Die „Stimme“ Gaby Ahrens in der Pflicht
Die Taube auf dem Dach hat bei ihr keine Chance, mit drei Olympiateilnahmen (2008, 2012, 2016) und jahrelanger Erfahrung als Nummer eins der Wurfscheibenschützen (ehemals Tontaubenschießen) auf dem afrikanischen Kontinent, gewann Gaby Ahrens (G.A.) unter anderem bronzenes Edelmetall bei den Common-Wealth-Spielen 2010 in Neu Delhi. 2012 beerbte die 39- Jährige den Radsportler Mannie Heymans als Flaggen-Trägerin bei Olympia in London. Zurzeit beschäftigt sich die Geschäftsfrau eher häuslich, vor acht Wochen wurde Ahrens Mutter. Ich (Olaf Mueller/O.M.) habe einen kurzen Fragenkatalog zusammengestellt und ihr per E-Mail zugesandt, um zu erfahren, wie die „Stimme“ der namibischen Athleten in diesen Zeiten den Alltag meistert.
O.M.: Gaby, dreimal Olympische Spiele, ich kann mir vorstellen wie umwerfend es schon beim ersten Mal für dich gewesen sein muss, dabei zu sein. Jetzt als Vorsitzende der Athletenkommission und somit Stimme der namibischen Athleten und durch die weiteren Aufgaben beim Nationalen Namibischen Olympischen Komitee (NNOC), hast du auch eine Fürsorgepflicht für die Nachrücker. Als die Olympischen Spiele verschoben wurden, stand da bei dir das Telefon noch still? Haben dich Athleten um Rat gebeten und welche Auskunft konntest du erteilen?
G.A.: Meine Rolle als Athletensprecherin und Repräsentantin besteht darin, für die Rechte, Ideologien und Ansichten einzutreten und dafür zu sorgen, dass diese Berücksichtigung in den Entscheidungsgremien finden. Die Sportler(innen) stehen im Mittelpunkt der olympischen Bewegung und das ist in Namibia ganz genauso. Die Sportförderung, von der die meisten profitieren, wird ausgedehnt, um eine reibungslose Qualifikationsphase für die Spiele 2021 zu gewährleisten, egal, ob eine erneute Qualifikation ansteht, aussteht oder nicht. Nach etlichen Telefonkonferenzen mit den anderen Athletenvertretern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) durfte ich den namibischen Athleten versichern, dass die Sportförderung bis zu den Spielen weiter fortgeführt wird. Für die bereits qualifizierten Athleten, hat diese weiterhin Gültigkeit.
O.M.: Für einige der Sportler(innen) war diese Qualifikationsphase vielleicht die letzte Chance, ein Ticket für Olympia zu lösen. Jüngere Athleten rücken nach, der Körper ist/war auf dem Top-Entwicklungsphase der sportlichen Leistungskurve, was es nicht einfacher macht. Klar, man kann noch mehr trainieren, sein Training gegebenenfalls anpassen, aber es ist nun mal Fakt, dass die Regenerationszeiten zunehmen, dass das Verletzungsrisiko steigt und die Leistungskurve sinkt. Wie geht das NNOC mit diesen Athleten um, gibt es Programme, die Sportler(innen) davor bewahren in ein Loch zu fallen?
G.A.: Das NNOC hält ständigen Kontakt zu den Athleten und es gilt der Grundsatz der „offenen Türe“. Weiterhin gilt der Rat sich auf der www.athlete365.org Webseite immer auf dem Laufenden zu halten. Hier gibt es gezielte Informationen zum Corona Virus und wie der letzte Stand ist. Dieser wird von der Athletenkommission des IOC aktualisiert. Es gibt viele virtuelle Ratgeber die den Sportler(innen) dabei helfen, mit dem „Leben nach dem Sport“ umzugehen und wie man sich am besten verhält, sollte mal nicht alles nach Plan verlaufen.
Die namibische Athletenkommission hat ein mannigfaltiges Programmangebot an Seminaren, das gerade diese Themen aufarbeitet. Dennoch muss im Hinterkopf behalten werden, dass alle Sportler im selben Boot sitzen. Ja, die Athleten sind dafür verantwortlich ihren Trainingsplan und die damit verbundenen Routinen neu zu Takten und anzupassen.
Großartige Sportler(innen) zeichnet aus, die Spannkraft zu halten und sich den Herausforderungen zu stellen. Unsere Athleten sind sehr fokussiert und zielorientiert und die Verschiebung der Spiele wird sie nicht vom Ziel abbringen.
O.M.: Was ist mit denen, die sich noch qualifizieren müssen und deren Etat bereits ausgereizt ist? Hat das NNOC die Geldmittel, um deren Geldbeutel ein wenig zu entlasten? Gibt es eine Kooperation mit der namibischen Sportkommission oder dem Ministerium?
G.A.: Das NNOC stellt den qualifizierten Athleten die Ressourcen zur Verfügung, die es Bedarf und identifiziert diejenigen potenziellen Individuen, deren Qualifikation weiterhin gefördert wird. Einige der Qualifikationswettkämpfe wurden auf 2021 verlegt. Das NNOC wird in diesen Fällen beraten, wo Unterstützung notwendig ist.
Weiterhin wurde ein Etatplan an die NSC und das zuständige Ministerium weitergeleitet, um weitere Ressourcen zuzuteilen. Dieser Prozess findet vierteljährlich statt.
O.M.: Hat der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, deiner Meinung nach richtig gehandelt, die Bekanntgabe der Verschiebung der Spiele so weit hinaus zu zögern?
G.A.: Ja, ich bin der Meinung, dass es richtig war. Die Olympischen Spiele sind ein riesiges Instrument mit sehr großem Einfluss auf unglaublich viele Sektoren.
O.M.: Maske tragen oder nicht, war die Entscheidung den Lockdown zu verlängern richtig oder nicht? Diese Fragen bestimmen im Moment unseren Alltag. Für dich als Mutter eines acht Wochen alten Mädchens gibt es definitiv viel anderes was deine Aufmerksamkeit verlangt. Sicher wird dir nicht langweilig, aber was machst du den ganzen Tag sonst nebenher. Schon irgendwelche neuen Hobbys entdeckt?
G.A.: Ich befinde mich gerade in Mutterschaft und die Ausgangsbeschränkung betrifft mich deswegen auch weniger. Positiv wirkt sich die Beschränkung für uns deswegen aus, da mein Mann derzeit zu Hause ist und deswegen auch teilhaben kann und mir unter die Arme greift. Die Kleine hält mich auf Trapp und zwischen den Mahlzeiten (alle drei Stunden) bleibt nur wenig Zeit, in der ich mich um E-Mails kümmere und mich im Heim-Gym fit halte. Ich bastele mir derzeit eine Art Vitrine in der ich dann aussortierte Fotos und Medaillen präsentieren kann.
O.M.: Was wirst du als erstes in Angriff nehmen, wenn die Ausgangsbeschränkung vorüber ist und/oder alles wieder beim „alten“ ist?
G.A.: Ich werde einen Cappuccino
in einer Gastronomie am Weinberg genießen.
O.M.: Und was wird dir am meisten
fehlen?
G.A: All die qualitative Zeit, die ich derzeit mit Mann und Kind verbringen kann.
Vielen Dank, Gesundheit und bis bald.
Olaf Mueller
O.M.: Gaby, dreimal Olympische Spiele, ich kann mir vorstellen wie umwerfend es schon beim ersten Mal für dich gewesen sein muss, dabei zu sein. Jetzt als Vorsitzende der Athletenkommission und somit Stimme der namibischen Athleten und durch die weiteren Aufgaben beim Nationalen Namibischen Olympischen Komitee (NNOC), hast du auch eine Fürsorgepflicht für die Nachrücker. Als die Olympischen Spiele verschoben wurden, stand da bei dir das Telefon noch still? Haben dich Athleten um Rat gebeten und welche Auskunft konntest du erteilen?
G.A.: Meine Rolle als Athletensprecherin und Repräsentantin besteht darin, für die Rechte, Ideologien und Ansichten einzutreten und dafür zu sorgen, dass diese Berücksichtigung in den Entscheidungsgremien finden. Die Sportler(innen) stehen im Mittelpunkt der olympischen Bewegung und das ist in Namibia ganz genauso. Die Sportförderung, von der die meisten profitieren, wird ausgedehnt, um eine reibungslose Qualifikationsphase für die Spiele 2021 zu gewährleisten, egal, ob eine erneute Qualifikation ansteht, aussteht oder nicht. Nach etlichen Telefonkonferenzen mit den anderen Athletenvertretern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) durfte ich den namibischen Athleten versichern, dass die Sportförderung bis zu den Spielen weiter fortgeführt wird. Für die bereits qualifizierten Athleten, hat diese weiterhin Gültigkeit.
O.M.: Für einige der Sportler(innen) war diese Qualifikationsphase vielleicht die letzte Chance, ein Ticket für Olympia zu lösen. Jüngere Athleten rücken nach, der Körper ist/war auf dem Top-Entwicklungsphase der sportlichen Leistungskurve, was es nicht einfacher macht. Klar, man kann noch mehr trainieren, sein Training gegebenenfalls anpassen, aber es ist nun mal Fakt, dass die Regenerationszeiten zunehmen, dass das Verletzungsrisiko steigt und die Leistungskurve sinkt. Wie geht das NNOC mit diesen Athleten um, gibt es Programme, die Sportler(innen) davor bewahren in ein Loch zu fallen?
G.A.: Das NNOC hält ständigen Kontakt zu den Athleten und es gilt der Grundsatz der „offenen Türe“. Weiterhin gilt der Rat sich auf der www.athlete365.org Webseite immer auf dem Laufenden zu halten. Hier gibt es gezielte Informationen zum Corona Virus und wie der letzte Stand ist. Dieser wird von der Athletenkommission des IOC aktualisiert. Es gibt viele virtuelle Ratgeber die den Sportler(innen) dabei helfen, mit dem „Leben nach dem Sport“ umzugehen und wie man sich am besten verhält, sollte mal nicht alles nach Plan verlaufen.
Die namibische Athletenkommission hat ein mannigfaltiges Programmangebot an Seminaren, das gerade diese Themen aufarbeitet. Dennoch muss im Hinterkopf behalten werden, dass alle Sportler im selben Boot sitzen. Ja, die Athleten sind dafür verantwortlich ihren Trainingsplan und die damit verbundenen Routinen neu zu Takten und anzupassen.
Großartige Sportler(innen) zeichnet aus, die Spannkraft zu halten und sich den Herausforderungen zu stellen. Unsere Athleten sind sehr fokussiert und zielorientiert und die Verschiebung der Spiele wird sie nicht vom Ziel abbringen.
O.M.: Was ist mit denen, die sich noch qualifizieren müssen und deren Etat bereits ausgereizt ist? Hat das NNOC die Geldmittel, um deren Geldbeutel ein wenig zu entlasten? Gibt es eine Kooperation mit der namibischen Sportkommission oder dem Ministerium?
G.A.: Das NNOC stellt den qualifizierten Athleten die Ressourcen zur Verfügung, die es Bedarf und identifiziert diejenigen potenziellen Individuen, deren Qualifikation weiterhin gefördert wird. Einige der Qualifikationswettkämpfe wurden auf 2021 verlegt. Das NNOC wird in diesen Fällen beraten, wo Unterstützung notwendig ist.
Weiterhin wurde ein Etatplan an die NSC und das zuständige Ministerium weitergeleitet, um weitere Ressourcen zuzuteilen. Dieser Prozess findet vierteljährlich statt.
O.M.: Hat der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, deiner Meinung nach richtig gehandelt, die Bekanntgabe der Verschiebung der Spiele so weit hinaus zu zögern?
G.A.: Ja, ich bin der Meinung, dass es richtig war. Die Olympischen Spiele sind ein riesiges Instrument mit sehr großem Einfluss auf unglaublich viele Sektoren.
O.M.: Maske tragen oder nicht, war die Entscheidung den Lockdown zu verlängern richtig oder nicht? Diese Fragen bestimmen im Moment unseren Alltag. Für dich als Mutter eines acht Wochen alten Mädchens gibt es definitiv viel anderes was deine Aufmerksamkeit verlangt. Sicher wird dir nicht langweilig, aber was machst du den ganzen Tag sonst nebenher. Schon irgendwelche neuen Hobbys entdeckt?
G.A.: Ich befinde mich gerade in Mutterschaft und die Ausgangsbeschränkung betrifft mich deswegen auch weniger. Positiv wirkt sich die Beschränkung für uns deswegen aus, da mein Mann derzeit zu Hause ist und deswegen auch teilhaben kann und mir unter die Arme greift. Die Kleine hält mich auf Trapp und zwischen den Mahlzeiten (alle drei Stunden) bleibt nur wenig Zeit, in der ich mich um E-Mails kümmere und mich im Heim-Gym fit halte. Ich bastele mir derzeit eine Art Vitrine in der ich dann aussortierte Fotos und Medaillen präsentieren kann.
O.M.: Was wirst du als erstes in Angriff nehmen, wenn die Ausgangsbeschränkung vorüber ist und/oder alles wieder beim „alten“ ist?
G.A.: Ich werde einen Cappuccino
in einer Gastronomie am Weinberg genießen.
O.M.: Und was wird dir am meisten
fehlen?
G.A: All die qualitative Zeit, die ich derzeit mit Mann und Kind verbringen kann.
Vielen Dank, Gesundheit und bis bald.
Olaf Mueller
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Allgemeine Zeitung
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