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Diskrepanzen zwischen westlicher und afrikanischer Ethik

Die Wirtschaftsentwicklung in vielen Staaten Afrikas entspricht nicht den Vorstellungen von Entwicklungshelfern oder den Erwartungen einfacher Menschen in diesen Ländern.

Regionale Fachtagungen können in einer Welt, geprägt von Ideenlosigkeit und neuen Fragen, vielleicht Impulse zu neuem Mut geben. Wichtig ist nur, dass der Diskurs zu schlüssigen und praktikablen Konzepten führen muss, der die ganze Wirklichkeit nimmt, wie sie ist. Man hat bei Tagungen oft Beobachtungen gemacht, dass viele Teilnehmer stillschweigend, bewusst oder unbewusst, wichtige reale Fakten aussparen, die nicht sein dürfen, weil sie nicht in die Wirklichkeitsebene passen, in der die Menschen zurzeit leben. Eine solche Wirklichkeitsebene ist vor allem durch diejenige Ideologie bestimmt, die als Raster oder Sieb die aus erster oder meist zweiter Hand erlebte Wirklichkeit sortiert, d.h., welche die einzelnen zur Kenntnis gelangten Fakten und Probleme als unterschiedlich relevant qualifiziert oder sogar völlig ignoriert. Nur ein offener und ehrlicher Diskurs führt uns zu besseren entwicklungspolitischen Ansätzen.

Wirtschaftlicher Erfolg basiert auf kulturellen Grundlagen

Die Staaten Afrikas sind fast ausnahmslos arm und schlecht regiert. Warum ist das so? Liegt es am Kolonialismus, am Mangel an Demokratie, an der Geographie und am Klima, oder an der Wirtschaftspolitik?

Beobachtet man die unterschiedlichen Entwicklungen zwischen und innerhalb Ländern sehr nüchtern, so drängt sich die Erklärung auf, dass der Unterschied der Kulturen ein ausschlaggebender Faktor ist. Deutliche Unterschiede im Wohlstand verschiedener Kulturen findet man z.B. häufig innerhalb eines Landes. Der wirtschaftliche Erfolg z.B. der Chinesen in Malaysia, die Basken oder Katalanen in Spanien, der Inder in Kenia und Tansania, der Engländer in Simbabwe, der Protestanten in Frankreich, der Ibos in Nigeria, die Ovambo in Namibia, die Sikhs in Indien, der Norditaliener im Verhältnis zu den Sizilianern usw.

Es gibt anscheinend Kulturen und Kulturkreise, die schlechtere oder günstigere Voraussetzungen für wirtschaftliche Entwicklung und "good governance" (gute Staatsführung) bieten. "Kultur" sei hier verstanden als etwas bewusst oder unbewusst Erlerntes, als ein unsystematisches und wandelbares - wenn auch oft erstaunlich langlebiges - Ganzes von Angewohnheiten und Anschauungen, Werten und Abneigungen, Annahmen und Denkweisen über die Welt. Kultur beinhaltet also ein Weltbild, das bestimmte Arten der Wahrnehmung gestattet (oder begünstigt), andere verhindert (oder erschwert), die Individuen mit spezifischen Eigenschaften ausstattet, während es ihnen andere vorenthält und die Aufmerksamkeit der Menschen auf bestimmte Sachverhalte lenkt und von anderen abzieht.
Migration mit Kultur

Dass die Kultur eines Menschen ein ausschlaggebender Faktor ist, hat die Wirtschaftsgeschichte gezeigt. Die Geschichte hat in Jahrhunderten weltweiter Migration gleichsam ein Experiment durchgeführt, um den Beweis dafür zu liefern, dass Menschen gleicher Kultur in ganz unterschiedlichen Ländern (z.B. die Chinesen in Sambia) ähnlich erfolgreich waren und, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen in demselben Land, unter denselben äußeren Bedingungen und bei gleichen wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht gleich reagieren und Erfolg erzielen. Was sie mitbrachten in die Gastgeberländer, waren nicht das Klima und die geographische Beschaffenheit ihrer Herkunftsländer noch deren Politik und Wirtschaftsystem, sondern ihre Kultur.

Der Wirtschaftshistoriker David Landes kam zu der Schlussfolgerung: "If we learn anything from the history of economic development, it is that culture makes all the difference. - - Here Max Weber was right on." Ferner schreibt er: "Witness the enterprise of expatriate minorities - the Chinese in East and South-East Asia, Indians in East Africa, Lebanese in West Africa, Jews and Calvinists throughout much of Europe, and on and on. Yet culture, in the sense of inner values and attitudes that guide a population, frightens scholars. It has a sulfuric odour of race and inheritance, an air of immutability. In thoughtful moments, economists and social scientists recognize that this is not true, and indeed salute examples of cultural change for the better while deploring changes for the worse. But applauding or deploring implies the passivity of the viewer - an inability to use knowledge to shape people and things. What the technicians would rather do: change interest and exchange rates, free up trade, alter political institutions, manage. Besides, criticism of culture cuts close to the ego, injures identity and self-esteem. Coming from outsiders, such animadversions, however tactful and indirect, stink of condescension. Benevolent improvers have learned to steer clear."

Wie kam es dazu, dass die Analyse einer deskriptiven Ethik als normative Frage innerhalb der Diskussion einer Wirtschaftsethik bei den meisten Volkswirten außer Acht gelassen wurde? Deskriptive Ethik versucht in der Untersuchung der Werte und Wertsysteme Antworten zu finden, die wirtschaftlichen Ordnungsformen in sozio-kulturellen Kontexten zugrunde liegen. Dieser Beitrag geht von der Prämisse aus, das deskriptive Ethik - in den Worten von Max Weber Ethos genannt - die sozial-geschichtlichen Erklärungsgründe dafür liefert, welche wirtschaftspolitischen Impulse einer Region angemessen sind.
Homo oeconomicus
Die meisten Absolventen der modernen Wirtschaftswissenschaften kennen nur Methoden, die kulturell neutral und universell gültig sind. Zugrunde liegt das auf alle Menschen zutreffende Modell des homo oeconomicus (beziehungsweise der "Rational Choice Theory"), der nutzenmaximierend und kostenminimierend auf die gleichen wirtschaftlichen Anreize überall wesentlich gleich reagiert. Selbst William Easterly meint, dass alle Menschen auf Anreize und Gelegenheiten gleich reagieren. Jeder ist ein Unternehmer, er muss nur die Chance dazu bekommen. Die These vom Einfluss der Kultur auf das wirtschaftliche Handeln ist für viele moderne Ökonomen zu wenig auf präzise Ursache-Wirkung-Verhältnisse hin überprüfbar, also nicht den statistisch-mathematischen und strengen empirischen Verfahren zugänglich, die den meisten als Grundlage ihrer Wissenschaft gilt.

Einige Zeitgenossen kennen wahrscheinlich nicht die Namen der deutschen Ökonomen Gustav von Schmoller und Carl Menger. Sie waren bekannt als Antagonisten eines neuralgischen Punktes der Methodologie der Wissenschaft. Ihre Ansichtsweise in der ökonomischen Dogmengeschichte ist bekannt als der Methodenstreit. Für Schmoller konnte kein ökonomisches Phänomen angemessen untersucht und verstanden werden ohne Einbeziehung der geographischen, sozialen, kulturellen, politischen und ethischen Elemente. Einer der berühmten Sätze, der Schmoller zugeschrieben wird, lautet: "Es wird kein Nagel ohne Ethik in die Wand geschlagen." Hätten Ökonomen der Weltbank und vielleicht auch des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) mehr Schmoller intus gehabt, wären die Fehler der analytischen Schule weniger prägnant in Afrika.

Bevor wir nun die Diskrepanz zwischen westlicher und afrikanischer Ethik beleuchten, müssen wir erst ein gutes Verständnis über die Ethik als solches haben.

Was versteht man unter Ethik?

Der Begriff Ethik wird erfreulicherweise immer mehr genannt. Selbst die Leseprobe von Prof. Homann nennt Ethik im Zusammenhang mit "mehr" Markt. Deshalb ist es wichtig, sich mit dem Begriff Ethik näher zu befassen. Sonst hat man weniger Argumente, wenn Prof. Homann, ein deutscher Wirtschaftsethiker, wieder in Erscheinung tritt.

Der Begriff Ethik ist griechischen Ursprungs. Ethos heißt Wohnort und bezeichnet den Ort, an dem wir uns zu Hause fühlen und wo bestimmte Gewohnheiten gelten. Der Begriff Moral hat dem gegenüber eine lateinische Wurzel und bezeichnet die guten Sitten, die in einer Gesellschaft gelten. Beide Begriffe benennen ursprünglich also dasselbe, nämlich die Summe der eingelebten, faktisch geltenden Normen, Sitten und Gebräuche; das, was "man" tut bzw. nicht tun sollte.

Seit den Griechen hat sich die "gute" Sitte nicht verändert, nur der Maßstab. Was ist heutzutage ein gerechtes Zusammenleben und ein gutes Leben? Wie urteilt man ob man ethisch auftritt?

Ethik und Moral stehen zueinander im Verhältnis von Theorie und Praxis. Ethik ist die (philosophische) Theorie, Moral die entsprechende Praxis. Ethik ist ein Erklärungsphänomen, sie ist die kritische Theorie der Moral. Man handelt moralisch oder unmoralisch. Und wenn man über eigene Positionen nachdenkt, betreibt man bereits Ethik. Irgendeine ethische Position vertritt man immer, denn man handelt ja, man achtet die Rechte anderer oder man missachtet sie. Darum ergibt es keinen Sinn, eine Praxis als "unethisch" zu bezeichnen. Handlungen können richtig oder falsch, legitim oder illegitim, gerecht oder ungerecht usw. sein, aber niemals "unethisch". Natürlich kann man auf eine ethische Reflexion verzichten, aber dies tun wir an dieser Stelle nicht, denn wir wollen ja unsere Wirtschaftspolitik in Afrika legitimieren. Wer zu wohlreflektierten Urteilen gelangen möchte, der muss sich mit der Ethik beschäftigen.
Zweitens, es gibt keine ethische Neutralität, denn man handelt ja immer - regelmäßig auch gegen andere. Dies gilt auch für die Wirtschaft und den Markt. Man gibt sich einer Illusion hin, wenn man meint, der Markt sei neutral. Ethik hat mit dem Sollen zu tun und befasst sich somit mit dem, was maßgeblich ist, oder auch anders gesagt - was den Ausschlag geben soll. Deswegen ist Ethik der Inbegriff dessen, was maßgeblich ist und es ist nichts "über" der Ethik, auch nicht der Markt. Heutzutage wird der Markt sehr oft über die Ethik gestellt und man meint, dass das Marktgeschehen Vorschriften machen solle. Deswegen allein sollte die Ethik bereits bei der Bestimmung der grundlegenden Wertschöpfungsaufgabe eine Rolle spielen.

Um die moderne Ethik zu verstehen, speziell in einer pluralistischen Gesellschaft mit verschiedenen Kulturen, muss man das Moralprinzip im Sinn des Sollens und in der Logik der ethischen Urteilsfindung selbst verorten. Heute noch gilt Immanuel Kants maßgebliche Antwort zu der Frage: Was ist eigentlich Sollen? Was ist eine Pflicht im Unterschied zu einem bloßen Wollen? Kant formulierte seine Antwort im kategorischen Imperativ, der in der Fassung der sogenannten Zweckformel folgendermaßen lautet: "Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst." Das Moralprinzip von Kant gilt unbedingt, eben kategorisch, als Richtschnur.

Nicht Macht, sondern gute Gründe
Umformuliert in diskursethischen Begriffen bedeutet dies: Nicht Macht, sondern gute Gründe sollten den Ausschlag geben. Wer in jeder Argumentation nach ethischen Einsichten sucht, und diese Einsichten konsequenterweise zur Grundlage seines Handelns macht, der kann wenigstens das Prinzip der Moral nicht verletzen.

Folgt man dem oben genannten wirtschaftethischen Weg und setzt die Ethik als Primat über den Markt und der wirkungsmächtigen "ökonomischen Rationalität", so hat es eine Brisanz in der Argumentation, die nicht populär ist. An Hand von zwei Punkten möchte ich diese Brisanz deutlich machen.
Es ist die allgemeine Meinung verbreitet, dass der Markt und der freie Wettbewerb schon eine Logik in sich beinhalten. Der Markt wird als metaphysisch gesehen und die "unsichtbare Hand" lässt schon das Richtige geschehen. Demgegenüber ist festzuhalten, dass sich das ethisch Richtige weder von selbst beurteilt, noch von selbst bewirkt. Der "gute Wille" bleibt halt auf der Suche eines moral point of view unverzichtbar. Zweitens, für die ökonomische Rationalität steht auch der Name des homo oeconomicus. Striktes eigeninteressiertes Nutzstreben und Gewinnmaximierung. Mitarbeiter sind Produktionskosten und ein erhöhter Aktienkurs wird nur durch eine Kostensenkung (Mitarbeiter werden entlassen) erreicht. Aus einer ethischen Perspektive müssen der Markt und die ökonomische Rationalität daher in eine umfassende ethische Vernunft eingebettet werden.

Wir sehen nun, dass Wirtschaftserfolg mit Kultur verbunden ist und Ethik (die guten Sitten) auch aus der Kultur entspringt. Ethik ist somit nicht selbst eine Ideologie sondern eher ein Gegengift. Ethik ist unparteilich und eine philosophische Reflexion begründbarer moralisch/normativer Geltungsansprüche.

Afrikanische Ethik und Wirtschaftsentwicklung

Jomo Kenyatta sagte schon 1938 (Facing Mount Kenya): "Selbstverwirklichung (individualism) bedeutet nach der Gikuyu-Sprache Teufelei (black magic). Gott lebt im Himmel und bemüht sich nicht um die Angelegenheiten eines einzelnen Menschen. Er kümmert sich um die Angelegenheiten eines Volkes oder einer Gruppe von Familien. Es gibt keine Einzelmenschen-Religion".

Die Gegenüberstellung von "Ich" und "Wir" zeigt deutlich, dass die Wirtschaft als Teil der Kultur und Lebenswelt verstanden werden sollte. Wenn ökonomische Gesetze nicht universell gültig sind, dann ist wirtschaftliche Entwicklung auch keine verallgemeinbare Sach- oder Naturgesetzlichkeit, sondern mit "Kultur" als der Natur des Menschen, seinem Denken und Handeln ist Wirtschaft ein menschgemachtes "Kulturprodukt". Unter dieser Prämisse werden die kulturellen Umstände in den verschiedenen Afrikaländern auf die normativen Voraussetzungen einer Wirtschaftspolitik Einfluss nehmen müssen.

Möchte man Antworten für eine Wirtschaftsentwicklung finden, die mehr "angemessen" ist, so wäre es angebracht, die Unterschiede der Denktradition auszuleuchten. In der europäischen Denktradition von Aufklärung und Liberalismus entwickelt sich die Trennung von Religion und Politik sowie Wirtschaft und Ethik. Dieser Prozess wird in der Gegenüberstellung der Facetten kulturgeschichtlich erklärbarer Weltbilder deutlich, nämlich des wissenschaftlich-technischen Denkens einerseits und des afrikanischen Denkens - als Beispiel eines spirituellen Weltbilds einer nicht-europäischen Kulturtradition anderseits. Diese total verschiedenen Weltbilder können mit zwei Aussagen zusammengefasst werden:

- Cogito, Ergo Sum (Descartes).
- In Dancing with the other, I feel the other, hence I am (Leopold Senghor).

Der Gemeingeist ist also wichtiger als das Individuum. Weitere Unterschiede sind der Zeitbegriff, zukunftsorientiertes Denken im Vergleich zur Vergangenheitsorientierung. Der afrikanische Mensch ist in der Lage soviel Zeit zu schaffen, wie er braucht denn Zeit ist kein knappes Gut. Eine gewisse Zusammenfassung der grundlegenden Unterschiede in den Weltbildern liefert eine Äußerung des ehemaligen sambischen Staatspräsidenten Kenneth Kaunda : "Ich glaube, es gibt eine ausgesprochene afrikanische Auffassung von den Dingen. Wir haben unsere eigene Logik, die uns sinnvoll erscheint - wie verworren sie auch einem westlichen Menschen vorkommen mag. Wenn ich aus meiner eigenen Beobachtung einmal die Unterschiede zwischen afrikanischer und westlicher Psychologie wiedergeben sollte, würde ich sagen, dass der westliche Geist darauf fixiert ist, ein Problem zu lösen, während der des Afrikaners darauf ausgerichtet ist, eine Situation zu erfahren. Wenn ein Weißer auf ein Problem stößt, kommt er solange nicht zur Ruhe, bis er das Problem gelöst hat. Er versucht, wissenschaftlich vorzugehen, und weist häufig Lösungen, für die es keine logische Erklärung gibt, von der Hand. Für den Afrikaner wiederum gibt es keine Kluft zwischen dem Natürlichen und dem Übernatürlichen. Er wird eher geneigt sein, eine Situation zu akzeptieren, als einen Versuch zu machen, ein Problem zu lösen".
Transplantation wächst nicht unbedingt an
Alle wirtschaftstheoretischen Konzepte, die von westlichem Verhalten der Wirtschaftssubjekte entsprechendem Individualismus ausgehen, verfehlen so wesentlich Antriebskräfte afrikanischen Lebens und nehmen eine Transplantation vor, deren Hineinwachsen in das Umfeld nicht gewährleistet sein kann. An Hand von den folgenden Zitaten von Ali A. Mazuri kann die Wirtschaftspolitik des Marktes kritisiert werden:

- "A notorious inhibition of the free market in Africa is the simple fact that the whole market can be cornered or monopolized by an ethnic group or ethnic monopolies."

-,,In addition to ethnic nepotism as a constraint on the market in spite of privatization, there is also the all-pervasive constraint of the prestige motive in Africa's economic behaviour. The prestige motive operates both privately and at the state level, eating ominously into the resources of the country. When Westerners call upon African countries to privatise, they are expecting the profit motive to be given a free play. But in fact, the problem in most of Africa is not simply how to liberate and activate the profit motive, but also how to restrain the prestige motive."

- ,,A third major private constraint on the market (after ethnic nepotism and the prestige motive) is the general problem of bribery and corruption prevalent in postcolonial Africa."

Mazuri stellt sich auch die Frage, ob ethnischer Nepotismus, Korruption und das Prestigemotiv - sowie das Konsumverhalten der afrikanischen Eliten nicht eine Gegenreaktion zum westlichen Wirtschaftsmodell ist. Er meint: "The favourable intellectual climate for socialism in Africa concerns the whole accumulation of frustrations with efforts to develop Africa through Western patterns of economic growth."

Reflexion zu einer "afrikanischen" Wirtschaftspolitik

Man stellt sich vielleicht die Frage, warum die Diskrepanz zwischen afrikanischer und westlicher Ethik nicht direkt erörtert wurde, sondern eher Begriffe wie Kultur, Weltbild und Ethik allgemein. Man sollte sich nicht auf eine westliche oder afrikanische Ethik festlegen, da es das Bedürfnis nach einer weltweiten ethischen Entwicklung ist, im Rahmen einer wohlgeordneten Weltgesellschaft eingebunden zu sein.

Prof. K. Homann ist der Ansicht man sollte Wirtschaftsethik als angewandte Ökonomik konzipieren oder als ökonomische Theorie der Moral. Wie schon am Anfang dieses Referats argumentiert wurde, wird eine normative Ökonomik eine funktionalistische Wirtschaftsethik sein. Eine funktionalistische Wirtschaftsethik sieht die Ökonomik oder den Markt als Primat und nicht die Ethik. Prof. P. Ulrichs integrative Wirtschaftsethik bietet Lösungsansätze, wie man das Wirtschaften konsequent instrumentell verstehen kann. Vernünftiges Wirtschaften sollte ja nicht Selbstzweck sein, sondern Mittel im Hinblick auf unser gutes Leben und Zusammenleben in der Volkswirtschaft. Der Markt muss gedanklich in der afrikanischen Lebenswelt eingebettet werden und nicht umgekehrt.

Wirtschaftsentwicklung in Afrika sollte nicht Wachstum (Quantität) als Zielsetzung haben, sondern eine gerechte Gesellschaftsordung (Qualität). Die folgenden wirtschaftspolitischen Ansätze sollten dabei bedacht werden:

- Eine emanzipatorische Entwicklungspolitik, die sich auf die Entwicklung von Grundfähigkeiten konzentriert. Das heißt, die Ermächtigung (Empowerment) aller Bürger in Bezug auf Bildung, Kultur, Rechtsstaat, Demokratie, Grundrechte (z.B. Pressefreiheit) und letztens die Entfaltung unternehmerischer Fähigkeiten durch den Ressourcenzugang (z.B. Geschäftskredite, venture capital (Startkapital), Ausbildung von Jungunternehmern, usw.).
Es sollte auch eine Ordnungspolitik (nationale Wettbewerbspolitik) in den Ländern sowie auch eine Ordnungspolitik auf der internationalen Ebene sein. Das heißt, die Herstellung des Primats der Politik vor der Logik des Marktes im Sinne einer Global Governance. Man muss argumentieren, dass die globalen Märkte nur in eine Wirtschaftsethik eingebettet werden können, die die globalen Rahmenbedingungen für den Wettbewerb, Sozialverträglichkeit und ökologische Nachhaltigkeit in eine Lebenswelt der Bürgergesellschaft einbindet. Wer den globalen Markt will, muss auch eine globale Ordungspolitik wollen. Auch eine Ordnungspolitik, die für eine lebensdienliche Wirtschaftsentwicklung in Afrika die ökonomische Voraussetzungen schafft.
Literaturverzeichnis

Hanekom, C. (1980): Vom Weltbilde des Afrikaners, Bonn.
Landes, D. (1998): The Wealth and Poverty of Nations, London.
Mazrui, A. (2001): Ideology and African Political Culture, in Kiros, T. (eds.) Explorations in African Political Thought: Identity, Community, Ethics, London.
Rich, A. (1990): Wirtschaftsethik, Bd.2 - Marktwirtschaft, Planwirtschaft, Weltwirtschaft aus sozialethischer Sicht, Gütersloh.
Ulrich, P. (1997): Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, Bern.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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