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Drei Sekunden vor Zwölf für Ongopolo

Am Montag hat Roderick Webster nach Beratungen mit der namibischen Regierung einen Eilantrag beim Windhoeker Obergericht eingereicht. In diesem Antrag verweist Webster auf eine Klausel im namibischen Unternehmensgesetz (Companies Act of 1973), der einen Liquidierungsantrag eines einzelnen Schuldners aufgrund besonderer Umstände untersagt.

Noch am gleichen Tag hat Richterin Kato van Niekerk dem Antrag stattgegeben. Sie entsprach auch dem Antrag von Webster, ein Treffen aller Kreditgeber anzuberaumen, um eine erzwungene Liquidierung von Ongopolo aufgrund von Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. Dieses Treffen, an dem unter anderen Vertreter des staatlichen Pensionsfonds GIPF, der namibische Entwicklungsbank, Standard Bank und Bank Windhoek teilnehmen werden, soll bis zum 17. Juli statt gefunden haben. Weatherly, bei dem Ongopolo ebenfalls mit Millionen in der Kreide steht, wird laut Webster den Kreditgebern einen Restrukturierungsplan vorstellen, der den weiteren Betrieb der Kupferminen sicherstellen und das Bergbauunternehmen durch eine Umwandlung von Krediten in Unternehmensanteile mittelfristig entschulden soll. Dies wird kein leichtes Unterfangen werden, denn nach einem aktuellen Buchprüferbericht, den Weatherly im März diesen Jahres angefordert hat, belaufen sich die Außenstände von Ongopolo Mining and Processing Ltd. auf inzwischen über N$ 603 Millionen.

In den Gerichtsunterlagen, die Websters Antrag beigefügt sind, heißt es: "Die Außenstände am Stichtag 31. März 2006 in Höhe von N$ 603087884 übersteigen die Gesamtsumme der Firmenwerte von N$ 303887030 um N$ 299200824. Angesichts der Tatsache, dass die Firmenwerte des Unternehmens im Großteil durch Investitionen in eigene Tochterunternehmen repräsentiert sind (?), scheinen sämtliche Werte des Unternehmens ausgelöscht zu sein."

Das wahre Ausmaß dieser finanziellen Krise entfaltet besondere Tragkraft, wenn sie Aussagen gegenübergestellt wird, die von Mitglieder des ehemaligen Managements von Ongopolo innerhalb der letzten beiden Jahre getätigt wurden. So titelte eine englischsprachige Tageszeitung aufgrund von Aussagen des ehemaligen Geschäftsführenden Direktors Andre Neethling im März 2005: "Strahlende Zukunft für Ongopolo". Und weiter: "Ongopolo führt seinen Phönix gleichen Aufstieg aus der Asche der ehemaligen Tsumeb Corporation Limited (TCL) ungebrochen fort." Neethling selbst wird mit der Ankündigung zitiert, vier Minen zurück in die Produktion zu führen und den Ausstoß der Kupferschmelze in Tsumeb innerhalb eines Jahres verdoppeln zu wollen. Zu dieser Zeit befand sich der Preis für Kupferkonzentrat auf den internationalen Märkten, getrieben durch eine starke Nachfrage aus Ostasien, bereits auf einem Zehnjahreshoch.

Als im Mai erste Gerüchte aufkamen, die nahe legten, dass sich Ongopolo mit einem riskanten Expansionskurs völlig übernommen hat, tat der Personalchef von Ongopolo, Hofni Ipinge, diese Gerüchte gegenüber der AZ als "Falschmeldungen" ab.

Tatsächlich aber, dies wurde von Webster bestätigt, war Ongopolo zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Monaten nicht mehr in der Lage, dem Schuldendienst nachzukommen. Die Frage der AZ an Webster, wann Missmanagement kriminelles Missmanagement genannt werden darf, wollte der 55-jährige Australier gestern nicht kommentieren. Er sagte lediglich: " Die Geschäftszahlen von Ongopolo, die uns nun vorliegen, sprechen ihre eigene Sprache. Das ist zurzeit alles, was ich dazu sagen möchte". Zu den Aussichten, das Bergbauunternehmen zum zweiten Mal nach dem Jahr 2000 vor dem Untergang zu bewahren sagte er: "Was wären denn die Alternative? Hunderte Menschen verlieren ihre Arbeit und Tsumeb verliert seinen wichtigsten Arbeitgeber. Abgesehen von den wirtschaftlichen Folgen für die Region könnten die Schuldner ihre Kredite größtenteils abschreiben. Das kann niemand wirklich wollen, glaube ich." Weatherly International wird in diesem Zusammenhang heute eine Börsenmeldung am Londoner Aktienmarkt LSE bekannt geben.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-27

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