"Die Schule war eine permanente Baustelle"
AZ: Seit August 2002 waren Sie Schulleiter der DHPS - können Sie diese Zeit kurz zusammenfassen?
S. Frey: Diese Schule war eine permanente Baustelle. Und das ist gut so. Die neue Fußgängerbrücke am Haupteingang und die Öffnung dieses Bereiches symbolisieren unsere Philosophie: Wir bauen nämlich ständig Brücken und wollen uns immer weiter öffnen - für andere Bevölkerungsgruppen und insgesamt für die Anforderungen der Globalisierung.
AZ: Was hat die DHPS so besonders gemacht?
S. Frey: Es war die Vielfalt der Schüler und Lehrer mit verschiedenen Nationalitäten, Sprachen und kulturellen Hintergründen - so etwas habe ich noch nicht erlebt. Auch die Vielfalt der sozialen Schichten war einzigartig, deren Zuhause reicht von der Blechhütte bis zum Luxus-Wohlstand.
Das alles zeigt, dass die DHPS eben das vielfältige Leben in Namibia wiederspiegelt. Wir sind das Leben! Aus diesem Mix kommt viel Positives rüber, es wird aber auch deutlich, dass es noch große Defizite gibt. Das alles zusammenzubringen und den jungen Menschen eine Lebensaufgabe bzw. - perspektive zu geben, ist eigentlich nicht zu bewältigen, wie die Quadratur des Kreises, aber wir haben es hier jeden Tag versucht.
AZ: Wie war die Arbeit mit den Kollegen?
S. Frey: Die Zusammenarbeit in den Teams war einfach fantastisch, denn die pädagogischen Grundwerte und die Chemie haben gestimmt. Man kann eine solche Schule nicht allein leiten, sondern nur mit guten Mitarbeitern - und die hatte ich zu jeder Zeit. Es gab auch eine gute Zusammenarbeit mit der Exekutive des Elternbeirates. Ich hatte das Gefühl, dass man ein gemeinsames Ziel hatte, nämlich das Wohl der Schule.
AZ: Was waren die Sternstunden Ihrer Zeit als Schulleiter?
S. Frey: Davon gibt es eigentlich ganz viele, das ist ja das Verrückte. Das tolle ist, dass man hier gestalten kann. Wenn es gelingt, die Lehrer, Eltern und den Schulvorstand von der Richtigkeit des Handels zu überzeugen, und alle mitziehen, lassen sich hier Ideen schnell umsetzen. Wir waren in fast allen Projekten erfolgreich.
AZ: Nennen Sie bitte ein paar Beispiele.
S. Frey: Da wäre zunächst die Entwicklung eines englischsprachigen Zuges ab Klasse 1. Das ist ein Schritt in die Zukunft und wir waren auch etwas rebellisch, denn das hat beim Bundesverwaltungsamt in Deutschland nicht immer für Begeisterung gesorgt. Außerdem haben wir ein komplexes Förderprogramm aufgestellt, um schwächere Kinder aufzufangen und begabte Schüler besser zu fördern.
Als nächstes war da die Einführung der Deutschen Internationalen Abiturprüfung (DIAP). Das kam genau zur richtigen Zeit. Die DHPS war die erste Schule weltweit, die DIAP beantragt und genehmigt bekommen hat. Es war eine zukunftsweisende Entscheidung und inzwischen ist DIAP ein Erfolgsmodell geworden.
Als eine Sternschnuppe, die mir in den Schoß gefallen ist, werte ich die Einrichtung des Französisch-Zweiges. Das war wirklich ein Glücksfall der Umstände. Wir haben das Modell in kürzester Zeit entwickelt - und es funktioniert.
AZ: Was waren die größten Tiefschläge Ihrer Zeit?
S. Frey (lächelt): Die unsägliche Diskussion über das Buch "Abschied von den Eltern" (Mai bis August 2007, die Red.). Sie hat mir die Vielschichtigkeit der Bildungshintergründe und Wertevorstellungen der Menschen hier gezeigt. Aber es ist uns allen gelungen, diese Sache gemeinsam zu lösen - und zwar so, dass keiner als Verlierer hervorgegangen ist. Aus einer negativen Geschichte ist also etwas Positives entstanden, das hat die Schulgemeinschaft zusammengeschweißt. So können und müssen Konflikte gelöst werden, das wünsche ich der Schule für die Zukunft.
AZ: Apropos Zukunft, wie geht es bei Ihnen weiter?
S. Frey: Ich werde als Schulleiter zum Paracelsus-Gymnasium in Stuttgart wechseln. Das ist ein bilinguales Gymnasium, an dem mit Blick auf die Globalisierung die Unterrichtssprachen Deutsch und Englisch angewendet werden - also eine ähnliche Struktur wie an der DHPS. Als nächster Schritt soll dort das DIAP eingeführt werden. Es passt also für mich sehr gut, eine solche Pilotschule zu übernehmen.
AZ: Wie haben Sie Ihren Abschied erlebt?
S. Frey: Wehmut ist natürlich immer dabei. Denn ich habe den Aufenthalt in diesem wunderschönen Land sehr genossen. Es sind viele Freundschaften entstanden, ich werde viele Menschen und den Himmel vermissen.
Namen & Zahlen
Im Schuljahr 2008 bekommt die DHPS eine veränderte Führungsriege: Neue Schulleiterin wird Oberstudienrätin Monika Pfänder, die zuletzt als Schulleiterin des Gymnasiums am Neandertal in Erkrath (Nordrhein-Westfalen) tätig war.
Günter Gässler, zuletzt Leiter der Grund- und Hauptschule in Waldshut (Baden-Württemberg), übernimmt indes zum Schuljahresbeginn die Leitung der Primarstufe von Ingetraut Schlund. Bereits im Dezember 2007 trat Jürgen Matthaei (bekannt als langjähriger Vorsitzender des Elternbeirates) als neuer Heimleiter in den Dienst und somit die Nachfolge von Gaius Müller an. Mitte dieses Jahres kommt Klaus Rennack, derzeit Leiter der deutschen Schule in Brüssel, als stellvertretender Schulleiter nach Windhoek und löst Irmtraut Koch in dieser Position ab.
Bis gestern waren 1123 Kinder und Jugendliche für das Schuljahr 2008 an der DHPS angemeldet, davon 107 für Vorschule und Kindergarten. Das sind bereits jetzt über 50 Kinder mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
S. Frey: Diese Schule war eine permanente Baustelle. Und das ist gut so. Die neue Fußgängerbrücke am Haupteingang und die Öffnung dieses Bereiches symbolisieren unsere Philosophie: Wir bauen nämlich ständig Brücken und wollen uns immer weiter öffnen - für andere Bevölkerungsgruppen und insgesamt für die Anforderungen der Globalisierung.
AZ: Was hat die DHPS so besonders gemacht?
S. Frey: Es war die Vielfalt der Schüler und Lehrer mit verschiedenen Nationalitäten, Sprachen und kulturellen Hintergründen - so etwas habe ich noch nicht erlebt. Auch die Vielfalt der sozialen Schichten war einzigartig, deren Zuhause reicht von der Blechhütte bis zum Luxus-Wohlstand.
Das alles zeigt, dass die DHPS eben das vielfältige Leben in Namibia wiederspiegelt. Wir sind das Leben! Aus diesem Mix kommt viel Positives rüber, es wird aber auch deutlich, dass es noch große Defizite gibt. Das alles zusammenzubringen und den jungen Menschen eine Lebensaufgabe bzw. - perspektive zu geben, ist eigentlich nicht zu bewältigen, wie die Quadratur des Kreises, aber wir haben es hier jeden Tag versucht.
AZ: Wie war die Arbeit mit den Kollegen?
S. Frey: Die Zusammenarbeit in den Teams war einfach fantastisch, denn die pädagogischen Grundwerte und die Chemie haben gestimmt. Man kann eine solche Schule nicht allein leiten, sondern nur mit guten Mitarbeitern - und die hatte ich zu jeder Zeit. Es gab auch eine gute Zusammenarbeit mit der Exekutive des Elternbeirates. Ich hatte das Gefühl, dass man ein gemeinsames Ziel hatte, nämlich das Wohl der Schule.
AZ: Was waren die Sternstunden Ihrer Zeit als Schulleiter?
S. Frey: Davon gibt es eigentlich ganz viele, das ist ja das Verrückte. Das tolle ist, dass man hier gestalten kann. Wenn es gelingt, die Lehrer, Eltern und den Schulvorstand von der Richtigkeit des Handels zu überzeugen, und alle mitziehen, lassen sich hier Ideen schnell umsetzen. Wir waren in fast allen Projekten erfolgreich.
AZ: Nennen Sie bitte ein paar Beispiele.
S. Frey: Da wäre zunächst die Entwicklung eines englischsprachigen Zuges ab Klasse 1. Das ist ein Schritt in die Zukunft und wir waren auch etwas rebellisch, denn das hat beim Bundesverwaltungsamt in Deutschland nicht immer für Begeisterung gesorgt. Außerdem haben wir ein komplexes Förderprogramm aufgestellt, um schwächere Kinder aufzufangen und begabte Schüler besser zu fördern.
Als nächstes war da die Einführung der Deutschen Internationalen Abiturprüfung (DIAP). Das kam genau zur richtigen Zeit. Die DHPS war die erste Schule weltweit, die DIAP beantragt und genehmigt bekommen hat. Es war eine zukunftsweisende Entscheidung und inzwischen ist DIAP ein Erfolgsmodell geworden.
Als eine Sternschnuppe, die mir in den Schoß gefallen ist, werte ich die Einrichtung des Französisch-Zweiges. Das war wirklich ein Glücksfall der Umstände. Wir haben das Modell in kürzester Zeit entwickelt - und es funktioniert.
AZ: Was waren die größten Tiefschläge Ihrer Zeit?
S. Frey (lächelt): Die unsägliche Diskussion über das Buch "Abschied von den Eltern" (Mai bis August 2007, die Red.). Sie hat mir die Vielschichtigkeit der Bildungshintergründe und Wertevorstellungen der Menschen hier gezeigt. Aber es ist uns allen gelungen, diese Sache gemeinsam zu lösen - und zwar so, dass keiner als Verlierer hervorgegangen ist. Aus einer negativen Geschichte ist also etwas Positives entstanden, das hat die Schulgemeinschaft zusammengeschweißt. So können und müssen Konflikte gelöst werden, das wünsche ich der Schule für die Zukunft.
AZ: Apropos Zukunft, wie geht es bei Ihnen weiter?
S. Frey: Ich werde als Schulleiter zum Paracelsus-Gymnasium in Stuttgart wechseln. Das ist ein bilinguales Gymnasium, an dem mit Blick auf die Globalisierung die Unterrichtssprachen Deutsch und Englisch angewendet werden - also eine ähnliche Struktur wie an der DHPS. Als nächster Schritt soll dort das DIAP eingeführt werden. Es passt also für mich sehr gut, eine solche Pilotschule zu übernehmen.
AZ: Wie haben Sie Ihren Abschied erlebt?
S. Frey: Wehmut ist natürlich immer dabei. Denn ich habe den Aufenthalt in diesem wunderschönen Land sehr genossen. Es sind viele Freundschaften entstanden, ich werde viele Menschen und den Himmel vermissen.
Namen & Zahlen
Im Schuljahr 2008 bekommt die DHPS eine veränderte Führungsriege: Neue Schulleiterin wird Oberstudienrätin Monika Pfänder, die zuletzt als Schulleiterin des Gymnasiums am Neandertal in Erkrath (Nordrhein-Westfalen) tätig war.
Günter Gässler, zuletzt Leiter der Grund- und Hauptschule in Waldshut (Baden-Württemberg), übernimmt indes zum Schuljahresbeginn die Leitung der Primarstufe von Ingetraut Schlund. Bereits im Dezember 2007 trat Jürgen Matthaei (bekannt als langjähriger Vorsitzender des Elternbeirates) als neuer Heimleiter in den Dienst und somit die Nachfolge von Gaius Müller an. Mitte dieses Jahres kommt Klaus Rennack, derzeit Leiter der deutschen Schule in Brüssel, als stellvertretender Schulleiter nach Windhoek und löst Irmtraut Koch in dieser Position ab.
Bis gestern waren 1123 Kinder und Jugendliche für das Schuljahr 2008 an der DHPS angemeldet, davon 107 für Vorschule und Kindergarten. Das sind bereits jetzt über 50 Kinder mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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