden Menschen an den Folgen des Bürgerkrieges ums Leben kamen. Ebenso befremdlich ist es, wenn der seit der Unabhängigkeit 1960 wirtschaftlich nie auf die Beine gekommene Kongo nun plötzlich zum Schlüsselland des Kontinents erklärt wird, während man den Absturz der einstigen Entwicklungsmodelle Simbabwe und Elfenbeinküste tunlichst ignoriert. Sicherlich ist der Kongo schon wegen seiner Größe, seiner Lage und immensen Rohstoffreserven für die Genesung Afrikas bedeutsam. Von seiner Wirtschaftsleistung her ist das Land und sein zwei Millarden Dollar kleiner Haushalt indes nicht der Rede wert.
Entscheiden wird sich das Schicksal des Kontinents nicht daran, ob es gelingt, das kranke Herz Afrikas zu heilen. Viel wichtiger hierfür ist die weitere Entwicklung in Südafrika, dem einzigen Industriestaat zwischen Mailand und Johannesburg. Sollte am Ende auch die Kaprepublik wie fast alle andere Staaten des Kontinents zum Einparteienstaat werden und in der Folge wirtschaftlich stagnieren, droht Afrika der endgültige Kollaps.
Nun sollen deutsche Soldaten im Rahmen eines EU-Auslandseinsatzes ausgerechnet in diese bedrohliche Ecke der Welt ziehen. Noch vor wenigen Jahren wäre nur die Vorstellung, die Bundeswehr in ein afrikanisches Bürgerkriegsland zu schicken und das Ganze mit nationalen Interessen zu begründen, unvorstellbar gewesen.
Mit dem nun auch vom Parlament gebilligten Einsatz ist die Fiktion Realität geworden. Daran lässt sich auch dann nicht rütteln, wenn nun beschwichtigend darauf verwiesen wird, dass das Mandat zeitlich und räumlich stark begrenzt sei - und die Mehrheit der Soldaten ohnehin im nahe gelegenen Gabun stationiert werde. Wer Soldaten in den Kongo schickt, um dort Stabilität zu schaffen, muss zu allem bereit sein - im schlimmsten Fall auch zu einem Kampfeinsatz.
Im Mittelpunkt der Debatte steht die Frage, was uns der Kongo angeht. Auf der einen Seite will sich niemand den Vorwurf einhandeln, beim Aufbau einer Demokratie im Kongo nicht aktiv geholfen zu haben. Kommt die frühere belgische Kolonie nicht zur Ruhe, gibt es in ganz Zentralafrika keinen Frieden und damit auch keine Entwicklung. Auf der anderen Seite bleibt die Frage, wie sich ein Einsatz ohne schlüssiges Konzept begründen lässt. Was passiert, wenn der Kongo, wie so oft in der Vergangenheit, erneut abstürzt, etwa weil die Wahlverlierer das Ergebnis in afrikanischer Manier nicht akzeptieren? Antworten darauf kann die deutsche Politik mit ihrem westlichen Demokratieverständnis nicht geben.
Angesichts der blutigen Vergangenheit des Kongo und ungezählter Rückschläge in den letzten fünf Jahrzehnten verwundern die im Bundestag erhobenen Rassismusvorwürfe gegenüber denen, die die Demokratiefähigkeit des Kongo anzweifeln. Dabei zeigt doch gerade ein Land wie Afghanistan, wie schwer sich die westliche Demokratie in ein völlig anderes Umfeld transplantieren lässt.
Genauso gut könnte der Rassismusvorwurf gegenüber jenen erhoben werden, die ihr Herz für das lange Leiden der Kongolesen nun ausgerechnet zu einem Zeitpunkt entdecken, da dort deutsche Soldaten stationiert werden. Jahrelang hat sich in Deutschland kaum jemand daran gestört, dass im Kongo seit 1998 bis zu vier Milliarden Menschen an den Folgen des Bürgerkrieges ums Leben kamen. Ebenso befremdlich ist es, wenn der seit der Unabhängigkeit 1960 wirtschaftlich nie auf die Beine gekommene Kongo nun plötzlich zum Schlüsselland des Kontinents erklärt wird, während man den Absturz der einstigen Entwicklungsmodelle Simbabwe und Elfenbeinküste tunlichst ignoriert. Sicherlich ist der Kongo schon wegen seiner Größe, seiner Lage und immensen Rohstoffreserven für die Genesung Afrikas bedeutsam. Von seiner Wirtschaftsleistung her ist das Land und sein zwei Millarden Dollar kleiner Haushalt indes nicht der Rede wert.
Entscheiden wird sich das Schicksal des Kontinents nicht daran, ob es gelingt, das kranke Herz Afrikas zu heilen. Viel wichtiger hierfür ist die weitere Entwicklung in Südafrika, dem einzigen Industriestaat zwischen Mailand und Johannesburg. Sollte am Ende auch die Kaprepublik wie fast alle andere Staaten des Kontinents zum Einparteienstaat werden und in der Folge wirtschaftlich stagnieren, droht Afrika der endgültige Kollaps.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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