Dreharbeiten im namibischen Nigeria
Seit fünf Jahren spielen sie in der ARD-Fernsehserie "Um Himmels Willen" das sich immer kabbelnde Pärchen. Bürgermeister gegen Nonne, Geld gegen Geistlichkeit, weltliche Macht gegen himmlische. Ordensschwester Hanna Jacobi, die mit Herz und Verstand ihrer Berufung nachgeht und den Bürgern von Kaltenthal auch in ganz weltlichen Angelegenheiten mit praktischen Ratschlägen zur Seite steht, findet ihren stärksten Kontrahenten im Bürgermeister des Ortes. Wolfgang Wöller, dem ab und zu das Dollar-Zeichen in den Augen aufzuflackern scheint wie dem geizigen Onkel Donald Duck, würde das Kloster nur zu gerne nach seinen eigenen Plänen umbauen. Schwester Hanna findet jedoch immer wieder Wege, ihm einen Strich durch seine gut kalkulierte Rechnung zu machen.
Obwohl sich die Konflikte zwischen himmlischer und weltlicher Macht seit Beginn der Serie 2002 mit der Zeit zu wiederholen scheinen, nimmt das Zuschauerinteresse nicht ab. "Wir haben seit elf Jahren die gleiche Quote", sagt der Regisseur Ulrich König, "und das sind mehr als sieben Millionen Zuschauer". Das Erfolgsrezept von "Um Himmels Willen" hat mehrere Zutaten. "Die Leute erkennen sich wieder", erzählt Wepper, "und die Probleme werden immer positiv gelöst. Das ist so, wie die Menschen sich das Leben wünschen".
Janina Hartwig sieht ein wichtiges Detail in der guten Zusammenarbeit im Team. "Wir sind nicht nur Erfüllungsgehilfen des Drehbuchautors, sondern haben die Freiheit, Dialoge spontan abzuändern", erzählt die 50-jährige Schauspielerin, "dabei entstehen manchmal Szenen, die so gar nicht geschrieben stehen". Da wird aus dem "Ernst der Lage" zum Beispiel spontan die "Lage des Ernst". Menschen zum Lachen zu bringen sei die höchste Kunst des Filmemachens, ist König überzeugt. "Ich habe in zwei Minuten das größte Drama im Kasten", sagt der Regisseur, "aber keine Komödie." Dazu brauche es viel harte Arbeit und das richtige Timing.
Für einen 90-minütigen Spielfilm zur Serie, eine Spezialausgabe, die Weihnachten 2012 ausgestrahlt werden soll, kamen elf Schauspieler aus Deutschland für drei Wochen ins Land. Es war der zweite Anlauf der "Um Himmels Willen"-Filmcrew in Namibia. Im März letzten Jahres war bei den Dreharbeiten die Regieassistentin Veronika aus München auf einer Farm bei Windhoek von einem Leoparden angegriffen und so schwer verletzt worden, dass sie noch an der Unglücksstelle starb. "Wir möchten ihr diesen Film widmen", sagt König, "die Ideen, die sie hatte, wollten wir beim Drehen in ihrem Sinne umsetzen".
Die Hälfte des Films entstand in Namibia bei Rundu, die andere Hälfte in Deutschland, im bayerischen Landshut. Da die fiktive Filmhandlung im Dschungel Nigerias spielt, Nigeria aber aufgrund der politisch unsicheren Lage und der dürftigen Infrastruktur kein bevorzugter Drehort ist, wurde Namibia ausgewählt. Der Norden des Landes ist mit seinem reichen Wasservorkommen dem nigerianischen Landschaftsbild am ähnlichsten.
Neben einer ehemaligen Missionsstation 35 Kilometer östlich von Rundu wurde am Okavango ein afrikanisches Dorf nachgebaut, das perfekt auf die Bedürfnisse der Dreharbeiten zugeschnitten war. "Den Hauptdrehort in dieses abgeschiedene Gebiet zu legen, hat uns vor einen enormen Aufwand gestellt", erzählt Raphael Scriba von der namibischen Filmproduktionsfirma Power and Glory Films. "Wir mussten alles die 750 Kilometer von Windhoek nach Rundu transportieren - versuch zum Beispiel da oben mal einen Autoverleiher zu kriegen, da hast du keine Chance."
Power and Glory Films arbeitet als Service Provider mit der neuen deutschen Filmproduktionsfirma ndf zusammen und ist für das Angebot an Drehorten, Filmmotiven, die Logistik und die komplette Organisation vor Ort verantwortlich. "Am schwierigsten ist es, die afrikanischen Gegebenheiten an die europäische Erwartungshaltung anzupassen", erzählt Scriba, "europäische Filmemacher haben einen sehr engmaschigen Zeitplan und erwarten die gleiche Effizienz und Qualität wie in ihrem Land". Ein Projekt dieser Größenordnung bräuchte eine Vorlaufzeit von zwei Jahren, so der Filmproduzent. Für die Zukunft seien weitere Projekte zwischen den Firmen geplant, die jedoch noch nicht spruchreif seien.
Das 60-köpfige Filmteam stellte das Angebot an Unterkünften in Rundu auf eine harte Probe. "Wir haben sämtliche Lodges, Pensionen und Hotels belagert", erzählt Scriba. In Windhoek wurde nur an zwei Orten gedreht: Der Hosea-Kutako-Flughafen ersetzte den Flughafen Lagos. Hier liefen Komparsen in nigerianischen Gewändern umher. Auch das Gebäude der DHPS bekam eine Filmrolle, allerdings nur von außen. "Der Übergang über die Straße vor dem Gebäude war perfekt für unsere Zwecke", erzählt Scriba. Da Filme komprimierte Realität zeigten, müssten die natürlichen Gegebenheiten oft angepasst werden, um den Aufwand bei den Dreharbeiten so gering wie möglich zu halten.
Was Regisseur Ulrich König als "Wetterglück" bezeichnet, ist bei Namibiern eher ein Unglück: Kein Regen. "Einmal mussten wir dreißig Minuten unterbrechen, weil die Regentropfen auf Fritz` Hemd trocknen mussten", erzählt König. "Wir hatten alles rechtzeitig im Kasten, es geht also auch ohne die europäische Hast." Die zwei Puffertage nutzten die Schauspieler für einen Game-Drive und einen Stadtrundgang durch Windhoek. "Ich bin zum ersten aber bestimmt nicht zum letzten Mal in Namibia", sagt Wepper, "in Bayern ticken die Uhren ja schon langsamer, aber in Afrika ist das nochmal etwas anderes". In einer halben Stunde geht sein Busshuttle zum Flughafen und Wepper blickt nervös auf seine Armbanduhr. Sie scheint noch nach deutscher Zeit zu laufen.
Julia Kohl
Obwohl sich die Konflikte zwischen himmlischer und weltlicher Macht seit Beginn der Serie 2002 mit der Zeit zu wiederholen scheinen, nimmt das Zuschauerinteresse nicht ab. "Wir haben seit elf Jahren die gleiche Quote", sagt der Regisseur Ulrich König, "und das sind mehr als sieben Millionen Zuschauer". Das Erfolgsrezept von "Um Himmels Willen" hat mehrere Zutaten. "Die Leute erkennen sich wieder", erzählt Wepper, "und die Probleme werden immer positiv gelöst. Das ist so, wie die Menschen sich das Leben wünschen".
Janina Hartwig sieht ein wichtiges Detail in der guten Zusammenarbeit im Team. "Wir sind nicht nur Erfüllungsgehilfen des Drehbuchautors, sondern haben die Freiheit, Dialoge spontan abzuändern", erzählt die 50-jährige Schauspielerin, "dabei entstehen manchmal Szenen, die so gar nicht geschrieben stehen". Da wird aus dem "Ernst der Lage" zum Beispiel spontan die "Lage des Ernst". Menschen zum Lachen zu bringen sei die höchste Kunst des Filmemachens, ist König überzeugt. "Ich habe in zwei Minuten das größte Drama im Kasten", sagt der Regisseur, "aber keine Komödie." Dazu brauche es viel harte Arbeit und das richtige Timing.
Für einen 90-minütigen Spielfilm zur Serie, eine Spezialausgabe, die Weihnachten 2012 ausgestrahlt werden soll, kamen elf Schauspieler aus Deutschland für drei Wochen ins Land. Es war der zweite Anlauf der "Um Himmels Willen"-Filmcrew in Namibia. Im März letzten Jahres war bei den Dreharbeiten die Regieassistentin Veronika aus München auf einer Farm bei Windhoek von einem Leoparden angegriffen und so schwer verletzt worden, dass sie noch an der Unglücksstelle starb. "Wir möchten ihr diesen Film widmen", sagt König, "die Ideen, die sie hatte, wollten wir beim Drehen in ihrem Sinne umsetzen".
Die Hälfte des Films entstand in Namibia bei Rundu, die andere Hälfte in Deutschland, im bayerischen Landshut. Da die fiktive Filmhandlung im Dschungel Nigerias spielt, Nigeria aber aufgrund der politisch unsicheren Lage und der dürftigen Infrastruktur kein bevorzugter Drehort ist, wurde Namibia ausgewählt. Der Norden des Landes ist mit seinem reichen Wasservorkommen dem nigerianischen Landschaftsbild am ähnlichsten.
Neben einer ehemaligen Missionsstation 35 Kilometer östlich von Rundu wurde am Okavango ein afrikanisches Dorf nachgebaut, das perfekt auf die Bedürfnisse der Dreharbeiten zugeschnitten war. "Den Hauptdrehort in dieses abgeschiedene Gebiet zu legen, hat uns vor einen enormen Aufwand gestellt", erzählt Raphael Scriba von der namibischen Filmproduktionsfirma Power and Glory Films. "Wir mussten alles die 750 Kilometer von Windhoek nach Rundu transportieren - versuch zum Beispiel da oben mal einen Autoverleiher zu kriegen, da hast du keine Chance."
Power and Glory Films arbeitet als Service Provider mit der neuen deutschen Filmproduktionsfirma ndf zusammen und ist für das Angebot an Drehorten, Filmmotiven, die Logistik und die komplette Organisation vor Ort verantwortlich. "Am schwierigsten ist es, die afrikanischen Gegebenheiten an die europäische Erwartungshaltung anzupassen", erzählt Scriba, "europäische Filmemacher haben einen sehr engmaschigen Zeitplan und erwarten die gleiche Effizienz und Qualität wie in ihrem Land". Ein Projekt dieser Größenordnung bräuchte eine Vorlaufzeit von zwei Jahren, so der Filmproduzent. Für die Zukunft seien weitere Projekte zwischen den Firmen geplant, die jedoch noch nicht spruchreif seien.
Das 60-köpfige Filmteam stellte das Angebot an Unterkünften in Rundu auf eine harte Probe. "Wir haben sämtliche Lodges, Pensionen und Hotels belagert", erzählt Scriba. In Windhoek wurde nur an zwei Orten gedreht: Der Hosea-Kutako-Flughafen ersetzte den Flughafen Lagos. Hier liefen Komparsen in nigerianischen Gewändern umher. Auch das Gebäude der DHPS bekam eine Filmrolle, allerdings nur von außen. "Der Übergang über die Straße vor dem Gebäude war perfekt für unsere Zwecke", erzählt Scriba. Da Filme komprimierte Realität zeigten, müssten die natürlichen Gegebenheiten oft angepasst werden, um den Aufwand bei den Dreharbeiten so gering wie möglich zu halten.
Was Regisseur Ulrich König als "Wetterglück" bezeichnet, ist bei Namibiern eher ein Unglück: Kein Regen. "Einmal mussten wir dreißig Minuten unterbrechen, weil die Regentropfen auf Fritz` Hemd trocknen mussten", erzählt König. "Wir hatten alles rechtzeitig im Kasten, es geht also auch ohne die europäische Hast." Die zwei Puffertage nutzten die Schauspieler für einen Game-Drive und einen Stadtrundgang durch Windhoek. "Ich bin zum ersten aber bestimmt nicht zum letzten Mal in Namibia", sagt Wepper, "in Bayern ticken die Uhren ja schon langsamer, aber in Afrika ist das nochmal etwas anderes". In einer halben Stunde geht sein Busshuttle zum Flughafen und Wepper blickt nervös auf seine Armbanduhr. Sie scheint noch nach deutscher Zeit zu laufen.
Julia Kohl
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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