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Die Wirtschaft 2009: Für Namibia gilt Hoffnung und Zuversicht

AZ: Welchen Faktor machen Sie für die Ebbe auf den Weltfinanzmärkten verantwortlich?
T. Liebenberg: Der Zeitgeist sieht die Schuld bei der so genannten US-Sub-Prime-Krise, aber ich kann Ihnen versichern, dass diese Krise nur der letzte Tropfen war, kaum aber die Wurzel des Problems. Im Vertrauen auf endloses Wirtschaftswachstum und weiter steigende Preise von Vermögenswerten wurde verstärkt in hochriskante Finanzderivate, die zu einem Großteil mit Fremdkapital "gehebelt" wurden, investiert. Das Verbrauchervertrauen war enorm hoch. Dies hat dazu geführt, dass die Kreditvergabe und der Verschuldungsgrad in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Zu einem geringen Teil wurde dies auch in Südafrika beobachtet, aber hier in Namibia war es kaum bemerkbar. Als diese Kredit-Party zu Ende ging, kollabierten die Weltmärkte.

AZ: Ist dies nur eine Rezession oder kann sich daraus eine weltweite Depression entwickeln?
T. Liebenberg: Momentan stecken die USA sowie viele Industrie- und Schwellenländer in einer schlimmen Rezession, die wahrscheinlich bis Ende 2009 anhalten wird. Es könnte sogar die schlimmste Rezession in den USA seit den 50er Jahren werden. Die durch Hebelwirkung aufgeblähte Kreditblase ist dabei zu platzen, mit enormer Auswirkung besonders auf die US-amerikanische Volkswirtschaft. Viele etablierte Wirtschaften müssen sich auf eine harte Landung und aufstrebende Märkte auf einen massiven Rückgang vorbereiten. Ich bin aber nicht so pessimistisch, eine Depression im Stile der 30er Jahre zu prophezeien.

AZ: Experten sehen aber Ähnlichkeiten zwischen der damaligen und heutigen Situation.
T. Liebenberg: Viele Merkmale deuten darauf hin, u.a. die Verwirrung an den Börsen oder die größte Häuserpreis-Implosion seit den 30ern. Wir haben aber kein komplettes Bild und daher können wir viele wirtschaftliche Einflüsse nicht einschätzen. Zum Beispiel wissen wir nicht, wie hoch der Verbraucherindex damals war. Noch ein prägnanter Unterschied ist, dass diesmal sämtliche Regierungen alles tun, um die Krise einzudämmen.

AZ: Welchen Einfluss hat die US-getriebene Rezession auf Namibia?
T. Liebenberg: Ich glaube, dass wir dieses Jahr eine weltweite Rezession erleben werden. Ich bezweifle aber, dass wir in Namibia oder Südafrika so weit kommen wird. Wir müssen einsehen, dass wir noch immer relative kleine Spieler in der Weltwirtschaft sind und daher unsere Ökonomie nicht unbedingt deren Trends folgt. Im Kern ist unsere Wirtschaft stabil, wir werden der Rezession im Allgemeinen entkommen.

AZ: Wie lange wird die Weltwirtschaftskrise andauern?
T. Liebenberg: Ich schätze, dass die Rezession bis ins 4. Quartal 2009 andauert und sich die Märkte diesmal sehr langsam erholen werden. Die amerikanischen Verbraucher brauchen Zeit, um ihr Marktvertrauen wieder zu beleben und Geld auszugeben. Dies wird Präsident Obamas größte Herausforderung: Wie leitet man Regierungsinitiativen in Verbraucherausgaben um? Ich glaube, dass die Normalität erst Ende 2009 oder Anfang 2010 zurückkehrt. Ganz im Gegenteil zu Namibia und Südafrika, wo das Vertrauen der Verbraucher nach wie vor hoch ist, da wir 2009 Zinssenkungen erwarten und der wirkliche Einfluss der Fußball-WM 2010 erst ab diesem Jahr einzuschätzen ist.

AZ: Sie sind also optimistisch, was die namibische Wirtschaft angeht?
T. Liebenberg: Ja, das bin ich. Im Gegensatz zu Island, wo die Zentralbank technisch gesehen insolvent ist und die Isländische Währung (Krona) mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt hat, ist unser Bankensektor gut reguliert und das Risikoprofil überschaubar. Die Kreditvergabe hat sich in Grenzen gehalten und die Verschuldung der Haushalte ist moderat geblieben. Fakt ist, das die namibische Wirtschaft gesund ist. Wir werden die weltweiten Folgen der Krise kaum spüren, obwohl unsere Wachstumsrate niedriger ausfallen wird als in vergangenen Jahren.

AZ: Wie lautet Ihr Rat an namibische Investoren?
T. Liebenberg: Irgendwelche Marktprognosen in diesem Jahr zu machen, wird sehr schwierig sein. Man kann keinen konkreten Rat geben, ohne das Risiko-Profil des individuellen Investors zu kennen. Im Allgemeinen rate ich, mit überflüssigem Geld die erste Jahreshälfte 2009 abzuwarten und nach günstigen Aktien und Immobilien Ausschau zu halten. Ich würde Auslandsinvestitionen derzeit nicht verkaufen, allerdings würde ich mich dort nicht zusätzlich engagieren. Am Wichtigsten ist aber, keine komplexen Investitionen zu machen. Investieren Sie in etwas, das Sie verstehen. Privatanlegern empfehle ich die großen "Blue-Chip"-Aktien. Wenn Sie Aktien kaufen, halten Sie sich an Qualitäts- oder Regierungsaktien in etablierten Märkten. Wenn Sie Anleihen kaufen, beschränken sie sich auf Staatsanleihen und Papiere mit erstklassiger Bonität. Bargeld-Investitionen sollten so einfach wie möglich gehalten werden. Hier gibt es eine Reihe etablierter Geldmarktfonds. Wenn 2008 uns etwas gelehrt hat, dann folgendes: Halte es einfach. Ist es zu schön um wahr zu sein, dann ist es zu schön um wahr zu sein. Vor allem möchte ich Investoren vor absurd hohen Zinsen bei Angeboten warnen, weil die Zinsen im Laufe des Jahres gesenkt werden.

AZ: Welchen Rat geben Sie Investoren für eine Langzeit-Investition?
T. Liebenberg: Ich glaube, dass der Gebrauchsgütertrend der 70er Jahre sich auch diesmal als richtig erweisen wird. Damals war alles im Chaos, aber Gebrauchsgüter schossen in die Höhe. Ich möchte mich nicht auf eine gewisse Zeitspanne festlegen, rate Ihnen aber, nicht zu lange auf solche Investitionen zu verzichten und nicht zu vergessen, dass die Märkte zwar momentan nach unten tendieren, sie sich wieder berappeln werden. Sobald dies geschieht, wird das Wachstum enorm sein.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-30

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