Die Sache mit dem Schaltjahr und Hautfarben
Der viel geplagte Februar, von dem jedermann erwartet, dass er seinem Ruf gerecht wird, der beste Regenmonat zu sein, hat´s in diesem Jahr mit einem Tag länger in sich. Unser Gouvernement, sprich Guvernemang, schickt sich an, Hautfarbe und Rassismus in der Wirtschaft wie ehedem in der Apartheidsära wieder salonfähig zu machen. Die Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält, teilt die Leut´ erneut nach Hautfarbe ein, wenn es um Betriebskapital und Chefposten geht. Beim Platz an der Krippe zählen also Pigmente, an zweiter oder vierter Stelle erst Leistung, Bildung, Stehvermögen, Eigenkapital und bleddy-well Fleiß.
NEEEF, so heißt mos das Rassenquotenprogramm, vollständig vorbuchstabiert, pardon für die Lästigkeit: New Equitable Economic Empowerment Program, so dass Du´s Dir auf der Zunge zergehen lassen kannst. Beim Verhaspeln sollste´s ausspucken, damit die Urheber es wieder zusammensetzen können. Gemeint is hier der rabulisltische Begriff für Neo-Rassismus mit beschönigendem Namen, so wie die Sozialingenieure der Apartheid auch euphemistische Wortschöpfungen für das Salongespräch bereithielten, etwa „Getrennte Entwicklung“ für den damaligen Verteilerschlüssel „zehn Teile für den Otjirumbu und einen Teil für den Mitbürger mit kwaiem Tähn“.
Denn soviel hatten die Sozialingenieure von seinerzeit auch begriffen, das Wort Apartheid aus den Anfangsjahren der Rasseneinteilung und Diskriminierung ging net nich so lekker von der Zunge und manch Bleichgesicht hat sich - abgesehen von anderen Bedenken - bei dem Thema gewunden. Deshalb gab es eben auch die Handreichung aus der Dogmenschmiede der Rassenideologen. Sie lieferten feine Termini, um die Vorherrschaft nach Hautfarbe durch Vormundschaft, Entwicklungsziele, paternalistisches Wohlwollen und „zivilisatorische Mission auf dem schwarzen Kontinent“ schmackhaft einzukleiden. Auf dem Cocktailparkett hat das so biekie funktioniert, die Rassentrennung mit verbalen Klimmzügen zu rechtfertigen. Der Alltag im Regime hat vielfach anders ausgesehen. Die Ideologie hat bei vielen Bürgern zwischenmenschliche Beziehungen verdorben, bis „ins Grundwasser der Seele“, wie deutsche Kommentatoren treffend das Ausmaß des Haltungsschadens unter den Teutonen beschrieben haben, den die forcierte Zweiteilung Deutschlands bei den Leuten angerichtet hat.
Die Unmöglichkeit der Apartheid wurde nacheinander schon an dem Eiertanz deutlich, wie schwarze Mitbürger „politisch korrekt“ benannt werden sollten. Unter der Apartheid wurde auf staatlicher Ebene zunächst der Begriff „Kaffer“ abgeschafft, weil schon damals als anstößig empfunden. Die Südwestafrikanischen Volksorganisation schreibt sich das manchmal auf ihre Fahnen, aber das sind fremde Federn. Dass es heute noch den Familiennamen/Nachnamen „Kaffer“ gibt, hat damit nix zu tun. Für die Kategorien gab es dann die Begriffe „native“, „inboorling“, „naturel“ „Bantoe“, Eingeborener, Europäer, Blankes, Nie-Blankes, Non-Whites etc. Check moi, Schwarze waren Nie-Blankes/Non-Whites. aber Weiße wurden nich Non-Blacks/Nie-Swartes genannt!
Diese Rabulistik musste Dir auf der Zunge zergehen lassen. Schwarze und Braune wurden offiziell mit negierenden, verneinenden Begriffen etikettiert, dass sie nämlich etwas nicht seien, Non-Whites, Nie-Blankes, Nichtweiße. Das heißt toch implizit, dass ihnen eben immer was fehle und zwar die Helligkeit des Teints. Die Apartheidskonstrukteure haben dann die negierende Vorsilbe schon mal abgeschafft, weil einigen - niemals allen! - die Peinlichkeit einer solchen Benennung eingeleuchtet hat. Sodann hat man sich aufgerafft, zur naturalistischen Hautfarbenbenennung zurückzukehren, schwarz, weiß, braun und farbig.
Jesslaik, jetzt sind wir mit der Südwestafrikanischen Volksorganisation wieder am Punkt der Wortklauberei und bei verbalem Eiertanz angelangt, dass die Comräds völlig banale Rassenpolitik im ideologischen Wattebausch verpacken wollen. „Spin me another yarn“, sagt der Engländer, dessen feinen Humor wir schätzen, aber dessen Europa-Phobie wir muilek verstehen. Aber das is ´ne andere Story.
B
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen