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Donkey-Karre statt Überholspur: Vermarktet MTC eine Mogelpackung?
Donkey-Karre statt Überholspur: Vermarktet MTC eine Mogelpackung?

Donkey-Karre statt Überholspur: Vermarktet MTC eine Mogelpackung?

MTC ist, wie Jeder weiß, der größte Mobilfunkanbieter (Provider) in Namibia. Unter der Marke "Netman" vermarktet MTC auch diverse Angebote auf Basis von Prepaid (erst zahlen, dann nutzen) und Postpaid (feste Verträge mit einer festen Laufzeit; bezahlt wird nach Benutzung am Monatsende), die speziell für die Nutzung des Internetzuganges über das mobile Netz von MTC gedacht sind.

Internetzugang über Mobilfunk

Nahezu jedes neuere Smartphone (Handy, das mehr Computerfunktionalität als ein herkömmliches Mobiltelefon zur Verfügung stellt) ist ständig über das Mobilfunknetz mit dem Internet verbunden. Diese ortsunabhängige Flexibilität des Internetzuganges kann man auch ausnutzen, wenn man sich z.B. einen sogenannten Datenstick für den Laptop besorgt. Dieser wird einfach an einen vorhandenen USB-Anschluss am Computer angesteckt und schon kann das mobile Surfen im Internet beginnen. Ein ortsfester Anschluss ist also nicht mehr nötig, man kann seinen Internetzugang also mitnehmen - vorausgesetzt, man hat Empfang.

Kosten, die entstehen können

Genauso wie Gespräche oder Kurzmitteilungen (SMS) Kosten verursachen, so kostet es natürlich auch etwas, wenn man Daten, also z.B. Internetseiten wie Google o.ä., mit dem Handy aufruft. Dieses Datenvolumen wird heute meist in Megabyte (MB) oder Gigabyte (GB) gemessen. Das Aufrufen einer umfangreichen Internetseite schlägt i.d.R. mit einem Megabyte zu Buche. Ein Foto, mit einer heute durchschnittlichen Kamera aufgenommen, hat eine Größe von ca. zwei bis vier Megabyte. Ein Musiktitel in einem üblichen Format hat ca. fünf bis sechs Megabyte und ein Spielfilm in hoher Auflösung ca. ein bis zwei Gigabyte.

Heute wird üblicherweise der Zugang zum Internet nicht mehr nach der Zeit, sondern nach dem verbrauchten Datenvolumen abgerechnet - so auch bei MTC bzw. Netman. Dort gibt es ganz unterschiedliche und, wie in dieser Branche üblich, vielfältige und verwirrende Kombinationen aus Verträgen und Zukaufoptionen und Kosten, die beim Überschreiten der gebuchten Datenvolumen entstehen. Dennoch ist diese Abrechnungsmethode recht eindeutig: Ich kaufe eine bestimmte Menge an Datenvolumen und wenn diese aufgebraucht ist, dann habe ich eben keinen Zugang zum Internet mehr.

Unbegrenzt ist nicht unbegrenzt...

...jedenfalls nicht bei MTC, wenn man der Werbung folgt und einen sogenannten "Netman Unlimited"-Vertrag abschließt. Zwei Jahre lang entstehen monatliche Kosten von 949 N$ zuzüglich Mehrwertsteuer. (Vergleichbare Verträge gibt es in Europa für weniger als 200 N$.)

Konstruieren wir eine Beispielfamilie Mustermann: Der selbständige Vater ist Architekt und erledigt die Büroarbeit vormittags oft von zu Hause. Viele E-Mails mit umfangreichen Bauzeichnungen werden hin- und hergeschickt. Der Computer lädt im Hintergrund natürlich die Updates für den Virenscanner und Windows herunter. Mittags kommen die Kinder aus der Schule, nutzen Facebook und schauen sich Musikvideos auf YouTube an. Etwas online spielen, das geht dank der schnellen Internetverbindung ja nun, und dann noch schnell einen Film schauen. Abends noch etwas skypen, Musik hören und gemeinsam einen Film schauen. Dann noch ein paar Rezepte mit Bildern für den nächsten Basar durchstöbern. Dies ist laut der Werbung und dem Vertrag von MTC ja schließlich alles möglich, vorausgesetzt, man kommt überhaupt in die Lage und erreicht die beworbene Geschwindigkeit auch nur annähernd. Wie heißt es auf der Internetseite von MTC/Netman so schön: "Nothing stands between you and the World Wide Web, stay connected and up to date with the fastest 3G in Namibia, and without any limits." (Nichts steht zwischen Ihnen und dem Internet, bleiben Sie verbunden und auf dem Laufenden mit dem schnellsten 3G in Namibia - und dies ohne irgendwelche Beschränkungen.). Und bei dem Datenvolumen heißt es in großen, fetten Buchstaben: "UNLIMITED AMOUNT OF MB" (Unbegrenzte Menge von Megabyte).

Werbung und Realität

Jeder, der einen Vertrag mit MTC eingeht, akzeptiert natürlich auch das Kleingedruckte und somit die Bedingungen (fair and acceptable use policy). Dort sind Selbstverständlichkeiten geregelt, wie z.B. das Verbot, den Internetzugang für illegale Aktivitäten zu nutzen. Dort gibt es aber auch einen sehr schwammigen Absatz über das exzessive Nutzen des Internetzuganges eines MTC-Kunden. Übersetzt heißt es dort in Absatz 4.1 etwa: "Es gibt keine Grenze für die monatliche Nutzung des Netzwerks. Sollten die Aktivitäten des Kunden allerdings so hoch befunden werden, dass andere Kunden nachteilig betroffen sind, wird dem Kunden von MTC eine schriftliche Benachrichtigung/Warnung (per E-Mail oder auf andere Weise) zugehen. In extremen Fällen, wenn die Höhe der Aktivität nicht unmittelbar nach der Ankündigung/Warnung verringert wird, kann MTC die Leistung ohne weitere Vorankündigung an den Kunden beenden oder unterbrechen." Dies ist sehr schwammig. Welche Nutzung ist denn so hoch, dass andere Nutzer betroffen sind? Hier sollte MTC als erstes die "Happy Hour" zwischen 0 und 6 Uhr abschaffen! Denn zu dieser Zeit kann jeder für 10 N$ sieben Tage lang ohne Datenbegrenzung im Internet surfen. Dieser Ansturm von Nutzern führt regelmäßig zu einem beinahe kompletten Zusammenbruch des Internetzuganges über MTC.

MTC geht ja mit der Zeit und hat natürlich auch eine Fan-Seite auf Facebook. Diese war bisher recht voll von Kommentaren unzufriedener Kunden, die sich über eine mangelnde Geschwindigkeit beklagt haben. Seit neuestem melden sich dort jedoch auch Kunden, deren Internetverbindung in der Geschwindigkeit stark gedrosselt wurde. Dies ist neu. Dort, versteckt auf Facebook und nicht etwa in den Vertragsunterlagen oder auf der Webseite von MTC, hat ein (übereifriger?) Mitarbeiter von MTC die Katze aus dem Sack gelassen: Jeder, der ein Datenvolumen von 90 GB pro Monat erreicht, wird auf eine Geschwindigkeit gedrosselt (512 kbps), die lediglich 0,5 Prozent der von MTC beworbenen Geschwindigkeit (bis zu 100 Mbps) entspricht. Statt Überholspur dann doch die Donkey-Karre für 949 N$ pro Monat!

Auf Facebook haben sich bereits Betroffene zusammengefunden; etliche von ihnen haben angekündigt, ihren Vertrag bei MTC zu kündigen oder haben dies bereits getan. Auch wurden bereits Stimmen laut, dieses Vorgehen von MTC gerichtlich zu klären, da diese Datengrenze und Drosselung nicht Vertragsbestandteil ist. Die Entwicklung bleibt abzuwarten. Und unsere oben beschriebene Beispielfamilie Mustermann? Sie hat das Internet so genutzt wie es von MTC nicht nur in Fernsehspots beworben wird - und sie wäre von dieser MTC-Regelung betroffen. Auch ihr Anschluss würde abgeschaltet, unterbrochen oder gedrosselt.

Ich kann MTC nur empfehlen, diese Regelung entweder fallen zu lassen oder auch in deren Werbung zu platzieren. Unbegrenzt sollte unbegrenzt bleiben - auch bei der beworbenen Geschwindigkeit, die ja schließlich ein großes Verkaufsargument von MTC ist!

Sollten Sie weitergehende Fragen haben, können Sie mich gerne per E-Mail ([email protected]) kontaktieren.

Stefan Peim, Swakopmund

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-30

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