„Die Seele nähren“
Samstagabend auf der kleinen Bühne des Warehouse Theatre: Der kräftige, junge Mann mit den kurzen gezwirbelten Strähnen sitzt auf einem Barhocker. Die Gitarre liegt in seiner Hand und auf seinem Schoß ein Handtuch, um den Schweiß aufzufangen. Zen-Zo, singt, spielt, gibt alles. Rechts von ihm steht Slick mit der Bongo zwischen den Beinen, links sitzt Michael auf seinem Cajon. Die drei kommunizieren ohne Worte, lächeln, lassen sich die Freude an der Musik ansehen. Das Publikum lauscht den beschwingten Klängen, einige Gäste tanzen dazu.
Nicht einmal einen Kilometer Luftlinie entfernt, in der Theatre School auf der Robert-Mugabe-Avenue, treffen wir Zen-Zo, der mit bürgerlichem Namen Zenzeni Mordi Haraseb heißt, wieder. Auf zwanzig Quadratmeter haben hier vier Studenten ihre Lebensräume eingeteilt. Der von Zen-Zo ist rot angestrichen: „Wie der Sonnenuntergang. Ich liebe den Sonnenuntergang. Die Farbe ist so afrikanisch.“ Nur sein Bett und ein Schreibtisch haben Platz auf den paar Fliesen, auf denen er lebt. Die Gitarre steht griffbereit im Ständer, auf dem Schlafplatz türmen sich, jetzt im Winter, dicke Decken und Kleidung. Die sonnenuntergangsfarbende Wand ist beklebt mit Postern verschiedener Veranstaltungen und mit vielen Zeitungsausschnitten. Die meisten von ihnen behandeln „Free your mind“, das Windhoeker Comedy-Festival.
Karibib – Hamburg – Windhoek
In seiner Freizeit trägt der Sänger Jogginghosen, Turnschuhe, schwarzes T-Shirt und Mütze. Er spricht leise, melodisch und sehr sanft. Gerade so, als könne er mit Worten jemanden verletzten. „Ich will Musik für deine Seele machen. Für deine Ohren und dein Herz. Ich will die Seele nähren.“ Zen-Zos eigene Lieder sind auf Damara, seiner Muttersprache. Die Melodie klingt fröhlich, seine Stimme teilweise sehr traurig. Der Song „Sa Khoana Miba“ bedeutet „Erzähl es deinen Leuten“. Es geht ihm darum, die ursprüngliche Kultur zu bewahren, die immer schneller verloren geht. Das hat ihm, sagt er, seine Großmutter vor ihrem Tod noch mit auf den Weg gegeben. Die meisten der Lieder, die er spielt, sind selbst geschrieben. Er covert aber auch solche, die ihm besonders am Herzen liegen. Zum Beispiel „Sondela“ des südafrikanischen Sängers Ringo Madlingozi . Seine Lieblingmusik reicht von Sara Tavarez bis hin zur französischen Newcomerin Zaz.
2013 kommt Zen-Zo aus seiner Heimatstadt Karibib nach Windhoek. Schon vorher hat er in verschiedenen Gruppen gesungen: Zuerst im Mascato Youth Choir, dann im Western Youth Choir und schließlich in einer Gruppe namens „The Power of 1“. Mit dem Western Youth Choir kommt der schüchterne Sänger vor drei Jahren sogar nach Deutschland: „Ich habe es geliebt. Wir waren in Hamburg, Oldenburg und Soest. Auch meine Gastfamilie hätte so gerne, dass ich wieder komme.“ Aber am liebsten, sagt der junge Musiker, würde er einmal in Würzburg beim berühmten „Africa Festival“ auftreten. „Wenn ich Namibia dort hinbringen könnte, hätten wir es geschafft“, sagt er und sein Gesicht hellt sich auf. Zu gerne würde er eine musikalische Brücke zwischen Namibia und Deutschland bauen.
Schließlich entscheidet er, nach Windhoek zu ziehen: „Ich wusste, dass es an der Zeit war, meine Musik weiter voranzubringen. Traditionelle Musik wird hier überhaupt nicht genug gefördert.“ So kommt er alleine in die Hauptstadt, um am College of the Arts (CoA) zu studieren. Am Anfang hat er nicht einmal eine Unterkunft: Die ersten paar Wochen schläft er mit ein paar Freunden draußen auf dem Gelände des CoA. „Aber das war ok, wir waren Jungs, das machen Jungs so“, räumt er ein. Dann fährt er nachdenklicher fort: „Das Großstadtleben ist schwer.“ Innerhalb kurzer Zeit organisiert ihm das CoA aber eine Bleibe, er kommt mit den richtigen Leuten in Kontakt und tritt mit verschiedenen Bands auf. Am College of the Arts lernt er Musiktheorie, verbessert sein Gitarren- und Pianospiel und erhält eine klassische Gesangsausbildung. Außerdem beginnt er, afrikanische Instrumente wie Percussions und Marimba zu spielen. „Das College of the Arts ist eine gute Sache. Viel mehr Musiker sollten dorthin kommen und anfangen, zu lernen.“
Ein bisschen mehr Herz
Manchmal regt er sich ein bisschen auf über jene Künstler, die nur „Playbackmusik“ machen und nicht einmal Instrumente spielen. „Denn wenn es dir als Musiker schlecht geht“, sagt er „willst du eigentlich nur nach deiner Gitarre greifen, spielen und dich wieder besser fühlen“. Der ruhige Chorjunge hat sich zum selbstbewussten Sänger entwickelt. „Ich weiß jetzt, wo ich hin will. Ich will ernsthafte Musik machen“, sagt er. Das bedeutet für ihn: „Musik, die andauert. Die Einfluss hat und Veränderung in den Menschen bewirken kann.“
Mittlerweile kann der 25-jährige sich sein Leben mit den Auftritten finanzieren. Er tritt im Warehouse Theatre auf, aber auch in anderen Bars und Clubs wie dem Jojos. Außerdem spielt er von Zeit zu Zeit private Nachbarschaftskonzerte. Pro Abend nimmt er etwa 800 bis 1000 Namibia-Dollar ein. Bei drei, vier Auftritten im Monat kommt er über die Runden. Natürlich gibt noch Potenzial nach oben. Aber ihm geht es weniger um Geld als um Einfluss: „Ich will alle namibischen Musiker erreichen. Ich will, dass sie sich an den Händen nehmen und gemeinsam vorwärts gehen. Viele von ihnen sehen nicht die Ernsthaftigkeit der Musik, es fehlt ihnen an Originalität.“
Seine erste CD kommt im Juni heraus, auch das Video wird nächsten Monat fertig gestellt. Zen-Zo rechnet mit positivem Feedback – so wie neulich im Warehouse Theatre. Das Publikum sei begeistert gewesen und teilweise auch sehr gerührt. „Manchmal weinen die Leute sogar“, sagt er leise. Aber genau das ist schließlich, was er erreichen will. „Ich will die Hand ausstrecken für ein bisschen mehr Herz da draußen.“
Von Ina Briest, Windhoek
Nicht einmal einen Kilometer Luftlinie entfernt, in der Theatre School auf der Robert-Mugabe-Avenue, treffen wir Zen-Zo, der mit bürgerlichem Namen Zenzeni Mordi Haraseb heißt, wieder. Auf zwanzig Quadratmeter haben hier vier Studenten ihre Lebensräume eingeteilt. Der von Zen-Zo ist rot angestrichen: „Wie der Sonnenuntergang. Ich liebe den Sonnenuntergang. Die Farbe ist so afrikanisch.“ Nur sein Bett und ein Schreibtisch haben Platz auf den paar Fliesen, auf denen er lebt. Die Gitarre steht griffbereit im Ständer, auf dem Schlafplatz türmen sich, jetzt im Winter, dicke Decken und Kleidung. Die sonnenuntergangsfarbende Wand ist beklebt mit Postern verschiedener Veranstaltungen und mit vielen Zeitungsausschnitten. Die meisten von ihnen behandeln „Free your mind“, das Windhoeker Comedy-Festival.
Karibib – Hamburg – Windhoek
In seiner Freizeit trägt der Sänger Jogginghosen, Turnschuhe, schwarzes T-Shirt und Mütze. Er spricht leise, melodisch und sehr sanft. Gerade so, als könne er mit Worten jemanden verletzten. „Ich will Musik für deine Seele machen. Für deine Ohren und dein Herz. Ich will die Seele nähren.“ Zen-Zos eigene Lieder sind auf Damara, seiner Muttersprache. Die Melodie klingt fröhlich, seine Stimme teilweise sehr traurig. Der Song „Sa Khoana Miba“ bedeutet „Erzähl es deinen Leuten“. Es geht ihm darum, die ursprüngliche Kultur zu bewahren, die immer schneller verloren geht. Das hat ihm, sagt er, seine Großmutter vor ihrem Tod noch mit auf den Weg gegeben. Die meisten der Lieder, die er spielt, sind selbst geschrieben. Er covert aber auch solche, die ihm besonders am Herzen liegen. Zum Beispiel „Sondela“ des südafrikanischen Sängers Ringo Madlingozi . Seine Lieblingmusik reicht von Sara Tavarez bis hin zur französischen Newcomerin Zaz.
2013 kommt Zen-Zo aus seiner Heimatstadt Karibib nach Windhoek. Schon vorher hat er in verschiedenen Gruppen gesungen: Zuerst im Mascato Youth Choir, dann im Western Youth Choir und schließlich in einer Gruppe namens „The Power of 1“. Mit dem Western Youth Choir kommt der schüchterne Sänger vor drei Jahren sogar nach Deutschland: „Ich habe es geliebt. Wir waren in Hamburg, Oldenburg und Soest. Auch meine Gastfamilie hätte so gerne, dass ich wieder komme.“ Aber am liebsten, sagt der junge Musiker, würde er einmal in Würzburg beim berühmten „Africa Festival“ auftreten. „Wenn ich Namibia dort hinbringen könnte, hätten wir es geschafft“, sagt er und sein Gesicht hellt sich auf. Zu gerne würde er eine musikalische Brücke zwischen Namibia und Deutschland bauen.
Schließlich entscheidet er, nach Windhoek zu ziehen: „Ich wusste, dass es an der Zeit war, meine Musik weiter voranzubringen. Traditionelle Musik wird hier überhaupt nicht genug gefördert.“ So kommt er alleine in die Hauptstadt, um am College of the Arts (CoA) zu studieren. Am Anfang hat er nicht einmal eine Unterkunft: Die ersten paar Wochen schläft er mit ein paar Freunden draußen auf dem Gelände des CoA. „Aber das war ok, wir waren Jungs, das machen Jungs so“, räumt er ein. Dann fährt er nachdenklicher fort: „Das Großstadtleben ist schwer.“ Innerhalb kurzer Zeit organisiert ihm das CoA aber eine Bleibe, er kommt mit den richtigen Leuten in Kontakt und tritt mit verschiedenen Bands auf. Am College of the Arts lernt er Musiktheorie, verbessert sein Gitarren- und Pianospiel und erhält eine klassische Gesangsausbildung. Außerdem beginnt er, afrikanische Instrumente wie Percussions und Marimba zu spielen. „Das College of the Arts ist eine gute Sache. Viel mehr Musiker sollten dorthin kommen und anfangen, zu lernen.“
Ein bisschen mehr Herz
Manchmal regt er sich ein bisschen auf über jene Künstler, die nur „Playbackmusik“ machen und nicht einmal Instrumente spielen. „Denn wenn es dir als Musiker schlecht geht“, sagt er „willst du eigentlich nur nach deiner Gitarre greifen, spielen und dich wieder besser fühlen“. Der ruhige Chorjunge hat sich zum selbstbewussten Sänger entwickelt. „Ich weiß jetzt, wo ich hin will. Ich will ernsthafte Musik machen“, sagt er. Das bedeutet für ihn: „Musik, die andauert. Die Einfluss hat und Veränderung in den Menschen bewirken kann.“
Mittlerweile kann der 25-jährige sich sein Leben mit den Auftritten finanzieren. Er tritt im Warehouse Theatre auf, aber auch in anderen Bars und Clubs wie dem Jojos. Außerdem spielt er von Zeit zu Zeit private Nachbarschaftskonzerte. Pro Abend nimmt er etwa 800 bis 1000 Namibia-Dollar ein. Bei drei, vier Auftritten im Monat kommt er über die Runden. Natürlich gibt noch Potenzial nach oben. Aber ihm geht es weniger um Geld als um Einfluss: „Ich will alle namibischen Musiker erreichen. Ich will, dass sie sich an den Händen nehmen und gemeinsam vorwärts gehen. Viele von ihnen sehen nicht die Ernsthaftigkeit der Musik, es fehlt ihnen an Originalität.“
Seine erste CD kommt im Juni heraus, auch das Video wird nächsten Monat fertig gestellt. Zen-Zo rechnet mit positivem Feedback – so wie neulich im Warehouse Theatre. Das Publikum sei begeistert gewesen und teilweise auch sehr gerührt. „Manchmal weinen die Leute sogar“, sagt er leise. Aber genau das ist schließlich, was er erreichen will. „Ich will die Hand ausstrecken für ein bisschen mehr Herz da draußen.“
Von Ina Briest, Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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