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Die Wege der UNO sind lang und seltsam

Globalisierung, Wissensgesellschaft, Informationszeitalter. In loser Reihenfolge wird sich die AZ in den nächsten Monaten diesen Themen widmen. Wir wollen auch überprüfen, ob diejenigen, die diese Begriffe propagieren, sich selber überhaupt danach richten.

"Ich denke, also bin ich". Dieser Satz des Philosophen Rene Descartes ist rund 400 Jahre alt und begründete in Europa die so genannte "neue Philosophie", die ein ganz neues Menschenbild prägte. Für unsere globalisierte Welt des 21. Jahrhunderts reicht diese Erkenntnis allerdings nicht mehr.

Soziologen und Biologen sind sich darüber einig, dass Menschen nicht nur denkende, sondern auch lernfähige Kreaturen sind. Die Fähigkeit Wissen aufzunehmen, in neuen Zusammenhängen zu verarbeiten und an andere weiterzugeben, ist für viele Wissenschaftler sogar das entscheidende Merkmal, welches den Begriff "Mensch" definiert. Als Schlussfolgerung sollte deshalb der Satz "Ich lerne, also bin ich" ein Charakteristikum des modernen Menschen sein. Und tatsächlich findet sich die Erkenntnis, dass Menschen unbedingt gemeinsam aus Fehlern lernen müssen, um weiterzukommen, überall in der modernen Literatur wieder. Auch in die Entwicklungspolitik hat der Satz Einzug gehalten. "Hilfe zur Selbsthilfe", "Bildung vor Nahrung" und "Nachhaltigkeit statt Trostpflaster" sind seitdem die Schlagwörter, die sich die großen Organisationen wie Unicef, WHO und Weltbank auf die Fahnen geschrieben haben.

Nur leider verlangen die spenden- und steuerfinanzierten Weltorganisationen diese hehren Tugenden meist von den anderen, sie selbst verharren allzu oft behördengleich in ihren Elfenbeintürmen und blasen das ihnen anvertraute Geld wirkungslos in alle Himmelsrichtungen.

Zentralisierte Entscheidungen fördern die Korruption, Probleme kann man nachhaltig nur vor Ort lösen. Das sind uralte Erkenntnisse, die vermutlich jeder Bürger der ehemaligen Sowjetunion sofort unterschreiben würde. Bei den großen Hilfsorganisationen ist das scheinbar noch nicht angekommen. Aber von vorn:

Irgendwo in einem amerikanischen Büro oder einem japanischen Labor keimte vor einigen Jahren die Idee, dass chemisch behandelte Moskitonetze hervorragend für den Kampf gegen die Malaria geeignet sind. Ohne ausreichende Expertenmeinungen aus den betroffenen Gebieten einzuholen, wurde diese Idee prompt zur Wahrheit erklärt. Mit Entwicklungshilfegeldern wurde in Tansania eine Fabrik gebaut, die seitdem mit japanischem Know-how "Long Lasting Insectisidal Bednets" (LLIN?s) herstellt. Die großen Hilfsorganisationen ordern fast nur noch diese Netze und verteilen sie in Malariagebieten in ganz Afrika. Tausende davon sind auch bei den Flutopfern im Caprivi gelandet. Da gibt es nur ein Problem - diese Netze sind chemisch verseucht. Sie sind mit der Chemikalie Permethrin behandelt.

Das Insektizid Permethrin gehört zur Familie der Pyrethroide. Das sind hochwirksame synthetische Neurotoxine, Nervengifte, die auf Grund ihrer "allgemein guten Verträglichkeit für Säugetiere" seit den siebziger Jahren besonders in der Landwirtschaft Anwendung finden. Permethrin wird unter anderm in der Baumwoll- und Weizenzucht gegen Schädlinge verwendet, in den USA kommt es nach Schätzungen der Umweltschutzbehörde EPA (U.S. Environmental Protection Agency) pro Jahr Millionen Mal zum Einsatz. Der Unterschied zum Caprivi ist allerdings - die Amerikaner wissen, was sie da verwenden und gehen dementsprechend vorsichtig damit um. Die ganz Armen, die auf der Suche nach einem Fischfangnetz schon mal ihr Moskitonetz benutzen, wissen das nicht. Ein Säugling im Caprivi auf der Suche nach einem Nuckel weiß das nicht. Die Hühner, die dort überall herumlaufen und Insekten aufpicken, wissen das nicht. Sie alle wissen nicht, dass Permethrin bei direkter Aufnahme laut der EPA krebserregend, frucht- und erbgutschädigend ist.

In Namibia selbst gibt es jemanden, der auf die LLIN?s verzichtet und klassische Moskitonetze aus lokaler Produktion anbietet. Aber Uwe Rathmann und seine Firma Mossi Nets ist den Hilfsorganisationen nicht "lekker" genug, scheinbar.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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