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Die Republik Texas 1836-1846 - vor 175 unabhängige Staat

Eberhard Hofmann

Das gilt vor allem für nationale Minderheiten in Europa wie die Katalanen in Spanien, die Flamen in Belgien, die Südtiroler in Italien und nicht zuletzt die Schotten in Großbritannien selbst, aber auch die Texaner träumen nun (wieder) von einem selbständigen Staat. Dort ist es das „Texas Nationalist Movement“ unter seinem Präsidenten Daniel Miller, der für 2018 eine Abstimmung über die Loslösung des Bundesstaates Texas von den USA plant. Dies erinnert daran, dass Texas als einziger US-Bundesstaat tatsächlich für ein Jahrzehnt eine unabhängige Republik war, denn am 1. März 1836 konstituierte sich in dem kleinen Ort Washington am Rio Brazos der erste autonome Kongress, der am folgenden Tag die Unabhängigkeit von Mexiko proklamierte und die Republik ausrief.


Viele US-Amerikaner vergleichen die Texaner gerne mit den Bayern. Das hängt eben damit zusammen, dass beide Länder in der Vergangenheit eine gewisse Sonderrolle gegenüber ihren jeweiligen Bundesregierungen spielten, denn ähnlich wie Bayern war auch Texas aufgrund seiner Geschichte stets darauf bedacht, eine größtmögliche Eigenständigkeit innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika zu wahren. Wie aber war es nun zu der Situation von 1836 gekommen?
Mexikanische Provinz Texas


Im Dezember 1820 erteilte der Gouverneur des damals noch spanischen Territoriums dem US-amerikanischen Händler und Minenbesitzer Moses Austin die Erlaubnis zur Niederlassung von 300 Familien aus den USA in dem dünn besiedelten Gebiet entlang der Flüsse Brazos und Colorado. Noch bevor der Plan in die Tat umgesetzt werden konnte, starb Austin, so dass sein Sohn Stephen die Ausführung in die Hände nahm. Dieser sah sich jedoch mit einem unerwarteten Problem konfrontiert, denn im Februar 1821 erklärte sich das bisher zum Vizekönigreich Neu-Spanien gehörende Mexiko vom Mutterland für unabhängig. Stephen F. Austin musste sich deshalb erst von der neuen Regierung in Mexico City die Besitzrechte der Siedler bestätigen lassen, was eine weitere Verzögerung mit sich brachte. Trotzdem strömten bis 1835 mindestens 30.000 US-amerikanische Siedler in die mexikanische Provinz Texas, die seit einer Neuorganisation des Staatsgebietes 1824 mit der Provinz Coahuila vereinigt worden war, womit eine Verlegung des Verwaltungssitzes von San Antonio ins weit entfernte Saltillo im Süden verbunden war. Die starre Bürokratie tat ein Übriges, dass es in der Folge immer wieder zu bewaffneten Protesten der Siedler kam. US-Präsident Andrew Jackson, der die Lage eskalieren sah, bot deshalb 1830 der mexikanischen Regierung an, Texas für fünf Millionen Dollar zu kaufen, stieß damit aber auf Ablehnung.
Unabhängig


Mit dem Amtsantritt von General Antonio López de Santa Ana als Präsident Mexikos im Jahre 1833 trat eine erhebliche Verschärfung ein: Er ging auf Konfrontationskurs zu den USA und plädierte für eine Ausweisung aller US-amerikanischen Siedler. Sämtliche Versuche Austins, in Verhandlungen mit der mexikanischen Regierung eine Einigung zu erzielen, blieben ohne Ergebnisse, und so mehrten sich die Stimmen nach einem selbständigen Staat. Als Präsident Santa Ana im Oktober 1835 Truppen nach San Antonio entsandte, um die Texaner zu entwaffnen, stießen sie sofort auf heftige Gegenwehr. Es kam zu kleineren Gefechten, nach denen sich die Mexikaner wieder zurückzogen. Aber schon wenig später zog der Präsident selbst an der Spitze seiner Armee gegen die texanischen Rebellen zu Felde. Anfang März 1836 gelang ihm die Einnahme des symbolträchtigen Forts „El Álamo“, Ende des Monats errang er einen weiteren Sieg über die Aufständischen. Unterdessen hatte der Oberbefehlshaber der texanischen Revolutionsarmee, Sam Houston, aber immer mehr Freiwillige um sich scharen können. Völlig überraschend gelang es diesen Einheiten dann, in der Schlacht am San Jacinto River am 21. April 1836 die überlegene mexikanische Armee zu besiegen. Präsident Santa Ana geriet dabei in Gefangenschaft, gestand seine Niederlage ein und erkannte Texas als unabhängige Republik an.


Schon am 7. November 1835 hatte eine beratende Versammlung, der Abgeordnete aus allen 17 texanischen Gemeinden sowie der kleinen Siedlung Pecan Point am Red River angehörten, in San Felipe eine provisorische Regierung unter Henry Smith ernannt, der damit zum ersten US-amerikanischen Gouverneur von Texas wurde. Gleichzeitig setzte man für den 1. Februar 1836 Wahlen zu einem Parlament (Kongress) an, das am 1. März des Jahres zusammentrat und am Tag darauf die Unabhängigkeit ausrief: Die „Republic of Texas“ war geboren! Am 16. März verabschiedete der Kongress eine Verfassung, die sich an jener der USA orientierte. Zum Interimspräsidenten bestimmte man David G. Burnet, der bis zu den ersten regulären Parlaments- und Präsidentenwahlen amtieren sollte. Diese fanden am 5. September 1836 statt, und Sam Houston, der Oberbefehlshaber der texanischen Freiheitsarmee im Kampf gegen Mexiko, wurde mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Der Kongress, bestehend aus Repräsentantenhaus und Senat, konstituierte sich am 3. Oktober 1836 in Columbia. Als Flagge des neuen Staates bestimmte das Parlament zunächst einen goldenen fünfzackigen Stern auf blauem Grund; erst 1839 entstand die bis heute gültige Flagge (die nach dem Anschluss von Texas an die USA 1845/46 beibehalten wurde). Nach kontroversen Diskussionen über die künftige Hauptstadt entschied man sich schließlich in einer vorläufigen Lösung für die Neugründung von Houston bei Buffalo Bayon, wohin die Regierung im April 1837 umzog. Doch schon einen Monat später wurde die Frage nach der endgültigen Hauptstadt erneut aufgeworfen. Nach langwierigen Beratungen kam man im Januar 1839 überein, dass bei der Grenzsiedlung Waterloo am östlichen Ufer des Colorado River oberhalb von Bastrop eine neue Hauptstadt errichtet werden und diese Austin heißen solle. Der Umzug dorthin konnte bereits im Oktober 1839 bewerkstelligt werden. Die Republik Texas, neben den USA und Mexiko der dritte unabhängige Staat auf dem nordamerikanischen Kontinent - Kanada war noch britische Kolonie -, wurde 1837 von den USA anerkannt, 1839 nahm man diplomatische Beziehungen zu Frankreich auf, 1840 zu Großbritannien und den Niederlanden. In der Zeit der staatlichen Unabhängigkeit wuchs die Bevölkerung von Texas jährlich um 7.000 Einwohner, zumeist durch Einwanderer, darunter auch viele Deutsche.
Anschluss erzielt


Als General Santa Ana 1841 zum zweiten Mal mexikanischer Präsident wurde, zeichneten sich neue Auseinandersetzungen ab. Trotz intensiver Vermittlungsbemühungen von texanischer Seite kam es mehrfach zu militärischen Vorstößen der Mexikaner über die Grenze hinweg. Die Vorgänge ließen daher in Texas den Ruf nach einem Anschluss an die USA lauter werden. Die Frage spielte sogar im US-Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 1844 eine Rolle, denn Demokraten (pro) und Republikaner (contra) waren sich diesbezüglich uneins. Im Juni 1845 befürwortete der texanische Kongress einen Anschluss an die USA, im Monat darauf wurde eine neue Verfassung (als US-Bundesstaat) ausgearbeitet. Mit großer Mehrheit votierten die Texaner in einer Volksabstimmung am 13. Oktober desselben Jahres für die Vorschläge, anschließend billigte der US-Kongress das Ergebnis, und so konnte Texas nach neun Jahren, elf Monaten und sieben Tagen Selbständigkeit am 29. Dezember 1845 offiziell als 28. Staat in die USA aufgenommen werden.


Der endgültig letzte Akt aber fand am 19. Februar 1846 statt, als das erste Parlament des neuen US-Bundesstaates Texas zusammentrat. Der noch amtierende Präsident Anson Jones verlas vor dem Kapitol in Austin eine Botschaft, die mit den Worten endete: “The Republic of Texas is no more“. Dann wurde die Flagge des unabhängigen Texas vom Mast gezogen und diejenige der USA gehisst. Den Abschluss der Zeremonie bildete die Einführungsansprache des neu gewählten Gouverneurs James Pinckney Henderson.


Wolfgang Reith





Präsidenten der Republik Texas


16.03.1836 - 22.10.1836 David G. Burnet
22.10.1836 - 10.12.1838 Sam Houston
10.12.1838 - 13.12, 1841 Mirabeau B. Lamar
13.12.1841 - 09.12.1844 Sam Houston
09.12.1844 - 19.02.1846 Anson Jones



Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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