Die Verführung des Kalküls
Wenn Kinder groß werden, stellen sie eine immer wiederkehrende Frage: Warum etwas so ist, wie es ist. Sie fragen nach der Farbe des Himmels, der Notwendigkeit von Geld und der Erfordernis, zur Schule zu gehen. Sie wollen wissen, weshalb ein Auto fahren und ein Hund bellen kann. Und wieso eine Ernährung mit Pizza und Cola nicht ausreichend ist und Wäsche überhaupt gewaschen werden muss. Angetrieben von Neugier und Eifer lernen sie die Welt kennen, um sich ihre eigene zu bauen.
Werden wir älter, verliert sich diese Eigenschaft. Sei es, weil wir vieles gelernt und begriffen haben. Sei es aber auch aus einer Resignation heraus, etwas zu überdenken, was einfach funktioniert und auf das Verlass ist. So wandern wir durch unsere geschaffene Welt und genießen ihre Vorzüge. Bis zu jenem Zeitpunkt, in dem sie über den Haufen geworfen wird.
Und das geschieht zum Beispiel dann, wenn zwei Menschen mutmaßlich erschossen werden. Wenn ein Angestellter des Büros des Präsidenten Selbstmord begeht. Wenn die Notre-Dame in Paris Feuer fängt.
Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen, unmittelbar nach dem Warum zu fragen. Noch bevor das Ausmaß einer Katastrophe klar ist, begeben wir uns auf die Suche nach ihrem Grund. Fast süchtig wühlen wir in Indizien, halten uns an Bruchteilen fest, wollen das Puzzle augenblicklich zusammensetzen. Wir wollen verstehen und begreifen. Wollen wieder unsere Welt, die wir bedenken- und „warumlos“ durchstreifen können.
Fast scheint es, als bilde die Beschäftigung mit dem Warum eine schützende Hülle für den Rückweg. Als würde die Suche nach der Antwort die Fassungslosigkeit verdrängen können. Als sei dies ein Schritt nach vorn, um nicht den schmerzenden Schock ertragen zu müssen.
Dafür scheint jedes Mittel recht. Spekulation und Kalkül werden akzeptiert, um dem Warum binnen kürzester Zeit zu begegnen. Doch dann hat die so natürliche Frage ihren Sinn verloren. Und dann sollten wir uns fragen, warum wir die bloße Warum-Frage nicht ertragen können.
Von Nina Cerezo
Werden wir älter, verliert sich diese Eigenschaft. Sei es, weil wir vieles gelernt und begriffen haben. Sei es aber auch aus einer Resignation heraus, etwas zu überdenken, was einfach funktioniert und auf das Verlass ist. So wandern wir durch unsere geschaffene Welt und genießen ihre Vorzüge. Bis zu jenem Zeitpunkt, in dem sie über den Haufen geworfen wird.
Und das geschieht zum Beispiel dann, wenn zwei Menschen mutmaßlich erschossen werden. Wenn ein Angestellter des Büros des Präsidenten Selbstmord begeht. Wenn die Notre-Dame in Paris Feuer fängt.
Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen, unmittelbar nach dem Warum zu fragen. Noch bevor das Ausmaß einer Katastrophe klar ist, begeben wir uns auf die Suche nach ihrem Grund. Fast süchtig wühlen wir in Indizien, halten uns an Bruchteilen fest, wollen das Puzzle augenblicklich zusammensetzen. Wir wollen verstehen und begreifen. Wollen wieder unsere Welt, die wir bedenken- und „warumlos“ durchstreifen können.
Fast scheint es, als bilde die Beschäftigung mit dem Warum eine schützende Hülle für den Rückweg. Als würde die Suche nach der Antwort die Fassungslosigkeit verdrängen können. Als sei dies ein Schritt nach vorn, um nicht den schmerzenden Schock ertragen zu müssen.
Dafür scheint jedes Mittel recht. Spekulation und Kalkül werden akzeptiert, um dem Warum binnen kürzester Zeit zu begegnen. Doch dann hat die so natürliche Frage ihren Sinn verloren. Und dann sollten wir uns fragen, warum wir die bloße Warum-Frage nicht ertragen können.
Von Nina Cerezo
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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